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Draconomicon - Chromatic Dragons
Bewertung:
(4.0)
Von: David Zechmeister
Alias: Zechi
Am: 18.02.2009
Autor:Bruce R. Cordell, Ari Marmell und Robert J. Schwalb
Typ:Supplement (Monsterbuch)
System:D&D 4E
Setting:Generisch
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-4980-9
Inhalt:Farbiges Hardcover Buch mit 256 Seiten
Sprache:Englisch

Das Draconomicon ist das erste „Monsterbuch“ der 4E und hat einen unmittelbaren Vorgänger aus der 3E, in der es auch ein Draconomicon gab (Rezensionslink rechtsseitig).

 

Wie der Untertitel des 4E Draconomicon verrät, beschäftigt sich das Buch im Gegensatz zum 3E Draconomicon „nur“ mit den chromatischen Drachen. Ein zweites Draconomicon für die metallischen Drachen ist bereits angekündigt und soll im November 2009 erscheinen. Allerdings werden im vorliegenden Buch neben den chromatischen Drachen auch die Planar Dragons ausführlicher dargestellt, so dass nicht zu erwarten ist, dass es weitere Draconomicons für die anderen Drachenarten geben wird.

 

Aufmachung:

 

Das 4E Draconomicon umfasst 256 Seiten und liegt somit knapp unter dem Umfang des 3E Vorgängers (288 Seiten), ist aber von der Seitenzahl her umfangreicher als die „normalen“ 3E Monsterbücher wie Libris Mortis etc. Das Buch ist selbstverständlich farbig gestaltet und verwendet das bekannte 4E Layout. Die Illustrationen gefallen mir sehr gut, insbesondere die ganzseitigen Bilder sind wie in den bisherigen 4E Büchern sehr gut geworden. Auch im Draconomicon findet man allerdings einige wenige Illustrationen aus 3E Büchern. Das Buch hat kein Stichwortregister.

 

Chapter 1: Dragon Lore

Das erste Kapitel beschäftigt sich auf knapp 40 Seiten mit Anatomie, Psychologie, Sprache, Religion und dem Lebenszyklus von Drachen. Hier wird die Herkunft der ersten Drachen geschildert, und wie die fünf Drachenfamilien (Chromatic, Metallic, Scourge, Catastrophic und Planar) entstanden sind. Der Background der Drachen ist in den Krieg der Primordials gegen die Götter eingebettet und gefällt mir als Schöpfungslegende sehr gut.

 

Auch die Übersicht über Anatomie, Lebenszyklus und Psychologie von Drachen ist gut gelungen. Hier erfährt man, wie die Körper von Drachen funktionieren, einschließlich einer Erklärung, wie die Odemwaffe entsteht, sowie was Drachen in ihrem Leben antreibt. Schön ist die Beschreibung der Lebenszyklen vom Ei bis zum Tod eines Drachen. Hervorzuheben ist , dass das Kapitel nahezu komplett neu geschrieben und nicht das alte 3E Material übernommen wurde. Erwähnenswert ist vor allem, dass die wahnwitzigen und übertriebenen Fortpflanzungsraten aus der 3E glücklicherweise gestutzt wurden.

 

Copy und Paste haben die Autoren allerdings für das drakonische Basisvokabular angewandt, denn die Tabelle mit einer Übersicht von übersetzten drakonischen Wörtern ist identisch mit der aus dem 3E Draconomicon. Neu ist allerdings eine Abbildung des drakonischen Alphabets.

 

Dem Abschnitt über die Sprache schließt sich ein Abschnitt über Religion an. Hier findet man eine kurze Übersicht über die wichtigsten Götter aus der Core-Kosmologie und warum Drachen diese anbeten könnten. So wird beispielsweise erklärt, warum eine Drache z.B. Vecna verehren könnte. Die klassischen Drachengötter Chronepsis wurden zu Exarchen degradiert und dienen den „richtigen“ Göttern aus der Core-Kosmologie.

 

Das Kapitel schließt ab mit einer Detailbeschreibungen der chromatischen Drachen. Neben den bekannten Roten, Schwarzen, Weißen, Grünen und Blauen Drachen gehören auch Braune, Graue und Purpurne Drachen zur Familie der chromatischen Drachen. Während Braune Drachen sicherlich den meisten bekannt sein sollten (siehe unten das Excerpt), so sind auch Graue und Purpurne Drachen keine neuen Drachen, denn dahinter verbergen sich Fang Dragons und Deep Dragons, welche jedem D&D Veteranen bekannt sein sollten.

 

Chapter 2: DM’s Guide to Dragons

 

Das Kapitel gibt dem SL Hinweise und Tipps im Umgang mit Drachen in Abenteuern und Kampagnen auf knapp 45 Seiten. Es beginnt mit ein paar Vorschlägen für Kampfbegegnungen, die mir vom Umfang her etwas kurz vorkommen. Weiter geht es mit sozialen Begegnungen. Hier findet man zwei Beispiel-Skill Challenges, die ausgezeichnet gelungen sind. Enttäuschend ist, dass es nur zwei Beispiele gibt. Auch vier drakonische Fallen zum Schutz ihres Horts findet man in diesem Kapitel.

