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Cthulhu - Sichtschirm für H. P. Lovecrafts CthulhuSichtschirm für H. P. Lovecrafts Cthulhu
Bewertung:
(4.4)
Von: Alexander Heppe
Alias: Alexander Heppe
Am: 20.01.2008
Autor:Frank Heller, Stefan Moriße, Hans-Christian Vortisch, Björn Lensig und weitere
Übersetzer:Für Teile der Tabellen: Heinrich Glumpler
Typ:Sichtschirm, Tabellensammlung, Abenteuer und Charakterbögen
System:H. P. Lovecrafts Cthulhu (Call of Cthulhu).
VerlagPegasus Press
ISBN/ASIN:978-3-939794-07-3
Inhalt:Sichtschirm, 42seitiger Zusatzband, 8 Charakterbögen A3 auf A4 gefaltet
Sprache:Deutsch

Ein weiteres Mal halte ich ein Produkt aus der Cthulhu-Reihe von Pegasus Spiele in der Hand, ein weiteres Mal bin ich aufgrund der Aufmachung absolut begeistert. Das Produkt heißt, ziemlich unspektakulär, Sichtschirm für H. P. Lovecrafts Cthulhu, und enthält neben dem eigentlichen Sichtschirm noch Charakterbögen für die 3 Hauptsettings (1890er, 1920er und NOW) sowie einen kleinen s/w Band mit einem Abenteuer und ergänzenden Tabellen. Aber am besten der Reihe nach:

Aufmachung und Layout

Mir der Tatsache bewusst, dass ich mich wiederhole, dennoch muss ich Folgendes erneut betonen: Die Cthulhu-Produkte von Pegasus sind meiner Auffassung nach die derzeit am besten gestalteten Rollenspielprodukte. Im Gegensatz zu vielen anderen Cthulhu-Produkten kommt der Inhalt diesmal (mit Ausnahme des Zusatzbandes) vollständig in Farbe daher, und weiß sehr zu gefallen. Hervorzuheben sind dieses Mal in besonderem Maße das Layout von Christian Hanisch, die Illustrationen und Karten von Björn Lensig und die Handouts von Dennis Kringe. Hier wurde ein optisch ansprechendes Gesamtpaket geschnürt, welches einfach richtig gut gefällt. Zwischenfazit: gut bis sehr gut

Der Sichtschirm

Manfred Escher zeichnet sich für das Layout und die Gestaltung des Herzstücks dieses Cthulhu-Produkts aus: Den Sichtschirm. Warum nicht Keeper’s Screen, oder Spielleiterschirm? Ganz einfach: Die meisten Spielleiterschirme sind im Format A4 hochkant. Das bietet zwar viel Platz für Tabellen, behindert jedoch die „Sicht“ auf den Spielleiter, was jedoch gerade bei einem atmosphärischen Rollenspiel wie Cthulhu im wahrsten Sinne des Wortes ein Hindernis darstellen kann. Der Schirm hat nun ein unaufdringliches Querformat, bietet immer noch genügend Platz für Tabellen und vermag auch, Spielleiter-Notizen wirksam zu verdecken.

 

Inhaltlich floss sehr viel Spielleitererfahrung in diesen Schirm, denn er bietet die Dinge, die man garantiert am häufigsten benötigt: Tabellen, bzw. Kurzregeln zu „Wahnsinn“, „Traumata und Stabilitätsverlust“ und eine „Liste der Phobien“ auf dem linken Schirm-„Flügel“. Zentral sind angeordnet: „Kampf-Regelübersicht“ und „Schusswaffen-Regelübersicht“. Auf der rechten Seite wird dies ergänzt durch „Die Kampfrunde“, „Verletzungen“, „Panzerung“, „Kritische Treffer“ und „Deckung und Trefferplatzierungen“. Die Tabellen sind gut ausgewählt, übersichtlich angeordnet, ersparen unnötiges Nachblättern und dürften allgemein zu einer Straffung des Spiels, insbesondere in Kampfsituationen und bei Stabilitätsverlust beitragen.

 

Von außen ist der Schirm sehr schön gestaltet. Zentral prangt das Cthulhu Logo, umrahmt von angedeuteten Goldbeschlägen, Tentakeln, Herrenhäusern, Fingerabdrücken und magischen Diagrammen sowie okkulter Symbolik. Außen beschichtet und hoch glänzend, stellt dieser Sichtschirm ein schönes Sammlerstück mit wirklich erheblichem praktischen Nutzen dar. Zwischenfazit: gut bis sehr gut.

Zusatzband
Tabellen

Die Charakterbögen

Charakterbögen

Oliver Fedtke hat 4-Seitige, A3 auf A4 hochkant gefaltete und durchgehend farbige Charakterbögen gestaltet. Und was für welche! Es sind die mit Abstand schönsten Charakterbögen, die ich je für irgendein Rollenspiel gesehen habe. Da ich seit Mitte der Achtziger das Hobby „Rollenspiel“ für mich entdeckt habe, und ich schon sehr (!) viele Spiele habe kommen und gehen sehen, ist dies ein Lob, das größer kaum ausfallen kann.

