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Malleus Monstrorum (2. Edition)
Bewertung:
(4.5)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 28.12.2008
Autor:Scott David Aniolowski, Sandy Petersen, Lynn Willis, Frank Heller u.a.
Typ:Quellenband / Monsterband
System:Cthulhu
Setting:Cthulhu
VerlagPegasus Press
ISBN/ASIN:978-3-939794-65-3
Inhalt:504 Seiten, Hardcover
Preis:39,95 €
Sprache:Deutsch

Im Sommer 2003 veröffentlichte der Pegasus-Verlag die 1. Edition des Quellenbands unter dem Titel “Malleus Monstrorum - Kreaturen, Götter und verbotenes Wissen”, die als Erweiterungsband zu den Spieler- und Spielleiterbüchern einen ebenso reißenden Absatz wie der Quellenband „Necronomicon“ erlebte. In 2007 fand eine Umfrage im Cthulhu-Forum statt, bei der die Redaktion des Pegasus-Verlags herausfinden wollte, ob die Leserschaft ein komplettes Kompendium sämtlicher Monster und Götter haben wollte oder ob ein Ergänzungsband favorisiert wird. Das Ergebnis fiel eindeutig zugunsten eines Komplettwerkes aus, das nunmehr in der 2. Edition des „Malleus Monstrorum“ 331 Grauenhaftigkeiten, fast 200 mehr als in der Vorauflage, versammelt.

 

Im vorliegenden Werk finden sich somit erstmals in vollständiger Form sämtliche bisher bekannten Wesen und Götter, die dem Cthulhu-Mythos zuzuordnen sind. Wer also ein Kompendium der Mythoswesen, ihrer Götter und der absurdesten Kreaturen, die sich der menschliche Geist noch oder schon nicht mehr vorstellen kann, benötigt, um seine Spieler in Angst und kosmischen Schrecken zu versetzen ist, sollte hier bestens aufgehoben sein.

 

Layout

Mit insgesamt 504 Seiten (!) und einem Gewicht von XX kg dürfte es sich bei dem „Malleus Monstrorum“ um das wohl schwerste Hardcover des Verlages handeln, das in Optik und Ausstattung der bisherigen Produktlinie folgt und bei der das obligatorische Lesebändchen und die Covergestaltung von Manfred Escher nicht fehlen. Das Layout des Buches ist übersichtlich und klar strukturiert, wobei für meinen Geschmack die Überschriften der einzelnen Kreaturen etwas größer hätten sein dürfen, um sich schneller zurecht zu finden. Die entsprechenden spielrelevanten Werte der einzelnen Wesenheiten sind komprimiert in einem abgesetzten Kasten zusammengefasst, so dass man sich auch während des Spiels rasch einen Überblick über notwendige Werte verschaffen kann.

 

An Illustrationen besteht in diesem Buch kein Mangel, auch wenn man verzweifelt nach konkreten Darstellungen der Großen Alten oder anderer Wesenheiten sucht. Hier präsentiert sich das „Malleus Monstrorum“ in einem ganz eigenen Stil: Man erhält die authentische Wiedergabe von erschreckenden Bilddokumenten aller Art, von überall auf der Welt, die von den hier erläuterten Monstrositäten angefertigt wurden, seien es Holzschnitte, Darstellungen, die aus uralten Folianten entnommen wurden, verwackelte Fotografien aus geheimen Privatsammlungen, Ankündigungen von Kuriositätenkabinetts, scheußliche schamanistische Statuetten und unglaubliche, archäologische Funde, all dies und hundertfach mehr wurde herangezogen, um das cthuloide Grauen anschaulich werden zu lassen, ohne einen direkten Blick darauf erhaschen zu können. Es bleibt letztlich der Phantasie des Spielleiters überlassen.

 

Inhalt

Neben einer allgemeinen Einführung zur Benutzung des Buches enthält dieses im Wesentlichen nur zwei große Kapitel: „Die Kreaturen des Mythos“ und „Die Gottheiten des Mythos“.

 

Das Kapitel „Die Kreaturen des Mythos“ umfasst drei Grundtypen: unabhängige Rassen, Dienerrassen und Einzigartige Wesen. Im Kapitel „Die Gottheiten des Mythos“ findet man vier Kategorien: Ältere Götter, Große Alte, Alte Äußere Götter. Zusätzliche Erwähnung finden noch die Avatare, wobei diese nur Manifestationen der vorgenannten Gottheiten sind.

