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Die Kaste der Meta-Barone 1 - Othon & Honorata
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 30.09.2008
Autor:Autor: Alexandro Jodorowsky, Zeichner: Juan Gimenez
Übersetzer:Resel Rebiersch u.a.
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Incal Universum
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-940864-00-0
Inhalt:144 Seiten, Hardcover-Album (übergroß, DinA4+), 1x herausnehmbarer Print
Preis:26,80
Sprache:Deutsch

Othon & Honorata

Inhalt:

Der Metabunker. Hier erzählt der Roboter Onko, seines Zeichens Diener des derzeitigen Meta-Barons, seinem Kollegen Lothar, wie die Kaste der Meta-Barone entstanden ist. Die Geschichte geht zurück auf die Zeit des Urgroßvaters des jetzigen Meta-Barons: in die Zeit von Othon von Salza. Othon hatte das Herz von Edna erobert, die bis dato als unnahbar galt. Die Tochter des Barons von Castaka, der Herrscher über den Marmorplaneten Marmola, gebar Othon mit Bari einen einzigen Sohn und alles läuft zur Zufriedenheit für das Herrschergeschlecht. Die Castaka leben vom Handel mit exquisiten Marmorsteinen, die im gesamten Imperium für Palastbauten und Ähnliches benutzt werden. Ein Handel, der die Familie enorm reich gemacht hat. Bei einem neuen Auftrag passiert ein folgenschwerer Unfall, bei dem Othon fast sein Leben lässt. Doch Edna rettet ihn, gibt dabei jedoch ihren Geschäftspartnern das Geheimnis der Familie und des Marmorabbaus preis, denn der Marmorhandel ist nur möglich durch das geheime Epyphit. Dieses Öl aus dem Herzen des Planeten macht selbst tonnenschwere Gesteinsbrocken leicht wie eine Feder und ist damit eine der größten und wertvollsten Energiequellen des Imperiums. Kein Wunder, dass es nicht lange dauert bis quasi jede Fraktion mit Waffengewalt versucht, an das Öl zu gelangen.

Nach gnadenlosen Gefechten bleiben nur noch Othon und Bari über. Diese gehen ein Abkommen mit dem Imperator ein und erhalten als Dank nicht nur Anteile der Einnahmen, sondern auch einen eigenen Planeten. Doch der Leidensweg von Othon ist damit noch nicht beendet und auch nicht der Ursprung des grausamen Initiationsritus der Meta-Barone.

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Mit dem Incal Universum haben Alexandro Jodorowsky und Moebius bereits Mitte der 80er Jahre ein komplexes und tiefgreifendes Universum erschaffen, das mit dem John Difool Zyklus direkt zum Kultcomic avancierte. In den frühen 90ern schmückte Jodorowsky dann die Vergangenheit des Universums weiter aus und erdachte eine Geschichte um den gleichsam mysteriösen, wie auch populären Meta-Baron, der schon im Difool Zyklus seinen Auftritt hatte. Daraus entstanden ist eine achtteilige Serie, die schon vor einigen Jahren bei Ehapa verlegt wurde, nun aber mit dem vorliegenden Doppelband erneut bei Splitter erscheint - und zwar in deutlich edlerer Form.

Jodorowsky versteht es dabei ohne Zweifel, seine technologisch-mystische Geschichte zu erzählen, die von Legenden und Übermächten nur so strotzt. Dramatik und Herzschmerz pur werden hier vom Autor geboten, denn Othon ist einfach kein glückliches Leben vergönnt. Letztendlich führt sein Leidensweg zu einem sehr brutalen Initiationsritual seiner Nachkommen und der zukünftigen Meta-Barone. Die Protagonisten sind vielseitig und tiefgründig, haben Ecken und Kanten. Das ist gut, das macht sie glaubwürdig. Aufgelockert wird die rückblickende Geschichte über die Meta-Barone dadurch, dass sie in der Gegenwart des Incal-Universums von einem Roboter des Meta-Barons erzählt wird. Das führt zu recht amüsanten Konversationen zwischen dem Erzähler-Roboter und seinem zu hörenden Kollegen.

Mit Juan Gimenez hat sich Jodorowsky einen erstklassigen Zeichner ins Boot geholt, der nicht besser hätte gewählt werden können. Die Artworks haben einen ganz eigenen Stil, erinnern ein wenig an die frühen Storm-Bände und dann auch wieder nicht. Gimenez arbeitet mit einem Aquarellstil und hält seine Illustrationen dabei gekonnt düster, was wiederum zum Setting im Allgemeinen passt. Die Zeichnungen sind detailliert und wunderschön. Selbst Gestik und Mimik der Charaktere sind glaubwürdig in Szene gesetzt und das ansprechende Layout der Panels rundet den guten Eindruck ab.

 

Die Übersetzung erscheint gekonnt und lässt keine Wünsche offen. Das Buch an sich ist ein wahrer Augenschmaus, denn es kommt im splittertypischen übergroßen Albumformat daher, ist aber deutlich dicker als üblich, denn es enthält gleich zwei Bände der ursprünglichen acht Episoden. Das Hardcover ist ein echter Hingucker, denn es ist nicht nur in einem edlen weinrot gehalten, sondern weist auch noch hochglänzende Ornamente auf, die einfach toll aussehen. Abgerundet wird diese „Collectors Edition“ mit einem beigelegten, herausnehmbaren Druck im DinA4 Format, der am Ende des Bandes zu finden ist.

 

Fazit:

Auch wenn der Meta-Baron Zyklus bereits vor einigen Jahren bei Ehapa erschienen ist, ist die Neuauflage der Serie aus den frühen 90ern, die derzeit bei Splitter erscheint, einfach eine Wucht. Optisch ist die „Collector’s Edition“ enorm gut in Szene gesetzt, glänzt durch ein schmuckes, ornamentiertes Hardcover und beinhaltet die ersten zwei der usprünglich insgesamt acht Bände des Zyklus. Thematisch beginnt die Story mit Othon von Salza, der quasi der Urgroßvater und Begründer der Kaste der Meta-Barone ist, auch wenn dies eher unfreiwillig geschieht. Die Story ist spannend und atemberaubend schön gezeichnet. Mit dem Meta-Baron hat Jodorowsky einen extrem interessanten Charakter aus seiner John Difool Saga aufgegriffen und weiterentwickelt. Wer knallharte epische Science-Fiction Comics mag, die mit ein wenig Mystik gemischt sind und in atemberaubenden Artworks präsentiert werden, der sollte hier unbedingt zugreifen. Daumen hoch!