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Pathfinder Kampagnenwelt - Almanach der Flusskönigreiche
Bewertung:
(2.2)
Von: Patrick Kropp
Alias: Pestbeule
Am: 17.04.2013
Autor:China Miéville, Elaine Cunningham, Chris Pramas, Steve Kenson und mehr
Übersetzer:Anne-Janine Naujoks-Sprengel
Typ:Quellenbuch / Regionalbeschreibung
System:Pathfinder
Setting:Golarion
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-200-0
Inhalt:64 Seiten, Softcover
Preis:17,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Mit dem 63 Seiten starken (ich bin so frei und ziehe die 1 Seite Werbung für den Abenteuerpfad Königsmacher ab) präsentiert uns Ulisses Spiele die Übersetzung des englischen Guide to the River Kingdoms von Paizo (nicht zu verwechseln mit dem Book of the River Nations von Jon Brazer Enterprises). Das Buch will einen vollständigen Überblick über die Flusskönigreiche geben, ein riesiges wildes Stück Land durchzogen von einem Flussdelta in dem hauptsächlich Banditenfürsten das Sagen haben. Es wird ausdrücklich als Begleitband zu dem Abenteuerpfad Königsmacher beworben. Wollen wir mal sehen was wir für unser Geld bekommen.

 

Anders als in den meisten Quellenbänden haben wir es hier nicht mit einem oder zwei Autoren zu tun, nein insgesamt 22 Autoren haben an dem Buch mitgewirkt. Paizo wollte dem vielfältigen Charakter der Flusskönigreiche gerecht werden und hat jede der insgesamt 22 Nationen die in diesen Seiten beschrieben sind von einem anderen Autor ausarbeiten lassen.

Gleich beim Aufschlagen des Bandes begrüßt uns in der Umschlagsinnenseite eine Karte der Flusskönigreiche. Diese gibt einen guten Überblick über die einzelnen Nationen der Flusskönigreiche, sowie der angrenzenden Länder wie Ustalav, Numeria, Kyorin und weitere. Die Karte ist zwar schön anzusehen aber mir persönliche hätte eine Faltkarte zum herausnehmen besser gefallen. Die Umschlaginnenseite am Ende des Buches enthält eine Zeittafel, auf der wichtige Ereignisse in den Flusskönigreichen und Umgebung festgehalten sind. Sicherlich eine nützliche Hilfe wenn man eine Kampagne dort ansiedelt.

Es folgt zunächst eine allgemeine Abhandlung über die Flusskönigreiche, ihre Geographie, ihre Bewohner und Kultur und Religion. Ein besonders erwähnenswerter Punkt hierbei sind die sechs Flussfreiheiten, welche das Land von anderen Reichen besonders abheben. Gerade diese erscheinen manchmal jedoch total sinnfrei formuliert und schwer nachzuvollziehen. Ein Beispiel ist die folgende Flussfreiheit: "Sag was du willst. Ich bin frei." Dies steht dann für Redefreiheit in den Flussländern. Am Schluss steht dann noch "Gerade Barden und Anwendern von Bezauberungsmagie macht diese Freiheit zu schaffen." Da frage ich mich: Warum? Gerade Barden müssten es doch toll finden nicht für ihre Reden bestraft zu werden (zumindest offiziell). Nicht jeder Barde macht ausgiebig von Beherrschungsmagie und dem Zauber Stille (der auch geächtet wird) gebrauch.

Es folgen noch zwei neue Götter welche in den Flusskönigreichen eine recht große Verbreitung haben: Gyronna (Göttin des Hasses, der Erpressung und Gehässigkeit) und Hanspur (Gott der Flüsse und Flussfahrt). Gefiel mir anfänglich bei Kampagnenwelt Golarion noch die überschaubare Anzahl an Götter sowie deren Originalität, habe ich langsam die Befürchtung dass wir bald eine ähnliche Anzahl an Göttern haben wie auf Faerun. Ich denke nicht dass diese beiden Gottheiten wirklich nötig gewesen wären - ergo Platzverschwendung und künstliches Aufblähen eines ohnehin schon großen Pantheons. Bei der Anzahl an Göttern weiß der Normalsterbliche ohne Ränge in Wissen (Religion) vermutlich schon gar nicht mehr welche Götter es überhaupt gibt, geschweige denn welche Gebote oder Tabus er gerade gebrochen hat.

 

Dann folgen die 22 Nationen, die wie bereits erwähnt, für die jeweils ein Autor (obwohl Joshua J. Frost zwei Nationen geschrieben hat) zuständig ist. Darunter sind dann bekannte Namen wie Neil Spicer, Elaine Cunningham, Richard Pett und sogar China Miéville (der mir bis dato nicht bekannt war, aber ein preisgekrönter Fantasy Autor sein soll. Gerade sein Beitrag mit der Nation Aussensee ist wohl ziemlich der exotischste und der sich am schlechtesten in die Königreiche einfügt - meiner Meinung nach passt ein von Meeresvolk, Sahuagin und Tritonen gegründetes Land das zum Teil unter Wasser liegt absolut nicht zum Stil und der Thematik der Flusskönigreiche. Die neu eingeführte Fischgottheit, welche das Wasser salzig macht setzt dem ganzen die Krone auf. Es gibt jedoch auch wirklich stimmungsvolle und thematisch passende Nationen, wie z.B. Lambreth (eine Diktatur von einem ehemaligen andoranischer Ritter) und Mivon (Rückzugsort im Exil lebender Aldori Schwertherren). Bei der Vielzahl an Stadtstaaten, Kleinnationen und Fürstentümern sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Aber leider liefert nicht jeder die gleiche Qualität so gibt es in manchen Kapiteln Perlen, während andere nicht mehr als Lückenfüller sind. Insgesamt haben wir es jedoch mit einer sehr bunten und vielfältigen Mischung zu tun, welche den Charakter der Flusskönigreiche recht gut gerecht wird.

