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Into the Blue
Bewertung:
(4.6)
Von: Frank Roters
Alias: Lagrange / Ebroer
Am: 23.12.2006
Autor:Erdenstern
Typ:RPG Soundtrack
System:Musik
VerlagErdenstern
ISBN/ASIN:
Inhalt:1 CD, Booklet 8 Seiten
Sprache:n/a

Into the Blue

„‚Into the Blue‛, die dritte ‚Rollenspielfarbe’, die Erdenstern ihrer ‚Bibliothek fantastischer Musik für das Abenteuer im Kopf’ hinzufügen, befasst sich mit der See und den Abenteuern, die man am und im Meer erleben kann. Wie bei den Vorgängern werden verschieden Szenarien beschrieben, die sich vielfältig einsetzen lassen sollen.

 

Was bietet die CD?

Die CD ist mit 21 Titeln und einer Spielzeit von fast 80 Minuten Spielzeit „randvoll“. Abermals kommt die bewährte Mischung hochwertiger Instrumentensamples und von Naturinstrumenten zum Einsatz. Die Instrumentierung unterscheidet sich leicht von den Vorgängern, neben den üblichen klassischen Orchesterinstrumenten kommen vor allem üblicherweise in der folkloristischen Musik verwendete Instrumente (Dudelsack, Konzertgitarre, Schifferklavier/Akkordeon etc.) zum Einsatz. Überhaupt kann diese CD einen gewissen Folk-Einfluss nicht verleugnen…

Mit dem nun 8-seitigen Booklet kommen auch mehr Infos als bei den vorhergehenden CDs. Waren die Booklets auch schon vorher liebvoll gestaltet, so findet man nun auch einige kurze Infos zu den Musikern. Bewährt hat sich sicherlich neben der Angabe der Titel eine kurze Beschreibung der Stimmung des Titels, so dass SL vor einer Session sehr schnell die passende Begleitmusik zu einer Szene finden können.

Bei dieser Besprechung bin ich so vorgegangen, dass ich erst einmal geschrieben habe, was Bilder oder Stimmungen bei dem Stück bei mir hervorgerufen wurden, dann habe ich die kurzen Beschreibungen von Erdenstern dazu geschrieben. So kann jeder selbst schauen, ob die Stimmungen, die Erdenstern erzeugen wollten, auch bei mir hervorgerufen wurden…

 

1. Incognita – Beginn einer Reise zu den Grenzen der bekannten Welt – kraftvoll, erhebend, erwartungsvoll

Ein gelungener Einstieg: wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich vor meinem geistigen Auge, wie ein Schiff über eine blaue See gleitet, vor dem Bug springen Delphine und am Horizont taucht langsam Land auf. Der Chorgesang gibt dem ganzen einen epischen Charakter.

 

2. In The Harbour – Der Blick zum Horizont – fröhlich, geschäftig, einleitend

Auch hier kann man sich gut einen Hafen vorstellen, Schiffe schaukeln im Wellengang, werden be- und entladen. Sehr gelungen.

 

3. Quayside Pub – Wer saufen kann, kann auch segeln! – folkloristisch, ausgelassen, sich steigernd

Man fühlt sich in eine Hafenkneipe hinein versetzt: ausgelassenes Treiben und Seeleute die vor den Großen Fahrt noch einmal richtig einen heben wollen. Oder die Gefahr laufen, shanghait zu werden… Wunderbar getroffen und für mich viel besser gelungen als die Kneipenszene von „Into The Green“.

 

4. The Map – Rätsel, Ungewissheit und Verheißung – mystisch, verlockend, geheimnisvoll

Diese Szene könnte immer noch in der Kneipe, in einem Hinterzimmer vielleicht, angesiedelt sein. Spannung kommt auf, als eine Karte entrollt wird, die Abenteuer verspricht. Könnte aber auch sicherlich in anderen Szenen eingesetzt werden, bei denen eine Aura des Geheimnisvollen gebraucht wird…

 

5. The Ship – Ein beeindruckendes Schiff voller Vorfreude - imposant, stolz, munter

Wir kommen auf das Schiff, das uns eine Heimstatt liefert. Beschwingt schaukelt es in den Wellen und langsam gleitet es aus dem Hafen. Und ein neuer Beginn ist auch immer ein Abschied von Gewohntem…

 

6. Into The Blue – Den Wind im Rücken, nicht hält uns auf – impulsiv, kraftvoll, heroisch

Der Wind in den Segeln treibt uns und unser Schiff voran: zu Abenteuern, zu Ruhm und Reichtum.

