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Cthuloide Welten 15
Bewertung:
(4.2)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 06.12.2008
Autor:Frank Heller (Hrsg.)
Typ:Magazin
System:Cthulhu
Setting:Cthulhu
VerlagPegasus Spiele
ISBN/ASIN:1610-5362
Inhalt:148 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

„Cthuloide Welten“ ist das offizielle deutsche Cthulhu-Magazin aus dem Hause Pegasus. Das Magazin erscheint halbjährlich und enthält auf 146 Seiten eine vielfältige Auswahl von Artikeln, Abenteuern, Hintergründen und Spielhilfen zu H. P. Lovecrafts Cthulhu - Das Rollenspiel.

 

Das Layout der „Cthuloiden Welten“ hält auch in der Ausgabe 15 weiterhin seinen hohen Standard und in Sachen Grafik und Illustrationen reiht es sich nahtlos in die Produktpalette des Pegasus-Verlages ein. Das Heft präsentiert sich - abgesehen vom Umschlag - auf insgesamt 148 Seiten durchgehend in Schwarz-Weiß, was allerdings der cthuloiden Stimmung nicht abträglich ist - ganz im Gegenteil. Das Cover der Ausgabe wurde von Manfred Escher gestaltet und gehört zum Abenteuer „Abwärts“ für Cthulhu Now. Sicherlich für manchen Leser etwas untypisch, aber mir gefällt es.

 

Nach dem Vorwort von Frank Heller, in dem dieser insbesondere auf die nunmehr zwei vorliegenden Abenteuer der aktuellen Ausgabe eingeht, schließen sich die „Cthulhuiden Nachrichten“ an, die ihren Schwerpunkt in den bereits veröffentlichten oder anstehenden Publikationen des Pegasus-Verlages im Bereich Cthulhu haben. Hierbei dürfte sicherlich das noch zum Jahresende angekündigte Spieler-Handbuch für Cthulhu Now „Verschlusssache - Handbuch für Ermittler“ sowie das geplante Kampagnensetting „Traumlande“ von Interesse sein. Ob das von Chaosium schon seit Jahren angekündigte „Pulp Cthulhu“ seinen Weg noch dieses Jahr in die Regale schafft mag dahin gestellt sein - es wurde zumindest noch nicht vergessen und ist nach wie vor eine Erwähnung wert.

 

Wo die Heide blüht - Die Lüneburger Heide

In diesem Beitrag aus der Reihe Cthulhu Regionalia stellt Stefan Geisler die Geheimnisse und Mythen der Lüneburger Heide in den 1920ern anhand eines zeitgenössischen Reiseberichts vor, der mit zahlreichen Angaben, Beschreibungen und Fakten ausgeschmückt ist und sich problemlos für eigene kreative Ideen verwenden lässt. Der Regionalia-Beitrag liest sich gleichsam Sach- als auch Reisebericht eines Heideforschers, der auf seiner Tour durch die Heidelandschaft unversehens in cthuloide Vorkommnisse hineingezogen wird und dabei auf Relikte stößt, die auf einen unheiligen Kult hindeuten.

 

Esoterische Bruderschaft der Schwarzen Mutter in der Heide - Mythos-Kult

Quasi in Ergänzung zu dem Regionalia-Beitrag zur Lüneburger Heide schließt sich der Artikel von Stefan Geisler über die Esoterische Bruderschaft der Schwarzen Mutter in der Heide an und ermöglicht es dem Spielleiter, anhand des vorhergehenden Reiseberichts und der Beschreibung des Kultes eigene Abenteuer in der Lüneburger Heide zu kreieren und sich auf die Suche und Zerstörung dieses unheiligen Kultes zu machen. Behaupte da noch mal einer Deutschland sei nicht schön mit seinen Flüssen und Bergen …

 

Spuk im Gemäuer - Geisterhafte Gebäude in Deutschland

Der in der Ausgabe 14 begonnene Zweiteiler über Spukhäuser von Tim Scharnweber findet in dieser Ausgabe nunmehr seinen Abschluss. Hat sich Tim Scharnweber in der letzten Ausgabe noch mit Spukhäusern in Europa beschäftigt, so stehen diesmal ausschließlich Spukhäusern und Gespensterschlössern in Deutschland im Vordergrund. Die Spanne reicht hierbei vom Mittelalter bis in die Gegenwart, und stellt diese Orte sowie dazugehörige Szenarioansätze vor.

