Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Battletech - Einsteigerbox
Bewertung:
(4.5)
Von: Cut
Alias: Cut
Am: 16.01.2012
Autor:
Typ:Brettspiel
System:Battletech
Setting:Battletech
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:
Inhalt:Siehe Rezensionstext
Preis:49,95 EUR
Sprache:Deutsch

Vorbemerkung:

Battletech hatte Geburtstag. Seit nunmehr 25 Jahren gehen in einem extrem detaillierten Universum - lebendig gemacht durch fast 100 Romane und eine Vielzahl von Quellen- und Hintergrundbüchern - Menschen in 10-12 Meter großen Kampfrobotern, den sogenannten „BattleMechs“, aufeinander los. Angefangen hat das alles mit einem Brettspiel, in dessen Verlauf zwei oder mehr Spieler Gruppen dieser ‘Mechs – unterstützt von diversen anderen Einheiten - auf Hexfeldkarten gegeneinander antreten lassen.

Das Brettspiel Battletech hat über die Jahre viele Ableger erzeugt: Es gibt das Spiel auch als Table Top-Variante ganz ohne Karte, für diese beiden ersten Varianten sind viele hundert Miniaturen über die Jahre erschienen - und es gibt natürlich auch ein Rollenspiel (in diversern Editionen) welches in diesem Universum spielt. Es gibt des Weiteren ein paar Computer- und Konsolenspiele.

Für viele Jahre gab es in Deutschland einen Lizenznehmer, der die treuen Fans mit Übersetzungen des Materials versorgte. Neben dem US-Markt galt der deutschsprachige Raum lange als eine der Hochburgen von begeisterten Battletech-Fans. Doch in den letzten Jahren wurde es zunehmend ruhiger um die Marke. In den Staaten gab es rechtliches Chaos und die deutsche Version wurde eingestellt.

Umso schöner jetzt die Ankündigung von Ulisses Spiele, einen Neustart der Marke zu versuchen. Der erste Schritt besteht in der 1:1 Übersetzung des „Introductory Box Set“, mit dem der aktuelle US-Lizenznehmer „Catalyst Game Lab“ das 25jährige Jubiläum des Spiels feierte. Über die Jahre habe ich immer mal wieder mit meinen Freunden Battletech gespielt und über die Zeit eine kleine, aber feine Sammlung an Spielmaterial angelegt. Jetzt, zum Neustart, haben wir die alten Spielsachen nochmal hervorgeholt und uns, anlässlich zum Geburtstag, zurückversetzen lassen...

 

Diese Rezension bespricht die neue deutsche „Einsteigerbox“ und ich verrate schon an dieser Stelle: In meinen Augen liegt damit die beste (deutschsprachige) BT-Grundbox vor, die bisher auf den Markt gekommen ist...

Der Inhalt:

Das Spiel kommt in einer verheißungsvoll schweren, bunt bedruckten Kiste daher. Schon der erste Anblick ist positiv. Die Box, eingefasst von Hochglanzpapier, zeigt auf dem Cover einen BattleMech, der dem guten alten Warhammer/Kriegshammer ähnelt, wohl aber keiner ist. Auch die Seitenteile der Kiste sind mit Bildern von richtig schick bemalten Miniaturen verziert. Das gilt ebenso für die Innenseiten der Schachtel, die auch mit Bildern von bemalten ‘Mech Figuren bestückt sind. Öffnet man die Box so sieht man eine Trennung in zwei Bereiche: linkerhand findet man einen Stoß von Heften, rechterhands einen durch einen Papptrenner abgeteilten Bereich, in dem sich zwei Plastiktüten und eine kleinere Pappschachtel befinden.

 

Zum linken Teil der Box:

Hier finden sich vier vollfarbig auf hochglänzendem Papier gedruckte Hefte und eine 40 Seiten starke Kopiervorlagen-Sammlung gefüllt mit diversen Datenbögen.

 

Zwei der bunten Hefte sind ziemlich dick und jeweils mit einem recht stabilen Pappeinband versehen. Hierbei handelt es sich um das 76 Seiten umfassende „Einsteiger Regelbuch“ und den BT-Universums-Hintergrundband „Die Innere Sphäre auf einen Blick“, der es auch noch mal auf 56 Seiten bringt.

