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100 Bullets 9 - Neun Leben hat die Katze
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 11.11.2008
Autor:Brian Azzarello, Eduardo Risso
Übersetzer:Claudia Fliege
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:100 Bullets
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-627-3
Inhalt:228 Seiten, Softcover, US-Comicformat, US-Ausgaben 59-67
Preis:24,95 €
Sprache:Deutsch

Neun Leben hat die Katze...

Vorwort:

Ich hatte erst mit dem neunten Band die Möglichkeit, in die „100 Bullets“ Reihe einzusteigen. Das gestaltet sich gerade bei storygewaltigen Serien, wie 100 Bullets sie zweifelsohne ist, oftmals nicht gerade sehr leicht. Da Panini Comics aber jeder Ausgabe der Reihe einen sehr detaillierten geschriebenen Rückblick spendieren, ist der Einstieg auch mitten in der Reihe ohne Probleme möglich.

 

Die Ein kurzer Abriss der grundlegenden Story:

Rache- oder Mordgedanken hatte mit Sicherheit jeder schon irgendwann mal. Vielleicht in einer Situation als jemand etwas Unverzeihliches getan hat, das das Leben verändert hat. Im Normalfall passiert jedoch nichts außergewöhnliches, denn die meisten Menschen denken dann rational und fürchten sich vor Bestrafungen und Gefängnis. Doch was wäre, wenn einem jemand garantiert, dass man eben nicht erwischt wird und alles unter den Teppich gekehrt wird - und einem dieser jemand sogar das nötige Werkzeug dazu an die Hand gibt?

Genau darum geht es bei „100 Bullets. Der mysteriöse Agent Graves bietet seinen „Klienten“ - zumeist eher zwielichtige Gestalten - genau diesen Deal an: einen Koffer voller Beweise und das nötige Werkzeug in Form einer Pistole mit 100 Schuss für ihren Rachefeldzug. Doch keiner weiß, wer genau dieser Agent Graves ist, für wen er arbeitet und was er tatsächlich im Schilde führt. Was ist mit dem Trust, einem Verbund von 13 mächtigen Familien unter der Führung von Mr. Medici? Und wer ist Agent Graves‘ Gegenspieler Mr. Shepherd?

 

Inhalt des 9. Bandes:

Das Spiel zwischen dem Trust und dessen Ex-Vollstrecker Agent Graves ist in vollem Gange. Die meisten Bauern sind vom Brett, und nun sind die Springer am Zug. Jetzt geht es den wichtigen Figuren an den Kragen: Loop Hughes und Lono kommen aus dem Knast und sind auf dem Weg nach Chicago, um Victor Ray aufzusammeln, einen weiteren Minuteman. Für die Häuser der Trust- Familien, wie für die ehemaligen Minutemen heißt es jetzt, Bündnisse zu festigen, Stellungen zu konsolidieren und andere wichtige Figuren aufs Korn zu nehmen. Während sich der Trust in Miami trifft, stellt Lono sicher, dass die Carlito-Familie eine sehr böse und verdammt blutige Überraschung erlebt. Die Könige sind damit beschäftigt, sich aus dem Schach herauszuhalten, aber vielleicht bereiten sie unterdessen die Opferung ihrer Damen vor. Die Frage ist, ob sie über eine Strategie verfügen, die ihre Züge unterstützt oder über ausreichende Kräfte auf dem Spielbrett?

 

Schreibstil & Artwork:

„100 Bullets“ ist sicherlich als ehrgeiziges und auch erfolgreiches Konzept zu bezeichnen, denn in den USA sind mittlerweile knapp 100 Ausgaben erschienen. Dabei ist „100 Bullets“ prinzipiell eine Krimithrillerserie, die die typischen Actioneinflüsse aufweist. Dabei hat „100 Bullets“ zwar eine fortlaufende Hintergrundgeschichte, der Autor Brian Azzarello erzählt diese aber in kleinen, abgeschlossen Kurzgeschichten, die nach und nach eine intrigante und recht verzweigte Grundstory bilden. Die Einzelstories sind ebenso spannend, kompromisslos und erstaunlich, wie - heutzutage leider schon fast üblich - brutal und voll von bitterbösem schwarzem Humor. Die Hauptdarsteller sind alles andere als die üblichen Helden, sondern meist zerrüttete und gebrochene Personen, die nur ihre persönliche Vendetta wollen - und das ohne Konsequenzen. Ihnen gegenüber stehen große Verschwörungen, korrupte Cops und mächtige Drahtzieher.

Gezeichnet wird die Serie von Eduardo Risso, der unter anderem durch Vampire Boy (dt. bei Cross-Cult) bekannt ist. Sein Zeichenstil ist gewöhnungsbedürftig und ich persönlich mochte diesen bei Vampire Boy nicht wirklich, doch dort war auch alles nur in schwarz-weiß gehalten. Bei „100 Bullets“ ist dies anders, hier gibt es eine passende Kolorierung, die den dreckigen Krimicharakter der Serie sehr gut in Szene setzt. Die Illustrationen von Risso sind eher als einfach zu bezeichnen, der Künstler verzichtet scheinbar oftmals bewusst auf Details, wodurch die Protagonisten in den Vordergrund gestellt werden. Das funktioniert bei „100 Bullets“ sehr gut und Risso hat ein Händchen dafür, diese pechschwarze Krimiserie ins rechte Licht zu rücken.

 

Qualität & Übersetzung

Die Übersetzung ist wie gewohnt sehr gut gelungen, die Texte sind flüssig zu lesen und grobe Fehler sind nicht aufgefallen. Das Softcover hat 228 Seiten im US-Comic-Format. Dafür kostet der Band aber auch satte 24,95 Euro, was sicherlich kein Pappenstil ist. Druck, Papier und Bindung sind wie gewohnt hochwertig.

 

Fazit:

Auch wenn ich erst mit diesem neunten Band in die „100 Bullets“ Serie eingestiegen bin, habe ich durch den wirklich erstklassigen Rückblick am Anfang des Bandes schnell in die Story gefunden. Das ist auch gut so, denn nicht alle Vorbände sind derzeit noch zu haben. Durch den Rückblick ist der Leser aber quasi sofort in der Geschichte und kann die neuen Kurzgeschichten, welche die Hauptgeschichte nach und nach weiterstricken, sowohl verstehen als auch genießen. „100 Bullets“ ist eine pechschwarze Actionkrimi-Serie, die spannende Geschichten erzählt, die von Rache ohne Konsequenzen handeln. Dabei entfaltet sich im Hintergrund eine weitaus tiefergehende Story, die voll von Intrigen und Machtgier ist. Die so genannten Minutemen sind Schachfiguren in einem größeren Spiel, das von zwei mächtigen Königen gespielt wird. Gezeichnet wird die Reihe von Eduardo Risso, dessen Artwork eher als spartanisch denn als detailliert bezeichnet werden kann und dennoch - oder gerade deshalb - perfekt zur Serie passt.

„100 Bullets“ ist etwas für Liebhaber von skurrilen, ungeschönten und abgefahrenen Krimigeschichten. Eine Serie die nicht umsonst hoch gelobt und ausgezeichnet ist.

 

Anmerkung:

Leider sind derzeit nicht mehr alle deutschen Bände verfügbar. Vor allem die Ausgaben 3 - 5 sind schwer zu bekommen.