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Pathfinder Chronicles - Almanach zu Absalom
Bewertung:
(3.0)
Von: Stephan Schobloch
Alias: Talwyn
Am: 14.05.2010
Autor:Owen K. C. Stephens
Übersetzer:Friederike Fuß
Typ:Quellenband
System:Pathfinder
Setting:Pathfinder Chonicles
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-006-8
Inhalt:64 Seiten, Softcover
Preis:17,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

In dem 64 Seiten umfassenden „Almanach zu Absalom“ präsentiert Ulisses Spiele umfangreiche Hintergrundinformationen zur größten Stadt der Pathfinder-Kampagnenwelt Golarion. Im gewohnten Chronicles Format nimmt sich der Band der kosmopolitisch geprägten Metropole auf der Insel Kortos in der Inneren See an.

 

Der Quellenband gliedert sich neben der Einleitung in vier Kapitel, auf die wir im Folgenden einen etwas genaueren Blick werfen wollen.

 

Orte

Das Kapitel mit der Überschrift „Orte“ beginnt mit einer Abhandlung über die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen Absaloms zu anderen bedeutenden Nationen und Handelshäfen in Golarion. Kurz und prägnant wird die mächtige Stadt hier im Machtgefüge der Welt eingeordnet, so dass man eine gute Vorstellung von der geopolitischen Rolle Absaloms bekommt.

Anschließend wird das Königreich Absalom beschrieben, das nicht nur aus der größten Stadt der Welt selbst, sondern auch aus zwei kleineren Vasallenstädten, Diobel und Escadar, sowie aus der Wildnis auf den Inselns Kortos und Erran besteht.

Der Rest des Orte-Kapitels bricht dann schließlich Absalom selbst in seine Stadtviertel herunter und stellt jeweils eine Reihe wichtiger und interessanter Orte und ihre Bewohner vor.

 

Einwohner

Im nächsten Kapitel geht es um die Einwohner Absaloms – wer regiert die Stadt, wer hat Einfluss, wie setzt sich die Gesellschaft zusammen? Hier erhält der Leser ausführliche Informationen über das Großkonzil, den Rat, der Absalom unter Leitung der so genannten Primarchen regiert, sowie über die Distriktkonzile, untergeordnete Räte, die jeweils ein Viertel regieren und sich dort um das politische Tagesgeschäft kümmern. Auch einige weitere ausgewählte Bevölkerungsgruppen werden hier kurz vorgestellt – darunter die so genannten Wellenreiter, ein Eliteregiment des absalomitischen Militärs. Insgesamt handelt es sich aber wirklich um eine Auswahl und nicht um eine umfassende Aufstellung der wichtigen Bevölkerungsgruppen Absaloms – eine Tatsache, die dem eingeschränkten Platzangebot in der Chronicles-Reihe geschuldet ist.

 

Geschichte

Das Kapitel zur Geschichte Absaloms erzählt auf einigen Seiten in ausreichend detaillierter Form die Historie der Stadt von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Dieses Kapitel ist vielleicht das aufschlussreichste des ganzen Bandes, denn tatsächlich ist Absalom ja nicht nur irgendeine besonders große Stadt, sie nimmt in Golarion eine zentrale Rolle ein. Immerhin war es Aroden, der hier den Sternenstein vom Grund des Meeres barg und ihn auf seinen Platz legte, wo man ihn noch immer besichtigen und sich seinen Prüfungen unterziehen kann, um möglicherweise selbst ein Gott zu werden. Absalom ist der vielleicht wichtigste Fixpunkt in der Geschichte Golarions und so verschafft einem das Kapitel einen interessanten Einblick und wertvolle Hintergründe für die gesamte Spielwelt.

 

Geheimnisse

Das letzte Kapitel des Bandes hat die Überschrift „Geheimnisse“ und gewährt einen Blick hinter die Kulissen von Absalom und präsentiert im weiteren Sinne recht ausführlich ausgearbeitete Aufhänger für Abenteuer oder Kampagnen – oder besser gesagt: Hintergrundinformationen, aus denen der Spielleiter eigene Abenteuerideen entwickeln kann. Außerdem werden hier auch einige Geheimgesellschaften von Absalom vorgestellt, die sich gut dafür eignen, sie als Gegenspieler oder Verbündete für die Abenteurer ins Spiel zu bringen.

