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Sleeper 1 - Das Schaf im Wolfspelz
Bewertung:
(4.2)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 20.03.2009
Autor:Ed Brubaker, Sean Phillips
Übersetzer:Maria Morlock
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Wildstorm-Universum
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-936480-71-9
Inhalt:144 Seiten, Hardcover, DIN A5
Preis:19,80 €
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Holden Carver ist ein Mann mit vielen Geheimnissen. Als Teil der global operierenden Geheimorganisation des kriminellen Genies Tao, die von Drogenhandel über Weltpolitik an den Schalthebeln der Macht sitzt, gehört Carver zu einem der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Unaufhaltsam klettert Carver in den Rängen des Syndikats nach oben und mit jedem Schritt, den er dabei macht, lässt er einen Teil seines alten Ichs zurück.

Holden Carver ist nämlich eigentlich kein Verbrecher, sondern ein Undercover-Agent, der in die Tao-Organisation von seinem Chef John Lynch, Chef des Geheimdienstes, eingeschleust wurde. Das Problem aber ist, dass John Lynch nach einem Mordanschlag im Koma liegt und er die einzige Verbindung von Carver ist. Niemand sonst weiß von Carver und seiner Mission. Deswegen muss Carver seine moralischen Vorbehalte über Bord werfen, um überleben zu können …

 

Stil & Artwork:

Ed Brubaker ist eine Legende in Sachen Krimi-Comics. Seit vielen Jahren schon überrascht er immer wieder mit exquisiten Storys in Serien wie „Criminal“ oder dem vorliegenden „Sleeper“. Brubaker versteht es dabei hervorragend, seine Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Er taucht schnell in Materie und Plot ein und verschwendet dabei keinen Platz auf unnötigen Schnörkel. „Sleeper“ ist spannend und eine echte Undercover-Agenten-Geschichte mit allem, was so eine Story benötigt, um hervorragend zu funktionieren. Dabei ist „Sleeper“ im Wildstorm-Universum von DC Comics angesiedelt, was aber eigentlich nicht so wirklich auffällt, mal abgesehen davon, dass der eine oder andere Superheld des Settings, wie beispielsweise der Midnighter, kurz am Rande auftaucht. Davon einmal abgesehen, könnte „Sleeper“ auch in jedem anderen Universum spielen, auch wenn die Protagonisten besondere Fähigkeiten haben. Letztendlich aber handelt es sich immer noch um eine reine Agenten-Krimigeschichte.

Das macht die Story aber keineswegs schlechter, ganz im Gegenteil, gerade die Abwesenheit von den üblichen Superhelden macht die Story interessant. Vor allem der innere Zwist, den Carver mit sich selbst ausficht, ist dabei besonders ansprechend und authentisch, denn man bekommt auch einen Einblick, was es für einen Agenten heißt, undercover zu sein. Immer wieder muss er tricksen, um nicht aufzufallen, beständig ist die Angst um sein Leben. Dabei ist vor allem die Entwicklung von Carver interessant gestaltet, wirkt glaubwürdig und authentisch.

Gezeichnet wurde „Sleeper“ von Sean Phillips, der schon bei „Criminal“ (Rezensionen auch hier im Gate) mit Brubaker zusammengearbeitet hat. Phillips hat einen sehr eigenen, aber auch sehr passenden Stil für so eine Kriminalgeschichte. Manchmal wirken die Zeichnungen, gerade bei den Personen, ein wenig unproportional, was aber nicht weiter schlimm ist. Grundlegend ist der Stil von Phillips eher als einfach zu bezeichnen, denn tiefgehende Details vermisst man eigentlich vollständig. Aber auch das passt sehr gut zur Story. Phillips spielt dabei gekonnt mit Licht und Schatten und erinnert damit ein wenig an Mike Mignola (Hellboy). Durch die sehr spezielle Kolorierung, die vornehmlich in dunklen Tönen gehalten ist, wirkt das Artwork sehr rund und ansprechend.

 

Qualität & Übersetzung:

„Sleeper“ kommt wie so oft bei Cross-Cult im DIN-A5-Hardcover. Druck- und Papierqualität wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. Ebenso die Übersetzung und das Lektorat. Hier gibt es keine negativen Ansatzpunkte, auch wenn man von Cross-Cult sowieso schon eine hohe Qualität gewohnt ist. Der vorliegende Band beinhaltet die ersten sechs amerikanischen Hefte, die im zweiten Band dann fortgesetzt werden.

Die 140-seitige Story wird von einer vierseitigen Abhandlung über Ed Brubaker abgeschlossen.

 

Fazit:

„Das Schaf im Wolfspelz“ ist ein gelungener Auftakt der „Sleeper“-Reihe, die im zweiten Band fortgesetzt und abgeschlossen wird. „Sleeper“ ist das Sequel zu „Point Blank“ oder korrekterweise muss man sagen, dass es sich andersherum verhält: „Point Blank“ ist das Prequel zu „Sleeper“. Beide spielen logischerweise im Wildstorm-Universum, wobei das auch eher Nebensache ist.

Ed Brubaker, bekannt für grandiose Kriminalgeschichten im Comicformat, hat auch mit Sleeper wieder eine hervorragende Arbeit und Idee abgeliefert. Bei „Sleeper“ handelt es sich hauptsächlich um eine Undercover-Agenten-Story, auch wenn es ein paar Superhelden- (oder besser Superschurken-) Elemente gibt. Alles in allem ist die Geschichte spannend und kann vom ersten Moment an fesseln. Die Charaktere haben Tiefgang und werden glaubwürdig dargestellt, vor allem da sie ihre eigenen Probleme und Ängste bewältigen oder sich mit ihnen rumschlagen müssen.

Die Illustrationen von Sean Phillips sind ebenfalls sehr ordentlich, auch wenn sie nicht perfekt sind. Sie passen jedoch sehr gut zur Story und dem Erzählstil von Brubaker, so dass der Comic in Verbindung mit der passenden Kolorierung rund wirkt.

Wer Krimigeschichten mag oder gar Werke wie „Criminal“ oder „Point Blank“ von Brubaker faszinierend findet, der sollte sich „Sleeper“ unbedingt ansehen. Das erwähnte Prequel „Point Blank“ vorab zu lesen, schadet übrigens auch nicht, muss aber nicht zwangsläufig sein.