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Dragon #340
Bewertung:
(4.5)
Von: Björn Arnold aka Wormys Queue
Am: 22.02.2006
Autor:diverse
Typ:
System:D&D/d20
Setting:universell
VerlagPaizo Publishing
ISBN/ASIN:
Inhalt:98 Seiten, Magazin
Sprache:Englisch

In der Februar-Ausgabe des Dragon Magazine (#340) dreht sich alles um die Sterne und den Einfluss, den sie auf die Charaktere und Ereignisse in einer Kampagne haben können – eine Themenausgabe also. Die Begründung dafür, die Nähe von Science-Fiction a la Jack Vance zur Fantasyliteratur liefert Erik Mona in seinem Editorial freundlicherweise gleich mit und untermauert sie mit weiteren Hinweisen auf frühere Experimente (Queen of the Demonweb Pits, Spelljammer). Nach den Leserbriefen und den üblichen Previews (für mich am interessantesten war der Hinweis auf das neue Modul The Red Hand of Doom(WotC) sowie Green Ronins Return to Freeport) folgt eine zweiseitige Preview/Werbung für die neue MMORPG-Hoffnung Dungeons&Dragons Online: Stormreach. Hört sich soweit ja alles ganz nett an, wieso aber in einem auf Eberron basierenden Spiel ausgerechnet die Druiden als Spielerklasse zunächst nicht möglich sein werden, ist mir ein Rätsel Denn gerade den Druiden bietet das Setting doch einiges an schönen Möglichkeiten zur Charaktergenerierung und -entwicklung.

 

Damit aber in medias res und zum ersten großen Artikel dieser Ausgabe: Hal Maclean's Astrology in D&D. Oder auch Dragon Astrology, da wurden die Lektoren sich wohl nicht ganz einig. In diesem Artikel werden neben Sternkreiszeichen für D&D-Kampagnen auch neue, sternzeichenbezogene Talente, die Fertigkeit Profession(Astrology) sowie ein System für die Erstellung von Tageshoroskopen eingeführt. Obwohl ich beim Thema Astrologie im Vorfeld sehr skeptisch war, muss ich doch zugeben, dass der Artikel in sich sehr stimmig ist und sicherlich sehr gut zu einem System passt,in dem Divination eh schon eine gewisse Rolle spielt. Die abhängig vom Sternzeichen erhältlichen Boni werden nur bei der Auswahl des entsprechenden Talents gewährt, die Balance bleibt also gewahrt. Wenn man überhaupt ein Haar in der Suppe finden will, könnte man noch am ehesten an den Beschreibungen der Sternzeichen herumkritteln. Die mit dem Sternzeichen „Kraken“ verbundenen Charaktereigenschaften hätte ich z.B. eher dem des „Betrachters“ zugeordnet. Und das „Einhörner“ als aggressiv, „Chimären“ aber als freundlich eingestuft werden, hat mir jedenfalls ein kleines Schmunzeln entlockt. Alles in allem aber ein prächtiger Artikel.

 

The Master Astrologer(E.W.Morton) ist eine direkt auf dem obigen Artikel aufbauende Prestigeklasse für all diejenigen, die ihre Zauber vorbereiten müssen. Der „Meisterastrologe“ nutzt seine enge Verbindung zu den Sternen dazu, die Macht und Wirkung seiner Zauber zu vergrößern, indem er z.B. das Sternzeichen seiner Gegner bestimmt, Sprüche mit metamagischen feats verbessert, ohne dass der Level des Spruchs erhöht wird oder gar die Sterne selbst manipuliert, um seine Fähigkeiten als Zauberer zu verstärken.

Was besonders auffällt, ist die Tatsache, dass die beiden Artikel offenbar in enger Zusammenarbeit geschrieben wurden. Das erhöht auf der einen Seite sicher den Nutzwert speziell des ersten Artikel, führt aber zu Anpassungsproblemen, wenn man nur die PrC benutzen möchte, ohne das Astrologiesystem des ersten Artikels zu verwenden. Allerdings würde sich die Mühe lohnen, denn der Meisterastrologe ist sicher eine sehr atmosphärische PrC mit viel Rollenspielpotential.