 

Weiter geht es mit konkreten Tipps und Anregungen für Abenteuer und Kampagnen mit dem Fokus auf Drachen. Als nächster Abschnitt erfolgt eine recht umfangreiche Erläuterung zur Gestaltung von Drachenhorten. Meiner Meinung nach etwas zu umfangreich, da dieser Abschnitt genauso viele Seiten umfasst wie die vorherigen (wichtigeren) zusammen.

 

Als nächstes werden drei drakonische Artefakte dargestellt. Unbestritten gehören die 4E Artefaktregeln zu den Highlights dieser Edition und auch hier zeigt sich die Stärke dieser Regeln. Ein altbekanntes Artefakt ist der Blue Orb of Dragonkind. Den Artefakten folgen ein paar drakonische Rituale, welche natürlich nicht nur für Drachen nützlich sind, dies dürfte eines der wenigen Teile des Buches sein, das für Spieler interessant ist. Es handelt sich eher um „mächtige“ Rituale für höhere Stufen.

 

Ebenfalls interessant für Spieler ist die Verwendung von Körperteilen und Organen von Drachen in Ritualen. So gibt beispielsweise Drachenblut einen Bonus auf die Skill Checks für ein Ritual. Diese Optionen gefallen mir sehr gut.

 

Enttäuschender Abschluss sind die Kurzbeschreibungen einiger „berühmter“ Drachen (siehe unten das Excerpt). Hier findet man Drachen aus unterschiedlichen Kampagnensettings, wie den Forgotten Realms oder Greyhawk in nur zwei Sätzen beschrieben. Diese Kurzbeschreibungen sind viel zur kurz und geben kaum Aufschluss über den jeweiligen Drachen. Dieser Abschnitt macht auch kaum Sinn, da es im vierten Kapitel eeine Dragon Hall of Fame gibt, welche viel umfangreicher und besser gelungen ist.

 

Chapter 3: Dragon Lairs

 

Die Unterschlupfe von Drachen sind Thema des dritten Kapitels und neun Drachen-Unterschlupfe werden auf knapp 75 Seiten dargestellt. Die Unterschlupfe sind im Prinzip wie kurze Abenteuer aufgemacht. Es findet sich eine Übersichtskarte über die Umgebung mit entsprechender Nummerierung, eine Kurzbeschreibung der Umgebung sowie im Falle von Kampfbegegnungen eine Darstellung im so genannten „Delve“ Format, wie es auch in den 4E Abenteuern verwendet wird. Daher eine detaillierte Darstellung des Kampfbegegnung samt Karte des Bodenplanes mit genauen Positionen der Gegner, schwierigem Gelände usw. Jeder Unterschlupf hat meist zwei detailliert beschriebene Kampfbegegnungen.

 

Für jedes „Level-Tier (Heroic, Paragon, Epic)“ gibt es jeweils drei Drachen-Unterschlupfe und diese sind sehr Abwechslungsreich gestaltet. Von einem Drachen-Unterschlupf in der Ruine über eine Burg bis hin zu einem Vulkan oder anderen Ebenen gibt es praktisch alles und jeder SL sollte hier etwas Interessantes finden.

 

Obwohl ich mich für solche Kurzabenteuer in der Regel nicht begeistern kann, so muss man eingestehen, dass diese relativ gut gelungen sind. Allerdings ist es Schade, dass im Prinzip alle Drachen-Unterschlupfe nur auf zwei Kampfbegegnungen begrenzt sind. Es gibt zwar Anregungen, mehr aus dem jeweiligen Unterschlupf zu machen, aber evtl. wären hier nur sechs Unterschlupfe besser gewesen, die jeweils etwas umfangreicher geworden wären.

 

 

Chapter 4: New Monsters

 

Das letzte Kapitel umfasst knapp über 80 Seiten und diese sind mit Drachen jeglicher Art und Größe gefüllt. Wer hier aber nur eine Aneinanderreihung von Stat-Blocks im Stile des 4E Monster Manuals befürchtet, dem kann diese Befürchtung glücklicherweise genommen werden. Die jeweiligen Drachen werden deutlich umfangreicher dargestellt und erhalten eine Background-Beschreibung, die zwar nicht extrem umfangreich ist, aber ausreichend um eine ganz gute Vorstellung des jeweiligen Monsters zu haben, insbesondere da man eine generelle Einleitung zu den Drachen im ersten Kapitel findet. Insofern ist die Darstellung meiner Meinung nach genau richtig und gut gelungen. Fans von „indepth“ Darstellungen eines Monsters werden diese Darstellung aber möglicherweise immer noch als zu kurz empfinden.

 

Neben der umfangreichen Darstellung der „neuen“ Purpurnen, Grauen und Braunen Drachen in allen Alterskategorien, gibt es nun auch Spielwerte für Wyrmlinge der anderen chromatischen Drachen. Wie bereits angedeutet, findet man auch eine Beschreibung der Planar Dragons. Die meisten dieser Drachen kennt man bereits aus dem 3E Draconomicon. Weiter geht es mit Untoten Drachen. Neben der Dracolich gibt es auch Vampir-Drachen, Zombie-Drachen usw.

