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Cthuloide Welten 11
Bewertung:
(3.7)
Von: Heretic
Alias: Heretic
Am: 06.12.2008
Autor:Frank Heller (Hrsg.)
Typ:Magazin
System:Cthulhu
Setting:---
VerlagPegasus Press
ISBN/ASIN:ISSN 1610-5362
Inhalt:98, Softcover
Sprache:Deutsch

Vorabinformation:

"Cthuloide Welten" ist ein halbjährlich erscheinendes Magazin zum Rollenspiel "Cthulhu", das von Pegasus Press herausgegeben wird und in dem auch über Neuveröffentlichungen zu Cthulhu berichtet wird.

Die "Cthuloide Welten" enthält fast immer ein ausgearbeitetes Abenteuer (bei Cthulhu Szenario genannt) zu einem für Cthulhu typischen Thema, nebst Artikeln, die sowohl für Spielleiter als auch für Spieler geeignet sind und den geneigten Leser z.B. über die historischen Gegebenheiten im Hamburg der 1920er Jahre aufklären. Abgerundet wird das Magazin dann meist noch mit Artikeln über die Werke und/oder Autoren des Cthulhu-Mythos.

 

Was bietet die CW #11?

Die CW #11 bietet einmal mehr überwiegend gutes bis sehr gutes Hintergrundmaterial auf 98 Seiten in s/w zu einem meiner Meinung nach sehr fairen Preis von 6 Euro. Die Heftklammerung ist solide, das Softcover ist vollfarbig und abwaschbar.

 

Der Inhalt:

Den Anfang machen, wie in jeder CW, die geplanten Neuveröffentlichungen von Pegasus Press und Chaosium. Den Neuveröffentlichungen folgt ein einseitiger Artikel (Horrorclix – Ein neues Spiel (nicht nur) für Fans des Horror-Genres) über das von Wizkids neu erschienene Tabletopsystem "Horrorclix", der dem Rezensenten so rein gar nicht gefallen mochte.

Kurz und bündig: Das System basiert darauf, dass man als Spieler möglichst viele Miniaturen (die natürlich zufallsmäßig auf die Packungen, sogenannte "Starter" und "Booster", verteilt sind.) erwirbt, aus denen man sich dann eine Armee zusammenstellt, die dann gegen die des Gegners antritt, sei es in einem speziellen Szenario oder in einem schlichten Gemetzel, in dem man versucht, die Horde des Gegners niederzumachen. Cthulhu selbst ist nur eine übergroße Promo-Figur, die man nur unter "erschwerten" Bedingungen hätte bekommen können:

 

1.Hätte man an der Promo-Aktion zu "Horrorclix" auf der Spielemesse in Essen teilgenommen, hätte man den "Great Cthulhu" auch gewinnen können, so man die "Cthulhu Challenge" mit etwas Glück erfolgreich beendet hätte.

2. Man hätte sie auf dem GenCon oder Origins in begrenzter Stückzahl für gutes Geld kaufen können.

3. Man ist Händler und bestellt entsprechende Mengen an Horrorclix-Produkten, dann erhält man den "Great Cthulhu" umsonst.

Mein Fazit zum Artikel:

Hat nichts mit dem Rollenspiel "Cthulhu" zu tun, und eigentlich auch nichts in der CW verloren.

Zweifach enttäuschend aus cthuloider Sicht. Einerseits, weil man ein Spiel präsentiert, das den Mythos als billiges Splatterelement verheizt, und zweitens, weil einer der Hauptprotagonisten desselbigen als defacto nicht erwerbbare Promo-Figur herausgegeben wird.

 

Als nächstes folgt dann das Szenario "Ein Fund vom Meer", in dem die Charaktere in ein gefährliches Abenteuer um eine goldene Statuette verwickelt werden, deren Verschwinden aus einem Museum auf Borkum die Tiefen Wesen auf den Plan ruft, die einen Diener losschicken, um das Artefakt aus den Händen von Malte Griebsen wiederzubeschaffen. Ein interessantes und gut gemachtes Abenteuer, nebst schönen Karten und hübschen Handouts, das als Einstieg für eine Kampagne gedacht ist, die sich der Kampagnenbox "Auf den Inseln" bedient.