 

The Eternal Light(Chris Tulach) und Eye of the Night(Craig Campell) beschäftigen sich mit der Rolle von Sonne und Mond in einer D&D-Kampagne. Ausgehend von den Eigenschaften, die mit den beiden Himmelskörpern verbunden werden, gibt es Tipps für den Weltenbau und Beschreibungen der verschiedenen möglichen Himmelskonstellationen. Im folgenden wird jeweils eine religiöse sonnen-(mond-)zentrierte Organisation beschrieben, jeweils verbunden mit einer neuen Domäne(Hoffnung bzw. Emotion). Dazu gibt es Substitutionslevel für Mönche und Paladine (bzw. Schurken und Waldläufer), neue Talente und neue Zauber. Zwei sehr atmosphärische Artikel, was durch die wunderschönen Illustrationen noch betont wird. Ein kleiner Fehler bei den Domänenzaubern (die Beschreibung von detect emotions fehlt) trübt den Gesamteindruck nur unwesentlich, da er leicht behebbar ist (der Rat der Paizo-Offiziellen lautet, statt dessen den Zauber detect thoughts einzusetzen).

 

The ecology of the Mooncalf(Owen K.C. Stephens) bietet die übliche gelungene Mischung aus Hintergrundbeschrreibungen und Regelmaterial für den Einsatz der jeweiligen Kreatur. Während das Mondkalb (oder der Moonlord als stärkere Version) kaum als Gegner für zwischendurch geeignet sein dürfte, bietet der Artikel eine Menge Möglichkeiten, wie man sie in den Hintergrund einer Kampagne einarbeiten kann. Besonders geeignet sind sie wohl als Strippenzieher (und mögliche Endgegner), und die im Artikel beschriebenen Harbinger feats bieten schöne Möglichkeiten für den Spielleiter, diffuse Bedrohungsszenarien aufzubauen, deren Urheber zunächst im verborgenen bleiben.

 

Wormfood(F.Wesley Schneider), eine Artikelserie mit Zusatzmaterial zum Abenteuerpfad „Age of Worms“ (im Dungeon Magazine) beschäftigt sich diesmal mit der Möglichkeit, wie man Charaktere ausstaffieren kann, um möglichst viel Eindruck bei offiziellen Empfängen zu schinden. Sicher ein Punkt, der oft missachtet wird, aber die hier dargestellten Optionen sollten nur von Gruppen benutzt werden, die mit Humor in einer Kampagne umgehen können, da hier die Gefahr, ins Lächerliche abzugleiten , meiner Meinung nach ziemlich hoch ist. Gruppen, die so etwas mögen, werden aber mit Boni auf Diplomatieproben belohnt, und mal ehrlich, wer wollte nicht schon mal einen eigenen Herold haben? :)

 

Bazaar of the Bizarre(Mike Mearls) trägt diesmal die bezeichnende Überschrift Items of the Zodiac. Tatsächlich werden für jedes aus dem Artikel Astrology in D&D beschriebene Sternzeichen ein eigener magischer Gegenstand beschrieben. Auch hier wird wieder deutlich, dass die Artikel dieser Ausgabe gut aufeinander abgestimmt wurden, da die Effekte der Gegenstände recht gut zu den Beschreibungen der Sternzeichen in früheren Artikeln passen.

 

Spellcraft: The Twilight Codex (Greg Marks) bietet den Zauberwirkern unter den Spielern ein paar neue Zauber, die passend zum Thema der Ausgabe vor allem mit den Sternen und insbesondere dem Mond in Verbindung stehen. Besonders der Zauber Moonbridge hat es mir angetan, da er nächtlichen Kämpfen eine neue taktische Komponente hinzufügt, den Zauber Lunacy dagegen, würde ich, so wie er beschrieben ist, nur ungerne verwenden, da ich es grundsätzlich nicht mag, wenn der DM plötzlich (wenn auch nur mit einer Chance von 5%) die alleinige Kontrolle über einen Spielercharakter erhält.

