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Midkemia-Saga 1 - Der Lehrling des Magiers
Bewertung:
(3.8)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 22.12.2007
Autor:Raymond E. Feist. M. Oeming, B. Glass, B. Booth, R. Stegman
Übersetzer:Kerstin Fricke
Typ:Graphic Novel (Comic)
Setting:Midkemia
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607.503-0
Inhalt:144 Seiten, Sammelband (Softcover)
Sprache:Deutsch

Der Lehrling des Magiers

Raymond E. Feist ist in der Fantasyliteratur wohl ziemlich bekannt und zählt mit Sicherheit zur Creme de la Creme. Seine Midkemia-Saga ist schon einige Jahrzehnte alt, aber im Zuge des Fantasy-Graphic-Novel Hypes, der in den letzten Jahren aufgekommen ist, werden nun auch seine Werke in das grafische Format gebracht. Begonnen wurde mit der ursprünglichen Midkemia-Reihe. In Deutschland sind wieder einmal die Jungs und Mädels von Panini Comics für die Lokalisation verantwortlich.

 

Inhalt

Pug und Tomas sind junge Bürger, die in Crydee am Hofe des Herzogs ihren Dienst verrichten und von einem heldenhaften Leben träumen. Sie ahnen nicht, dass ihnen Hohes bestimmt ist und ihre friedliche Welt sich schon bald drastisch verändert. Während Tomas zum Schwertkämpfer ausgebildet wird, schlägt Pug den Pfad des Magiers ein, denn der Hofmagier Kulgan hat ein nicht unerhebliches Potential in dem Jungen entdeckt, den sonst keiner der Meister haben will. Also nimmt der gerechte und freundliche Magiermeister Pug unter seine Fittiche. Schon bald überstürzen sich die Ereignisse: Pug rettet der Tochter des Herzogs das Leben und wird zum Dank in den Adelsstand behoben. Doch dann entdecken Tomas und er ein seltsames fremdes Schiff, das an der Küste gestrandet ist und auf dem sich ebenso seltsame, in bunten Rüstungen gekleidete, Krieger befinden, die allerdings alle tot sind. Bald tauchen mehr von den seltsamen Kriegern auf und Midkemia sieht sich einer Invasion gegenüber. Die Chance für die beiden jungen Männer scheint gekommen.

 

Qualität & Übersetzung

Im Sammelband befinden sich insgesamt 6 Kapitel, wobei die Kapitel 4-6 von einem anderen Zeichner stammen, als die ersten drei. Das entpuppt sich als mehr als suboptimal, dazu später mehr.

Die Story an sich stammt natürlich von Raymond E. Feist selbst, wurde aber von Michael Oeming und Bryan J. Glass in das Graphic Novel Format portiert. Die beiden haben ihre Sache sehr gut gemacht. Sicherlich fehlen einige Dinge, die man aus den Büchern kennt, aber diese sind eher nebensächlich und das Comic-Format bietet nun mal weniger Platz. Alles in Allem ist die Geschichte spannend und actionreich und entfaltet sich auf wundersame Art und Weise. Die Autoren schaffen es dabei, den Charakteren Leben einzuhauchen und die verschiedenen Motivationen – trotz des spärlichen Platzes – darzustellen.

Wie bereits erwähnt, haben sich zwei unterschiedliche Zeichner an dem Comic zu schaffen gemacht und dabei sind die Stile so unterschiedlich, dass der zweite Teil des Bandes (also Kapitel 4-6) gegenüber dem ersten Teil ziemlich schlecht dasteht. Die Qualität einer Graphic Novel hängt zu einem sehr großen Teil von den Illustrationen und deren Güte ab. Unpassende Zeichnungen schmälern das Comic-Erlebnis enorm.

