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Warhammer 40k - Schattenjäger - Das Handbuch der Radikalen
Bewertung:
(3.9)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 26.08.2011
Autor:Ross Watson u.a.
Übersetzer:Daniel Schumacher
Typ:Quellenband
System:Schattenjäger
Setting:Warhammer 40.000
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:978-3-86762-090-1
Inhalt:272 Seiten, Hardcover
Preis:44,95 EUR
Sprache:Deutsch

Die Optik:

Der Quellenband „Das Handbuch der Radikalen“ für das Rollenspiel „Warhammer 40k - Schattenjäger“ präsentiert sich mit 272 durchgehend farbigen Seiten in 8 Kapiteln nebst Index als solide gebundenes Hardcover, welches in Sachen Qualität den bereits erschienenen Bänden der Reihe in nichts nachsteht. Allerdings hätte ich mir bei diesem Seitenumfang ein mittlerweile fast zum Standard gehörendes Lesebändchen gewünscht.

 

Das Layout ist durchgehend zweispaltig und die einzelnen Kapitel übersichtlich in ihrer Gliederung. Problematisch ist hingegen die Suche nach den einzelnen Abschnitten in den Kapiteln, da der Text oftmals „weiterläuft“ und man nicht immer für einen sauberen Seitenumbruch gesorgt hat. Hier helfen zwar passende Überschriften in dem ansonsten ordentlich gegliederten Text bei der Orientierung, diese sind aber nicht sonderlich stark hervorgehoben, so dass man sie schnell übersieht. Die Texte der einzelnen Kapitel bzw. deren Abschnitte werden durch zahlreiche zusätzliche, besonders farblich abgesetzte Informationen, Auszüge aus Protokollen oder „handschriftliche“ Notizen ergänzt.

 

Das Druckbild selbst ist sauber und die zahlreichen hochwertigen Illustrationen namhafter Künstler fangen die Atmosphäre des düsteren Hintergrundes hervorragend ein. Die gelungene Übersetzung von Daniel Schumacher lässt sich zudem flüssig lesen, da man auch einige Fehler der englischen Originalausgabe ausgemerzt und sich das Lektorat sichtlich bemüht hat.

 

Der Inhalt:

Kapitel I - Enthüllte Dunkelheit

Nach einer kurzen Einleitung, die einen Überblick über den Inhalt des Bandes gibt, schließt sich das erste Kapitel an. Hier geht es allerdings weniger um Inhalte, als um die Mission eines weiblichen Assassinen, der im Dienst eines radikalen Inquisitors steht. Aus verschiedenen Aufzeichnungen, Archivauszügen und anderem sehr schön aufbereitetem Material gibt es hier für den Leser einen Vorgeschmack auf den weiteren Inhalt des Bandes.

 

Kapitel II – Der Sündenfall

Dieses Kapitel widmet sich sehr ausführlich der Definition von „Radikalismus“ und bietet eine Aufzählung der eigentlich geltenden Dogmen und Credos der Inquisition. Doch führen die Schrecken, mit denen ein Inquisitor im Verlauf seines Dienstes konfrontiert werden, oftmals dazu, in Erfüllung seiner Pflichten zu zweifelhaften Mitteln zu greifen und so wird die Grenze der Loyalität gegenüber dem Imperator beim Bekämpfen seiner Feinde rasch zu einer Wanderung auf dem Drahtseil. Allerdings ist nicht jeder, der vom Weg abkommt, zugleich ein Verräter, sondern wandelt sich wohlmöglich zu einem Radikalen.

 

Auch eine unmittelbar radikale Herkunft, in Ergänzung der bereits bestehenden Möglichkeiten bei der Charaktererschaffung, wird geboten. So kann man Schola Progenium, Kinder der Leere, Makropolwelt als auch Adelige um einige Facetten bereichern. Zudem gibt es optionale Hintergrundpakete für Charaktere, die in ihrer Ausrichtung ohnehin eher radikal orientiert sind, als auch alternative Ränge zu den bestehenden normalen Karrierepfaden, zu denen der „Befleckte Psioniker“, der „Demagoge“, der „Häretekgelehrte“, der „Imperiale Prophet“, der „Malefizische Scholar“, der „Maletechschlächter“, der „Mortiurg“, der „Saboteur“, der „Schläfer“, der „Straflegionär“, der „Sündenfresser“, der „Verdammte Priester“ und der „Warpdilettant“ gehören. Alle Pfade sind ausführlich beschrieben und haben zu einer schnelleren Übersicht jeweils eine Tabelle, aus denen die Steigerung nebst den Kosten und Voraussetzungen rasch abgelesen werden kann. Natürlich fehlen auch nicht Elitesteigerungspakete, die allerdings sparsam eingesetzt werden sollten. Interessant sind auch die alternativen Verderbnisregeln, da die Charaktere statt normalerweise vorgesehenen Mutationen nunmehr auf dem „Pfad der Verdammnis“ voranschreiten und dieser in seinen Auswirkungen auch nicht sonderlich nett ist.