 

Die Centralbibliothek ist ein interessant aufgemachter Artikel, der nicht nur die Örtlichkeiten einer für die 1920er typischen Zentralbibliothek nebst ausgearbeiteten NSC und Bodenplänen beschreibt, sondern auch auf mögliche Abenteuerideen und Gefahrenquellen eingeht. Er beschreibt auch eingehend das Flair und die Atmosphäre einer Bibliothek dieser Epoche und geht auch auf mögliche Fragen der Spielleiter ein, z.B. wie läuft die Benutzung der Bibliothek ab, wie arbeitet diese, etc. pp.

 

Der Archäologe ist eine Spielhilfe für all diejenigen Leser, die sich gern näher über die Tätigkeitenfelder und die Arbeitsweisen und –materialien eines Archäologen aus den 1920ern informieren möchten. Der Artikel listet überdies noch einige archäologische Ausgrabungen auf, die zwischen den zwei Weltkriegen stattfanden. Zusätzlich erfährt der Leser anhand einer Zeittafel noch einige Details zur Geschichte der Archäologie und ihren Entdeckungen. Zusätzlich zu den Informationen finden sich noch Charakterwerte für bekannte Archäologen der Ära der 1920er.

Der Artikel führt abschließend noch artverwandte Berufe auf, die dem Archäologen ähneln, z.B. den Grabräuber oder den Konservator.

 

Clark Ashton Smith beschäftigt sich mit dem gleichnamigen Mythos-Autor, der zusammen mit H.P. Lovecraft und Robert E. Howard für das Magazin "Weird Tales" gearbeitet hat. Es wird auf die Beziehung C.A.S. zu Lovecraft und Howard eingegangen, und dargelegt, inwiefern Smith einen Einfluß auf den Cthulhu-Mythos gehabt hat, so ist z.B. der Hexer Eibon direkt dem Wirken Clark Ashton Smiths zu verdanken. Ein kurzer, aber informativer Überblick über einen hierzulande noch recht unbekannten Mythos-Author.

 

Dem recht gelungenen Artikel über C.A.S. folgt dann der sehr mäßige Artikel Falsch verbunden – Handys bei Cthulhu Now, der sich thematisch mit dem Einsatz von Mobiltelefonen bei einer "Cthulhu Now"-Kampagne befaßt. Es werden Tipps gegeben, wie man als Spielleiter verhindert, dass die Spieler durch exzessiven Handygebrauch die Spielatmosphäre oder gar den Plot zerstören. Die Qualität der Tipps rangiert von unglaublich einfallslos und schlecht (Tragischer Tod des Gesprächspartners während des Telefonats aus heiterem Himmel... Das Bild des alten Cartoon-Klassikers "Klavier fällt vom Himmel und erschlägt Person X" drängt sich förmlich auf) über Tipps wie "Falsch verbunden"(Wie originell...) bis hin zum Handy, das sich selbst sauber in sämtliche Einzelteile zerlegt (Gremlins lassen grüßen...) oder gar anfängt, zu mutieren und den Telefonierenden zu attackieren. Nach Meinung des Rezensenten gäbe es wesentlich einfachere und weniger lächerliche Möglichkeiten, den Handyeinsatz zu minimieren, ohne dass man die Spieler zu arg gängelt, bzw. ihnen die Möglichkeiten, die ein Jetztzeit-Cthulhu bieten sollte, nimmt.

 

Cthulhu Live dreht sich um Liverollenspiele, die auf dem Cthulhu-Mythos aufbauen. Es wird ein Überblick über die deutschen Organisatoren gegeben, über die Cthulhu-Liverollenspielerszene

im Ganzen aufgeklärt und Kontaktadressen für Interessierte aufgelistet. Interessanter Bonus, aber nicht essentiell.

 

Erinnerungen: Teil 2, 1986 bis 1998 ist ein Rückblick auf besagte Jahre der Geschichte der deutschen Ausgabe des Rollenspiels Cthulhu, nachdem Pegasus Cthulhu von "Welt der Spiele" übernommen hatte. Es wird die Publikationsgeschichte beleuchtet, nebst kurzen Kommentaren zur Entstehung der Cthulhu-Rollenspielerszene in Deutschland und den Conventions, die thematisch mit Cthulhu zusammenhängen. Es wird auch auf die Geschichte von Pegasus im Hinblick auf Cthulhu eingegangen, so werden z.B. die ehemaligen Auswahlcover für Regelwerke gezeigt, wie etwa. das des

Spielerhandbuches. Den Abschluß des Artikels bildet ein Abschnitt, anhand dessen gezeigt wird, wie ein Bodenplan für Cthulhu entsteht und welchen Weg bis hin zum fertigen Produkt dieser nimmt.

