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Wonderland 3 - Flucht aus dem Wunderland
Bewertung:
(4.6)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 05.05.2011
Autor:Autor: Raven Gregory, Joe Brusha, Ralph Tedesco Zeichner: Daniel Leister
Übersetzer:Sandra Kentopf
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Wonderland
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86201-085-1
Inhalt:176 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Grimm Fairy Tales: Escape from Wonderland 1-6
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Calie Liddles Tochter wurde ihr nach der Geburt von ihrem Bruder, dem verrückten Hutmacher, entrissen und ins Wunderland verschleppt. Normalerweise würde sich ein Liddle damit abfinden, doch Calie hat die Schnauze voll, ständig in Angst und Schrecken und dem Wahnsinn nahe zu leben. Deswegen rüstet sie sich zu einer waghalsigen Rettungsaktion, die sie wieder in das verhasste Wunderland führt, wo sie gegen blutrünstige Dämonen und andere albtraumhafte Kreaturen kämpfen muss. Dabei bekommt sie aber auch Unterstützung, wo sie keine erwartet hätte. Auf jeden Fall zieht die Kämpferin, die eigentlich die Grenzen zum Wunderland bewachen soll, zur finalen Schlacht in die Gefilde des Wahnsinns und des Schreckens...

 

Schreibstil & Artwork:

Das große Finale dieser außergewöhnlichen Neu-Interpretation des "Alice im Wunderland"-Stoffes knüpft diesmal faktisch direkt an den Vorband an. Gerade erst wurde Calies neugeborener Sohn ins Wunderland entführt und das brachte das Fass bei Calie endgültig zum Überlaufen. Sie ist auf Konfrontation aus und zieht sozusagen in den Krieg, den Krieg gegen die Dämonen des Wunderlands, die versuchen einen Zugang zur realen Welt zu bekommen.

Auch der dritte und abschließende Zyklus der wurde von Raven Gregory geschrieben, der schon für die ersten beiden Bände verantwortlich zeichnete. Dabei hat er Unterstützung von zwei anderen Autoren bekommen und gemeinsam bringen sie die Trilogie zu einem fulminanten und ansprechenden Abschluss, der den beiden ersten Episoden eigentlich in nichts nachsteht... eigentlich, deshalb weil der Band dann doch nicht mehr so unglaublich umwerfend ist, wie noch die erste Episode. Das mag aber einfach daran liegen, das das Setting nun nicht mehr neu und damit eben bekannt ist. Denn der Plot an sich ist wieder enorm spannend und vor allem auch enorm skurril und abgefahren. Es gibt viele überraschende Momente und abgedrehte Ideen, die die Autoren (und auch der Zeichner) in die Handlung eingebaut haben und die die "Wunderland"-Reihe zu einem echten Knaller machen. Aber... man muss sich auch mit Horror und Splatter anfreunden können und auf zur Schau gestellte weibliche Reize (naja, wer könnte sich damit nicht arrangieren ;) ), denn diese Elemente sind auch im dritten Wunderland-Band wieder omnipräsent. Gerade der Splatteranteil ist bei "Wonderland" sowieso schon von Anfang an sehr hoch gewesen und die gesamte Story fundiert sich auf Blut und Wahnsinn und zwar genau in dieser Kombination. Doch Splatter ist nicht das Einzige was "Wonderland" ausmacht, das wäre zu einfach, denn die Reihe glänzt mit einem ausgefeilten Plot, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Das war beim ersten Band schon so und ist beim Endband auch nicht anders. Die Autoren schaffen es ganz locker eine unglaublich dichte und haarsträubende Atmosphäre zu erzeugen, die einem die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. „Flucht aus dem Wunderland“ ist verstörend psychotisch und gerade deswegen umwerfend gut, weil sich die Idee von der breiten Masse abhebt.

 

Optisch gesehen hat sich nicht viel getan zum vorigen Band, was kein Wunder ist, denn Daniel Leister ist immer noch der Zeichner der Reihe und das ist gut so. Seine Artworks überzeugten zumeist schon in den ersten beiden Episoden, auch wenn hier und da ein paar kleinere Makel zu sehen sind - vor allem in Sachen Gesichtsmimik. Das ist aber auch wirklich das Einzige, das man hier bemängeln könnte. Ansonsten sieht auch "Flucht aus dem Wunderland" unglaublich gut aus und die Artworks sind nicht nur schillernd und knallig bunt, sondern auch enorm detailliert und dynamisch gezeichnet. Letzteres ergibt sich nicht zuletzt aus der wohl durchdacht wirkenden Anordnung der Panels, die es faktisch in jeder Form und Größe gibt - angefangen bei kleinen normalen eckigen Panels bis hin zu bombastischen Splash-Pages.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

„Wonderland 3“ kommt im Softcover und im US-Format. Der Band beinhaltet den kompletten sechsteiligen dritten Zyklus der Wonderland-Saga aus dem amerikanischen Zenescope-Verlag. Eine Cover-Galerie, die die hervorragenden Cover-Artworks der Reihe zeigt, rundet den Band in Sachen Extras ab. Ganz grandios hier, die Doppelseite mit dem #0 Wraparound Cover aus der eichenfeder von Eric Basaldua. Einfach umwerfend.

 

Fazit:

Gerade wenn ein Debutwerk so umwerfend geworden ist, wie es bei dem ersten Wonderland-Band der Fall war, setzt man als Leser sehr hohe Erwartungen in die Fortsetzung(en). Das war bei mir schon beim zweiten Band der Reihe der Fall, die mich allerdings ebenfalls überzeugt hatte (siehe Review). Schön ist daher umso mehr, das auch der vorliegende abschließende Band der Trilogie atemberaubend gut geworden ist und die Splatter-Serie zu einem perfekten Abschluss bringt. Die Story ist wieder absolut spannend und hat alle Elemente, die man schon in den beiden anderen Episoden kennen und lieben gelernt hat. Wahnsinn, Splatter, Sex und dazwischen eine intensive, dichte und vielseitige Interpretation des Alice-Stoffes. Das auch der dritte Band optisch wieder hervorragend aussieht, muss man gar nicht extra erwähnen. Wer "Wonderland" bisher mochte, kommt an diesem Abschluss sowieso nicht vorbei, wird aber auch keineswegs enttäuscht. Absolute Kaufempfehlung!

 

Anmerkung des Redakteurs:

"Wonderland" stammt vom amerikanischen Zenescope Verlag, der sich in den vergangenen Jahren vornehmlich mit skurrilen (und vornehmlich blutig und freizügigen) Interpretationen von bekannten Märchen und Sagen, einen Namen gemacht hat. Neben "Wonderland" gibt es da beispielsweise Serien wie "Neverland" oder die monatliche "Grimm Fairy Tales"-Reihe, die in dieselbe Bresche schlagen. Nach "Wunderland" bleibt nun zu hoffen, das Panini mehr davon auch hierzulande herausbringt.