 

Die Reichswehr - Hintergrundmaterial für Cthulhu 1920er

Der vorliegende Artikel von Oliver Fedtke gibt Anregungen, wie man die Reichswehr als Hintergrund für einen eigenen Charakter nutzen und darüber hinaus auch ins Spiel einbauen kann. Dabei wird auf die Geschichte, Organisation und Ausrüstung der Reichswehr in den 1920ern eingegangen. Als Teil der lose angelegten Reihe „Berufe in den 1920ern“ wird es mit diesem Artikel außerdem möglich, Soldaten oder Offizier der Reichwehr im Rollenspiel zu übernehmen und durch die Hintergrundinformationen entsprechenden Tiefgang zu geben.

 

Berühmte Forscher und Expeditionsleiter

Nils Plaumann stellt in diesem Artikel - als Ergänzung zur Publikation „Terra Cthulhiana“ -eine Reihe von bekannten und auch nicht so bekannten Expeditionsleitern vor. Die hier vorgestellten Personen können vom Spielleiter als Nichtspielercharaktere für eigene Expeditionsabenteuer genutzt werden, wobei die Texte selbst alleine schon genug Anregung für eigene cthuloide Ideen bieten. Zu den vorgestellten Charakteren gehören Dorothy Garrod, Percy Harrison Fawcett, Roy Chapman Andrews und William Matthew Flinders Petrie.

 

Der Cthulhu-Autor im Interview - Scott David Aniolowski

Der bekennende Wiccaner, gelernte Koch und der geheime Hautautor des „Malleus Monstrorum“ Scott David Aniolowski aus Amerika stellt sich den Fragen der Cthulhoide Welten und gibt freimütig Auskunft auf einige Jahrzehnte Mitarbeit im Bereich Cthulhu und seine Arbeit am „Malleus Monstrorum“.

Mir persönlich gefallen die Interviews mit den Autoren immer recht gut, geben sie doch einen profunden Einblick hinter den ansonsten recht nichts sagenden Namen im Impressum von Abenteuer- oder Quellenbänden. Dieses Interview ist dabei keine Ausnahme und ich würde mich über die eine oder andere Übersetzung von Aniolowski freuen. Absolut lesenswert und garniert mit einer gehörigen Portion Humor!

 

Spielend leiten - Spieler leiten: Die Fertigkeiten hinterfragt

Nach dem bereits in der vergangen Ausgabe sich die Attribute einer kritischen Prüfung unterziehen mussten, folgt diesmal das Fertigkeitensystem. Thomas Michalski widmet sich der Frage, ob ein System mit über 50 Fertigkeiten, wobei hierbei die optionalen Fertigkeiten noch nicht mitgezählt sind und noch weitere Kampffertigkeiten hinzukommen, nicht ein Punkt erreicht ist, an dem man das Fertigkeitensystem nicht etwas verschlanken sollte.

Michalski destilliert aus der Fülle von Fertigkeiten letztlich 20 Grundfertigkeiten, führt einen neuen Steigerungsmechanismus ein und sorgt für neue Startwerte. Zusammen mit den Artikeln aus der CW 13 und 14 schafft Michalski ein solide überarbeitetes System und ich freue mich schon auf die kritische Betrachtung des Berufssystems von Cthulhu.

 

Spielend leiten - Spieler leiten: Wie man das Unaussprechliche beschreibt

Eine der besonderen Herausforderungen wenn Cthulhu leitet ist es, die fremdartigen und den Verstand betäubenden Schrecken des Cthulhu-Mythos seinen Spielern zu beschreiben. Wer wäre besser berufen dem geplagten Spielleiter Hilfe und Rat zu geben, als Scott David Aniolowski. Sein Ansatz, in der Beschreibung alle Sinne anzusprechen (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken und auch der sechste Sinn) geben gute Hilfestellungen beim Beschreiben cthuloider Wesenheiten. Dieser Artikel erscheint exklusiv auf Deutsch in diesem Magazin und versteht sich als Zusatzbeitrag zur Publikation „Malleus Monstrorum - 2. Edition“. Auch wenn man bereits als Spielleiter an vieles gedacht hat, so kann man sich ohne weiteres noch etliche gute Anregungen aus diesem Artikel herausholen.

