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Sandman 5 - Über die See zum Himmel
Bewertung:
(4.4)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 27.07.2008
Autor:Neil Gaiman, diverse Zeichner
Übersetzer:Gerlinde Althoff
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Sandman
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-600-6
Inhalt:184 Seiten, Softcover, Sammelband
Sprache:Deutsch

Über die See zum Himmel...

Inhalt:

Achtung Spoiler!!!

Im fünften Band der zehnteiligen Serie „Sandman“ geht es weniger um den eigentlichen Protagonisten „Dream“, nachdem auch die Serie benannt ist, sondern viel mehr um die Bewohner eines ganz besonderen Apartmenthauses und um eine wundersame und gleichsam seltsame Fantasywelt.

Das Apartmenthaus ist ein runtergekommenes Gebäude, in dem sich zahlreiche und seltsame Bewohner tummeln, die allesamt eins gemeinsam haben: Sie sind auf ihre Art und Weise Außenseiter.

Dennoch – oder gerade deswegen – verstehen sie sich untereinander aber eigentlich ganz gut und sind teilweise sogar befreundet. Zum Beispiel ist da die blonde und hübsche Barbie, die sich mit ihrer Nachbarin Wanda angefreundet hat. Beide unternehmen viel miteinander und dabei stört es die Beiden nicht, dass die Andere ihre Fehlerchen hat. Auch mit den anderen Nachbarn halten die beiden lockere Bekanntschaften und auch hier stört sich niemand an den Fehlerchen und Makeln des Anderen. Doch eines haben alle Bewohner gemeinsam, denn alle haben Albträume. Die einzige Ausnahme hier ist Barbie und das hat auch einen Grund, den die hübsche Blondine aber erst später erfährt. Als die Polizei nämlich kurz darauf ein hundeähnliches Wesen erschießt, nähert sich Barbie diesem und mit den letzten Atemzügen überreicht das Wesen ihr ein Amulett und bittet sie, seine Welt zu retten. Als Barbie am folgenden Abend in den Schlaf fällt findet sie sich plötzlich in einer ganz anderen Welt wieder. Ein fremdes Land voller sprechender Tiere, das von dem bösen Kuckuck bedroht wird, der das gesamte Reich nach und nach an sich reißt.

Während Barbie den Tieren hilft, bemerken die anderen Bewohner des Hauses aber, dass die blonde Frau in ein Koma gefallen ist und wollen ihr helfen. Dabei zeigt sich dann auch, dass einige der Bewohner noch viel größere Geheimnisse haben.

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Wie eigentlich bei jedem Sandman-Band (und sogar bei den meisten Gaiman-Geschichten) sind die ersten Seiten des graphischen Romans schwer zugänglich, denn sie wirken konfus und chaotisch. Das legt sich aber nach den ersten Seiten und dann entfaltet sich dem Leser erneut eine fantastische und vor allem vielschichtige Geschichte, die mit einem enormen Tiefgang trumpfen kann.

Dass Neil Gaiman solche Geschichten schreiben kann, hat er ohne Zweifel schon oft genug bewiesen und immer sind seine Ideen bizarr und spielen mit der Realität und der Phantasie. Dasselbe passiert auch in diesem Band von „Sandman“, wobei die Grenzen zwischen der Realität und der Traumebene (der Welt der sprechenden Tiere) miteinander verschmilzt. Dabei präsentiert der Autor charismatische und sympathische Charaktere, die alle zwei Gesichter zu haben scheinen, denn keiner ist wirklich das, was er vorzugeben gibt oder zumindest verschweigt er etwas.

Über allem steht natürlich weiterhin „Dream“, der Herr der Träume, der auch weiterhin die Fäden der Traumwelt in den Händen hält, auch wenn er in diesem Band eher als Nebendarsteller auftritt.

Illustriert wurde dieser Sammelband, der sich übrigens aus den Originalheften #32-37, die in den Jahren 1991 und 1992 erschienen sind, von diversen Zeichnern, die der Geschichte ganz unaufdringlich ihren Stil aufdrücken. Zwar gibt es kleine Unterschiede in den verschiedenen Stilen der Zeichner, doch sie alle haben ebenfalls etwas gemeinsam, nämlich die bizarre Optik, die durch die Illustrationen und die Farbgebung entsteht. Die Illustrationen werden nicht jedermanns Sache sein, aber sie passen sehr gut zur grundlegenden Idee und Geschichte von „Sandman“ und machen den Comic glaubwürdig und fast realistisch.

 

Die Übersetzung durch Gerlinde Althoff ist, wie zu erwarten, gut geworden und auch das Korrektorat durch Panini ist überzeugend.

Am Anfang des Buches findet sich übrigens noch ein sechsseitiges Vorwort von Samuel R. Delany, das zugleich auch Analyse der Geschichte ist. Dies sollte eventuell erst nach dem Genuss der Graphic Novel gelesen werden, denn es kann durchaus ein wenig der Spannung nehmen.

 

Fazit:

Der fünfte Band der „Sandman“-Reihe weiß erneut zu überzeugen. Die Geschichte um die bizarren Bewohner eines Apartmenthauses, die allesamt seltsame Außenseiter sind und die ein traumatisches Abenteuer erleben, hat es in sich und schreit förmlich nach Neil Gaiman. Die Story ist abgefahren, dabei aber ganz typisch für den renommierten Autor.

Präsentiert wird seine bizarre Geschichte von ebenso bizarren Illustrationen, die das (alb)traumhafte Flair von Sandman sehr gut wiederspiegeln und die Geschichte mit Glaubwürdigkeit füllen.

Dabei sind die Stile der verschiedenen Zeichner sehr nah beieinander. Allerdings ist die generelle Optik des Comics auch nicht etwas für jedermanns Geschmack und vor allem weit von der Optik typischer Superheldenhefte entfernt. Dennoch macht es was her.

Alles in allem weiß Sandman Bd.5 zu überzeugen und wer Neil Gaiman Geschichten mag oder gar schon die vorigen Bände sein Eigen nennt, sollte auf jeden Fall zuschlagen.