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Scourge Of The Howling Horde
Bewertung:
(2.0)
Von: Alex Lorenz
Alias: Blackthorne
Am: 18.11.2006
Autor:Gwendolyn F.M. Kestrel
Typ:Abenteuer
System:D&D
Setting:generisch
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:0786939354
Inhalt:32 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Das ruhige Dörfchen Barrow´s Edge wird von marodierenden Goblins belästigt. Aber wer oder was steckt hinter den Angriffen? Die Antwort liegt in den Heulenden Höhlen...

 

Allgemein: "Scourge Of The Howling Horde" (im Folgenden "SOTHH") ist ein D&D-Abenteuer für vier Charaktere der ersten Stufe. Es richtet sich hauptsächlich an Spieler und Spielleiter, die zum ersten Mal Dungeons & Dragons spielen, will aber auch für erfahrenere Gruppen geeignet sein. Die Autorin, Gwendolyn F.M. Kestrel, ist durch das Planar Handbook bekannt, aber auch für das „Book of Erotic Fantasy“ berüchtigt. SOTHH ist keinem bestimmten Kampagnensetting zugeordnet.

 

Aufmachung: SOTHH ist ein 32-seitiges Softcover. Das Titelbild von Simone Bianchi zeigt einen Trupp Goblins. Stilistisch ist es eher ungewöhnlich, weiß aber zu gefallen. Das schwarz-weiße Innenlayout entspricht dem der Regelwerke, allerdings wurde für die Höhlen wieder das bereits aus "Expedition to Castle Ravenloft" bekannte Format für Begegnungen verwandt. Um die Lesbarkeit gerade dieser Seiten ist es allerdings sehr schlecht bestellt; insbesondere die "Dungeon Features" werden in Schwarz auf Dunkelgrau präsentiert und sind folglich kaum zu lesen - reichlich daneben und ein erster großer Kritikpunkt. Das Artwork im Inneren des Heftes ist spärlich und unspektakulär; die Karten hingegen sind gut.

 

Zur Story: Goblins terrorisieren die Bewohner von Barrow´s Edge. Die Spielercharaktere gehen der Sache nach und erforschen die Heulenden Höhlen, wo der Goblinstamm wohnt. Am Ende des Komplexes wartet Noak, ein schwarzer Wyrmling, der die Kontrolle über den Stamm an sich gerissen hat.

Ganz recht, das war´s schon. Klingt nicht nur wie "Red Hand Of Doom" in der Version der Barmer Ersatzkasse, sondern ist auch offiziell das generischste, uninspirierteste Abenteuer, das man sich mit viel Mühe ausdenken kann. SOTHH erspart sich jegliche Form von Originalität, Handlungsverlauf, Überraschungen oder auch nur neue Monster.

Im Prinzip ist das ja auch nicht schlimm, da sich SOTHH eben primär an Anfänger richtet. Als Abenteuer für Einsteiger mag sich ein solch simpler Plot eignen, aber erfahrene D&Dler dürften eher das große Gähnen kriegen.

Frischlinge hinter dem Spielleiterschirm werden von SOTHH freundlich an die Hand genommen. Das Abenteuer erklärt viele Dinge, die sich eigentlich aus den Regeln ergeben, Anfängern jedoch durch die Lappen gehen oder Probleme bereiten könnten. Gleich am Anfang z.B. wird ausführlich erklärt, auf welche verschiedenen Weisen man die Initiativereihenfolge festhalten kann. Bei einem Kampf gegen Untote werden noch einmal diverse Immunitäten und sonstige Eigenarten des Kreaturentyps aufgelistet. Und für die Trefferpunkte der Gegner gibt es sogar Kästchen zum Abstreichen. Auf der Schattenseite nehmen all diese Hilfen auch Platz weg.

 

Gameplay: SOTHH ist in zwei Kapitel aufgeteilt. In Kapitel 1, „Barrow´s Edge“, werden die Charaktere selbst in einen Angriff der Goblins auf eine Karawane verwickelt. Es folgt ein Überblick über das Dörfchen Barrow´s Edge und die dortigen NSC. Alles nicht sehr aufregend, aber funktionell gemacht.

Im zweiten Teil werden dann die Heulenden Höhlen und ihre Bewohner beschrieben. Es handelt sich hier um einen Dungeon mit zwölf Räumen, in denen alle üblichen Begegnungen abgehandelt werden. Wächter am Eingang? Check. Massenschlacht gegen kleine Gegner? Check. Obligatorisches Untoten-Encounter? Check. Der eine Goblin, mit dem man verhandeln kann? Check. Fieser Vize-Endgegner? Check. Oberfieser Endgegner? Check.

In diesem Teil des Abenteuers greift SOTHH wie bereits erwähnt auf das neue System zur Präsentation von Begegnungen zurück, welches in Expedition to Castle Ravenloft eingeführt wurde. Fairerweise muss man sagen, dass dieses System hier wesentlich besser zum Stil des Abenteuers passt. Außerdem haben die Designer gelernt: Die Beschreibungstexte und die taktischen Informationen sind hier nicht voneinander getrennt, sondern auf derselben Seite angesiedelt, so dass das Geblätter auf ein Minimum reduziert wird.

Die Spielhilfen für Anfänger nehmen hier zwischenzeitlich absurde Gestalt an: Auf jeder Doppelseite wird ein Absatz auf die zu verteilenden Erfahrungspunkte verschwendet. Der Knüller dabei: SOTHH präsentiert fertige Ergebnisse für jede Anzahl von Charakteren. Gott behüte, am Ende hätte der Spielleiter selbst die unlösbare Aufgabe, 600XP durch vier Spieler zu teilen!

 

Apropos Platzverschwendung: Durch das neue Encounter Format braucht SOTHH 21 Seiten für ein Dungeon mit zwölf Räumen. Zum Vergleich: „The Sunless Citadel“, auch ein Stufe-1-Dungeon mit Goblins, präsentiert auf netto 28 Seiten einen Dungeon mit 56 (!) Räumen.

Am Ende des Tages gibt´s dann noch einen kurzen Abschlusstext. Anhänge fehlen; ebenso gibt es keinen Online-Support von den Wizards.

 

Fazit: „Scourge Of The Howling Horde“ macht nichts wirklich falsch, aber auch nichts richtig. Es ist öde, einfallslos, generisch und für fortgeschrittene Spieler nicht geeignet. Auch Anfänger können bessere Alternativen finden: Das erwähnte „Sunless Citadel“ schlägt die Heulende Horde mit Leichtigkeit. Selbst „The Burning Plague“, das auf der Wizards-Website kostenlos zu haben ist, bietet mehr Spaß. Dass im Dungeon Magazine jeden Monat besseres zu finden ist, versteht sich von selbst. Diese Horde braucht keiner so richtig. Wer jedoch einen völlig anspruchslosen Dungeon Crawl für Stufe 1 sucht, mag hier fündig werden.