Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Baker Street 3 - Sherlock Holmes und die Kamelienmänner
Bewertung:
(3.8)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 27.10.2010
Autor:Pierre Veys (Autor) und Nicolas Barral (Zeichner)
Übersetzer:Martin Surmann
Typ:Comic / Funny
Setting:Viktorianisches England
VerlagPiredda Verlag
ISBN/ASIN:978-3-941279-37-7
Inhalt:48 Seiten, Hardcover
Preis:13,00 EUR
Sprache:Deutsch

Sherlock Holmes dürfte sicherlich der berühmteste Detektiv der Welt sein, obwohl es sich bei ihm eigentlich nur um eine literarische Figur handelt, die vom Arzt und Schriftsteller Arthur Conan Doyle ins Leben gerufen wurde. Zwischen 1887 und 1927 verfasste Arthur Conan Doyle insgesamt 56 Kurzgeschichten und vier Romane mit seinen Protagonisten Sherlock Holmes und seinem Freund Dr. Watson, die auch nach dem Tod des Autors weiterleben sollten, da Theater, Kino und Radio den Detektiv zum Helden von Bühnenstücken, Filmen und Hörspielen machten. Und so dürfte es sicherlich nicht verwundern, dass er auch für das Comic-Genre entdeckt wurde, auch wenn es sich um zwei Franzosen handelt, die Sherlock Holmes auf ganz eigene Art und Weise in neue Abenteuer zu stürzen.

 

Inhalt

Sherlock Holmes und Dr. Watson ist erfolgreich die Flucht vor dem grausamen schmeckenden Frühstück von Mrs. Hudson geglückt und so genießen beide einen beschaulichen Morgen in einem der feinsten Meeresrestaurants von London. Nach dem ausgiebigen Genuss von Austern machen sich beide auf einen Verdauungsspaziergang entlang der Uferpromenade der Themse. Doch die Ruhe ist trügerisch und so werden sie unvermutet von einer chinesischen Bande überfallen und entführt, die sie von den kulinarischen Genüssen des chinesischen Tees überzeugen möchte. Abgefüllt mit Unmengen von Tee werden die beiden nach dieser überaus seltsamen Aktion auf offener Straße wieder frei gelassen. Gelegenheit sich über diesen Vorfall Gedanken zu machen, bleibt keine, da sie in der Baker Street 221B bereits Tamilen erwarten, die ebenfalls nichts Besseres im Sinn haben, als die beiden Gefährten von den Vorzügen des Ceylontee zu überzeugen. Nach diesem weiteren Überfall, der ebenso blitzartig vonstatten geht wie der erste, befreien Holmes und Watson erst einmal die gefesselte und geknebelte Mrs. Hudson in der Küche.

 

Dieser Tag hält aber noch weitere Überraschungen bereit und so erscheint Thomas Clipton in der Baker Street, der wie der Zwillingsbruder von Inspektor Lestrade aussieht, und bittet die beiden Männer um ihre Hilfe. Der verstorbene Onkel von Thomas Clipton unterhält in Ceylon eine Kaffeeplantage, doch Clipton ist davon überzeugt, mit einer Teeplantage wesentlich besseren Gewinn zu machen. So ist er nach London gereist, um potentielle Investoren für seine Idee zu gewinnen. Allerdings hat dieses Vorhaben auch „Teawings“ auf den Plan gebracht, die den englischen Markt mit chinesischem Tee versorgen und nun in ihm einen Konkurrenten befürchten. Um sein Erbe in Ceylon anzutreten, bleiben Clipton nur sechs Wochen Zeit – ansonsten wird das Testament für ungültig erklärt und die Plantage an den Meistbietenden verkauft, um die Schulden zu tilgen. Doch Teawings dürfte alles daran setzen, Clipton die Rückreise so schwer wie möglich zu gestalten, damit das Testament und somit sein Erbe hinfällig wird. Deshalb bittet Clipton Sherlock Holmes und Dr. Watson um ihre Hilfe, damit er den möglichen Fallen von „Teawings“ auf seiner Rückreise entgehen kann.