 

Kapitel III - Fraktionen

Hier dreht sich alles um die großen radikalen Fraktionen innerhalb des Calixis-Sektors, die sich durch ihre Ziele und Praktiken deutlich voneinander unterscheiden. Die Bandbreite reicht von den als Kriegstreiber und Zerstörern bekannten Istvaaniern, den revolutionären Eifer der Rekongregatoren, den hexerischen Kräften der Xanthiten, über die bösartigen Pläne und Machenschaften der exkommunizierten Phänoniten, bis hin zu den mysteriösen Vorgehensweisen der Okularier. Daneben gibt es aber auch noch die Libricaner, eine noch junge und extremistische Splittergruppe der Amalathianer und die der Oblationisten, eine eingeschworene Gemeinschaft von Fanatikern des Calixis-Sektors, die mit warpgeschmiedeten Waffen kämpfen, Dämonen binden und über Hexerei gebieten können. In einzelnen Abschnitten wird die Herkunft der einzelnen Gruppierungen dargestellt, ihre Wesenszüge, Ziele als auch aktuelle Verschwörungen. Eine recht umfangreiche Sammlung von Material, die bereits beim Lesen zu zahlreichen Abenteuerideen führen dürfte.

 

Natürlich gibt es auch zig andere Pfade des Radikalismus, welche eingeschlagen werden können. Und so gibt es auch einen Blick auf die kleineren Gruppierungen, die nicht nur für den Spielleiter von Interesse sein dürften.

 

Kapitel IV – Der Schattenkrieg

Manchmal mag es notwendig sein, eine Seele zu verderben, um zehn andere damit zu retten und so findet man in diesem Kapitel alles Wissenswerte über nutzbare Ressourcen (Personen, Organisationen, Gegenstände oder Schauplätze, die außergewöhnliche Möglichkeiten bieten), die mit ihren Möglichkeiten, ihren Voraussetzungen und natürlich auch ihren Kosten vorgestellt werden. Natürlich gibt es auch blasphemische Verbündete, wie beispielsweise Bestien und entsprechend erweiterte Regeln für den Umgang mit Tieren.

 

Man bekommt hier aber auch erweiterte Fertigkeiten und Talente geboten, welche für überaus niederträchtige Zwecke eingesetzt werden können. Ergänzungen bei den Psikräfte fehlen ebenfalls nicht und so gibt es neue geringere Kräfte, die sich mit Infiltration, Täuschung oder verdeckten Operationen beschäftigen.

 

In dem Abschnitt „Rüstzeug“ gibt es eine Fundgrube für neue und exotische Fern- und Nahkampfwaffen, Waffenoptimierung, Rüstung, Werkzeuge, Drogen und Gifte. Eine insgesamt recht stattliche Sammlung, die nicht nur im Kampf gegen Xenos oder verdammte Seelen eingesetzt werden kann.

 

Kapitel V – Die dunklen Künste

Im Abschnitt „Chaosrituale“ werden die bereits im Quellenband „Jünger finsterer Götter“ vorgestellten Regeln wie ein Chaosritual aufgebaut ist, es funktioniert oder auch wie der Einsatz von Ritualen nebst deren regeltechnischer Abwicklung im Spiel erfolgt stark erweitert. Weiterhin sehr interessant und aufschlussreich ist der Abschnitt über „Hexerei“, der den gleichen Regeln wie Psikräfte folgt. Hier gibt es einige neue dunkle Kräfte und Möglichkeiten zu entdecken.

 

Was es mit okkulten Artefakten und Dämonenwaffen auf sich hat, wie man sie im Spiel einsetzt und einige Beispiele zu diesem Bereich, runden gemeinsam mit einer kleinen Übersicht von berüchtigten Dämonenwaffen den Abschnitt ab. Von besonderem Interesse dürfte sicherlich auch der Abschnitt über „Dunkeltech“ sein, der sich mit dem verbotenen technologischen Wissen und Maschinenschemata auseinandersetzt und einige Fern- und Nahkampfwaffen, als auch Ausrüstung und Werkzeuge vorstellt.

