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Löwen von BagdadDie Löwen von Bagdad
Bewertung:
(4.8)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 25.01.2008
Autor:Brian K. Vaughan, Niko Henrichon
Übersetzer:Brian K. Vaughan, Niko Henrichon
Typ:Graphic Novel (Comic)
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-485-9
Inhalt:144 Seiten, Sammelband, Softcover
Sprache:Deutsch

Die Löwen von Bagdad

“Im Frühjahr 2003 entkam ein Löwenrudel während eines amerikanischen Bombenangriffs aus dem Zoo von Bagdad. Verwirrt, hungrig aber endlich frei wanderten diese vier Löwen durch die menschenleeren Straßen der Stadt im verzweifelten Versuch zu überleben.“

 

Erster Eindruck:

Das Cover weiß zu gefallen und wird von einer Collage geziert, die zum einen das Antlitz eines Löwen in einem Teilportrait zeigt und zum anderen das Löwenrudel vor der Kulisse des zerbombten Bagdad. Der Titel der Graphic Novel prangt in großen Glanzlettern auf der unteren Hälfte des Covers. Ein erstes Durchblättern des Comics zeigt einen sehr ansprechenden und detaillierten Zeichenstil, der einen stimmigen Eindruck erweckt.

 

Inhalt:

Das Löwenrudel, bestehend aus dem Anführer Zill, der jungen Löwin Noor, der alten Löwin Safa und dem jungen Nachwuchs Ali, lebt im Zoo von Bagdad. Als dieser bei einem Bombenangriff der Amerikaner teilweise zerstört wird, ergibt sich für die Löwen die Gelegenheit, endlich in die Freiheit zu gelangen, weswegen sie diese Chance trotz Safas Einwänden nutzen.

Bald schon streunen sie auf der Suche nach Nahrung durch das völlig zerstörte und menschenleere Bagdad. Dabei treffen sie auf allerlei für sie bizarre Dinge, wie z.B. eine Panzereinheit. Auf ihrer Suche nach Nahrung entdecken sie ein Rudel Pferde, das zum Palast flüchtet. Dort treffen die Löwen auf den halb wahnsinnigen und hungrigen Bären Fajel. Jetzt kämpfen die Könige der Tiere um ihr Überleben.

 

Qualität:

„Die Löwen von Bagdad“ ist eine tolle Graphic Novel und das in vielerlei Hinsicht. Zum einen sind da die durchweg exzellenten Illustrationen aus der Feder von Niko Henrichon (Die Löwen von Bagdad ist sein zweiter Comic), die sehr liebevoll und detailliert gezeichnet sind. Das gilt nicht nur für die Umgebung von Bagdad, sondern auch für die Tiere und Menschen an sich, denn Gestik und Mimik der tierischen Protagonisten sind glaubhaft und echt dargestellt.

Auf der anderen Seite steht den absolut hervorragenden Zeichnungen die Geschichte gegenüber, die ebenso interessant wie bedrückend wirkt, was durch die Tatsache bestärkt wird, dass es sich bei der Story um eine wahre Begebenheit handelt. Der Autor der Novel (Brian K. Vaughans), der für frühere Werke (Ex Machina, Y: The Last Man) mit dem Eisner Award ausgezeichnet wurde, hat aus der wahren Geschichte über das Rudel Löwen eine bedrückend-beängstigende und zugleich traurige Story gebastelt, die die Schrecken des Irak-Krieges von einer ganz anderen Seite zeigt.

Gleichzeitig zeigt der Autor (bzw. zeigen die beiden Autoren) seine politische Meinung zum Krieg im Allgemeinen und zum Irak-Krieg im Besonderen, denn schnell wird beim Lesen des Comics klar, dass das Werk durchaus als politisch provokant eingestuft werden kann und soll. Vaughans zeigt das Leben und das Überleben auf den zerbombten Strassen Bagdads - und das nicht ohne Wertung, denn diese ergibt sich aus den Unterhaltungen und Erlebnissen der Löwen. Außerdem beschäftigt er sich mit der wahren Bedeutung von Freiheit und wie man diese erlangen kann.

Im Prinzip kann man die vorliegende Graphic Novel als moderne Fabel bezeichnen, denn die Autoren sehen die Geschichte der Löwen als Analogie zum Leid und Schrecken der zivilen Bevölkerung des Iraks und wollen deren Schicksal damit aufzeichnen.

„Die Löwen von Bagdad“ ist – wie leicht zu erkennen ist - kein Comic für Kinder, sondern richtet sich mehr an erwachsene Menschen, oder zumindest an junge Heranwachsende (Jugendliche) und soll nicht nur der einfachen Unterhaltung dienen, sondern zum Denken anregen.

 

Die Übersetzung durch Panini Comics, genauer durch Claudia Fliege, ist wieder einmal sehr gut gelungen und die Graphic Novel flüssig zu lesen.

 

Fazit:

Als ich die „Löwen von Bagdad“ in den Händen hielt, dachte ich zuerst: „Eine Geschichte über Löwen in Bagdad. Toll...“ und war recht skeptisch, was das Ganze anging. Doch schon nach wenigen Seiten war ich begeistert. Nicht nur die wirklich tollen und faszinierenden Illustrationen haben mich in den Bann gezogen, sondern auch die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, hat mich schnell gefesselt - und in ihren schrecklichen Bann gezogen. „Die Löwen von Bagdad“ ist sicherlich kein einfacher, herkömmlicher Comic. Nein. Ganz im Gegenteil soll die Graphic Novel zum Denken anregen und die Schrecken des (Irak-)Krieges aufzeigen. Der Comic ist eine moderne Fabel, in dem die Tiere eben Platzhalter für die irakische Bevölkerung darstellen. „Die Löwen von Bagdad“ ist mit Sicherheit nichts für Kinder, sondern richtet sich mehr an Jugendliche und vor allem an erwachsene Menschen, weiß aber dennoch – oder gerade deswegen – zu überzeugen. Mir hat dieses Graphic Novel auf jeden Fall außerordentlich gut gefallen. Nicht nur, weil sie einfach Mal was „Anderes“ ist, sondern exakt wegen dem, was sie ist, und weil sie zum Nachdenken über die Schrecken des Krieges und politische Machtspiele anregt. Absolut topp!