 

Da sich nunmehr die seltsamen Überfälle der „Tee-Männer“ geklärt haben, erklären sich Holmes und Dr. Watson bereit, Clipton zu helfen. Wegen der verblüffenden Ähnlichkeit von ihm mit Inspektor Lestrade hat Sherlock Holmes auch bereits einen Plan: Man reist offiziell mit einem verkleideten Lestrade nach Ceylon, während Clipton heimlich eine andere Route einschlägt. Durch dieses Verwirrspiel dürfte es Clipton möglich sein, rechtzeitig sein Erbe anzutreten und den möglichen Nachstellungen von Teawings zu entgehen. Nach anfänglicher Weigerung von Lestrade schaffen es Holmes und Dr. Watson dessen Vorgesetzte von der Mission zu überzeugen und schicken Thomas Clipton mit dem „Admiral“, einem vierschrötigen Besitzer eines Segelschiffes und alten Bekannten von Sherlock Holmes, auf dem Seeweg nach Ceylon, während sie selbst eine Route über Land einschlagen wollen.

 

Und so machen sich der als Clipton verkleidete Inspektor Lestrade, Sherlock Holmes, Dr. Watson mit Unterstützung von Marcus Brodie auf den Weg nach Ceylon – allerdings unter der Führung von Mrs. Hudson, die nach dem ausgiebigen Genuss von reichlich schwarzem Kaffee wieder schottisches Durchhaltevermögen erlangt hat und es unmöglich zulassen kann, die Herrschaften alleine diese gefährliche Reise anzutreten.

 

So geht es zunächst mit dem Zug von London bis zur Küste und von dort mit einer Fähre weiter bis ans Festland. Natürlich sind die Mitarbeiter von Teawings den Gefährten auf der Spur und auch die Gruppe erhält Zuwachs durch den Reporter und Fotografen Mike Farelli, der von dem abenteuerlichen Projekt der Gruppe Wind bekommen hat. Doch schon auf der Bahnreise von Brüssel über Berlin bis nach Moskau kommt es zu ersten ernsteren Komplikationen mit den Chinesen von Teawings und lediglich das beherzte Eingreifen von Mrs. Hudson, welche einige Abteile des Zuges abkoppeln muss, verhilft zu einem kleinen Vorsprung vor den Häschern.

 

Angekommen im fernen Samarkand muss allerdings das Transportmittel gewechselt werden und so sind es Kamele, welche die Gruppe durch den Hindukusch transportieren. Aber auch in den gebirgigen und unwirtlichen Weiten lassen sich die Männer von Teawings nur schwerlich aufhalten und so gehört eine zerstörte Brücke wahrscheinlich noch zu den kleineren Übeln. Nach einigen Strapazen und etlichen amüsanten Auseinandersetzungen erreicht die Gruppe schließlich den Indus und macht sich mit einem Dampfer auf die Weiterreise. Auf dem Dampfer machen sie Bekanntschaft mit einem Maharadscha, der ein großer Fan des berühmten Dr. Watson ist und sie in seinen Palast einlädt, wo es ein berauschendes Fest zu Ehren von Dr. Watson gibt – sehr zum Missfallen von Sherlock Holmes, der sich hierdurch in seiner Ehre gekränkt fühlt! Hier gibt es auch ein Wiedersehen mit Professor Litmus, der für den Maharadscha arbeitet und dessen wahnwitzige Ideen in die Tat umsetzt. Eine modellgetreue Eisenbahn im Maßstab 1:1, die durch die Alpenlandschaft Europas führt, dürfte hierbei noch eine Kleinigkeit sein.

 

Nach einigen recht vergnüglichen Tagen beim Maharadscha heißt es Abschied nehmen und das letzte lange Stück der Reise die Küste entlang über Bombay bis nach Triwandrum antreten. Hier engagiert Holmes auf einem der örtlichen Märkte eine Gaukler, den er für seine weiteren Pläne einspannen will und dessen Bedeutung für die weiteren Geschehnisse noch sehr wichtig werden sollte.

 

Eingeschifft nach Ceylon wendet sich Holmes umgehend nach ihrer Ankunft an den dortigen Hafenarzt und informiert ihn, dass an Bord des Schiffes, auf dem sich die Männer von Teawings befinden, eine schreckliche und höchst ansteckende Krankheit ausgebrochen ist. Die örtlichen Sicherheitskräfte reagieren prompt - das Schiff wird ausfindig gemacht und gestoppt. Der von Holmes engagierte Gaukler zeigt nunmehr sein ganzes schauspielerisches Talent als totkranker Reisender und hat seinen großen Auftritt.