 

Für das Hauptsetting 1920er (und auch für 1890er) hat es den Anschein, als halte man ein Dossier in den Händen, komplett mit Namenschild „Eigentum von: ...“. Klappt man den Bogen dann auf, findet man die Felder, um den Charakter zu notieren nicht etwa einfach so vor. Nein, man erblickt eine Collage aus verschiedenen Schriftstücken, die dann die entsprechenden Eintragungen haben. So stehen die „Attribute und Rettungswürfe“ auf einer Art Pappkarte, die Fertigkeiten auf einem vergilbten Stück Papier, für ein Charakterportrait ist ein fotorealistischer und zeitgenössischer Bilderrahmen abgebildet. Im Hintergrund – das Layout nicht störend – lassen Zeitungsausschnitte erahnen, dass man es hier mit einer Ermittlungsakte oder einer Datensammlung zur Mythosjagd zu tun haben könnte. Anhand der am Ende dieses Artikels abgebildeten Fotos kann man sicherlich erahnen, wie das Ganze aussieht. Der NOW-Bogen setzt sich farblich etwas ab und besticht durch eine verwaschene, dreckige Großstadtoptik, statt des Bilderrahmens sind im Inneren dann ein Polaroidfoto und ein Filofax abgebildet.

 

Im Set sind 4 Bögen 1920er und je 2 Bögen 1890er und NOW enthalten. Und man darf Sie selbstredend zum Eigengebrauch kopieren. Wohl dem, der einen günstigen Copyshop mit A3-Farbkopieren und zweiseitigem Druck hat.

 

Genug geschrieben, 1A Bögen. Zwischenfazit: sehr gut!

Der Zusatzband Teil 1: „Tabellen und Listen“

Hier werden in übersichtlicher, wenngleich auch etwas textlastiger Weise diejenigen Tabellen aus den Regelbänden wiedergegeben, die man häufig genug benötigt, um sie schnell zur Hand zu haben, jedoch nicht so häufig, dass sie auf dem Schirm selbst hätten Platz finden müssen. Wir finden die aktuellen Tabellen „Bildung“, „Verschiedene Gifte“, „Fertigkeiten und Grundchancen“, „Fertigkeitsklassen“, „Verletzungen besonders schwerer Art“, „Waffen“, „Ausgewählte Zauber“ und, für jede Epoche extra, „Kosten, Ausrüstung und Dienstleistungen“. Den Abschluss bildet die für Cthulhu (und andere BRP Rollenspiele) typische Widerstandstabelle.

 

Alles in allem eine solide Arbeit, die das Wichtigste zusammenfasst und mit Sicherheit weniger Geblätter, wenn man mal „einkaufen geht“ oder eine besondere Spielsituation meistern muss. Kein Must-Have, wenn man mehrere Spielerhandbücher besitzt, aber sicherlich eine gut zusammengestellte Sammlung.

Der Zusatzband Teil 2: „Feuer & Asche“ (Abenteuer)

SPOILERWARNUNG

 

Natürlich beinhaltet das Ganze auch ein Abenteuer. Stefan Moriße und Frank Heller haben hier ein ausgesprochen einsteigerfreundliches Szenario geschrieben, welches gerade einmal 23 Seiten (inkl. Illustrationen, Handouts und Anhang) lang ist und sicherlich an einem einzigen Spielabend geleitet werden kann. Besonderheit des Szenarios ist, dass es in nahezu jeder Epoche und in jeder Region stattfinden kann. Dessen ungeachtet ist die Grundvariante jedoch in einen historischen Zusammenhang eingeordnet und spielt im Universitätsstädtchen Berkeley, Kalifornien. Die Charaktere machen einen Ausflug in eine Waldhütte und finden sich nachts mitten in einem Waldbrand wieder. Es folgt eine rasante Flucht, bei der sie Erscheinungen haben, die sie daran zweifeln lassen, dass der Brand alleine auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden kann. Die anschließenden Recherchen lassen sie mit der Polizei zusammenstoßen, und sie finden möglicherweise in einer geheimen Studentenverbindung wertvolle Verbündete (hier können sich zukünftige Szenarien anschließen). Mehr soll hier nicht verraten werden. Das Szenario ist sehr geradlinig und bietet dennoch sehr viele Optionen zum Charakterspiel und Kennenlernen der Charaktere. Auch wenn die Auflösung etwas einfach erscheint und das ganze auch eine „Monster der Woche“-Folge bei „Akte X“ oder „Twilight Zone“ hätte sein können, darf man jedoch nicht vergessen, dass sich das Abenteuer an Neulinge richtet.

Durch die Besonderheiten des Szenarios (Waldbrand! Hektik! Flucht!) wird man zudem gleich am Anfang daran erinnert, für alle Sinne zu leiten (Gestank von verkohltem Fleisch; knarrendes Holz; Hitze auf der Haut; Atemlosigkeit; helle, lodernde Flammen) und kann so den Fehler vermeiden, den viele Anfänger begehen, sich bei Beschreibungen fast nur auf optische und akustische Wahrnehmungen zu beschränken. Das Szenario verdient sicherlich nicht den Kreativitätspreis, ist jedoch sehr solide und Spielleiterfreundlich. Es besticht zudem durch schöne Illustrationen, Karten und Handouts. Zwischenfazit: befriedigend bis gut.

Fazit:

Tja, was soll ich noch groß sagen? Wer mit Spielleiterschirm leiten möchte, sollte sich dieses Werk in jedem Falle zulegen. Alleine das einsteigerfreundliche Szenario und der liebevoll gestaltet Sichtschirm wären für mich den vollen Kaufpreis wert gewesen. Die Charakterbögen, die für sich genommen schon bei den Spielern Atmosphäre aufkommen lassen können, sorgen jedoch letztendlich dafür, dass das Preis-Leistungsverhältnis hier sehr zugunsten des Kunden ausschlägt. Nein, es ist kein Pflichtkauf, aber es wertet das Spiel enorm auf. Daher gebe ich sehr gute 4,4 Punkte.