Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Hack/Slash 5 - (Re)Animatoren
Bewertung:
(4.3)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 26.12.2010
Autor:Tim Seeley, Emily Stone
Übersetzer:Frank Neubauer
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Hack/Slash
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-941248-86-1
Inhalt:160 Seiten, Hardcover, DinA5
Preis:19,.80 EUR
Sprache:Deutsch

“Keine zehn Pferde kriegen mich in die Nähe von Cassandra Hack! Da kann ich mit ja gleich selber den Kopf einschlagen“ – Michael Myers

 

Inhalt:

Der fünfte Band von Hack/Slash setzt sich aus mehreren abgeschlossenen Geschichten zusammen, in deren Hintergrund jedoch auch die Suche von Cassie nach ihrem Dad weitergeführt wird.

Cassie und Vlad bekommen es zunächst mit einem mysteriösen Mörder zu tun, der auf Rachefeldzug ist und dabei von den Bewohnern einer Stadt sogar gedeckt wird. Cassie und Vlad müssen dabei eine Sache erkennen, mit der sie so nicht gerechnet hätten.

Danach treffen die beiden Slasher-Jäger auf einen Internetkiller, der Jagd auf die hübschen Goth-Girls der bekannten SuicideGirls-Website macht. Doch bei dem Killer handelt es sich nicht einfach um irgendwen, sondern um einen binären Geist, einem Computercode, und Cassie und Vlad haben keine Ahnung wie man diesen bekämpfen könnte. Anschließend treten sie gegen eine mordende Blechbüchse am Set des Remake vom „Zauberer vom Oz“ an, die die Crew systematisch um die Ecke bringt.

Wirklich einschneidend wird es jedoch in der letzten Story, denn hier treffen Cassie und Vlad nicht nur auf den berühmten Dr. West aus den „Re-Animator“-Filmen, sondern auch auf Cassies Eltern. Moment, Cassies Mutter – keine geringere als die Lunch Lady – ist doch tot? Ganz genau, aber Dr. West hat einen Weg gefunden sie zurückzuholen und das gefällt Cassie ganz und gar nicht…

 

Schreibstil & Artwork:

Der mittlerweile fünfte Band der Slasher-Comic-Reihe treibt die Story wieder mit großen Schritten voran, auch wenn er gleich mehrere kleinere, in sich abgeschlossene Geschichten, erzählt. Diese sind wieder einmal mehr voll von tollen Ideen rund um das Thema Horror- und ganz speziell Slasherfilme. Dabei stammen alle Stories aus der Feder von Hack/Slash-Erfinder Tim Seeley, nur die Zeichenfeder hat er diesmal nicht immer selbst geschwungen. Die erste Story („Eiskalt serviert“) zeigt Cassie, dass nicht immer ein Slasher mit blinder Mordlust hinter einer Tötungsserie stecken muss und dass es nicht immer nur um Boshaftigkeit geht. Dabei ist die Story durchaus interessant gestaltet, bringt aber auch keine wirklichen Überraschungen mit sich.

Richtig Spaß macht allerdings die Suicide Girls-Story („Selbst/Mord“), was nicht zuletzt an den SuicideGirls selber liegt, die es inklusive der Website tatsächlich gibt. Sie stellt in den USA ein Popkultur-Phänomen dar und hat sich seit ihrem Launch 2001 als Selbstdarstellungsplattform für Emo-, Punk- und Gothik-Girls etabliert. Autor Tim Seeley ist an die Betreiber der Website herangetreten und hat mit ihnen zusammen eine witzig rasante Internet-Slasher Story ausbaldovert, die durchweg Laune macht und fesseln kann. Sowieso greift Seeley immer wieder gerne andere Ideen auf und baut daraus Hommagen in Comicform ohne dabei plump zu kopieren. Immer bringt er geschickt seine eigene Note mit ein. Das hat er beispielsweise mit der Chucky-Strecke zuvor schon bewiesen, aber auch in diesem Band sind die Suicide Girls nur ein Element, das der Autor gekonnt nutzt. Auch der „Zauberer von Oz“ wird zu einer funktionierenden Slasher-Story umgebaut und ganz grandios ist dann auch die titelgebende Geschichte, bei der es um den „Re-Animator“ Dr. Herbert West geht, der 1985 im gleichnamigen und blutigen Horrorstreifen sein Unwesen trieb. Dabei basierte der Film auf einer noch älteren Erzählung von Horrormeister H.P. Lovecraft aus dem Jahr 1922 (Titel: Herbert West – Der Wiedererwecker). Aber das nur am Rande.