 

Die Übersetzung

Im Großen und Ganzen ist die Übersetzung des Bandes in Ordnung, wenn auch manchmal im Stil etwas kolloquial und im Ausdruck unsicher bis holprig. Die Information kommt an, die Texte sind auch allesamt gut lesbar und die vorhandenen Fehler sind nicht so zahlreich oder gravierend, dass es den Nutzen des Buchs einschränken würde. Trotzdem hat die eine oder andere Satzkonstruktion bei mir ein Stirnrunzeln hervorgerufen, auch wenn ich da vielleicht etwas pingeliger bin als die Meisten.

 

Pro & Contra

Die Stärken des vorliegenden Bandes liegen darin, dass es tatsächlich gelingt, ein sehr detailliertes Bild der großen Stadt Absalom zu zeichnen, die von politischen Intrigen, wirtschaftlichen Interessen und machthungrigen Fraktionen geprägt ist. Absalom ist ein perfekter Schauplatz für Stadtabenteuer, bei denen es um die Ambitionen der mächtigen Bevölkerungsgruppen, ihre Ränke und Konflikte geht.

 

Während Absalom durchaus lebendig und anschaulich beschrieben wird, wurde ich bei der Lektüre das Gefühl nicht los, dass Autor Owen K.C. Stephens das Buch irgendwie am Spieltisch vorbei geschrieben hat, denn so sind viele der präsentierten Informationen zwar interessant, für das Rollenspiel aber nicht direkt von Nutzen. Hier mögen sich die Geister scheiden, aber ich erwarte in einem Quellenbuch Material, das ich im Spiel direkt verwerten kann. Ein gutes Quellenbuch ist für mich eines, bei dessen Lektüre mir unzählige Einfälle für Abenteuer und Questen in den Sinn kommen. Der Almanach zu Absalom schafft dies leider nur sehr begrenzt, denn im Grunde wird hier nur ein Gerüst beschrieben, eine Kulisse, vor der man seine Abenteuer ansiedeln kann. Diese Kulisse erhält durch den Quellenband einiges an Farbe, aber der inspirierende Funke, der bei anderen Bänden der Chronicles-Serie definitiv vorhanden ist, wollte beim vorliegenden Quellenband bei mir nicht so recht überspringen.

Fazit:

Der Almanach zu Absalom ist ein guter und detaillierter Quellenband - aber nicht für jeden. Manche Spielleiter wünschen sich möglichst detailliert ausgearbeitete Hintergründe, um ihrer Spielwelt Farbe und Textur zu verleihen und sie zum Leben zu erwecken. Wer sich zu dieser Gruppe gehörig fühlt, der kann beim Almanach zu Absalom bedenkenlos zugreifen, denn er wird genau dies bekommen.

Wer aber eher Wert auf unmittelbar am Spieltisch verwertbare Informationen legt, der wird mit diesem Buch sicherlich nicht so zufrieden sein, denn konkrete Ideen für Abenteuer sind hier eher Mangelware, und auch viele der beschriebenen NSC eignen sich zwar vielleicht für eine farbenfrohe Nebenrolle, die dazu taugt, die Atmosphäre zu verdichten, griffige Plot-Maschinen und gebrauchsfertige Antagonisten mit Erinnerungswert sucht man aber vergeblich. Viele der präsentierten Informationen werden aller Wahrscheinlichkeit nach nie ihren Weg zu den Spielern finden und taugen deshalb eher dazu, den Spielleiter „sattelfest“ zu machen. Sie sollten es ihm ermöglichen, die Stadt Absalom im Spiel glaubwürdig zu präsentieren.

Alles in allem ist dieser Almanach für mich eher eine Enttäuschung, da ich definitiv zur zweiten Gruppe gehöre und aus den anderen bisher erschienenen Bänden der Chronicles-Serie einfach deutlich mehr Inspirationen erhalten habe.