Brett Booth’s Illustrationen, die man in Kapitel 1-3 wiederfindet, suchen ihres Gleichen. Sie sind wirklich absolute Oberklasse, sehr schön in Szene gesetzt und äußerst detailliert gezeichnet. Körperhaltung und Gesichtszüge sind fein dargestellt und auch die Gestik und die Mimik der Figuren sind plastisch aufs Papier gebracht worden. Auf den ersten Seiten der Graphic Novel dachte ich: „Wow, absolute Sahne, das wird eins der besten Comics die ich bisher gelesen habe.“ Doch dann kam mittendrin die Ernüchterung: in dem Moment, in dem Kapitel 4 begann. Kapitel 4-6 sind, wie gesagt, von einem anderen Zeichner namens Ryan Stegman, und sie werden dem Comic insgesamt und der ersten Hälfte in keiner Weise gerecht. Die Illustrationen wirken einfach und eher kindisch, sie passen eher zu einem Pokemon-Comic als zu einer solchen Fantasy-Graphic Novel. Die Gesichtszüge wirken alle ähnlich. Teilweise kann man die Protagonisten – die vorher sehr gut zu unterscheiden waren, nur schwerlich erkennen. Auch Mimik und Gestik sind nur mittelmäßig.

Wahrscheinlich wäre das nicht einmal so aufgefallen, wenn der ganze Band so ausgesehen hätte, aber da die zweite Hälfte direkt an der hervorragenden ersten Hälfte hängt, fällt der Unterschied eben enorm auf. Schade, das wertet die Graphic Novel stark ab, auch wenn die Story durchweg wirklich außerordentlich gut ist. So findet sich ein fast perfekter Comic nur im besseren Mittelfeld wieder. Bleibt zu hoffen, dass für weitere Teile wieder Brett Booth hinzugezogen wird und Stegman was Anderes zeichnen darf. Marvel / Dabel Brothers Production sollten sich das ernsthaft überlegen.

 

Der Sammelband wird wieder von einer Cover Galerie abgerundet, in der auf jeweils einer ganzen Seite jedes der sechs US-Covers zu sehen ist.

 

Die Übersetzung durch Panini Comics ist ein weiteres Mal sehr gut geworden. Die Jungs und Mädels von Panini verstehen ihr Handwerk scheinbar wirklich gut. Für die Übersetzung zeichnet Kerstin Fricke verantwortlich. Das Lektorat ist scheinbar auch gut gelungen, denn es sind keine ernsthaften Fehler zu erkennen gewesen.

 

Fazit:

Schade. Dieser Sammelband hätte eine fast perfektes Graphic Novel werden können, hätten die Macher (Marvel / Dabel Brothers) nicht auf zwei Zeichner gesetzt, sondern nur Brett Booth, welcher die ersten drei Kapitel illustriert hat. Die erste Hälfte des Comics ist einfach grandios. Die Geschichte und die Spannung stimmen, die Illustrationen sind einfach göttlich schön, detailliert und akribisch umgesetzt. Die einzelnen Protagonisten kann man ohne Probleme unterscheiden und Gestik und Mimik der Figuren wirken sehr plastisch. Einfach toll. Doch dann kommt man zur zweiten Hälfte des Comics (Kapitel 4-6) die von Ryan Stegman gezeichnet wurden und man fühlt sich ein wenig vernatzt und überlegt, ob man einen Kindercomic vor sich hat. All das, was die erste Hälfte ausmacht, fehlt im zweiten Teil fast vollständig. Gerade im direkten Vergleich innerhalb einer Serie ist das einfach tödlich.

Dabei ist die Story durchweg spannend und gut, was den enormen Makel ein wenig glättet.

Die Übersetzung ist sehr gut gelungen und Fehler tauchen kaum bis gar nicht auf.

Wirklich traurig, denn „Der Lehrling des Magiers“ hätte Höchstnoten bekommen können, aber so bleibt nur ein Comic, der sich im oberen Mittelfeld bewegt. Schade ist das natürlich für Panini, denn die können so gar nichts dazu, da die Sache mit den Zeichnern in Amerika verpatzt wurde.

Dennoch lohnt sich das Comic für Midkemia und Fantasy-Fans, denn wie bereits gesagt ist die Story spannend und zumindest die eine Hälfte ist hervorragend. Auch wenn die zweite Hälfte eben nur besseres Mittelmaß ist, ist sie doch lesenswert. Ich jedenfalls bin glücklich darüber, diese Graphic Novel gelesen zu haben.