 

Zwei dünnere Heftchen ohne Pappdeckeleinband runden das Angebot ab: Dies sind zum einen das Heft „Schnellstartregeln“ (selbsterklärend) und dann zum anderen noch das Heft „Bemalanleitung und Taktiktipps“ (dazu später noch etwas mehr).

 

Die Hefte und Vorlagen sind allesamt ungefähr im DIN A4 Format. Zur Abrundung der Spielhilfen findet sich dann auch noch ein ebenso großes Pappstück, auf dem doppelseitig die wichtigsten Tabellen des Spiels zusammengestellt sind. Auch wenn die Rückseite der Box, ebenso wie die Produktbeschreibung im Netz von zwei enthaltenen Tafeln sprechen, findet sich nur eine in der Box. Dieses Manko hatte auch schon die US-Box. Scheinbar wurde der Rückentext der Box 1:1 übersetzt, ohne sich Gedanken über den Inhalt zu machen.

Hier hätte man in meinen Augen punkten können, wenn man es in der deutschen Box geschafft hätte, für beide Spieler jeweils eine Übersichtstafel in die Box zu packen. Wie teuer kann ein solcher Bogen schon sein?

 

Legt man die Hefte und den Übersichtsbogen beiseite, stößt man auf eine handlich zusammengefaltete, vollfarbige Karte der Inneren Sphäre und der Clan-Besatzungszonen in Postergröße, Stand ca. 3067. Das Teil ist ein echter Hingucker! Hier wurde nicht gespart.

 

Unter den Druckerzeugnissen finden sich dann am Schachtelboden, einzeln verschweißt, die beiden zusammengefalteten Spielbretter. Anders als bei früheren Ausgaben von Battletech sind diese großformatigen Hex-Karten nicht auf (verstärktes) Papier gedruckt, sondern auf stabilem und zur Erhöhung der Haltbarkeit beschichtetem Pappkarton von extremer Stärke. Ein echter Fortschritt, was die Haltbarkeit und Spielbarkeit angeht. Allerdings kann es bei der Kombination mit alten Karten zu Stürzen kommen, da die Höhe der Kanten deutlich auseinanderklafft. Die beiden Kartenbögen sind auf Vorder- und Rückseite jeweils mit einem anderen Terrain bedruckt, so dass dem Einsteiger vier unterschiedliche (u.a. die Standard-Basis-Battletech-Karte, eine Seen-Landschaft und eine Stadt-Karte) Spielfelder geboten werden.

 

Anmerkung: Auch wenn die Beigabe einer Stadt-Terrain-Karte anderes vermuten oder erhoffen ließ: Marker für Feuer, Rauch, Gebäude oder auch Panzer oder (gepanzerte) Bodentruppen liegen dem Spiel leider nicht bei! Genauso vermisst man als alter Hase den Bogen mit Einheitsabzeichen, die seinerzeit als kleine Plättchen oder sogar als Miniaturaufkleber den BT-Basis-Boxen und CityTech-Boxen beilagen. Um diesem Missstand zu begegnen bedarf es der Anschaffung eines neuen Produktes aus dem Hause Catalyst Game Lab, den sog. HexPacks, aber das ist eine andere Geschichte...

 

Wenden wir uns der rechten Seite der Box zu. Dort finden wir im abgetrennten Bereich der Kiste eine große und eine kleine Plastiktüte sowie eine kleine Pappschachtel. Im kleinen Beutelchen befindet sich ein Set Würfel (2W6). Im größeren Beutel finden sich zusammengepfercht die Spielfiguren des Einsteigersets. Das Spiel enthält 24 Plastikminiaturen, die jeweils einen anderen BattleMech Typ darstellen. Die Pappabtrennung wirkt zwar nicht sonderlich stabil, sollte aber geeignet sein, die Platten und die Regelhefte so zu fixieren, dass man rechts in der Kiste Würfel und Minis sicher transportieren und einlagern kann.

 

Anmerkung:

Zwar haben die aktuellen US-Lizenznehmer von Catalyst Game Lab vieles für die Marke getan, aber leider ist es auch ihnen nicht (dauerhaft) gelungen, die Rechte an einer Vielzahl der ursprünglichen ‘Mech-Designs zur erneuten Verwendung zu erstehen. So fehlen auch dieser neuen Grundbox einmal mehr die sog. „Unseen“ ‘Mechs (wie etwa Archer/Schütze, Marauder/Marodeur oder Warhammer/Kriegshammer, um exemplarisch nur einige zu nennen). Diese unendliche Geschichte kann man aber dieser Box nicht negativ anlasten. Dennoch gehörte für mich der Hinweis, dass keine unseen ‘Mechs enthalten sind, in diese Rezension.

