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Complete Psionic
Bewertung:
(1.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 26.04.2006
Autor:Bruce R. Cordell, Christopher Lindsay
Typ:
System:D&D 3.5
Setting:Universell
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:0-7869-3911-7
Inhalt:160 Seiten, Hardcover
Sprache:Englisch

Mastering the Powers of the Mind

Das „Complete Psionics“ ist das fünfte Buch in der Complete Reihe, welche bisher weitestgehend sehr gut überzeugen konnte. Das „Complete Psionics“, nachfolgend CP genannt, kann dies bei weitem nicht, so viel schon mal vorweg gesagt.

 

Erster Eindruck:

Der erste Eindruck des Buches ist wie üblich sehr gut, denn das Design und Layout ist dasselbe, wie schon bei den vorigen Büchern der Reihe. Beim ersten Durchblättern fallen einem zahlreiche Illustrationen ins Auge die sich weitestgehend recht schick und stylisch präsentieren. Der Text ist zweispaltig layoutet und wird zwischendurch immer mal durch so genannte Sidebars aufgelockert.

 

Inhalt & Qualität:

Das Buch kommt mit 160 Seiten und ist sechs Kapitel unterteilt. Ursprünglich hatte es knapp 190 Seiten, die aber wohl beim „editing“ in den Tiefen psionischer Gehirne verschwunden sind. Dies fällt einem sehr schnell beim lesen auf, denn das CP ist wohl das am schlechtesten editierte - d.h. lektorierte und korrigierte – das WotC seit langer Zeit herausgebracht hat. Massenweise Fehler und schwammige Formulierungen, die viele Fragen offen lassen und eben auch massenweise Fehler beherbergen. Auch scheinen die Errata zum Expanded Psionics Handbook (XPH), die z.b. die „Powers“ in ihrem „Scaling“ angepaßt haben, kaum oder sogar keine Beachtung gefunden zu haben, denn hier im CP finden sich dann plötzlich wieder neue Kräfte die das alte Scaling aufweisen.

 

Kapitel 1: Classes

Das CP präsentiert drei neue Core-Klassen, den „Ardent“, den „Divine Mind“ und den „Lurk“, die durchaus interessant sind und in der Tat noch das Beste am Buch sind, aber letztendlich auch nicht wirklich neu sind. Der Lurk beispielsweise, welcher eine Art psionischer Schurke ist, wurde bereits umsonst auf der WotC Website präsentiert, auch wenn man ihn nun leicht verändert hat. Sowohl der Divine Mind als auch der Ardent sind Psioniker die göttliche Energie anzapfen und genau das ist auch der Haken daran, denn genau damit wird der besondere Flair der Psionik vollkommen über Bord geworfen.

 

Kapitel 2: Prestigeklassen

Im Gegensatz zu den anderen Complete-Bücher ist die Auswahl an Prestigeklassen im CP recht gering. Es werden nur acht Pk’s angeboten, während in den anderen Complete-Bücher zwischen 18 und 28 Prestigeklassen zu finden sind. Generell wären acht Pk’s nicht allzu schlimm, wären diese nicht weitestgehend durchschnittlich oder schlechter. Maximal ein oder zwei dieser Prestigeklassen sind brauchbar, wenn sie auch eher für NSCs geeignet sind.

 

Kapitel 3: Feats

Es gibt massenweise Feats in diesem Buch, doch Masse ist ja bekanntlich nicht gleich Klasse und so kann man die Hälfte der hier präsentierten Talente getrost vergessen oder zu einigen wenigen zusammenfassen. Auch sind viele der gebotenen Feats spezielle Rassentalente, beispielsweise für Illithiden und anderes Getier, was die Vielzahl schon erheblich schmälert. Allerdings bietet diese Vielzahl an Talenten auf der anderen Seite wiederum die Möglichkeit, seinen Charakteren mehr Individualität einzuhauchen. Doch diese Option macht den Braten meiner Meinung nach nicht fett. Auf jedenfall kann man die meisten der gelisteten Feats in die folgenden Kategorien einsortieren. Die einen sind die Talente, die es einer psionischen Rasse erlauben ihre psi-ähnlichen Fähigkeiten zweimal mehr am Tag zu benutzen. Dann gibt es jene die es dem Charakter erlauben, mehrere verschiedene Rassenkräfte zu benutzen, um eine andere Kraft leicht zu verändern und letztlich gibt es jene Feats, welche die Mindblade eines Soulknifes in verschiedene exotische Waffen verwandeln kann. Vor allem die erste Kategorie hätte man im übrigen sehr gute in ein einziges Talent verwandeln können.

