Sharner Kobold Sharner Kobold

 

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The Dead Matter - Cemetery Gates
Bewertung:
(2.8)
Von: Oliver Werner
Alias: Archoangel
Am: 16.10.2008
Autor:E. Douglas, G. Gozka
Typ:Rollenspiel-CD, Soundtrack
Setting:Gothic, Horror
VerlagMidnight Syndicate
ISBN/ASIN:
Inhalt:21 Tracks, 59,03 min.
Sprache:Englisch

Vorwort:

Ich habe lange darauf gewartet, endlich einmal ein Album des Midnight Syndicates in den Händen zu halten. Viel Gutes habe ich bisher über dieses Rollenspiel-Musik-Projekt gehört, aber auch weniger gute Meinungen. Von daher bin ich mit einer gewissen Spannung an diese Rezension gegangen – etwas positiv beeinflusst, aber im Großen und Ganzen recht neutral. Selbst gehört hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von ihnen. Die thematische Zuordnung des Albums liegt wohl im Horror-Genre. Der Bezugspunkt (The Dead Matter) ist mir nicht geläufig. Das Album hat eine Gesamtspiellänge von 59.03 Minuten und der Gesamteindruck erinnert an ein klassisches, viktorianisches Setting. Wie bei meinen vorherigen Musik-Rezensionen versuche ich die entstandenen Bilder wiederzugeben, die ich beim Hören vor meinem geistigen Auge hatte.

 

1.

Ein Orgelstück, welches einen gruseligen Unterton hat. Die regelmäßigen Kirchenglocken im Hintergrund unterstreichen die einleitende Melodie. Eine gewisse Spannung geht von dem Stück aus. Man fühlt sich an einen Friedhof erinnert, der unter dem Licht des Vollmondes liegt.

 

2.

Das Lied beginnt mit einem ruhigen Einstieg, der eine gewisse Spannung birgt. Man fühlt sich erinnert an den Einstieg in eine Gruft. Eine drückende Stille liegt über dem Raum. Leider zu kurz.

 

3.

Dieses Stück erinnert an klassische Gothik-Klavier-Musik, Goethes Erben vielleicht (für diejenigen die sich auskennen). Ansonsten ist die Melodie sehr ruhig und ein wenig einschläfernd. Mysteriös, nicht spannend. Eher geeignet um einen Moment der Ruhe, der Besinnung zu untermalen. Oder aber um den Morgen einzuleiten.

 

4.

Die rasche Folge der Klavierklänge lässt eine gewisse Spannung entstehen. Die Geigen im Hintergrund, wie auch die hellen Glocken unterstreichen das Thema. Dennoch ist das Lied für meinen Geschmack ein wenig zu ruhig. Zudem gibt es keinen spannungsgeladenen Höhepunkt. Man erinnert sich an eine Gruppe, die in einer düsteren Villa etwas sucht und unter Zeitdruck steht.

 

5.

Das Thema dieses Liedes ist düsterer, was durch den Gong unterstützt wird. Man glaubt, direkt Schritte zu hören. Eine Spur zu langsam. Man stelle sich eine Gruppe vor, die durch Katakomben stolpert und sich beobachtet fühlt. Leider erneut ohne Höhepunkt.

 

6.

Das Klaviergeplänkel ist sehr ruhig und ich empfinde es als sehr einschläfernd. Zu ruhig für Horror und nicht mehr nach 24 Uhr zu verwenden – die Spieler könnten sonst einnicken. Keine Spannung.

 

7.

Im Gegensatz zum Vorgänger beginnt dieses Stück Musik gleich bombastischer. Eine heroische Musik wirkt im Hintergrund. Irgendwie erinnert es an eine Einleitung zu einem Kampf, oder aber der Steigerung zu einem Höhepunkt des Abenteuers. Eine unterschwellige Spannung liegt in der Luft. Die Gruppe nähert sich der Gruft des Vampirs – ohne zu ahnen, dass dieser sie bereits beobachtet. Wer es ruhiger mag, kann dieses Lied auch gut als Kampfmusik gebrauchen.

 

8.

Erneut ein Klavierstück, das eine gewisse Spannung erzeugen soll. Dafür ist es aber zum Einen zu kurz und zum Anderen nicht aggressiv genug. Eine kurze Überblende, gut, um ein Ereignis zu schildern, von dem die Gruppe eigentlich nichts mitbekommen sollte.

 

9.

Ein ruhiges Stück Klavier mit Glockenspiel. Erneut eher etwas einschläfernd. Dennoch ist eine gewisse mysteriöse Grundtendenz zu erkennen. Ein Bild wollte sich mir nicht zeigen.

 

10.

Das Lied beginnt erneut mit sachten Klavierklängen, die ebenso einschläfernd sind und keinerlei Spannungsmoment haben. Höchstens gut, um Warten zu simulieren. Gegen Ende wird der Stil gebrochen, aber das kurze Gedudel ist noch weniger von Interesse.

 

11.