 

Bei den enthaltenen Figuren handelt es sich dafür aber um einen ausgewogenen Mix, sowohl hinsichtlich der enthaltenen ‘Mech-Typen als auch ihrer Gewichtsklassen:

Enthalten sind in der Einsteigerbox je einmal eine Figur der folgenden ‘Mech-Typen:

 

Commando, Spider, Jenner, Panther (leichte ‘Mechs);

 

Assassin, Cicada, Clint, Hermes II, Whitworth, Vindicator, Enforcer, Hunchback, Trebutchet, (mittelschwere ‘Mechs);

 

Dervish, Dragon, Quickdraw, Catapult, Jager’Mech, Grasshopper (schwere ‘Mechs);

 

Awesome, Zeus, Cyclops, Banshee , Atlas (überschwere ‘Mechs).

 

Die englischen Bezeichnungen der ‘Mech-Typen werden übrigens auch in dieser Ausgabe von Battletech beibehalten. Die Zeit der deutschen Namen scheint damit ein für alle mal vorbei.

 

Neben den angekündigten 24 Standard-Miniaturen überrascht Ulisses Spiele seine Kunden aber auch noch mit zwei sog. „Premium Quality Plastic”-Figuren. Dabei handelt es sich um zwei Clan Omni’Mechs, die in der kleinen Pappschachtel untergebracht sind, die zusammen mit den beiden Tütchen in dem abgetrennten Bereich der Spielschachtel liegt. Diese beiden ‘Mechs passen zwar nicht zum Technologie-Level (und Regelgerüst) welches ansonsten in der Einsteigerbox vorherrscht. Diese Figuren, die eine wesentlich höhere Produktqualitätals die herkömmlichen Plastik-Minis aufweisen, lagen als besondere Dreingabe der US-Auflage der Introductory Box bei und viele deutsche Spieler fragten sich, ob diese hochwertigen, von der Detailliertheit schon fast auf Augenhöhe mit Zinnminiaturen befindlichen Plastikfiguren auch den Weg in die deutsche Grundbox finden würden. Jetzt kann man sagen: Ja, Thor und Loki sind dabei! Schön, dass es so gekommen ist.

Extrem abspeckte Regeln für den Einsatz der Clan-Maschinen finden sich dann auch im Einsteigerregelbuch sowie auf den Datenbögen der Omni’Mechs. Für beide Maschinen sind Datenbögen für die Primäre und die Alpha Variante enthalten.

 

 

Das Spiel:

Battletech ist ein Brettspiel, das eine mehr oder weniger futuristische Kampfsituation simuliert.

Bei jedem Spiel übernimmt jeder der Spieler eine oder mehre Einheiten, zumeist BattleMechs (BattleMechs - oder kurz einfach ’Mechs genannt - sind bis zu 12 Meter große Kampfkolosse, die von Männern und Frauen – die wiederum MechKrieger genannt werden - gesteuert in die Schlacht ziehen) und bekämpft damit die Einheiten seiner (seines) Gegner(s).

 

Das Spiel findet auf Geländekarten statt, die, um die Bewegung simulieren zu können, mit einem Hexmuster überzogen sind. Jeder ‘Mech hat eine bestimmte Anzahl an Bewegungspunkten, die es ihm ermöglichen mehr oder minder schnell das Gelände zu durchqueren. BattleMechs gibt es im Gewichtsrahmen von 20 bis 100 Tonnen. In Fünf-Tonnen-Schritten unterteilt, fallen die ‘Mechs je nach Gewicht in vier Gewichtsklassen: Leichte (20-35 Tonnen), mittelschwere (40-55 Tonnen), schwere (60-75 Tonnen) und überschwere (80-100 Tonnen) ‘Mechs.

