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Y - The Last Man 1 - Entmannt
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 12.10.2009
Autor:Autor: Brian K. Vaughn, Zeichnerin: Pia Guerra
Übersetzer:Claudia Fliege
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Y - The Last Man
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-791-1
Inhalt:172 Seiten, Softcover mit Faltung, US-Format, US-Originale 01-
Preis:16,95 EUR
Sprache:Deutsch

Nachdem ich die letzten Bände der Reihe nach und nach begutachtet habe, gehe ich nun den ungewöhnlichen Weg und mache bei den ersten Ausgaben weiter. Der Grund ist einfach: ich bin mitten drin in diese Serie eingestiegen und habe erst jetzt einige frühere Ausgaben erhalten.

 

Inhalt:

Die Welt geht ihren gewohnten Lauf. Frauen gehen zwar arbeiten, aber die wirklich wichtigen Jobs werden zum Großteil immer noch von den Männern bewerkstelligt. In dem Moment in dem das erste Klon-Baby auf die Welt kommt, fallen alle Männer - das heißt alle männlichen Säugetiere - binnen weniger Sekunden tot um. Auch ungeborene Babies trifft diese Seuche und innerhalb von Minuten gibt es nur noch Frauen auf der Erde und keine Männer mehr. Keine? Nicht ganz richtig, denn tatsächlich haben zwei Männchen überlebt - Yorick Brown und sein Kapuzineräffchen Ampersand… aber warum?

Das gilt es herauszufinden, aber die nun von Frauen beherrschte Welt, versinkt mehr und mehr in Chaos und Anarchie. Doch das weiße Haus hat Agentin 366 auf Yorick angesetzt, um ihn zum weißen Haus und in Sicherheit zu bringen. Doch das gestaltet sich schwieriger als erwartet, denn zum Einen gibt es da diverse weibliche Fraktionen, die auch den letzten Man Tod sehen wollen, zum Anderen hat Yorick ganz eigene und egoistische Interessen. Anstatt als Zuchtbulle zu dienen, will er nur seine Verlobte Beth finden und die war zum Zeitpunkt des Seuchenausbruchs in Australien….

 

Schreibstil & Artwork:

Die Idee an sich ist schon abgefahren, aber das sagte ich bereits in einer meiner Reviews zu den anderen, späteren Bänden. Und daran hat sich nichts geändert. Der Plot fesselt von der ersten Seite an, was nicht zuletzt auch an der durchdachten Präsentation liegt, die ein paar Stunden vor Ausbruch der Seuche beginnt und zunächst ganz subtil und ungezwungen eine heile Welt vorgaukelt und das obwohl dem Leser klar sein müsste, das es ganz Dicke kommt. Brian K. Vaughn zieht seine Leser ganz schnell und ohne großen Schnickschnack in seinen Bann und erzählt eine unheimlich dichte und atmosphärische Geschichte, die einen sehr bedrückenden und bedrohlichen Grundton hat, gleichzeitig aber auch mit einem erhobenen Achtung-Zeigefinger präsent ist. Denn „Y“ will nicht nur Unterhaltungscomic sein, sondern übt auch deutliche Kritik an Wissenschaft und Forschung, vor allem dann wenn sie ohne ethnische Vorbehalte geschieht. Ähnlich wie bei „The Walking Dead“ zeigt der Autor aber auch gnadenlos, wie eine quasi postapokalyptische Welt aussehen könnte, wie sich die überlebenden Menschen darin entwickeln und verhalten und verweist damit auch gleich die Hardcore-Feministinnen in ihre Schranken, denn eins zeigt der Autor klar und deutlich: so wie die Männer nicht ohne Frauen können, so können diese andersrum auch nicht ohne uns leben.

 

Die Artworks stammen von Pia Guerra, die die Serie bis zu ihrem Schluss (Band 10 in Deutschland, Heft 60 in USA) begleitet und ihr mit ihrem frischen und dynamischen Stil einen ganz eigenen Charme aufdrückt und „Y“ so zweifelsohne prägt. Die Illustrationen sind einfach schick und wirken gestochen scharf, sind optisch ansprechend und vor allem extrem detailliert. Konturen und Striche sind präzise gesetzt und klar definiert und zeugen von einem klassischen amerikanischen Comicstil. Die ansprechende Kolorierung zeigt zumeist Pastelltöne, wobei immer ganze Seiten themenartig mit einem Farbton eingefärbt sind. Das unterstützt die hoffungslose Stimmung des Settings sehr gut, bildet aber auch gleichzeitig einen ruhigen Gegenpol. Die lineare und aufgeräumte Anordnung der einzelnen Panels rundet die Sache gekonnt ab.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Die Übersetzung ist erstklassig und die Texte sind flüssig zu lesen, was gerade bei so einem Comic, wie „Y“ sehr wichtig und sehr auffallend ist. In Sachen Produktionsqualität gibt es auch nichts zu meckern, denn diese bewegt sich wieder auf höchstem Niveau. Das Buch ist XXX Seiten stark und beinhaltet die Originalausgaben 54 - 60. Extras gibt es wie immer keine.

 

Fazit:

Schon der Auftakt der (mittlerweile abgeschlossen) Comicreihe um den letzten Mann auf Erden hat es ohne Zweifel in sich. Zum Einen nehmen Autor und Zeichnerin kein Blatt vor den Mund und zeigen ihre postapokalyptische Welt ungeschönt mit tollen Artworks und dezent unterstützenden Farben. Die Story beginnt ruhig mit einer heilen Welt, entfaltet sich aber innerhalb weniger Seiten zu einer Katastrophe mit großem Knall. Bumm - alle Männer tot. Das ist hart, vor allem dann, wenn man selbst ein Kerl ist und diese Geschichte liest. Da wird einem schon irgendwie ungemütlich und genau das ist, was Vaughn so vorzüglich kann: Gänsehaut erzeugen. Und das schafft er ohne Probleme.

Die „Y - The Last Man“ Reihe sollte in keinem Regal fehlen, das einem Fan von abgefahrenen und anspruchsvollen Comics gehört, denn ganz klar ist „Y“ eine Comicerzählung mit Köpfchen und Tiefgang.

Meiner Meinung nach eine der besten Serien der letzten Jahre, die nur wenige andere Serien toppen können (wie Walking Dead). Auf jeden Fall sollte man mit Band 1 beginnen, denn die Story baut aufeinander auf und ist extrem miteinander verknüpft. Oberklasse!