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Power Cards - Players Handbook 2 (2)
Bewertung:
(4.2)
Von: Stefan Koller
Alias: Windjammer
Am: 24.12.2009
Autor:
Typ:Rollenspielzubehör
System:D&D 4E
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:9780786952915
Inhalt:Je 100 Power Cards
Sprache:Englisch

Anmerkung: Die ersten beiden Rubriken meiner Rezension können von Leuten, die mit dem Aufbau der Karten aus früheren Sets vertraut sind, übersprungen werden. Ich habe diese nur geringfügig aus meiner Rezension zu einem früheren Set angepasst, da sich hier nichts geändert hat. Der Rest der Rezension ist völlig neu.

 

Einleitung und Produktaufmachung

Die neuesten „Power Cards“ der 4. Edition bieten für jede der acht Grundklassen im zweiten Spielerhandbuch ein neues Set an Mächten, die im gleichnamigen Buch (Player’s Handbook 2) vorgestellt wurden. Jedes Set besteht aus 100 Karten, die in einem ausreichend stabilen Karton verpackt und im Kartoninneren in ein Plastikgehäuse eingesetzt sind. Wenn man die Karten nicht später in die handelsüblichen Kartenhüllen steckt, verliert diese Verpackung samt des Plastikgehäuses auch nicht seine Funktion als Aufbewahrungsort – ein erster Pluspunkt.

 

Die Karten selbst werden in vier Kategorien unterteilt und farbig kodiert: At-Will (grün), Encounter (rot), Daily (schwarz) und Utility (blau). Genau wie bei den Power Cards für das erste Spielerhandbuch haben Utility Powers eine eigene Farbe und werden nicht den At-Will, Encounter oder Dailys zugeordnet. Wie schon im Vorgänger fehlen Karten für magische Gegenstände, „Second Wind“, eine Karte für „Action Point“ sowie Power-Karten für Legendäre Pfade oder Epische Bestimmungen – also Komponenten, die aus dem DDI „Character Builder“ bekannt sind und dort im Kartenformat dargestellt werden. Dies wird im vorliegenden Produkt dadurch ausgemerzt, dass Blanko-Karten beiliegen. Deren Beschriftung fällt aufgrund der resistenten Beschichtung der Karten jedoch gar nicht so leicht (Bleistift geht schon mal gar nicht). Positiv fällt übrigens auf, dass auch auf den ausgefüllten Karten gewisse Bereiche – wie „STR vs. AC“ – nicht in Schwarz, sondern in einem leichten Grauton aufgedruckt sind. Dies ermöglicht es, die eigenen Werte des Spielercharakters (etwa den Stärke-Bonus) mit einem abwaschbaren Folienstift direkt in diesem Feld aufzutragen; und ermöglicht es, denselben Eintrag dann später (bei Stufenanstieg) problemlos zu aktualisieren. Das kann man als Vorteil werten gegenüber den DDI-Karten, wo entweder wild herumgestrichen und korrigiert werden muss oder man erneut Druckertinte zuhause verschleudern kann, weil aus einem +5-Bonus ein +6 wurde.

 

Das Design der Karten ist zu 90% identisch mit jenem, das man vom „Character Builder“ kennt sowie aus den beigelegten Power-Karten der Spielerbogen-Mappe, die 2008 für die 4. Edition erschienen ist (siehe Rezension im Gate). Gegenüber letzteren Karten haben die neuen übrigens folgende Vorteile: Sie sind aufgrund hervorragender Beschichtung weniger anfällig gegenüber Feuchtigkeit und Unsauberkeiten am Spieltisch, bestehen aus dreimal stabilerem Karton, haben gerundete Ecken und zeigen keine Perforierungsreste auf, die man mit der Schere erst mal entfernen muss. Positiv bei der Spielerbogen-Mappe hingegen war, dass sehr schöne Karten für magische Gegenstände enthalten waren; diese sind, nicht zuletzt aufgrund ihrer farbliche Kodierung auf der Rückseite (gelber Grundton) eine sehr nützliche Ergänzung zum vorliegendem Produkt.

 

 

Aufbau der Karten

Alle Karten in den Sets sind gleich aufgebaut. Am oberen rechten Rand steht der Name der Power, darunter kommen ein bis zwei Zeilen Fluff-Beschreibung, dann die Schlüsselwörter („Key words“), eine Angabe des benötigten Handlungstyps sowie welcher Angriffsart die Power angehört (Melee, Range, Close Burst usw.) und die Reichweite. In der vierten Zeile sieht man, welcher Verteidigungswert des Gegners angesprochen wird und welches das Bezugsattribut ist, außerdem wird noch festgelegt, welche Gegner die Power betreffen kann. Im größten Feld der Karte werden eventuelle Trigger, die Effekte, die Attacke und der Schaden (und eventuelle Effekte, wenn getroffen oder nicht getroffen wird) beschrieben. Zum Abschluss jeder Karte kommt eine Zeile mit der Klasse, welche die Power nutzen kann, dem Power Type und der Stufe der Power. An dieser Stelle fehlt eine essenzielle Rubrik aus dem „Character Builder“: die Quellenangabe. Bei einem Spiel, das wie die 4. Edition ihre Spielelemente aus diversen Quellen bezieht – sei es jetzt, wie hier, ein Zusatzband, ein Artikel aus dem Dragon-Magazin oder eine Sonderkarte aus den neuen Miniaturensets – ist es für jeden Spielleiter hilfreich, gleich zu erkennen, woher seine Spieler die „Powers“ seiner Charaktere beziehen. Warum man diese Rubrik im vorliegenden Fall mit einer nochmaligen Angabe der Klasse ersetzt hat (welche bereits rückseitig überdimensional genannt wird), ist schleierhaft, und führt – je nach Spielleiter-Entscheid – dazu, dass hier auf den Karten etwas nachgetragen werden muss.