 

Die ‘Mech-Typen unterscheiden sich aber nicht nur hinsichtlich ihres Gewichts, sondern dadurch bedingt auch in ihrer Geschwindigkeit, Bewaffnung, Panzerung und sonstiger Ausrüstung. Dabei gilt die Faustregel, dass leichtere Einheiten eher schneller und wendiger sind, dafür aber verhältnismäßig schlecht gepanzert und bewaffnet, während Einheiten, zunehmend mit ihrem Gewicht, zumeist langsamer, aber kampfstärker und schwerer zu zerstören sind. Einen schweren oder sogar überschweren ‘Mech mit nichts als leichten oder mittelschweren Einheiten anzugreifen, ist regelmäßig zum Scheitern verurteilt. Trotzdem nutzen geschickte MechKrieger die Gegebenheiten des Terrains, wie etwa Berge, Wälder, Flussläufe oder Seen oder sogar Stadtgebiete, um auch schlechter gepanzerte oder schwächer bewaffnete Maschinen gegen schwerere, stärkere ‘Mechs erfolgreich zum Einsatz bringen zu können. Aber nicht nur ‘Mechs bevölkern die Schlachtfelder des 31. Jahrhunderts. Auch Fahrzeuge, (gepanzerte) Bodentruppen und andere Einheiten wie etwa Luft/Raumjäger können prinzipiell an den Kämpfen teilnehmen. Aber der König des modernen Schlachtfeldes ist und bleibt der BattleMech. Diese Maschinen sind mit einer Vielzahl an Waffensystem ausstattbar: Energiewaffen wie Laser oder Partikelprojektorkanonen, aber auch ballistische Waffen wie Autokanonen oder Raketen-Lafetten stehen zur Auswahl. Um der immensen Hitzeentwicklung entgegen zu wirken, die der einen jeden ‘Mech antreibenden Fusions-Reaktor und die diversen Waffensysteme erzeugen, verfügen ‘Mechs über Wärmetauscher, dennoch laufen die meisten ‘Mech Typen Gefahr, zu überhitzen, wenn der Pilot nicht sorgsam beim Waffengebrauch auf seine Abwärmekapazität achtet. Überhitze ‘Mechs sind ungenauer im Kampf, schwerer zu steuern und werden langsamer. Im schlimmsten Falle droht sogar die Detonation eingelagerter Munition, wenn die Maschine zu heiß läuft, was meist nicht nur dem ‘Mech, sondern auch seinem Piloten übel mitspielt. Geschützt werden der Pilot und sensiblen Systeme eines jeden ‘Mechs von (vielen) Tonnen Panzerung, die gegnerische Einheiten zunächst durchdringen müssen, ehe die im Inneren des ‘Mechs befindlichen Ausrüstungsteile beschädigt werden können.

 

Zur Klarstellung: Die Regel der Einsteigerbox umfassen ziemlich komplette Spielregeln für den Einsatz von BattleMechs sowie sehr knappe Regeln für Fahrzeuge und Bodentruppen. Luft/Raumelemente kennen die Einführungsregeln jedoch nicht.

 

Die Abbildung dieser Kämpfe ist, wie bei Kampfsimulationsspielen durchaus üblich, eine langwierige Angelegenheit. Eine Partie Battletech dauert im Regelfall mehrere Stunden, selbst wenn nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl von ‘Mechs am Spiel teilnimmt. Das liegt daran, dass jedes einzelne Waffensystem eigene Spielwerte (Schaden, Reichweite, Hitzeentwicklung, Munitionsverbrauch etc. pp.) hat, jede Bewegung des Angreifers und des Ziels in einen Trefferwurf eingerechnet, dass jeder erzielte Schaden einer eigenen Lokation zugewiesen und über die Auswirkung dieser Schäden, aber auch über die Hitzeentwicklung im eigenen ‘Mech genau Buch geführt werden muss.

Dafür gibt es für jede am Spiel beteiligte Einheit einen eigenen sog. Datenbogen, auf dem bis ins kleinste Detail alles über die Maschine vermerkt ist und auf dem minutiös jeder Schaden oder Munitionsverbrauch etc. zu vermerken ist.

 

Was anfangs starr und sperrig daherkommt, geht einem jedoch - wie bei so vielen Spielen - recht schnell in Fleisch und Blut über. Wenn man den Bogen einmal raus hat, laufen die einzelnen Runden nicht schnell, aber deutlich zügiger ab, als bei Anfängern. Schön an Battletech ist auch, dass es sich im Prinzip mit einer beliebigen Anzahl von Spielern spielen lässt.