 

Doch als es scheint, als würde sich das Blatt zugunsten der Gefährten wenden, wartet man immer noch auf das Eintreffen des „echten“ Clipton, um das Testament anzutreten. Dieser erscheint auch in letzter Sekunde, aber es erscheint auch ein weiterer Charakter, mit dessen Auftauchen noch nicht einmal Holmes gerechnet hätte.

 

Schreibstil & Artwork:

Der Autor Pierre Veys wurde 1959 im nordfranzösischen Cambrai geboren. Sein eigenes Schaffen sieht er beeinflusst von Schriftstellern wie Jack Vance, Michael G. Coney und Yves Dermèze. Bereits während seines Biologiestudiums wandte er sich vermehrt dem Schreiben von Gags, Kurzgeschichten und Szenarios zu. Dabei schrieb er zwei Jahre lang für die Truppe eines Theaterrestaurants, verfasste Sketche für französischen Comedian Jean-Marie Bigard, arbeitete für das Fernsehen (France 3) und realisierte Gags für die Magazine „Fluide Glacial" und „Spirou".

Veys traf 1997 auf den Zeichner Nicolas Barral, mit dem er auf humorvolle Art und Weise die Bearbeitung des Mythos Sherlock Holmes in Angriff nahm. Der erste Band der Reihe „Baker Street“ beinhaltet noch ausschließlich Kurzgeschichten, während der Meisterdetektiv in den Folgebänden umfangreichere Fälle zu lösen bekam.

 

Mit dem Zeichner Guilhem entstand ab 2001 die Serie „Space Mounties“. Für die Comic-Reihe „Boule et Bill“, die in Deutschland auch als „Schnieff und Schnuff“ bekannt ist und die 1959 in Zusammenarbeit von Maurice Rosy und dem belgischen Comiczeichners Jean Roba (1930 - 2006) entstand und seit 2003 von Robas ehemaligem Assistenten Laurent Verron weitergeführt wird, steuerte Veys einige Szenarios bei. Seine Harry-Potter-Parodie „Harry Cover“ mit den Zeichnungen von Baka erschien 2005 und noch im gleichen Jahr folgte die Blake & Mortimer Parodie „Die Abenteuer von Philip und Francis“, die ebenfalls zusammen mit Nicolas Barral entstanden war.

 

Für die 1963 für das Magazin „Pilote“ erfundene Comicfigur „Achille Tallon“ (auch bekannt unter dem deutschen Namen „Albert Enzian“) von Michel Regnier (alias Greg) verfasste Veys ab 2006 neue Szenarien, die er mit dem Zeichner Moski umsetzte. Im Jahr 2008 schrieb er das Szenario für den Comic „Ch'tis“ (mit Zeichnungen von Frédéric Coicault), der später erfolgreich als „Willkommen bei den Sch’tis“ verfilmt werden sollte. Im Jahr darauf folgten die Geschichten um den Abenteurer „Adamson“, gezeichnet im realistischen Stil von Carlos Puerta.

 

Der Titel des Bandes dürfte den Leser vielleicht etwas stutzig machen, da sich hinter dem Begriff der „Kamelienmänner“ wohl eher die Organisation „Teawings“ verbergen dürfte, wenn man bedenkt, dass die Kamelien (Camellia) eine Pflanzengattung aus der Familie der Teestrauchgewächse (Theaceae) sind, deren bekannteste Art der Gattung sicherlich der Teestrauch ist, dessen Blätter man zur Teegewinnung verwenden kann.

 

Ein echter Kriminalfall ist es diesmal nicht, den Sherlock Holmes und Dr. Watson in diesem Band zu lösen haben. Sie sollen vielmehr Hilfestellung leisten bei dem Bemühen von Thomas Clipton unerkannt und dennoch rechtzeitig nach Ceylon zu gelangen. Und so erinnert mich das Szenario ein wenig an die Romanvorlage „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“ von Jules Verne, in der die Protagonisten ebenfalls des Öfteren ihr Fortbewegungsmittel wechseln, allerlei Abenteuer erleben, auch wenn es diesmal „nur“ der Landweg von London bis nach Ceylon ist.

