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V wie Vendetta
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 14.12.2010
Autor:Alan Moore, David Lloyd
Übersetzer:Uwe Anton
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Faschistisches Nach-atomares Setting
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:3-8332-1384-1
Inhalt:288 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: V for Vendetta 1-10
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Ein fiktives England Ende der 90er Jahre. Ein nuklearer Krieg hat das Land in Chaos versinken lassen und im Zuge dessen sind die Faschisten sind an die Macht gekommen. Jahre später ist die Neuordnung vollzogen und die Faschos regieren und kontrollieren England mit straffer Hand und leben die totale Überwachung.

Als die junge Evey von mehreren Männern vergewaltigt wird, rettet der geheimnisvolle maskierte V sie und bringt sie in sein Versteck im Untergrund. Von dort steuert er seine gezielten terroristischen Aktionen, mit denen er dem System Sand ins Getriebe streut. Als V zwei Sehenswürdigkeiten sprengt und die Radiostation unter seine Kontrolle bringt, geht sein Plan von einer Revolution auf. Gleichzeitig entdeckt Evey seinen Hintergrund und erkennt, welche Rolle sie in Vs Plänen spielt.

 

Schreibstil & Artwork:

"V" ist eines jener zeitlosen Meisterwerke der neunten Kunst mit denen Alan Moore bereits in den 80er Jahren zu großem Ruhm gelangt ist. Neben Watchmen gehört "V wie Vendetta" zu den bekanntesten Werken des Ausnahme-Comicautors und wurde vor einigen Jahren auch unter gleichem Namen verfilmt (allerdings war Moore mit der Umsetzung nicht wirklich glücklich).

Schon nach den ersten Seiten hat man gemerkt, dass es sich bei "V" nicht um ein klassisches Superhelden-Epos handelt - aber das sind Moore-Werke ja eigentlich nie - sondern um ein vielschichtiges, tiefgründiges Politikum mit einer gehörigen Portion gesellschaftlicher und sozialer Kritik. Der Protagonist und Namensgeber "V" ist dabei ganz klar kein Superhelden-Archetyp, denn er hat eindeutig politische Ziele und stellt sich nicht gegen einzelne Verbrecher, sondern gleich gegen ein gesamtes Regime und will dieses mittels Terror und einer Revolution zerstören. Das liegt natürlich am Regime selber, denn wie bereits erwähnt, ist dieses faschistoid und totalitär, erinnert dabei stark (und das ist sicherlich kein Zufall) an den Nationalsozialismus des dritten Reiches und ist definitiv mit voller Absicht daran angelehnt.

Bezeichnend dabei ist aber auch, dass "V" kein strahlender Held ist, sondern bei seinem Vorgehen auch die Schädigung von Unschuldigen und Unbeteiligten in Kauf nimmt und generell mit heftigster Gewalt vorgeht. Dabei zeigt er auch starke psychopathische Ansätze in seinem Wesen, ist aber generell berechnend und plant seine Taten sehr akribisch.

Moore will hier zeigen, das Alles zwei Kehrseiten hat und das so ein faschistisches Regime, wie es damals in Deutschland existierte, durchaus auch woanders entstehen kann, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Moore kategorisiert dabei seine Geschichte nicht strikt in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß, sondern zeigt verschiedene Betrachtungswinkel auf. Das führt dazu, das der Lesestoff kein leichter ist, sondern "V" ein literarisch anspruchsvolles Graphic Novel geworden ist, das auch heute noch zeitgemäß wirkt, auch wenn es zeitlich gesehen vor über einem Jahrzehnt spielt.

Die Illustrationen von David Lloyd wirken auf den ersten Blick sehr skurril und düster, passen damit sehr gut zur Erzählung. Interessant ist dabei, das der Comic in seiner ursprünglichen Version nur in schwarz weiß gedruckt wurde (und zwar im britischen Comicmagazin Warrior, das bis 1985 veröffentlicht wurde und dann Pleite gegangen ist, bevor die Serie beendet war). Erst drei Jahre später wurde die Story von Moore und Lloyd zu Ende geführt und nachträglich in dezenten, pastellorientierten Farben koloriert.

Der Zeichenstil von Lloyd ist generell eher als spartanisch zu bezeichnen und verzichtet damit auf viele Details. Viel mehr spielt der Künstler mit Schatten und Lichtern und inszeniert so stilvolle Panels, die die düstere Stimmung des Settings nahezu perfekt wiedergeben. Dabei sieht man der Optik des Comics generell seinen Ursprung in den 80er Jahren an, denn es sieht einfach so aus, wie Comics damals zumeist ausgesehen haben. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn es passt einfach gut.

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

"V" erscheint in diversen Ausgaben und Varianten. Die vorliegende Version ist ein Softcover im US-Format, das die gesamte Serie beinhaltet. Es gibt aber auch noch Hardcover-Version und Special Editions, die derzeit allesamt bei Panini aufgelegt und teilweise auch in neuen, überarbeiteten Auflagen publiziert werden. Gerade das ist gut, denn die erste Auflage litt unter starken Lektoratsproblemen, die den Lesefluss schmälerten.

Ansonsten kann man Produktionstechnisch gesehen nichts bemängeln.

 

Fazit:

"V wie Vendetta" ist zweifelsohne einer der großen Klassiker der neunten Kunst und gehört in jedes Regal von jenen Comiclesern, die auch einem sehr anspruchsvollen Graphic Novel nicht abgeneigt sind. "V" ist sozial- und gesellschaftskritisch, totalitär, politisch und vor allem düster melancholisch. "V" ist ein grafischer Roman, der auch heute noch - trotz seines Alters von einem guten Vierteljahrhundert - immer noch zum Nachdenken anregt und immer noch irgendwie auch aktuell ist. Dabei ist es in Moore typischer Manier vielschichtig und abwechslungsreich inszeniert und erzählt und auch optisch gesehen, wirkt das Werk, wie aus einem Guss. Absolut hervorragend und auch heute noch umwerfend. Ein Klassiker!