 

Daran schließen sich andere Kreaturen an, die zwar keine Drachen sind, aber in irgendeinem engeren Zusammenhang zu Drachen stehen, wie z.B. die Abishai-Teufel von Tiamat, Kobolde, Dragonspawns, Drakes etc. Hervorzuheben sind hier Drachenparasiten, wie z.B. der Hort Skarabäus welche den Hort von Essensresten frei halten und als eine Art Wache dienen können.

 

Die bereits angedeutete Dragon Hall of Fame findet man ebenfalls in diesem Kapitel. Hier werden einige bekannte Drachenpersönlichkeiten dargestellt, wie z.B. der aus der 3E bekannte Drache Ashardalon (Oberbösewicht des WotC Adventure Path), die Drachengöttin Tiamat, der aus dem Dragonlance-Setting bekannte Drache Cyan Bloodbane oder der bekannte Drachenleichnam Dragotha (White Plume Mountain, Age of Worms Dungeon Magazine Adventure Path). Dieser Abschnitt ist gut gelungen und die Beschreibungen sind umfangreich genug, um sich ein Bild über diese Persönlichkeiten zu machen. Sie demonstrieren zudem sehr gut, wie man einen besonderen Drachen mit besonderen Fähigkeiten erstellt. Interessant sind natürlich auch die Götterregeln die exemplarisch an Tiamat erläutert werden.

 

Das Kapitel schließt ab mit zwei neuen Templates und alternativen Drachenfähigkeiten. Diese sind für SL besonders interessant, da man so „normalen“ Drachen ein außergewöhnliches Flair geben kann. Ganz am Ende findet man noch eine Übersicht der neuen Monster mit Level, Rolle und Seitenzahl.

 

Fazit:

 

WotC schließt mit dem Draconomicon nahezu nahtlos an die hohe Qualität ihrer bisherigen Monsterbücher an. Allerdings konnte WotC mit diesem Buch nicht viel falsch machen, da man sich an dem 3E Draconomicon orientiert hat und dieses eines der besten 3E Bücher überhaupt ist. Die Bücher sind sich daher relativ ähnlich, nur dass das 4E Draconomicon natürlich an die 4E angepasst wurde.

 

Schön ist, dass man die allgemeinen Texte auch angepasst hat und man somit nicht den Eindruck erhält, dass das Buch ein Copy&Paste Produkt sei, und es macht insgesamt einen runden und interessanten Eindruck. Jeder SL wird hier die eine oder andere Idee finden, die er gerne in seiner Kampagne umsetzen würde. Wie die meisten Monsterbücher, ist das Draconomicon auch ein Buch, das man gerne einfach nur liest und drin stöbert.

 

Im Gegensatz zum 3E Draconomicon enthält die 4E Variante praktisch keinerlei Spielermaterial. Meiner Meinung nach eine gute Entscheidung, da die Monster-Bücher klare SL-Bücher sind. Spieler sollten daher definitiv die Finger von dem Buch lassen.

 

Die neuen Monster sind rundum gelungen und es juckt einen als SL, die diversen neuen Drachen einzusetzen. Schön ist auch die Dragon Hall of Fame und besonders gut sind die Vorschläge für alternative Fähigkeiten der bekannten Drachenarten. So kann ein SL leicht jeden Drachen individualisieren.

 

Etwas zu kurz ist mir das zweite Kapitel geraten. Besonders gut gefallen hätte mir eine umfangreiche Sammlung an Skill Challenges im Zusammenhang mit Drachen, leider sind es nur zwei geworden. Diese haben mir zwar gefallen, aber es ist ein bisschen wenig. Insbesondere sind es zwei soziale Skill Challenges, aber interessant wären hier auch weitere Skill Challenges, etwa das Ausräumen eines Drachenhorts während der Drache schläft oder Ähnliches.

 

Wie bereits angedeutet, war eine so umfangreiche Darstellung der Hort-Erstellung meines Erachtens unnötig und man hätte mehr Zeilen für weiter SL-Tipps aufwenden sollen. Völlig überflüssig war die Kurz-Darstellung „berühmter“ Drachen. Diese zwei Seiten hätte man sich komplett sparen können.

 

Auch das umfangreiche Kapitel über die Drachenunterschlupfe gefällt mir persönlich nicht so sehr, da ich kein Fan dieser Art von Kurzabenteuern bin. Allerdings ist das eher eine persönliche Sache, denn die Qualität der Drachenunterschlupfe ist sehr hoch und gefällt mir sogar besser als dias entsprechende Kapitel im 3E Draconomicon.

 

Ansonsten gibt es eigentlich nichts an diesem Buch auszusetzen. Selbstverständlich ist es keine wirkliche Innovation, da es auf dem Erfolg eines der besten Bücher aufbaut, aber jeder 4E SL, der Drachen mag, wird um dieses Buch nicht herum kommen. Für Spieler oder 3E SLs lohnt sich das Buch allerdings nicht. Erstere finden kein ansprechendes Material in dem Buch und 3E SLs haben ein mindestens ebenso gutes Buch zur Verfügung.