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SinBad 1 - Der Krater von Alexandria
Bewertung:
(4.6)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 25.09.2008
Autor:Christophe Arleston, Pierre Alary
Übersetzer:Monja Reichert
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:SinBad – 1001 Nacht
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-940864-81-9
Inhalt:64 Seiten, Hardcover, übergroßes Albumformt (DinA4+)
Preis:13,80 €
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Bagdad in 1001 Nacht. Der geliebte Aladin ist Kalif. Als ihm sein Dschinn aus der Lampe jedoch prophezeit, dass einer seiner eigenen Söhne den Kalifen eines Tages umbringen wird, will Aladin die Söhne beseitigen. Doch der Dschinn geht anders vor als befohlen und lässt die zahlreichen Jungen und sogar die Mütter des Harems töten. Nur eine schafft es ihren Sohn, SinBad, rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

Jahre später ist SinBad erwachsen. Er ist in einem fernen Land aufgewachsen, doch will er unbedingt herausfinden, wer und wo seine Eltern sind. Deswegen macht er sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Krater von Alexandria, einem Kelch, welcher - mit dem richtigen Wein gefüllt - die Vergangenheit enthüllen kann. Das Problem ist jedoch, dass der Kelch im Besitz einer mächtigen, launischen und tödlichen Zauberin ist, die auf einer ebenso tödlichen Insel lebt. Doch natürlich lässt sich der wagemutige SinBad davon nicht aufhalten…

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Christophe Arleston ist zweifelsfrei ein Vielschreiber und hat mit seinen zahlreichen Serien schon viele Welten erschaffen. Diesmal wagt er sich in die Gefilde von 1001 Nacht, interpretiert seine SinBad Welt aber deutlich erwachsener und auch brutaler. Die Geschichte ist interessant und bleibt bis zum Schluss spannend, hört tatsächlich sogar an einem hohen Spannungspunkt auf, um im nächsten Band fortgesetzt zu werden. SinBad wird auch von Arleston als kecker und smarter Meisterdieb dargestellt, der er ja auch in den üblichen 1001 Nacht-Sagen ist. Die Story ist aber deutlich gewalttätiger und wirkt damit – wie zuvor schon erwähnt – auch deutlich erwachsener. SinBad ist nicht der lupenreine Held, er ist ein Meisterdieb, der zwar prinzipiell guten Herzens ist, aber auch fiese Methoden benutzt, um seine Ziele zu erreichen. Wenn dabei das Blut eines Widersachers fließt, dann ist das ebenso. Natürlich sind seine Widersacher bösartig und brutal, denn schließlich ist SinBad immer noch der Held. Arleston hat den Flair von 1001 Nacht sehr gut eingefangen. Das ganze Setting wirkt natürlich Orientalisch, mit allen Klischees die man so kennt: Säbelrasseln, akrobatische Einlagen, schöne Frauen, mystische Gegenstände, mächtige Zauberer und außergewöhnliche Örtlichkeiten.

Gezeichnet wurde SinBad von Pierre Alary, der lange Zeit für die Disney Animation Studios gearbeitet hat, bevor er sich ganz dem Comiczeichnen widmete. Sein Stil passt einfach super zu SinBad, auch wenn man erkennen kann, wo seine Ursprünge liegen (Stichwort Disney), denn die Gesichtszüge der Figuren lassen seine langjährige Arbeit dort offensichtlich durchscheinen. Das schmälert die Güte seiner Artworks jedoch in keinster Weise. Alary fängt die Stimmung von 1001 Nacht hervorragend ein und weiß dabei mit klaren Linien und gut durchdachten Panels zu überzeugen. In Verbindung mit der meist farbenfrohen Kolorierung durch Jean-Paul Fernandez ist hier ein atemberaubendes Werk gelungen.

Dass Arleston immer wieder so geniale Zeichner um sich schart, spricht für ihn und zeugt davon, dass er sehr gute Vorstellungen davon hat, wie seine Welten und Geschichten aussehen sollen. Das kommt letztendlich dem jeweiligen Werk im Allgemeinen und den Lesern im Speziellen definitiv zu Gute.

 

Die Übersetzung ist auch diesmal wieder ordentlich und lässt keine Wünsche offen. Das Album erscheint wie fast alle derzeitigen Werke von Splitter im übergroßen Albumformat mit exquisitem Hardcover-Einband. Die Qualität des Produktes ist hervorragend und der Preis von 13,80 Euro für 64 Seiten ist auch okay.

 

Fazit:

Auch wenn ich mich wiederhole, kann ich auch bei SinBad nur sagen: Wow! Wieder schafft es Arleston, ein tolles Setting zu erschaffen, das zwar auf einer bekannten Sage beruht, aber dennoch sehr eigenständig wirkt. Arleston hat alles in die Story gepackt, was 1001 Nacht ausmacht und der Protagonist SinBad hat ebensoviel Charme und Charakter, wie die Widersacher verschlagen und bösartig sind. Die Geschichte um die Suche nach dem Krater von Alexandria und SinBads Eltern gestaltet sich äußerst spannend, denn sie hat das richtige Tempo. Leider ist das Album aber auch genau aus diesem Grund viel zu schnell zu Ende und lässt den Leser quasi auf der Höhe der Spannungskurve im Regen stehen. Ich erwarte auf jeden Fall jetzt schon den nächsten Teil der Reihe. Die Artworks von Alary wissen dabei ebenso zu überzeugen wie die Story von Arleston. Der Künstler zeigt umwerfende Illustrationen in verschiedensten Panels und fängt damit das Flair von 1001 Nacht sehr gut ein, auch wenn die Charaktere dabei ein wenig an Disneyzeichnungen erinnern, was aufgrund des beruflichen Ursprungs von Alary nicht weiter verwundert (siehe oben).

Alles in allem ist SinBad ein toller europäischer Comic, der absolut zu überzeugen weiß und SinBad mal ein wenig anders beleuchtet - das das „B“ im Namen des Hauptdarstellers groß geschrieben ist, ist auf jeden Fall volle Absicht. Kaufempfehlung!