 

Die Nationsbeschreibungen reichen von einseitigen Beiträgen bis hin zu den ausführlicher beschriebenen Nationen, welchen man dann 4 Seiten gönnt. Da bei den größeren Kapiteln jedoch immer eine Seite für ein (zumindest meist) thematisch passendes Bild und einen fluffigen Einleitungstext drauf geht sind es netto oft weniger als 3 Seiten (da die letzte Seite oft nicht ganz gefüllt ist). Desweiteren ist zu bemängeln das keine einzige Karte zu den beschriebenen Örtlichkeiten und Nationen in dem Buch zu finden ist. Überhaupt geht jeder Autor bei der Beschreibung anders vor. Einige Nationen bekommen einen Statistikblock, ein Wappen und sind anständig untergliedert, während andere Autoren einfach eine Seite Flufftext abliefern. Gerade diese fehlende Struktur und das Fehlen jeglichen Kartenmaterials (außer der Anfangs erwähnten Gesamtkarte) hat mich massiv gestört. Die teilweise unpassenden Bilder auf der Einleitungsseite der größeren Städte hätte man besser durch Kartenmaterial ersetzt. Da jeder Autor für sich seinen Beitrag geschrieben hat, fehlt es an Hinweisen wie die einzelnen Nationen der Flusskönigreiche miteinander in Bezug stehen, welche Außenpolitik sie führen und wie sie als Nachbarn funktionieren. Das lässt schnell den Eindruck von isolierten, statischen Ländereien entstehen. Und statisch ist nun eine Eigenschaft die so gar nicht in das zu vermittelnde Bild der Flusskönigreiche passt.

 

Crunchmäßig lässt sich in diesem Quellenband kaum etwas finden, obwohl auf der Rückseite großspurig von neuen Talenten, Zaubern, Klassenfähigkeiten und Giften gesprochen wird (man bemerke in Mehrzahl). Außer bei den Giften handelt es sich hierbei um glatten Verpackungsschwindel - es gibt gerade mal einen neuen Zauber, eine neue Klassenfähigkeit (für Barden) und ein neues Talent (welches eigentlich nur für NSC aus dem betreffenden Land Sinn macht, da die Boni nur innerhalb des Landes zählen). Was an Fähigkeiten so archetypisch für die Flusskönigreiche sein soll erschließt sich mir leider auch nicht. Die hätten in jedem anderen Band genauso Auftauchen können. Nicht mal Wesenszüge für die Bewohner der Flussländer hat man spendiert. Meiner Meinung nach wäre in dem Buch gar kein Crunch nötig gewesen - so wäre es ein einfacher Reiseführer gewesen. Mit etwas Zynismus betrachtet könntet man sogar zu der Ansicht kommen das wenige lieblose Crunchmaterial hat es nur ins Buch geschafft um Lücken zu Füllen und um auf der Rückseite damit werben zu können (und ein paar Zusatzkäufe von Crunch-Fanboys zu gewinnen).

 

Fazit

Das Buch wurde als eine hervorragende Ergänzung zum Abenteuerpfad Königsmacher beworben. Wenn man den Abenteuerpfad nach Buch spielt hat man wenige Möglichkeiten irgendetwas aus diesem Buch zu verwenden, da die Flusskönigreiche nur eine recht unwichtige Nebenrolle einnehmen. Ein sinnvollerer Begleitband wäre sicher ein "Almanach zu Brevoy" gewesen (fiktiv, diesen Quellenband gibt es auch von Paizo nicht). Höchstens die Kapitel über die Raublande und das Reich Pitax sind von wirklichem Interesse für den Spielleiter einer Königsmacher-Kampagne. Diese bieten aber leider zu wenig neue Informationen, die über jene aus den Abenteuern hinausgehen, als das dies die Anschaffung rechtfertigen würde. Für Spieler gibt es in diesem Buch noch weniger zu holen. Selbst wenn man sich einen SC aus den Flusskönigreichen bastelt gibt es hier kaum Material um seinen SC regeltechnisch tiefer in diesem Land zu verwurzeln. Zusammen mit den qualitativ recht unterschiedlichen Beschreibungen der einzelnen Flusskönigreiche, fehlendem Kartenmaterial und den (positiv ausgedrückt) individuellem Format jeder Beschreibung kann ich leider keine Kaufempfehlung geben. Da reißen auch die besseren Beiträge diverser Autoren nicht mehr aus, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ein Wort zur Übersetzung: Dachte ich diese hat sich mit der Zeit gebessert, wurde ich in diesem Band eines Besseren belehrt. Die Übersetzerin hat eine Vorliebe dafür, die Sätze vom Satzbau her aus dem englischen zu übernehmen und mag große Schachtelsätze offensichtlich sehr gerne. Das machte dieses Buch nicht gerade zu einem Lesevergnügen. Ein Beispiel für solch einen Satz: „Schon viele umherstreifende Augen haben in der Absicht die Weiden und Äcker der Flusskönigreiche geblickt, diese für sich zu fordern.“ Das geht schöner. Insgesamt ist dieser Band eine herbe Enttäuschung für mich gewesen. Ich kann leider nicht mehr als 2,2 Punkte geben.