 

Wie bereits in den ersten beiden Bänden der Reihe besitzt die Geschichte ein sicheres Gespür für das Timing der Pointen und wird bis zur letzten Seite nicht langweilig, da einen entweder das rasante Geschehen in Atem hält oder aber das herzhafte Lachen zu Unterbrechungen zwingt. Für die abenteuerliche Reise spannt Veys eine ganze Fülle von Charakteren ein, egal ob es sich um Inspektor Lestrade, den schottischen Freund Marcus Brodie oder den verrückten Erfinder Professor Litmus handelt - sie alle werden mit ihren Macken, Marotten und Spinnereien in herrlichen Dialogen in Szene gesetzt und in das komplexe Gebilde dieser Geschichte eingebunden.

 

Besondere Erwähnung sollte hier auch die ansonsten ewig leicht betrunkene Mrs. Hudson haben, die nach einer ausgiebigen Kaffeekur wieder nüchtern und überaus standfest daherkommt. Mit ihrem kühlen Kopf und einigen lässigen Aktionen erinnert sie fast schon an die Qualitäten eines Indiana Jones und entpuppt sich als der heimliche Anführer dieser chaotischen Truppe, der immer einen Plan hat, selbst wenn die Situation aussichtslos erscheint.

 

Die Figuren sind natürlich sehr frei ihrem literarischen Vorbild nachempfunden, verstehen es aber immer wieder die vorherrschende Würde des viktorianischen Englands mit einem Funken Anarchie und Slapstick zu mischen und somit ihre „Vorbilder“ auf überaus humorvolle Art neu zu interpretieren. Kenner mögen einwenden, dieser Comic habe nichts mit der altbekannten Welt eines Sherlock Holmes zu tun, doch wurde das Album von der französischen Sherlock-Holmes-Gesellschaft (Société Sherlock Holmes de France) im Jahr 2003 mit einem Preis, dem „Groom“, ausgezeichnet – und meines Erachtens nach haben sich die Franzosen dabei mitnichten vertan.

 

Nicolas Barral wurde 1966 in Paris geboren. Er studierte ein Jahr plastische Kunst in Angoulême unter der Führung von Robert Gigi. Bei einem Nachwuchswettbewerb der französischen Handelskette „fnac“ wurde sein Comiczeichentalent von Jean-Christophe Delpierre entdeckt, der ihn bei dem Magazin „Fluide Glacial" unterbrachte, wo ab 1993 die Geschichten um den chronisch suizidgefährdeten „Ernest Mafflu“ erschienen. Seine zeichnerischen Vorbilder sieht Barral unter anderem in Jean Giraud und Jacques Tardi (durch den er die 50er Jahre lieben lernte), aber auch in Christian Rossi und François Boucq.

 

Zusammen mit Christophe Gibelin kreierte Barral 1995 die Figur des Monsieur Plomb, der in der Fliegerserie „Les ailes de plomb“ die Hauptrolle spielt. Nebenher zeichnete Nicolas Barral aber auch gerne Cartoons, die seinen trockenen (fast britischen) Humor zeigten. Dieses kam der zusammen mit dem Szenaristen Pierre Veys kreierten Serie „Baker Street“ zugute, die 1997 in der Nummer 3107 des „Spirou"-Magazins mit der Kurzgeschichte „Zwischenfall auf der Themse“ debütierte. Im Oktober 1998 folgte schließlich das erste Album dieser Reihe um den berühmten Meisterdetektiv, das 1999 von der Société Sherlock Holmes de France mit dem „Groom“ ausgezeichnet wurde.

 

2005 erschien die Blake & Mortimer Parodie „Die Abenteuer von Philip und Francis“, wiederum nach einem Szenario von Pierre Veys. 2007 erschien der erste Band von „Dieu n'a pas réponse à tout“ (Szenario: Tonino Benacquista), aus dem auch eine Kurzgeschichte unter dem Titel „Der liebe Gott“ im ZACK Magazin erschien. Dort wurden auch einige Storys von „Napoleon Tran“ abgedruckt, wobei Barral hierbei als Szenarist in Erscheinung trat und die Zeichnungen von Olivier TaDuc stammen.