 

Kapitel 4: Powers, Mantles and Items

Auch dieses Kapitel ist ganz gut bestückt, wenn auch die Anzahl der Powers nicht so zahlreich ist, wie die der Feats. Es gibt zwar einige Powers, die interessant erscheinen, aber viele der präsentierten Kräfte sind einfach nicht neu, sondern aus anderen Quellen, wie beispielsweise dem Dragon Magazine, zusammen gesammelt. Außerdem haben die meisten Powers hier den Nachteil, daß sie auf die neuen Klassen aus dem Buch zugeschnitten sind. Im Großen und Ganzen wirkt dieses Kapitel eher wie Spachtelmasse, die das Buch anfüllen soll, als das es ernsthaft gutes Material bietet

 

Kapitel 5: Constructs and Creatures

Auch dieses Kapitel konnte mich nicht überzeugen, auch wenn es einige Kreaturen bietet. Doch auch hier ist vieles was geboten wird nicht wirklich neu. Außerdem finden sich hier sehr viele Templates, die auf irgendwelche astralen Projektionen angewendet werden können oder sollen. Ganz nett aber nicht wirklich das was man so braucht. Ein paar coole Monster, die nicht schon woanders aufgetaucht sind, wären wirklich innovativ gewesen. Also ist auch dieses Kapitel eher ein Lückenfüller.

 

Kapitel 6: Character Options

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit Anpassungen für Psi-Charakter. Zum einen gibt es hier Stufenanpassungen für besonders starke Rassen, die bis Stufe 20 in Tabellen gegenüber gestellt werden. Hier hätte eine kürzere Übersicht auch gereicht, aber naja, was man hat das hat man. Außerdem findet sich in diesem Kapitel die Psion Variante „the Erudite“, die recht gut gelungen ist und tatsächlich nicht als Ersatz zum eigentlichen Psion dienen kann, sondern durchaus auch neben diesem erscheinen könnte. Abgerundet wird das Kapitel mit ein paar Epic-Level Infos zu den neuen Klassen und der Vorstellung der sechs geheimen Psionik-Häusern, aus denen die Talaire stammen.

 

Was sonst noch?

Was mich wohl am meisten am CP stört ist das mit dem Buch die Unterschiede zwischen Psionik und göttlicher Magie sehr stark verschwimmen und die Richtung für der eigentlich einzigartigen Psi-Kraft, die aus dem Inneren kommt und vollständig unabhängig von der Umgebung ist, in eine komplett andere Richtung gedreht wird. Damit wird das Flair der Psionik stark modifiziert. Während im XPH die „Kräfte des Geistes“ eben noch völlig einzigartig vom Geist des Charakters abhängig waren, beziehen nun einige psionische Klassen sogar ihre Energie von den Göttern. Meiner Meinung ein völlig falscher Weg. Mit dem CP gibt es keine Grenzen diesbezüglich mehr und im Grunde trennt nun den Psioniker nichts mehr wirklich vom Magier oder Kleriker.

Es gibt aber auch ein paar gute Seiten an dem Buch. Beispielsweise für jene die die Soulknifes lieben, denn diese erhalten einige gute neue Talente und Kräfte, sowie akzeptable Prestigeklassen und Errata, die zumindest ein wenig Sinn machen. Leider kommen dafür dann aber die normalen psionischen Klassen zu kurz, denn das CP kümmert sich fast nur um die neuen Klassen.

 

Fazit:

Gerade heraus gesagt ist das Complete Psionic ziemlicher Müll und meiner Meinung ist es zu großen Teil nur Papier für den Heizofen. Das Buch hätte durchaus gut werden können, erreicht aber nicht mal die Klasse der Durchschnittlichkeit. Zwar ist die Aufmachung inklusive der Illustrationen (die Zeichnung des Erudite ist beispielsweise weltklasse), aber ein tolles Design macht eben noch kein tolles Buch, denn auf den Inhalt kommt es an. Und da hapert es beim CP enorm. Die drei neuen Klassen sind nett aber nicht wirklich toll. Die Prestigeklassen sind, mit einer Anzahl von gerade mal acht Klassen, mehr als zu wenig und dabei bis auf ein oder zwei auch nur maximal von durchschnittlicher Güte. Die Feats sind zahlreich, könnten aber einfach durch Zusammenführung locker um die Hälfte gekürzt werden, während die andere Hälfte sowieso extrem klassen- bzw. rassenspezifisch ist. Die Powers, Gegenstände, neuen Kreaturen und Konstrukte sind teilweise okay, aber sind wie andere Dinge im Buch zum Großteil nicht mal neu, sondern wurden bereits an anderen Stellen gedruckt. Die Character Options sind nett, aber hauen einen auch nicht vom Sockel. Wie oben bereits erwähnt (siehe: Was sonst noch?) geht durch das CP der Psionik eine riesige Masse an Flair ab, denn durch die Verschmelzung von Psionik-Klassen mit der göttlichen Magie, geht die Individualität und die Unabhängigkeit der „Kraft des Geistes“, die nur aus dem Inneren kommen soll, doch sehr verloren. Und zum Abschluß ist das Buch extrem schlecht geschrieben und lektoriert und selbst die hauseigenen Errata zum XPH wurden teils einfach übergangen.

Gebt euer Geld besser für gute Bücher aus oder spendet es Bedürftigen, aber laßt die Finger bloß von diesem Buch hier!