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Sandman präsentiert 1: Thessaly - Die Hexe lässt das Morden nicht
Bewertung:
(4.7)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 19.09.2009
Autor:Autor: Bill Willingham, Zeichner: Shawn McManus
Übersetzer:Gerlinde Althoff
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Sandman
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-785-0
Inhalt:100 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Sandman presents: The Thessaliad 1-4
Preis:14,95 EUR
Sprache:Deutsch

Neil Gaiman’s Sandman-Reihe aus den 90er Jahren erfreut sich auch in der Neuauflage, die seit einiger Zeit bei Panini nach und nach erscheint, allergrößter Beliebtheit. Da ist es nur logisch, das es auch Ableger geben muss. „Thessaly“ ist so ein Ableger, denn Gaiman hat hier seine Finger nicht im Spiel gehabt. Dennoch wird der uralten Hexe Thessaly, die in Band 5 der Sandman-Reihe aufgetaucht ist, hier eine eigene Geschichte spendiert.

Sandman präsentiert also…

 

Inhalt:

Thessaly ist die mächtigste und wohl auch älteste Hexe der Welt, denn sie verweilt schon viele tausend Jahre auf unserem Planeten. Das bedeutet aber nicht, dass sie alt und hässlich aussieht, so wie man sich so eine uralte Hexe vorstellt. Das Gegenteil ist der Fall: Thessaly ist eine recht hübsche jung aussehende Frau, die als unscheinbare Studentin ihr Leben in der heutigen Zeit ganz unauffällig leben will. Doch obwohl sie in Stanley einen Mitstudenten gefunden hat, der sich offensichtlich für sie interessiert, geht die Sache schief, als sie zuhause von einem Rudel Höllenhunde angegriffen wird. Außerdem taucht ein Geist auf, der ihr nach dem Leben trachtet. Die letzte der berühmt berüchtigten thessalischen Hexen lässt sich allerdings nicht so leicht besiegen und so begibt sie sich auf die Suche nach den Auftraggebern des Mordkomplotts… den geisterhaften Killer im Schlepptau. Schnell wird klar, das mächtige Wesen dahinter stecken und Thessaly nimmt den Kampf auf…

 

Schreibstil & Artwork:

Auch wenn die Story nicht von Gaiman selbst stammt, so hat sich mit Bill Willingham (Fables, Jack of Fables) ein auf ganzer Linie qualifizierter Autor für diese Reihe gefunden. Willingham schafft es hier eine sehr spannende Erzählung zusammenzubasteln, die das Flair des Kutlautors Gaiman und seines Sandman-Settings sehr gut aufgreift und dennoch so eigenständig wirkt, das man merkt, das es eben nicht von Gaiman ist. Willingham hat eine ganz besondere Art, seine Geschichten zu erzählen, das hat er mit „Fables“, dem Ableger „Jack of Fables“ (Reviews auch hier im Gate), aber auch mit diversen DC-Superhelden Stories mehrfach bewiesen, auch wenn diese alle eigentlich erst nach „Thessaly“ respektive der „Sandman präsentiert…“ Reihe entstanden sind.

Willingham strickt hier eine unglaublich dichte Erzählung, die ebenso abgefahrene Ideen, Protagonisten und Örtlichkeiten zeigt, wie man sie aus Sandman selbst gewohnt ist. Der Plot fesselt quasi sofort und entfaltet ihren subtilen und intriganten Charakter schnell und zielsicher. Der Autor bedient sich dabei so ziemlich bei allen Mythologien, die man auf der Welt finden kann und bastelt Elemente davon mit schön schwarzem Humor in seine Geschichte. Dabei ist die Story recht blutig und brutal, aber auch das auf eine eher makabre Art und Weise. Die Charaktere - vor allem Thessaly und der Geist - bekommen viel Tiefgang und wirken dadurch lebendig.

 

Die Artworks von Shawn McManus unterstützen das Flair von Willinghams Erzählung nahezu perfekt, wobei die Optik ein wenig an die aus (dem später erschienenen) Fables erinnert, auch wenn der Fables-Zeichner (Mark Buckingham) ein anderer ist. Interessanterweise findet aber auch McManus später (im Deutschen in Band 9) zu den Fables, wenn auch wohl nur als Aushilfe. Wie dem auch sei, McManus Artworks für Thessaly sind schick und äußerst ansprechend gezeichnet. Sein Stil zeigt klar definierte und sehr saubere Linien und viele Details, wovon gerade die Hintergründe sehr profitieren. Ein sehr klassischer Stil, durch den die präsentierte Welt sehr plastisch und glaubwürdig wirkt. Auch bei Gestik und Mimik zeigt der Künstler absolut keine Blößen, denn sowohl Gesichtszüge, wie auch die Körperproportionen stimmen einfach. McManus hat die teilweise recht blutige Story von Willingham sehr authentisch umgesetzt ohne dabei aber geschmacklos zu wirken. Thessaly ist aber definitiv ein Comic für Erwachsene oder zumindest ältere Jugendliche. Unterstützt wird die tolle Optik der Artworks durch eine Kolorierung mit satten und zumeist kräftigen Farben, die ebenfalls sehr klassisch wirkt und damit hervorragend zum Zeichenstil passt. Die Panels sind zumeist sehr ordentlich angeordnet, was einen Gegenpol zur turbulenten Geschichte darstellt. Vereinzelte Szenen überlappen sich, außerdem gibt es auch ein paar seitenfüllende Szenen.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Der Comic kommt im Softcover mit Faltung. Die Texte sind sehr flüssig zu lesen und erscheinen gut lektoriert. Der Band umfasst alle vier Originalhefte von „Sandman presents: The Thessaliad“. An Extras gibt es nur eine kleine Covergalerie.

 

Fazit:

„Thessaly - Die Hexe lässt das Morden nicht“ ist eine phantastische und atemberaubende Geschichte, die Neil Gaiman’s Sandman Welt mit dem Erzählstil von Fables-Autor Bill Willingham verbindet und auch in optischer Hinsicht, sehr an die Fables-Reihe erinnert. Die Story, um die älteste und grausamste Hexe der Welt - die letzte der thessalischen Hexen - ist erfrischend, zweischneidig, intrigant, humorvoll, aber auch blutig, erschreckend und ein wenig belehrend. Der Band kann sowohl von storytechnischer Seite als auch von der Optik her absolut überzeugen und ist ein gelungenes Werk, das sich sehr gut in die Sandman-Kosmologie einfügt.

Wer die Sandman-Reihe bereits kennt und zu schätzen gelernt hat, wird „Thessaly“ ebenso mögen. Aber auch wer die „Fables“ mag, sollte hier einen Blick riskieren. Zuletzt ist der abgeschlossene Comic aber auch für jeden Comic-Fan etwas, der erfrischende aber anspruchsvolle Fantasy-Comics mit einem Hauch von Mystik und Horror mag. Einfach toll!