Wenn Erdenstern „heroisch“ verspricht, liefern sie meist bombastische Musik, die wirklich für Helden tönt.

 

7. The Storm – Den Elementen trotzen - wild, gewaltig, zerstörerisch

Düster zieht ein Sturm am Horizont auf. Und unser Schiff ist mittendrin. Die Wellen schlagen hoch und die Angst geht um, ob den das Schiff, das aushalten wird…

 

8. Foreign Water – Ob wir hier willkommen sind? – rhythmisch, exotisch, ungewiss

Der Sturm ist vorbei und ruhige Gewässer sind erreicht. Aber wo sind wir? Gespannte Erwartung, Entdeckermut ist gefordert. Wir treffen auf exotische und fremde Völker.

 

9. Pirates! – Sie sind mutig, gefährlich, und sie planen etwas – bedrohlich, treibend, verschlagen

Ein Piratenschiff schleicht sich an. Langsam baut sich Spannung auf. Was haben die Piraten mit uns vor?

 

10. On Deck – Seemannsalltag - lebendig, geschäftig, heiter

Auf Deck genießen wir das Wetter, die Sonne scheint, das Meer ist wunderbar. Zumindest müssen wir kein Deck schrubben und bekommen nicht die neunschwänzige Peitsche zu spüren…

 

11. In The Doldrums – Viel zu stickig, und wir kommen hier nicht weg – drückend, schwer, quälend

Sehr interessant, wie Erdenstern hier den Eindruck der Flaute vermittelt: Kein Lüftchen weht, die Segel hängen schlapp vom Mast und sengende Hitze lässt sich förmlich beim Zuhören spüren. Unser stolzes Schiff bewegt sich keinen Meter…

 

12. And A Bottle Of Rum – „ mit dem betrunkenen Seemann“ - derb, schwerfällig, betrunken

Genau wie es der Titel verspricht, hört man in diesem Stück immer wieder in Melodiefetzen (und –variationen) das bekannte Piratenlied von den Männern auf des Totenmannes Kiste mit der Flasche Rum…

 

13. El Bucanero – Stark und stolz – aber können wir ihm trauen? – feurig, dramatisch, stolz

Sehr karibisch-spanisch angehaucht. Schöne Flamenco-artige Gitarre! Man hört hier förmlich einen alten Seeräuber über seine glorreiche Vergangenheit sinnieren. Und um ihn herum das rege Treiben in einem Piratenlager.

 

14. Boarding The Enemy Vessel – Für Ruhm, Ehre und einen Sack voller Geld – kämpferisch lebendig, rhythmisch

Zwei Schiffe begegnen sich und die Schlacht kann beginnen.

 

15. Ghost Ship – Gelähmt vor Entsetzen – unheimlich, bedrohlich, entsetzlich

Düsterer Nebel umgibt unser Schiff. Ein Schatten taucht darin auf: ein Geisterschiff. Richtig guter Gruselstoff. Mir gefällt besonders der kurze gepfiffene Melodiefetzen am Schluss

 

16. The Deep – Eine andere Welt – fremd und wunderschön – ruhig, fließend, anmutig

Erdenstern zeichnet hier ein fast idyllisches Bild einer Unterwasserszenerie. Man meint fast Meerjungfrauen sehen zu können, die mit bunten Fischen um Korallenbänke spielend herumschwimmen.

 

17. Leviathan – Nun werdet ihr erfahren, ob die Legenden wahr sind – mächtig, unheimlich, auftauchend

Wieder eine Seeschlacht: diesmal mit einem riesigen Schiff oder einem gigantischen Meeresungeheuer. Sehr spannungsgeladen. Wunderbar der Ruf des Wals (oder Leviathans?). Von allem was nach Schlacht klingt auf dieser CD, hat mich dieses Stück am meisten beeindruckt.