Wie dem auch sei, in der Re-Animator Geschichte treffen Cassie und Vlad auf besagten Dr. West. Aber Cassie findet hier auch endlich ihren leiblichen Vater, den sie schon lange gesucht hat. Dabei sind Cassie, ihre Eltern und auch Dr.West eng in dieser Story miteinander verknüpft und letztendlich kommt es zu einem spannenden Showdown zwischen den verschiedenen Parteien. Klasse in typischer Hack/Slash Manier erzählt und vom ersten Panel an umwerfend gut.

Neben den Stories, die sich direkt um Vlad und Cassie drehen gibt es zusätzlich noch einen Nebenplot um Chris und Lisa, die sich mit dem seltsamen Höllenhund Pooch herumschlagen müssen. Außerdem sind die Nef-Lords, jene grausamen Dämonenlords einer anderen Dimension, immer noch hinter Cassies Hintern her und deren Machenschaften, werden immer wieder als kleine Zwischenspiele eingestreut. Ein Element das die eigentlichen Slasher-Geschichten schön auflockert und bei dem man durchaus gespannt sein darf, wie das noch weitergeht und vor allem, was das alles für Cassie (und Vlad) bedeutet. Davon einmal abgesehen, endet auch dieser Band wieder mit einem guten Cliffhanger, der Lust auf mehr macht.

 

Die Artworks stammen wie gesagt nicht alle von Tim Seeley – tatsächlich stammt nur die Suicide Girls-Story aus seiner Feder. Sein Stil ist Hack/Slash. Mehr braucht man dazu einfach nicht sagen und wer die Reihe bereits kennt, weiß was ich meine. Das ist aber auch kein Wunder, denn schließlich ist Seeley ja der geistige Vater der Serie, er sollte also schon genau wissen, wie das Ganze auszusehen hat.

Die restlichen Stories wurden von Emily Stone gezeichnet, deren Stil auch wirklich gut ist und ebenfalls ganz toll zu Hack/Slash passt. Von der generellen Optik her gesehen, sind sich beide Stile sogar recht ähnlich, aber bei Stone wirkt Cassie irgendwie zu lieb und nicht so abgefahren, wie bei Seeley. Cassie ist nun mal ein attraktiver Gothic-Vamp und das kommt bei Stones Artworks nicht ganz so gut rüber, wie bei Seeley selbst. Das ist etwas schade, auch wenn die Stone-Illustrationen wirklich nicht übel sind. Seeley würde sich meiner Meinung gut daran tun, wieder öfters den Pinsel selbst zu schwingen. So oder so, passen die Artworks aber gut zu den Stories, sind blutig, splatterig und dazu noch kräftig koloriert. Sie zeigen feine Details und wirken generell einfach aus einem Guss. Kleinere Fehler in Sachen Mimik und Gestik kann man dabei durchaus verschmerzen.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Hack/Slash erscheint auch weiterhin als DinA5-Hardcover, ein handliches und gut produziertes Format, auch wenn ich das amerikanische Originalformat bevorzugen würde, weil dann die Artworks einfach deutlich größer sind. Aber auch so, überzeugt der Band und wird von einigen Extras abgerundet: Covergalerie, Interviews, Skizzen.

 

Fazit:

In der fünften deutschen Episode bekommen es Cassie und Vlad unter anderem mit einem Killer zu tun, der es auf die süßen SuicideGirls abgesehen hat, aber auch mit dem „Re-Animator“ persönlich. Alle sechs Einzelepisoden in diesem Band sind auf ihre Art und Weise gut gelungen, auch wenn die genannten zwei aus dem Pool herausstechen. Dabei wird vor allem Cassie Suche nach ihrem Vater storytechnisch zu einem Ende geführt, aber auch die Sache mit den Nef-Lords wird weitergestrickt, bleibt aber noch offen.

Die verschiedenen Stories sind spannend, blutig und stehen ganz im typischen Zeichen von Hack/Slash: actiongeladen und immer mit einer gehörigen Prise von schwarzem Humor.

Wer die Reihe also bisher mochte, kommt hier wieder voll auf seine Kosten, auch wenn die meistens Stories nicht mehr von Hack/Slash-Erfinder Tim Seeley gezeichnet wurden. Aber auch Band 5 macht wieder unheimlich viel Spaß und sorgt bei diesem kalten Winterwetter für Kurzweile. Blutige Oberklasse!