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Sweet Tooth 1 - Aus dem tiefen Wald
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 19.09.2012
Autor:Autor und Zeichner: Jeff Lemire
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Sweet Tooth / Postapokalyptisch
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3862013357
Inhalt:128 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Sweet Tooth 1-6
Preis:14,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Sweet Tooth beginnt 10 Jahre nach einer apokalyptischen Katastrophe, einer Seuche, die nahezu die gesamte Menschheit ausgelöscht hat. Nur die noch junge neue Art der Mischwesen, oder auch Hybride genannt, die halb Mensch, halb Tier sind, scheinen gegen die Seuche immun und so bekommt man für deren Auslieferung ein hohes Kopfgeld. Gus ist so ein Hybrid, ein menschlicher Junge mit einem Hirschgeweih, der von seiner Geburt an mit seinem Vater in einer einsamen Hütte abseits von jeglicher Zivilisation im Wald gelebt hat. Doch als der Vater stirbt, weiß Gus nicht was er tun soll und als dann noch Wilderer im Wald auftauchen scheint alles verloren. Doch dann tauch plötzlich der mysteriöse Jepperd auf, der Sweet Tooth mit nimmt, um ihn zu einem speziellen Reservat zu bringen, in dem die Hybriden sicheren Unterschlupf finden sollen...

 

Schreibstil & Artwork:

Irgendwie scheinen die Comic-Macher der letzten Jahre einen Baukasten zu haben:

Seuche die die Menschheit vernichtet hat - check

Postapokalyptisches Setting - check

Einer der überlebt hat und was Besonderes ist - check

Noch ein wenig Story drum herum gebaut und schon ist das Comic-Setting fertig und die Serie kann starten. Liest man den Klappentext von Sweet Tooth könnte man den Eindruck bekommen, das diese Serie nicht besonders originell sein kann. Doch man denke an andere Endzeit-Reihen wie "The Walking Dead" oder "Y - The Last Man" die im Prinzip ähnliche Grundlagen teilen und dann ihre komplett eigenen Geschichten entwickeln und ihre Faszination auf ihre ganz eigene Art und Weise entfalten. "Sweet Tooth" ist da nicht anders und beginnt vor allem nicht so brutal und endgültig wie die genannten Reihen, denn die verheerende Seuche ist schon 10 Jahre zuvor geschehen und außerdem gibt es mit den immunen Hybrid-Kids auch direkt einen Neuanfang für die Menschheit. Allerdings weiß man als Leser zunächst nicht, wie dieser aussieht und wie die Hybriden helfen können - auch am Ende des ersten Bandes ist man dahingehend übrigens nicht schlauer.

 

Dreh und Angelpunkt der Story ist zunächst erst mal der vor Naivität und Gottesfurcht strotzende Gus - alias Sweet Tooth wie er bald von Jepperd genannt wird - dessen Vater im erklärt hat was in der Welt da draußen vorgeht und wie gefährlich sie ist. Das ist gut und schön, schützt den Jungen aber nicht vor der Gefahr die von außen kommt, nachdem sein Vater gestorben ist. Von da an geht die Geschichte ihren Lauf und Gus erlebt beständig neue faszinierende Dinge - ein Schokoriegel hier, ein richtiges Haus dort - die er in seiner Naivität gar nicht begreifen kann. Aber da sind auch böse Menschen und was es mit Jepperd auf sich hat, kann man als Leser auch nicht sagen, sondern nur vermuten. Überhaupt gibt es ein paar interessante Überraschungen und Wendungen und auch wenn die Erzählung anfangs etwas schleppend in Gang kommt, wird sie bald ziemlich spannend und endet mit einem kribbelnden Cliffhanger, der auf den zweiten Band hoffen lässt.

Der Autor der auch gleichzeitig Zeichner ist, nimmt sich auch Zeit für die Charakterentwicklung - gerade was Gus angeht, aber auch Jepperd kommt nicht zu kurz.

 

Optisch besticht "Sweet Tooth" mit eher minimalistischen Artworks, die aber das Gefühl der Geschichte und des Settings sehr gut einfangen und transportieren. Trotz Minimalismus gibt es jedoch genug Details, das man als Leser auch einen Eindruck von der Welt um Gus bekommt. Die Kolorierung zeigt sich dezent und auch die Panels sind eher ordentlich, denn dynamisch. Dafür das Jeff Lemire sowohl die Story schreibt, wie auch zeichnet, ist das wirklich ordentlich Arbeit, die er abliefert.

 

Fazit:

Der Auftakt von "Sweet Tooth" hat definitiv einen ganzen Sack voll interessanter Ansätze und Ideen, wenn auch die Grundlage der Story sicherlich das Rad nicht neu erfindet. Muss sie aber auch nicht, denn das was der Autor daraus weiterstrickt ist das was die Sache aus macht und das funktioniert gut. Zwar kommt die Story anfangs etwas langsamer in die Gänge und die Erzählung ist auch recht vorhersehbar, aber die Basis für ein spannendes Setting mit spannender Handlung wird gelegt und man darf gespannt sein, wie es dann in Band 2 weitergeht. Artworktechnisch gibt es Minimalismus pur, aber die Illustrationen sind sauber gezeichnet und sagen alles, was nötig ist. Wer mal was anderes lesen mag, sollte sich "Sweet Tooth" definitiv mal näher ansehen. Sehr gut!