 

Der Hintergrund:

Eingebettet sind diese fiktiven Gefechte in eine ebenso fiktive, nichtsdestotrotz extrem detaillierte Hintergrundhandlung. Im Battletech-Universum führen die Armeen der sog. Nachfolgerfürsten in einem viele Lichtjahre umspannenden Gebiet des Weltraums, der sog. Inneren Sphäre, Krieg, um den verwaisten Thron des Ersten Lords des Sternenbundes. Über jedes der fünf großen Nachfolgerfürstenhäuser herrscht in bester Feudal-Manier eine einzige Familie, deren Oberhaupt für sich den die Nachfolge des Ersten Lords in Anspruch nimmt. Kulturell bilden die fünf großen Häuser (Liao, Marik, Davion, Kurita und Steiner) jeweils eine kulturelle Mischung aus verschiedenen Erdenkulturen ab. Die Auseinandersetzungen unter den Fürstenhäusern bezeichnet das Spiel als die Nachfolgekriege.

 

Dies ist in etwa die Ausgangslage, auf der vor nunmehr 25 Jahren die erste Version des Battletech-Grundspiels und die ersten Romane basierten. Vieles hat sich seitdem verändert, aber die neue Einsteigerbox geht nochmal, zumindest was die verwendete BattleMech-Technologie angeht, an diesen Punkt zurück.

 

Einen umfassenden Überblick über den gesamten Hintergrund und die Geschichte der Jahre 3025-3067 vermittelt das Heft „Die Innere Sphäre auf einen Blick“. In diesem Band werden die großen Häuser und ihre Kulturen und Herrscherfamilien vorgestellt, aber auch die kleineren Mächte und Söldnereinheiten von besonderem Ruhm werden besprochen. Geschichtliches und aktuelles schaffen einen Hintergrund, vor dem man eigene Kampagnen ansiedeln kann, damit die ausgespielten Gefechte nicht im luftleeren Raum stattfinden. Weiterhin werden die wichtigsten Technologien vorgestellt, die das Leben im 31. Jahrhundert von unserem heute unterscheiden. Dies sind zumeist die Waffensysteme, aber auch die Abläufe von interstellaren Reisen mittels Sprung- und Landungsschiffen. Ein kleines Hardware Handbuch stellt dann auch noch die 24 ’Mech-Tpyen vor, die in der Box enthalten sind. Das Bändchen vermittelt gerade Neueinsteigern einen sehr leichten Einstieg in die detaillierte und komplexe Welt von Battletech und ist auch für alte Hasen dank der einführenden Geschichte und der liebevollen Aufbereitung einen Blick wert.

 

 

Die Qualität der Materialien und der Um- und Übersetzung:

Bei den 24 ‘Mechs handelt es sich um Plastikfiguren, die von der Qualität her nicht mit vergleichbaren Zinnmodellen und auch nicht mit manchen der früheren Battletech-Plastik-Minis) mithalten können. Dazu kommen kleinere Qualitätsprobleme, die auch schon bei der US-Box zu beobachten waren. Nicht selten sind manche ‘Mechs unvollständig oder beschädigt in der Schachtel gewesen. Die Markteinführung der deutschen Einsteigerbox verzögerte sich daher um mehrere Wochen, da nach einer qualitativ zufriedenstellenden Vorab-Lieferung für den Einsatz und Verkauf auf Messen, die Hauptlieferung den Qualitäts-Standards von Ulisses-Spiele nicht mehr entsprach und der Hersteller zur Nachbesserung aufgefordert wurde.

 

Anmerkung:

Bei der hier zur Rezension vorliegenden Box handelt es sich augenscheinlich um eine solche aus dem Vorab-Kontingent, da die Miniaturen alle ohne Defekte enthalten waren. Bei meiner Box fehlte jedoch eine Miniatur, dafür lag dem Spiel eine ‘Mech-Figur doppelt bei. Eine Kontaktaufnahme gerichtet an den Kundenservice von Ulisses sorgte hier aber halbwegs schnell und angenehm unbürokratisch für Abhilfe.

 

Bis auf die Abstriche, die man also hinsichtlich der enthaltenen Plastik-Miniaturen machen muss, besticht das Spielmaterial durch einen extrem hohen Verarbeitungs- und Produktionsstandard. Das Spielmaterial hat höchste Qualität: Alle Regel- und Hintergrundhefte sind vollfarbig, durchgehend mit schönen Fotos von professionell bemalten Miniaturen verziert und gut ausgelegt.