 

Auch im dritten Band bleibt das bekannte Erscheinungsbild von Sherlock Holmes – groß, hager und mit spitzen Gesichtszügen – erhalten und wird ebenso wie der etwas beleibte und knubbelnasige Dr. Watson von Barral hervorragend in Szene gesetzt. Aber auch die sonstige zeitgenössische Szenerie weiß er überzeugend darzustellen, insbesondere wenn es wie hier auf eine ausgedehnte Reise geht, die quer durch Europa, durch den Hindukusch bis nach Ceylon führt und nicht nur mit Bildern aus London beeindruckt. Seine Landschaften sind dabei in ihrer Darstellung nicht unbedingt spektakulär, aber die Bilder sind gelungen und stimmig – mehr würde ich hier auch nicht erwarten. Insbesondere die sichere Linienführung lässt die Bilder insgesamt sehr positiv wirken. Und nach wie vor gilt für die Szenen in London, dass Barral einige Motive den Zeichnungen von Sidney Paget, die den Erstdruck der Geschichten im renommierten britischen Literaturmagazin „The Strand“ begleiteten, entnommen und in seinen Zeichnungen verarbeitet hat.

 

Die Reihe dürfte mit der Darstellung eher dem Bereich Semi-Funny zuzuordnen sein, da die Darstellung der zum Teil überzeichneten und manchmal schon fast karikaturhaften Gesichtszüge mancher Figuren (als auch so manch dicker Knollennase) vor einem durchaus realistischen Hintergrund erfolgt. Dabei sind die unterschiedlichen Charaktere sehr durchdacht und mit wunderbar leichtem Strich gezeichnet, so wie man Barral insgesamt eigentlich nur ein gutes Gespür für Mimik, Bewegung und die Wahl seiner Perspektiven zusprechen kann.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Ein ordentlich verarbeiteter und haltbarer Hardcover-Band mit Fadenheftung, der sowohl durch sein Druckbild als auch insgesamt durch seine Verarbeitung überzeugen kann – was möchte man als Leser noch mehr? Die Übersetzung, die wiederum von Martin Surmann stammt, befleißigt sich weiterhin eines charmanten britischen Untertons, der sich überaus angenehm lesen lässt und für sich alleine zum Schmunzeln reicht. Die Farben stammen erneut von Scarlett Smulkowski, die bereits bei den ersten beiden Bänden der Reihe mitgearbeitet hat. Einziger Kritikpunkt dürfte erneut der sehr filigran geratene Schreibschrift-Font der Aufzeichnungen des Dr. Watson sein, der beim Lesen immer wieder einige Mühe macht.

 

Fazit

Ich habe schon die beiden ersten Bände der Reihe sehr gelobt und bin auch bei diesem dritten Band nicht enttäuscht, auch wenn es sich diesmal weniger um einen Kriminalfall handelt, sondern vielmehr um eine recht abenteuerliche Reise von Sherlock Holmes und Dr. Watson, welche die beiden in einen weit entlegenen Winkel des britischen Empire führt.

 

Die Adaption dieser literarischen Figuren durch das Duo Veys und Barral verleiht dem Mythos Sherlock Holmes neue und sehr humorvolle Züge, ohne dabei sein literarisches Vorbild für eigene Zwecke zu missbrauchen. Und so ist eine deutliche Entwicklung auszumachen, die sich vom ersten über den zweiten bis zum vorliegenden dritten Band der Reihe spannt - dem Duo ist es gelungen, die Figuren von Holmes, Dr. Watson und einigen anderen Akteuren stilsicher zu entwickeln und sie mit einem manchmal recht sonderbaren Sinn für Humor auszustatten, der allerdings kein Selbstzweck ist. Das Ganze dann auch noch mit durchweg gelungenen Zeichnungen zu versehen und spannend in Szene zu setzen – so kann durchaus auch einmal die Adaption der literarischen Figuren eines Sir Arthur Conan Doyle aussehen. Und noch etwas Amüsantes am Rande: Auf Seite 17 und 18 bringen sich Veys und Barral scheinbar selbst als Figuren in einer Londoner Straßeszene ins Bild

 

Insgesamt kann ich auch diesem Band der Reihe nur meine Empfehlung aussprechen, auch wenn er sicherlich nicht als Meilenstein in die Comic-Geschichte eingehen wird. Allerdings bekommt man hier eine sehr gelungene Geschichte mit hohem Unterhaltungswert, die mit Sicherheit bereits ihre treuen Fans gefunden hat und hoffentlich noch mit mehr schrägen Fällen und abstrusen Ideen begeistern kann.