 

Novel Approach: The Black Cauldron (Joshua Cole) befasst sich diesmal mit den Werken Lloyd Alexanders, besonders dem durch die Walt Disney-Verfilmung bekannt gewordenen „Schwarzen Kessel“. Die Adaption des Kessels für eine D&D-Kampagne ist sehr gelungen, und das Template „Cauldron Spawn“ bietet dem geneigten DM eine schöne Möglichkeit, Untote in seine Kampagne einzufügen, die im ersten Augenblick für ein Gähnen bei den Spielern sorgen, was aber schnell in Überraschung übergehen dürfte, wenn der Hammer des Klerikers und die Sprüche des Zauberers weitestgehend wirkungslos von den Skeletten abprallen, während diese sich mit einer überraschend hohen Geschwindigkeit auf ihre Opfer zu bewegen.

 

Sage Advice (Andy Collins) beantwortet diesmal Fragen zum Thema Metamagie und zauberähnliche Fähigkeiten.

An den neuen Stil der Class Acts muss ich mich erst noch gewöhnen. Zwar begrüsse ich die Miteinbeziehung der Klassen aus der Complete-Serie, aber ich vermisse die Vielfalt von 12 Artikeln gegenüber den jetzt nur noch 4 Beiträgen. Sei dem wie es sei, immerhin verdienen 3 dieser Beiträge in meinen Augen eine lobende Erwähnung. Die Abteilung „Adventurer“ (Galen Ciscell)wartet mit einer Vielzahl von netten Talenten für „Opportunisten“ auf, einer Charaktervariante, die vor allem auf Fehler ihrer Gegner lauert und diese gnadenlos auszunutzen sucht. Starcasters (Hal MacLean) bietet verschiedene Möglichkeiten (inklusive Boni und Mali) an, wie der Hintergrund eines Zauberwirkers mit einer Verbindung zu den Sternen aussehen könnte. Und die Ritual Markings (Richard Farrese und Wil Upchurch) beschäftigen sich mit den verschiedenen Tätowierungen und ihren Bedeutungen innerhalb der Stammeskultur der Barbarenstämme und wirken damit dem Gimmick des Barbaren als tumbem Haudrauf entgegen. Nur mit den Schools of Faith (Christopher Wissel) kann ich persönlich nichts anfangen, da die dargebotenen Informationen alle im PHB zu finden sind. Zum schnellen Nachschlagen der Schule, der ein Klerikerzauber angehört, mag das ja ganz nützlich sein, für mich ist der Artikel aber Platzverschwendung.

Den Abschluss bilden wie immer die inzwischen auf vier angewachsenen Comicstrips, von denen ich diesmal besonders Order of the Stick hervorheben möchte,bei dem es sich diesmal um Metagaming und den Unterschied zwischen Weisheit und Intelligenz dreht. ;)

 

Fazit:

Für jeden, der die Sterne und ihren möglichen Einfluss auf das Geschehen in der Welt in seine Kampagne einbinden möchte, halte ich diese Ausgabe für ein absolutes Muss. Aber auch jeder andere sollte keine Probleme haben, etwas für ihn passendes aus einem oder mehreren Beiträgen herauszuziehen. Besonders sticht hervor, wie gut die Artikel aufeinander abgestimmt sind, man kann die Artikel problemlos in ihrer Gesamtheit in seine Kampagne übernehmen. Artikel wie The Black Cauldron wirken da fast schon wie Fremdkörper, sind aber auch sehr gut gelungen. Ein paar kleinere Fehler sind wohl dem Lektoriat anzulasten, trüben aber den Gesamteindruck nur unwesentlich. Dafür wird die Ausgabe von einigen sehr schönen Innenillustrationen geschmückt Alles in allem eine sehr gelungene Ausgabe, die ich jedem nur empfehlen kann.