 

Die Sprache der Regeln ist angenehm klar, viele Beispiele, oftmals versehen mit Illustrationen, ermöglichen eine schnelle, zielsichere Umsetzung der Regeln. Die enthaltenen Schnellstartregeln sind eine nette Ergänzung, auch wenn ich der Ansicht bin, dass man Battletech auch recht schnell aber durchaus viel effektiver mit den Regeln des Einsteigerregelheftes bei einem Lanzen-Gefecht mit/gegen einen Freund lernen sollte. Die „Lanze“ ist die Standard-BattleMech-Einheit in den Armeen Nachfolgerfürsten der Inneren Spähre. Jede Lanze besteht jeweils aus vier BattleMechs, die mehr oder weniger auf ihre Fähigkeiten oder ihr Gewicht hin zusammengestellt und benannt werden (etwa „Kommande Lanze“, „Scout Lanze“ oder „Kampf Lanze“). Drei Lanzen bilden zusammen eine Kompanie. Mit den in der Einsteigerbox enthaltenen Miniaturen lassen sich also zwei volle Kompanien aufbieten und gegeneinander ins Feld führen.

 

Die Spielpläne auf stabilem Karton, der einen abwischbaren Eindruck macht, sind ein echter Quantensprung im Vergleich zu den alten, wenig haltbaren Papierkarten aus früheren Editionen. Auch wenn die Karte beschichtet wirkt, so rate ich doch weiterhin von zu heftigem Einsatz oder Essenkonsum in ihrer Nähe ab. Die HexPacks sind einfach zu teuer und der einzige Weg an neue Karten zu kommen.

 

Ein großes Lob zolle ich der Entscheidung, die Konstruktionsregeln für neue, selbstgebaute BattleMechs in der Basisbox zu belassen. Dies wertet die Einstigerbox gerade hinsichtlich der Tatsache auf, dass die Konstruktionsregeln aus dem weiterführenden Battletech-Regelbuch (mit dem in meinen Augen etwas unglücklichen Namen „Total Warfare“...) gestrichen und in ein anderes, weiterführendes Regelwerk (ich meine „Tactical Operations“, es könnte aber auch „Strategic Operations“ gewesen sein...) verbannt wurden. Natürlich finden sich im Einsteigerregelheft nicht die spielrelevanten Werte aller modernen Waffensysteme (kein Clan-Tech, keine Sternenbund Technologien!), aber die Grundzüge sind enthalten. Und wer auf 3025er Technologie basierende ’Mechs bauen kann, kann ohne Probleme später auch modernere Ausrüstung verbauen.

 

Im Gesamturteil komme ich zu dem Schluss, dass im Vergleich zu der Originalausgabe der Box aus den USA, die deutsche Einsteigerbox in keinster Weise abfällt. Im Gegenteil! Die mittelprächtigen Würfel und Miniaturen sowie die Spielpläne hat die deutsche Box zwar gemeinsam mit der US-Version, aber die Verarbeitung und Qualität der Druckerzeugnisse, die in der Einsteigerbox enthalten sind, wirkt überzeugender und noch besser als die des Originals.

 

Lediglich einige kleine Flüchtigkeitsfehler sind mir bei der ersten Durchsicht des übersetzten Materials aufgefallen: So fehlt etwa in der Beschreibung (nicht jedoch im Datenbogen und auf den kommt es schließlich an!) des Dragon ‘Mechs eine Waffe (die Autokanone), manche Bilduntertitel im Regelheft wurden nicht übersetzt und der eine oder andere Buchstaben-Dreher ist sicherlich auch in der – übrigens einmal mehr von Fans angefertigten – Übersetzung zu finden, ohne dass diesen Fehlern besonderes Gewicht beizumessen wäre.

 

Insgesamt machte die Qualität der Übersetzung auf mich, bei einer oberflächlichen Betrachtung im Rahmen einer kurzen Proberunde, einen guten und durchweg brauchbaren Eindruck.

 

Was positiv auffällt, ist das hinsichtlich des Sprachgebrauchs eine gewisse Stringenz mit früheren Auflagen des Spiels gewahrt wird. So bleiben zwar die englischen Bezeichnungen der ‘Mechs erhalten, es wird aber auf den etablierten Battletech-Sprachgebrauch Rücksicht genommen: So bleibt es bei den deutschen Bezeichnung von „Sprungschiff“ und „Landungsschiff“ für die englischen Begriffe „JumpShip“ und „DropShip“. Über eine Änderung in diesem Bereich war im Vorfeld der Veröffentlichung zeitweise in den einschlägigen Foren über Änderungen des Sprachmusters gemutmaßt worden, insbesondere, als auf der offiziellen Seite www.Battletech.de in Bezug auf den Neustart der Reihe davon die Rede war „Die Hangartore öffnen sich, das DropShip ist gestartet“.