 

Inhalt der Kartensets

Alle Karten enthalten sämtliche Mächte ihrer Klasse aus dem zweiten Spielerhandbuch. Auf die Mächte der einzelnen Klassen werde ich hier nicht eingehen, sondern auf Nathan Greys ausgezeichnete und ausführliche Rezension des zweiten Spielerhandbuchs im Gate verweisen.

Der Rest der Kartensets wird durch Leerkarten abgerundet. Deren Anzahl variiert wie folgt und enthält folgende Kategorien. Der Barde bekommt 19 Leerkarten (5 Daily, 6 Encounter, 3 At-will, 5 Utility), Warden und Avenger bekommen jeweils 17 Leerkarten (5 Daily, 5 Encounter, 3 At-will, 4 Utility), der Hexenmeister 21 (jeweils 5 Daily und Encounter, 3 At-will, 4 Utility), der „Invoker“ und der Druide jeweils 13 (4 Daily, 4 Encounter, 2 At-Will, 3 Utility), der Schamane und der Barbar jeweils 12 (3 Daily, 4 Encounter, 2 At-Will, 3 Utility). Die unterschiedliche Anzahl der Leerkarten geht daraus hervor, dass in der 4E nicht alle Klassen hinsichtlich ihrer Mächteanzahl gleich komplex sind. Die Gesamtkartenzahl von 100, von denen 1 auf eine einseitige Werbung für den DDI entfällt, ist aber in allen Kartensets gleich.

Bewertung:

 

Zunächst einmal dürften Leute mit DDI-Abonnement und einem tauglichen Farbdrucker völlig aus der Zielgruppe fallen. Weiters ist es fraglich, ob Leute, die unabhängig davon bereits über das zugrundeliegende Buch Player’s Handbook 2 verfügen, diese Karten brauchen. Neue oder aktualisierte Regelinhalte winken ihnen nicht, denn es wurde die Gelegenheit verpasst, die offiziellen Errata in das Produkt einfließen zu lassen. (Wer gerne mit aktuellen Regeln spielt, muss bei diesen Karten das eine oder andere noch nachbessern.) Mehr noch, wie schon bei früheren Kartensets sind deren (über das erste Spielerhandbuch hinausgehende) Regelinhalte nicht durch eine Packungsbeilage erklärt. Man kommt also um einen Kauf des zweiten Spielerhandbuchs ohnehin nicht herum. Daraus ergibt sich, dass die Karten nur für Leute sinnvoll sind, denen eine Klasse ganz besonders am Herzen liegt und die relativ sicher wissen, dass sie einen Charakter dieser Klasse auch über eine längere Kampagne spielen werden. Nur zum Ansehen und in das Regal stellen eignen sich die Karten denkbar schlecht, da sie grafisch nicht ansprechend sind und kompromisslos auf ihre Funktionalität am Spieltisch konzipiert wurden.

 

Um jetzt auf ebendiese Funktionalität zu kommen: Ich bin weiterhin von den Karten begeistert, weil sie sich aufgrund ihrer soliden „Bauart“ wunderbar für das langfristige Spielen eignen, ohne sich abzunutzen; weil sie den Spielfluss beschleunigen; und weil sie aufgrund ihrer Beschichtung auch ausgeschütteten Getränken am Spieltisch (passiert immer wieder mal) standhalten. Gemischte Erfahrungen haben Spieler jedoch mit der Beschriftung der Karten gemacht. Ein abwischbarer Folienstift ist ein paar Tage nach dem Auftragen noch restlos von der Karte abzuwischen. Dauert es aber ein paar Wochen oder gar Monate bis zum nächsten Stufenaufstieg (und damit einhergehend einer Korrekturvornahme der Werte auf der Karte), kann es schon mal passieren, dass hellgraue Reste zurückbleiben. Passiert das gleich mehrmals hintereinander, bleibt eigentlich nichts übrig, als diesen Teil der Karte neu zu überkleben. Eher eine Not- als eine Ideallösung.

 

Wo wir gerade beim Überkleben von Kartenteilen sind. Einem Teil der Kunden stößt es bitter auf, dass bei der ohnehin schon geringeren Anzahl an Karten im Deck im Vergleich zu Vorgängersets (100 statt 110) wieder eine Karte für Werbung benutzt wurde. Ich hingegen bin für diese Karte dankbar, da sie hochwertig gestaltet ist (endlich mal ein Bild!) und sich wunderbar zu einer sogenannte „Wild Card“ umfunktionieren lässt, wie ich in einem Diskussionsthread im Gate zeige (siehe Link unter der Bewertungsbox).

 

 

Fazit:

Die Power Cards sind ein gutes Produkt, welches man nicht unbedingt braucht, wenn man bereits auf ähnliches aus anderen Quellen zurückgreifen kann. Wer sich nur mit einer der neuen Grundklassen des neuen Spielerhandbuches vertraut machen möchte, ist mit anderen Quellen besser bedient, genauer: dem dazugehörigen Buch selbst oder dem DDI. Spieler hingegen, denen eine Klasse besonders gut gefällt und die diese längerfristig am Spieltisch spielen möchten, sollten sich diese sehr schön und stabil gestaltete Zusatzkomponente zur 4. Edition nicht entgehen lassen.