Ein Orgelstück, klassisch viktorianisch mit sakralen Elementen und einem Spinett. Es entsteht der Eindruck eines Moores, das im Nebel liegt. Die Gruppe durchreist dieses eilig, stets darauf gefasst, dass ETWAS erscheint.

 

12.

Ein viel zu ruhiges Blasinstrument will eher in die afrikanische Savanne passen, als in das bisherige Thema. Viel zu ruhig und erneut einschläfernd.

 

13.

Ein aktiongeladenes Lied. Erinnert stark an Conan. Erneut bewegt man sich auf einen Höhepunkt zu. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft. Die Gruppe hat etwas gefunden und versucht dieses an einen sicheren Ort zu bringen.

 

14.

Ein erneutes Klavierstück mit einem subtilen Bass im Hintergrund. Chorale Laute unterstreichen eine Atmosphäre der Spannung und des Mysteriums. Man nähert sich einem bestimmten Punkt. Das Klavier in der Mitte des Liedes verdirbt die grandiose Melodie. Schade eigentlich.

 

15.

Eine düstere Ruhe breitet sich aus. Die Gruppe wird von etwas verfolgt, dass jedoch nicht erscheint, sondern stets im Dunkeln bleibt. Leider erneut einen Hauch zu ruhig. Und zu kurz.

 

16.

Eine eingängige Melodie, die erneut Spannung birgt und dann etwas an Tempo gewinnt, wodurch der Eindruck verrinnender Zeit entsteht. Im letzten Drittel erlebt das Lied einen Spannungs-Höhepunkt. Endlich.

 

17.

Düstere Klavierklänge, die von einer trauernden Geige unterstützt werden, beherrschen das Thema des Liedes. Ein gewisses Mysterium entsteht; insgesamt ist das Lied aber wieder zu ruhig und durch seine Monotonie auch wieder etwas einschläfernd. Im letzten Drittel weckt uns die Orgel kurz auf. Die Monotonie bleibt jedoch erhalten. Gegen Ende klingt es wie ein Kirchenlied.

 

18.

Das Lied erinnert ein wenig an Harry Potter. Es beginnt eine Spur zu fröhlich für das Album. Eine Spieluhr im ehemaligen Kinderzimmer eines Geisterhauses, deren Klänge sich verändern. Gegen Ende ertönt kurzes Kindersingen. Die Nackenhaare stellen sich auf und den Zuhörer überkommt ein leichtes Gruseln..

 

19.

Ein recht elektrisches Lied mit Gesang, das ein wenig an Diablo II – Harem erinnert. Dennoch ein zu starker Stilbruch zum Rest des Albums. Auch die E-Gitarre wirkt unpassend. Etwa so stimmungsvoll wie das letzte Lied auf dem Interview-with-a-Vampire-Soundtrack.

 

20.

Und so geht es dann weiter ... die E-Gitarre und der Gesang erinnert eher an den Abspann eines Kinofilms und hat mit der düsteren Atmosphäre keine Gemeinsamkeiten mehr. Außerdem ist das Lied schlecht.

 

21.

Seltsamerweise ist das letzte Stück Musik wieder mysteriöser und von einer Spannungstendenz. Dennoch klingt es zu elektronisch für die Scheibe. Als Outro einer CD mag es etwas taugen. Nur leider nicht als Outro dieser CD. Das Bild, das sich ergibt, liegt irgendwo zwischen Weltraum-Flugsequenz und Cyberspace...

 

Fazit:

Das Album muss schon als sehr durchwachsen gewertet werden. Als Rollenspielmusik sollte man die letzten drei Stücke ganz weglassen und auch die restlichen Tracks wollen erst einmal geordnet und in neuer Reihenfolge gebrannt werden. Um ein Horror-Abenteuer zu unterstreichen, mag der ein oder andere Track recht nützlich sein – jedoch eher als add-on zu bestehender Musikauswahl. „Interview with a Vampire“ und „Dracula“ wird mir dieses Album auf keinen Fall ablösen. Einzelne Tracks werde ich aber in meine RPG-Sammlung aufnehmen, um sie auf den thematischen CDs zu verwenden. Nach den Lobeschören, welche ich bzgl. Midnight Syndicate schon vernommen habe, bin ich doch ein wenig enttäuscht. Empfehlenswert ist dieser Soundtrack dennoch, wenn man Cthulhu 1890, oder andere viktorianische Horrorspiele mag – und zwar einfach, um den bestehenden Fundus etwas aufzustocken und zu bereichern. Als „Einsteiger-CD“ ist sie in diesem Bereich jedoch nicht zu empfehlen – dafür fehlt ihr einfach das „gewisse Etwas“. Drei „sehr gute“, drei „gute“, sieben „es geht so“ und sieben „besser nicht“ Tracks ergeben für mich eine mittlere Wertung. Die „sehr guten“ sind aber auf jeden Fall eine Bereicherung, weshalb ich in-dubio-pro-reo bewertet habe.