 

Abschließend sei nochmals deutlich auf die neue Web-Seite „www.Battletech.de“ hingewiesen, bei der es neben News zu Neuveröffentlichungen und so weiter, auch Links zu Errata und einen Download Bereich gibt, in dem beispielsweise das 40-seitige Datenbogenheft zum gratis herunterladen bereit steht. Ein Link zum Battletech-Bereich des Ulisses Forums ist hier auch zu finden.

 

Das Fazit:

Battletech hatte 2009 seinen 25. Geburtstag.

Ulisses Spiele, der neue deutsche BT-Lizenznehmer feiert das Ende 2011 nach und zwar mit der Veröffentlichung einer rundum gelungenen Battletech-Einsteigerbox.

Diese kommt ohne den vielen (technologischen) Schnick-Schnack, der Battletech über die Jahre hinweg unübersichtlich hat werden lassen, daher, auch wenn mit den beiden Clan OmniMechs Thor und Loki zumindest schon Ausblicke auf neuere Technologien enthalten sind. Im Großen und Ganzen spielt sich das ganze Set aber auf der Technologie-Schiene „3025“ ab, also ohne Einflüsse des Sternenbundes oder der Clans, wenngleich das im Set enthaltene Hintergrundmaterial bis in die späten 3060er reicht.

 

Die Einsteigerbox hat alles, was man für jahrelanges Spiel braucht: u.a. 24 (!) unterschiedliche ‘Mechs (inkl. Plastik-Figuren für jeden Typ), vier unterschiedliche Bodenpläne (auf zwei Karten), ein Einsteiger-Regelheft, mit durch jahrelange Erfahrung optimierten und jetzt durchaus gut spielbaren Regeln, das als Sahnehäubchen auch noch Konstruktionsregeln für eigene Einheiten beinhaltet, Bemal- und Taktiktipps, vorgedruckten Datenbögen und Schnellstartregeln für den Einsatz von Fahrzeugen und (gepanzerten) Bodentruppen.

 

Neben den hochwertig ausgeführten Spiel- und Regelmaterialien finden bei mir insbesondere die Bemal Tipps gefallen, die einem Spieler die Tür in ein weiteres Hobby, dem Sammeln und Bemalen von Miniaturen, weit aufstoßen. Dieser Facette des Hobbys, welche mir lange verschlossen geblieben ist, nähere ich mich jetzt dank und mit Hilfe dieses Heftchens an und mit 24, na ja im Prinzip sogar 26 (wenn man die beiden Premium Plastic Minis der Clan OmniMechs mitzählt) unbemalten Miniaturen, stehen einem für erste Schritte in diesem Bereich auch sofort Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu kommen im gleichen Heftchen Taktik-Tipps, die es auch ungeübten Spielern ermöglichen, schnell erste Achtungserfolge zu erzielen, die aber fast identisch vor Jahren im Szenarioband „Erstschlag“ schein einmal veröffentlicht worden sind.

 

In jedem Falle stimmt bei diesem Einsteiger-Paket das Preis-Leistungs-Verhältnis in besonderem Maße: Alleine für die Miniaturen und die beiden Bodenplatten müsste man im Prinzip mit dem Preis von rund 50 € rechnen, aber in diesem Set bekommt man noch viele Seiten an Regeln und Hintergrund auf hochwertigem, vollfarbig bedrucktem Papier, einen hochwertig verarbeiteten Bogen mit Tabellen, zwei Premium-Miniaturen usw. obendrauf dazu.

 

Ich kann alten Freunden des Spiels, aber auch interessierten Neuankömmlingen die Anschaffung der neuen BattletechEinsteigerbox nur wärmstens empfehlen! Auch wenn man mit der Box auf Jahre hinaus spielen kann, bleibt zu hoffen, dass das zur Einsteigerbox passende „Hardware Handbuch 3039“, mit vielen neuen ‘Mechs, Fahrzeugen und Luft/Raum-Jägern nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.

 

Von mir gibt es für die gelungene deutsche Umsetzung einer Battletech-Grundbox überragende 4,5 Punkte.