 

Eine kleine Auswahl der wichtigsten oder am häufigsten anzutreffenden Bewohner der „Traumlande“ befindet sich ebenfalls im „Malleus Monstrorum“. Auf eine detaillierte Darstellung hat man wohl seitens des Verlages bewusst verzichtet, da ein Quellen- und Abenteuerband in deutscher Sprache zu diesem Thema in Vorbereitung ist. Angesichts der vorliegenden Fülle von Material hätten mit Sicherheit die zahlreichen zusätzlichen Kreaturen der „Traumlande“ auch das Format des vorliegenden Bandes schlichtweg gesprengt.

 

Eingebettet zwischen den einzelnen Kreaturen und Gottheiten findet der Leser die Fragmente aus den fiktiven Tagebüchern des Sir Hansen Poplan verstreut, die zum Teil weiteren Aufschluss über den Mythos geben und einiges zur Atmosphäre beitragen. Sir Hansen Poplan hat als Gelehrter eine hohe Reputation und unterrichtet heute an der Miskatonic University in Arkham. Die Tagebücher gab es bereits in der 1. Edition als einfachen Text, nunmehr handelt es sich um authentisch gestaltete, handschriftliche Tagebucheinträge. Diese Handschrift ist etwas gewöhnungsbedürftig und nicht immer einfach zu entziffern, doch dürften einige Seiten hervorragend als Handout für eigene Ideen einsetzbar sein, dreht sich doch ihr Inhalt um die Geschichte und Erforschung des Cthulhu-Mythos..

 

Doch nun zu den 331 angekündigten Göttern und Kreaturen. Alle Einträge der einzelnen Artikel beginnen mit einer einleitenden Beschreibung des Wesens in Form einer kleinen Geschichte, an die am Ende des Eintrages wieder angeknüpft wird.

 

Zusätzlich gibt es noch zusammengefasst einiges an Fakten über ST, KO, GR, MA, GE und IN - wobei ER, BI und insbesondere gS ausgespart bleiben, da derartige Eigenschaften im Zusammenhang mit solch fremdartigen Kreaturen keinen Sinn machen, sowie Angaben über Trefferpunkte, Bewegungsweite, Schadensbonus, Angriffe, Panzerung, Zauber, Fertigkeiten und nicht zuletzt den Stabilitätsverlust. Die Werte, Kategorisierung und Erklärungen, die in den Eintragungen der einzelnen Kreaturen und Götter erfolgen, sollen ausdrücklich nur als Stütze für den Spielleiter dienen. Es steht natürlich jedem frei, sich eine gewisse eigene Vorstellung über den kosmischen Schrecken solcher Wesen zu machen, um ihn dann spielerisch auch darstellen zu können.

 

Zu einigen Einträgen gibt es auch Abenteuerideen, sei es nun die verheerende Auswirkung des Bisses eines Rattenwesens oder aber die Gestaltung einer Expedition, die sich in die unzugänglichen Weiten Neuguineas aufmacht, um dort auf die Spur von Yamasai zu stoßen.

 

Fazit

Erneut legt der Pegasus-Verlag in Sachen Optik, Verarbeitung und Inhalt die selbst gesetzte Meßlatte noch etwas höher und wird dem bereits hohen Standard seiner Publikationen im Bereich Cthulhu mehr als gerecht. Insbesondere kann auch der Inhalt sprachlich überzeugen, so dass man auch die Tagebucheinträge des Sir Hansen Poplan quasi durchgehend als Kurzgeschichte lesen kann - allerdings eignet sich das „Malleus Monstrorum“ durch sein Gewicht nur schwerlich als leichte Bettlektüre. Gefreut hat mich auch die Fülle von größeren oder kleineren Abenteuerideen, die sich direkt mit bestimmten Wesen verknüpfen lassen und ausbaufähig sind.

 

Da Cthulhu sich als Horror-Rollenspiel versteht und nicht vom Niederschlachten größerer Monstermengen lebt (ganz im Gegenteil!), sollte der Spielleiter das „Malleus Monstrorum“ nicht falsch verstehen: Es ist ein Angebot oder auch eine Anregung, das eine oder andere Wesen als Aufhänger für seine Abenteuer zu verwenden, es dort einfließen zu lassen oder einfach nur generell als Informationsquelle. Insoweit ist es für den kreativen Spielleiter meines Erachtens nach eine absolute Kaufempfehlung. Spieler des Genres sollten sich allerdings überlegen, ob sie sich durch einen Kauf nicht vielleicht um eine Menge Spaß bringen - man sollte nicht unbedingt immer alles wissen! Wer es dennoch nicht lassen kann, hat mein vollstes Verständnis: Man muss es einfach haben!