 

18. Treasure Island – Erwartet eure Belohnung – groß, beeindruckend, funkelnd

Zu einer abenteuerlichen See-Reise mit allem drum und dran gehört natürlich auch eine Schatzinsel. Schließlich gab es da ja diese Karte…

 

19. Gold and Glory – Jeder bekommt seinen Anteil – fröhlich, lebendig, treibend

Und jetzt haben wir ihn endlich gefunden: der Schatz ist unser. Das Lied könnte auch gut für Szenen eingesetzt werden, bei denen Tanz dargestellt werden soll.

 

20. Sea Battle – Kanonkugeln, Schreie und berstendes Holz – gewaltig, kriegerisch, hektisch

Naja, aber so einfach kommen wir nicht davon. Schließlich wollen ja noch andere die Reichtümer für sich beanspruchen! Aber das wir diese letzte Schlacht gewinnen werden, ist fast schon klar!

 

21. Land In Sight – Eine Hymne an den Sand unter unseren Füßen – triumphierend, intensiv, episch

Jede Reise geht einmal zu Ende. Wir kehren zurück in den sicheren Hafen, heim zu unseren Lieben. Reich an Geld und Erfahrung. Und wie jede Erdenstern-CD bisher endet auch diese mit ein paar gesungenen Zeilen, die wieder einen schönen Abschluss bilden. Bis dann schließlich die Brandung rauscht, wie sie schon zu Beginn der CD gerauscht hat…

 

Fazit:

Auch mit dieser CD ist es Erdenstern wieder gelungen Stimmungen für Rollenspielrunden zu schaffen, die sehr gut zum Einsatz gebracht werden können.

Die Klangqualität ist –wie nach den Vorgängern nicht anders zu erwarten- von erster Güte.

Leider muss ich aber gestehen, dass es auch diesmal wieder einige kleinere Mängel gibt. Hatte ich „Into The Red“ dafür gelobt, dass es sich auch wunderbar als Musik ohne rollenspielerische „Hintergedanken“ hören lässt, so kann ich dies von „Into The Blue“ nicht so eindeutig sagen. Mir fehlt ein wenig der rote Faden. „Into The Green“ und „Into The Red“ hatten für mich beide ein starkes musikalisches Grundthema, dass gut ins Ohr geht, während sich „Into The Blue“ da verschlossener zeigt. Die einzelnen Stücke wirken in sich abgeschlossener und man kann sie weniger mit einander verbinden; mit einer Ausnahme: in allen Stücken spürt man das Meer. Die Musik ahmt hervorragend Wellenbewegung und Wind nach, so dass dann doch der von mir vermisste rote Faden zu finden ist. Aber insgesamt ist mir das etwas zu wenig.

Nicht das wir uns falsch verstehen, diese Erdenstern-CD ist hervorragend komponiert, arrangiert und eingespielt, aber „Into The Red“ hat mir besser gefallen. Daher reicht „Into The Blue“ nach meiner Meinung nicht ganz an die Bewertung des Vorgängers heran.

Jedoch ist es musikalisch insgesamt besser umgesetzt als „Into The Green“ und wenn ich mir heute meine Bewertung von „Into The Green“ anschaue, dann muss ich gestehen, dass sie vielleicht ein oder zwei Pünktchen zu hoch ausgefallen ist. Bei „Into The Blue“ sind jedenfalls viele Dinge nicht mehr vorhanden, die ich bei „Into The Green“ noch bemängelt habe. Gerade die Kneipenszenen auf beiden CDs machen dies deutlich: bei „Into The Green“ verwendeten Erdenstern noch reichlich Geräusche, anstatt sich wie bei „Into The Blue“ stärker auf musikalische Mittel zu konzentrieren. Dass sie sich da auf ihre Fähigkeiten verlassen können, zeigt „Into The Blue“ eindrucksvoll!