Interessant für Leser, die an der Geschichte des Cthulhu-RPGs und der Geschichte von Pegasus Press interessiert sind.

 

Diesem Artikel folgt dann sogleich Der Mann hinter Worlds of Cthulhu: Adam Crossingham, ein ausführliches Interview mit dem Herausgeber der englischen Ausgabe der Cthuloide Welten, der einen Überblick über die Geschichte der englischen Ausgabe und eine Vorausschau auf die Zukunft der "Worlds of Cthulhu" gibt.

 

In Das ist nicht tot, was einmal lacht schreibt Ralf Sandfuchs über das Element des Humors in Cthulhu. Er legt dar, wie man seiner Meinung nach ein Comedy-Abenteuer für Cthulhu schreiben soll, damit es gelingt. Er gibt einige Anekdoten als "Paradebeispiele" für "lustige Szenen" zum Besten, die der Rezensent nicht einmal im Ansatz als lustig empfand... Nunja... Außerdem offenbart er sich als unaufmerksamer Zuschauer. (Er behauptet, dass die Szene aus Scary Movie, in der der Mörder mit den Kiffern zusammenhockt und Bong raucht, höchst unlogisch sei, weil er ja nur mit diesen zusammen kiffe, und sie nicht zerstückele... Was Herr Sandfuchs jedoch NICHT erwähnt, ist der Fakt, dass genau DAS im Anschluß an die Szene mit den Kiffern passiert. Die Gruppe steht im Kreis, und jeder in der Gruppe beginnt Freestyle zu rappen, während einer der Kiffer Beatboxing macht. Als der Schlitzer an der Reihe ist, beginnt er mit seinem Messer herumzufuchteln und seinen Freestyle mit dem Abtrennen von Gliedmaßen der Umstehenden zu "akzentuieren", was mit sehr viel Kunstblut und fliegenden Körperteilen und Köpfen einhergeht, was die Kiffer jedoch nicht sonderlich zu stören scheint, so stoned, wie sie sind. Wo ist denn da jetzt die Unlogik, Herr Sandfuchs? Es scheint eher so zu sein, dass sie eine geschnittene Version gesehen haben, und daher diese Szene nicht kennen, oder?) Seine Tipps entpuppen sich zumeist leider als nicht sonderlich originell oder gar kreativ.

Ein ausklappbares Bügelbrett als Falle für die SC zum Aufbau einer lustigen Atmosphäre? Gähnend langweilig... Freddy Krüger als freakiger Currywurstbudenbesitzer? Wie innovativ...

6 Seiten werden auf diese Weise verschenkt. Schade. Man hätte mehr zum Thema "Humor in Cthulhu" herausholen können. Aber wenn man es bereits als Leistung betrachtet, bei Cthulhu in den 1920ern den Großen Alten himself als Godzilla-Klon durch die Straßen Berlins jagen zu lassen, damit die kaiserlichen Truppen gegen ihn antreten... NAJA...

 

Den Abschluß der "Cthuloide Welten" bildet ein kurzer, aber witziger Vollfarb-Cartoon aus der Feder von Francois Launet.

 

Fazit:

Die Cthuloide Welten #11 ist ein solides, hübsch gelayoutetes Magazin für Cthulhu-Fans und Rollenspieler des Cthulhu-Rollenspiels. Das dargebotene Material ist zu 80% gut bis sehr gut, und das Preis/Leistungsverhältnis ist meiner Meinung nach sehr gut, wenn man den Inhalt im Verhältnis zum Magazinpreis von 6 Euro betrachtet. Einzig die Artikel zum Humor bei Cthulhu, zu Horrorclix und dem Handyeinsatz bei Cthulhu Now verhindern eine bessere Wertung. Sehr schade, denn die CW ist ansonsten durchgehend hochwertig und unterhaltsam, so dass man über manchen Buchstabendreher und Orthographiefehler wohlwollend hinwegsieht.

Die Cthuloide Welten ist ein Muss für alle, die ernsthaft Cthulhu spielen, und sei jedem angeraten, der sich für den Themenkomplex „Cthulhu-Mythos“ interessiert.