 

Kapitel VI – Die Verlockung durch die Xenos

Die Doktrin des Imperiums ist eindeutig: „Dulde keine Xenos!“. Dennoch ist die Verlockung groß, sich die Waffen von Xenos im Kampf gegen das Chaos und die Häresie zu Nutze zu machen. Wie man Xenostechnologie erlangen und einsetzen kann, erfährt man unter anderem in diesem Kapitel. Hier lernt man einige nützliche Fern- und Nahkampfwaffen, als auch Ausrüstung und Werkzeuge kennen, die zwar sehr selten und schwer zu beschaffen sind, aber dennoch im Calixis-Sektor bekannt sind.

Doch auch der mögliche direkte Kontakt zu Xenos wird geschildert, wobei es sich hier vornehmlich um den möglichen Handel und um das direkte Wissen über Xenos dreht. Natürlich ist der Umgang mit Xenos schwer, aber es gibt durch sie einige interessante Wahrheiten zu erfahren. Da sich im Calixis-Sektor unzählige Xenosstätten befinden, gibt es einen eigenen Abschnitt, der schildert, wo das Wissen vergraben ist und welche Möglichkeiten bestehen, dieses unter Umständen zu bergen.

 

Kapitel VII – Die radikale Kampagne

Dieses Kapitel richtet sich mit seinem Inhalt vornehmlich an den Spielleiter und gibt eine ganze Fülle von Anregungen, wie man das in dem Band vorhandene Material sinnvoll in seine Abenteuer übernehmen kann und wie man den Faktor des Radikalen subtil in seiner Runde Einzug nehmen lässt. Hierzu gibt es Vorschläge zu unterschiedlichen Themen, die eine Kampagne nehmen kann und die mit verschiedenen Bausteinen aufwartet, aus denen sich einiges an spielbarem Material entwickeln lässt. Steht einem der Sinn nicht unbedingt direkt nach einer epischen Kampagne, bei denen sich die Akolythen entscheiden müssen, ob sie sich auf die Seite der Puritaner oder der Radikalen schlagen müssen, kann man zunächst mit einigen Missionen beginnen, die von einem radikalen Inquisitor ausgehen.

 

Kapitel VIII – Calixisische Radikale

Dieses kurze Kapitel beleuchtet sechs der berüchtigtsten und einflussreichsten Radikalen, die im Calixis-Sektor tätig sind. Sie sind der Inquisition hinlänglich bekannt, doch scheint man nicht unbedingt daran interessiert zu sein, sie auszuschalten. Ob und wie man sie letztlich einsetzt, sollte jedem Spielleiter selbst überlassen sein, da sie sowohl als NSC, als auch als möglicher Inquisitor der Charaktere auf jeden Fall eine große Bandbreite von Möglichkeiten bieten.

 

Fazit:

Wer meint, in „Schattenjäger“ würde es sich stets nur um den Kampf Gut gegen Böse handeln, der sollte spätestens nach der Lektüre des „Handbuches der Radikalen“ gemerkt haben, welche Vielfalt die Welt von „Warhammer 40.000“ aufweist. Den Akolythen stehen nunmehr wesentlich mehr Möglichkeiten offen, ihren Charakteren wesentlich mehr Facetten zu verleihen und unter Umständen auch zu den „bösen“ Jungs zu gehören, die unterwegs im Kampf gegen Chaos und Häresie sind.

 

Dieser Band dürfte sich allerdings an erfahrene Spieler als auch Spielleiter richten, da einige Neuerungen mit Vorsicht zu genießen sind. Kann doch letztlich der schleichende Weg eines Charakters auf dem Pfad des Radikalen durchaus zu unerwünschten Komplikationen in Gruppe führen.

 

Bemerkenswert dürfte sicherlich das zweite Kapitel dieses Quellenbandes sein, der mit seinen umfangreichen Informationen über unterschiedliche Gruppierungen ein neues Licht auf einige Aktivitäten im Calixis-Sektor (und zum Teil auch im Imperium) wirft. Alleine hierfür ist der nicht unbedingt günstige Quellenband auf jeden Fall sein Geld wert. Für mich eine Empfehlung an Spielleiter, die auf der Suche nach extravagantem Hintergrundmaterial für „Schattenjäger“ sind – sie werden voll auf ihre Kosten kommen.