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Die Drachenkämpferin 1
Bewertung:
(2.2)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 23.12.2010
Autor:Licia Troisi, Roberto Recchioni, Gianluca Gugliotta, Massimo DallOglio
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Aufgetauchte Welt
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3862010226
Inhalt:128 Seiten, Softcover, US-Format
Preis:14,95 EUR
Sprache:Deutsch

Die gleichnamige Fantasysaga aus der Feder der italienischen Autorin Licia Troisi ist weltweit ziemlich erfolgreich. Da Signora Troisi allerdings auch selbst bekennender Comic-Fan ist (zumindest schreibt sie darüber ausführlich im Vorwort), war es einer ihrer großen Träume, das ihre Saga auch ihren Weg in das Comic-Format findet. Das ist mit dem vorliegenden Band geschehen, allerdings auch anders, als man es erwarten würde.

 

Inhalt:

Die „Aufgetauchte Welt“ – bevölkert von Menschen und allerlei mystischen Wesen und Kreaturen – ist ein Land, das von zahlreichen Kriegen gebeutelt ist. Nihal, die Drachenkämpferin, ist die letzte Halbelfe und eine Prophezeiung besagt, dass sie die Aufgetauchte Welt vor dem Tyrannen retten wird. Als Nihals finale Begegnung mit dem Tyrannen näher und näher rückt und sie vor den Toren seines Palastes steht, kommen in der Kriegerin Erinnerungen an ihre Vergangenheit und ihren Werdegang hoch…

 

Schreibstil & Artwork:

Comic-Adaption zu Romane sind mittlerweile ebenso Gang und Gebe, wie jene zu Filmen oder Spielen. Oft sind diese Comics sinnvolle und gut gemachte Erweiterungen, oft eröffnen sie neue Hintergründe und geben Informationen preis, die man aus den eigentlichen Erzählungen noch nicht kannte. Im Falle des vorliegenden „Drachenkämpferin“ ist es aber leider anders, denn im Grunde ist, dieser Comic nichts Anderes, als eine leicht erweiterte Zusammenfassung der drei Romane der gleichnamigen Saga. Da stellt sich doch sofort die Frage, wie man drei Romane vernünftig in einen 128 Seiten starken Comic verpacken kann. Die Antwort: gar nicht!

Das merkt man dann auch schnell bei der Qualität der Erzählung. Spannung will nicht wirklich aufkommen, auch wenn die Wechsel zwischen Gegenwart (im Setting) und der Vergangenheit der Halbelfe Nihal, schon recht geschickt gemacht sind. Doch wirklich fesseln kann die Story trotz der Zeitwechsel kaum und auch die Charakterzeichnungen wirken lieblos und wenig durchdacht. Mehr noch, es wird beim Leser Hintergrundwissen vorausgesetzt, das er nur haben kann, wenn er die Romane gelesen hat. Gerade hinsichtlich der Protagonisten ist das sehr stark spürbar, denn Charaktere werden einfach als bekannt vorausgesetzt. Auf diese Weise kann man sicherlich keine neuen Leser für die Romane gewinnen, Fans der Romanserie könnten hier aber schon sehr auf ihre Kosten kommen… könnten!

Aber auch für diese ist der Comic eigentlich nur wenig interessant, denn die Story bietet nichts Neues, zumindest nichts, was man nicht auch schon aus der Roman-Trilogie kennen würde, mit Ausnahme einiger (eher) unbedeutender Kleinigkeiten. Letztendlich ist das schade, denn die Idee, die hinter dem Comic steckt, hat durchaus Potential, das allerdings hier auf ganzer Strecke vergeudet wurde. Geschickt sind aber die Sprünge zwischen Nihals Vergangenheit und ihrer bevorstehenden finalen Konfrontation mit dem Tyrannen, gerade auch weil sie optisch differenziert inszeniert wurden und sich farblich deutlich voneinander abheben.

Ein weiteres Manko sind die teilweise recht langen Dialoge und Texte innerhalb der Panels. Ein Comic sollte immer ein ausgewogene Symbiose zwischen Text und Artworks sein, das schafft dieses Werk hier leider nicht.

 

Optisch gesehen ist der Comic jedoch okay, auch wenn mir persönlich der sichtbar an japanische Mangas angelehnte Stil nicht so gut gefällt. Das ist allerdings reine Geschmackssache und da Signora Troisi selbst ein großer Manga-Fan ist, ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser Comic stilistisch in diese Richtung geht.

Wenn man diese Stilrichtung jedoch mag, dann kommt man hier voll auf seine Kosten, denn Gesichter, Mimik und Gestik erinnern stark an die asiatischen Comics und auch besondere Effekt, wie Speedlines oder ähnliches, werden durchweg benutzt und machen die Illustrationen durchaus sehenswert. Auch die Kolorierung wirkt passend und zeigt sich zumeist kräftig. Nur die Rückblicke in Nihals Vergangenheit werden in Sepiatönen gezeigt, damit man sie optisch als Leser direkt trennen kann.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Der 128 Seiten umfassende Comic kommt sowohl im US-Format, wie auch im Softcover und beinhaltet die Originalhefte „Cronache del mondo emerso 1-4“. Die Qualität der Produktion und der Übersetzung erscheint wie gehabt ordentlich und der Band bringt auch ein üppiges Angebot an Extras mit sich: Covers, Skizzen und einige Textbeiträge der Autorin.

 

Fazit:

Schade, eigentlich habe ich mich sehr auf diesen Comic gefreut, als ich die Ankündigung bei Panini dazu gesehen habe, den ich mochte die Roman-Trilogie durchaus gerne. Ich hatte erwartet, das hier Neues geboten wird mit dem Comic, doch gerade in dieser Hinsicht enttäuscht diese Adaption schon sehr, denn im Prinzip erzählt sie die gleiche Story, wie die Romane, nur deutlich kürzer und natürlich nicht so tiefgehend. Tiefgang fehlt der Erzählung sowieso, ganz egal ob es um die Story an sich oder auch um die Charaktere geht. Auch das hätte man besser machen können, vielleicht in dem man die Reihe auf mehr als nur vier Einzelhefte gestreckt hätte. Dazu kommt auch noch, das man oft Kenntnis der Romane benötigt, denn viele Elemente werden einfach als gegeben vorausgesetzt. So ist der Comic auch für Neueinsteiger eher uninteressant und echte Fans der Reihe, bekommen kaum Neues geboten. Die Manga-ähnlichen Artworks sind hingegen okay, man muss diesen Stil aber wirklich auch mögen, damit er einem gefällt. So verkommt „Die Drachenkämpferin“ als ein nicht mal mittelprächtiges Werk, das höchstens als Lückenfüller herhalten kann. Wie eingangs bereits gesagt: Schade!