 

Spielend leiten - Spieler leiten: Was bisher geschah …

Wer kennt nicht das Problem: Zwischen zwei Spielsitzungen liegen mehrere Tage oder sogar Wochen und die Spieler haben zwischenzeitlich vor lauter realem Leben eine ganze Menge der bisherigen Geschehnisse vergessen. Als Spielleiter einfach nur die Ereignisse der letzten Session zusammenzufassen dürfte auf Dauer etwas zu anstrengend und zu trocken werden - also bietet der Autor Marcus Johanus einige Alternativen gegen das Vergessen und bringt gleichzeitig etwas mehr Schwung ins Spiel. Nicht jede Idee von Johanus ist umsetzbar, aber mit Sicherheit gibt es dem einen oder anderen Spielleiter brauchbare Ideen mit auf den Weg.

 

Girnwood Manor - Ein Abenteuer für Cthulhu 1920er in Großbritannien

Die Charaktere werden im Sommer 1925 zu einer Verlobungsfeier in ein walisisches Herrenhaus eingeladen und müssen dort erfahren, dass Liebe nicht immer nur Flügel verleiht und Moral nicht immer die Gesellschaft schützt. Eifersucht und ein alter Schrecken aus dem Wald haben vor fast acht Monaten etwas in Gang gesetzt, dessen Auswirkungen die Charaktere nun bei der misslungenen Verlobungsfeier zu spüren bekommen.

Der Autor Andreas Melhorn legt in diesem Abenteuer hohen Wert auch zwischenmenschliche und gesellschaftliche Probleme ebenso wie starke Gegner und den Cthulhu-Mythos. Dieses überaus atmosphärisch dichte Szenario besticht nicht unbedingt durch seinen Hintergrund, sondern vielmehr durch die Anforderungen an die Spieler als auch den Spielleiter. Für kleine Runden mit maximal vier Spielern (besser noch zwei oder drei) eine echte Empfehlung, wenn auch mit Sicherheit nichts für Einsteiger.

 

Abwärts - Ein Echtzeit Szenario für Cthulhu Now in New York

In diesem Szenario von Peer Kröger fahren die Charaktere in einem Hochhaus in New York City gemeinsam im Aufzug, als es zu einem Zwischenfall kommt. Es entwickelt sich ein dramatisches, rasantes Abenteuer mit immer neuen Wendungen.

Das vorliegende Abenteuer ist für eine Gruppe von vorgefertigten Charakteren geschrieben, da sich ein Großteil des eigentlichen Abenteuers aus den entsprechenden Hintergrundinformationen und -geschichten der Protagonisten ergibt. Gespielt werden kann mit bis zu maximal 5 Spielern, wobei die Empfehlung bei vier Spielern liegt.

„Abwärts“ ist als Szenario konzipiert, das in einer Sitzung durchgespielt werden kann, allerdings in Echtzeit. Die Spieler erhalten keine große Möglichkeit untereinander Taktik oder ähnliches zu besprechen, sondern sind gehalten fast schon ein „Live-Rollenspiel“ zu machen. Entsprechende Hinweise für die Umsetzung erhält man im Text.

Mir hat der Ansatz des Abenteuers recht gut gefallen, auch das Spiel in Echtzeit, allerdings sind mir die vorgeschlagenen LARP-Effekte doch etwas zu viel. Für eine stimmungsvolle und doch recht gute Einführung in Cthulhu Now bietet dieses Szenario als One-Shot aber einiges an Potential.

 

Fazit:

Nach einer für mich eher etwas schwächeren Ausgabe Nr. 14 kann mich die aktuelle Nummer wieder vollends überzeugen und ich kann der Aussage von Frank Heller im Vorwort nur zustimmen, wonach das vorgelegte Material genauso gut in Hardcover-Publikationen hätte erscheinen können.

Gelungen sind auch die beiden Abenteuer „Girnwood Manor“ und „Abwärts“, die ursprünglich für den Abenteuerband „Kleine Räume“ verfasst worden waren. Als Service bietet die Redaktion auch einen zusätzlichen kostenlosen Download für den Charakterbogen zum Regelsystem von Thomas Michalsk als auch den Handout Nummer 2 zum Abenteuer "Abwärts" in Farbe an (Links nebenstehend). Durch den angehobenen Seitenumfang ist es nunmehr möglich geworden nunmehr mehr als nur ein Abenteuer pro Cthulhoide Welten zu präsentieren. Das ist natürlich sehr erfreulich, aber auch sehr Schade - gerne hätte ich mehr von diesen überaus gelungenen Abenteuern in einem Band gehabt. Ansonsten gibt es für den kleinen Geldbeutel eine Fülle an brauchbarem Material, nützliche Hinweise und einiges mehr an interessantem Lesestoff.