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Midgard 5 - Smaskrifter
Bewertung:
(4.0)
Von: Markus Busse
Alias: Speren
Am: 19.11.2014
Autor:Gert Hupperich
Typ:Abenteuer
System:Midgard 5
VerlagVFSF / Midgard Press
ISBN/ASIN:978-3-924714-41-3
Inhalt:130 Seiten, Softcover
Preis:18,95 EUR
Sprache:Deutsch

Bevor es überhaupt losgeht: Vielen Dank an den Verlag dafür, dass dieses Exemplar (und weitere) zur Verfügung gestellt wurde und mir sogar direkt nach Hause geschickt wurde!

 

Was ist nun dieses Ding mit dem seltsamen Namen „Smaskrifter“?

 

„Smaskrifter“ ist ein Abenteuer bzw. eher eine Kampagne, die 1996 das erste Mal erschienen ist und jetzt für Midgard 5 neu aufgelegt und überarbeitet wurde. Das Abenteuer genoss (und geniesst) den Ruf eines „Kult-Abenteuers“, das fast alles bis dahin veröffentlichte in den Schatten stellen solle.

 

Es handelt sich bei „Smaskrifter“ um ein 130seitiges Softcover, das, bis auf den Einband komplett in schwarz-weiss gehalten ist. Die Illustrationen würde ich ganz nostalgisch als „Old School Fantasy“ bezeichnen; sicher nicht „State-of-the-Art“, aber doch liebevoll und absolut passend. Sowohl Schrift-bild als auch Kartenmaterial sprechen an und lassen sich im Falle des Kartenmaterials gut verwenden, entweder zum Aufzeichnen oder Kopieren.

 

Ein paar Worte zur Sprache: Es ist doch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ich bin nun kein Sprachwis-senschaftler, aber sie wirkt doch an einigen Stellen veraltet und am beim ersten Lesen ziemlich ge-stellt. Doch das ist reine Gewöhnungssache und mindert keineswegs die Qualität.

 

 

Inhalt

(Vorsicht, kleinere Spoiler!!!)

Worum geht es nun in „Smaskrifter“? Schließlich enthält es insgesamt 7 Kapitel, die ja auch mit Inhalt gefüllt wurden.

 

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, will man nicht den eigentlichen Reiz des Abenteuers in dieser Rezension komplett verraten. Und es würde wohl auch den Platz sprengen, denn Smaskrifter ist „groß“, in jeglicher Hinsicht. Trotzdem müssen hier natürlich ein paar Inhalte niedergeschrieben werden, ohne dass ich das eigentliche Geheimnis verraten werde.

 

Smaskrifter spielt in und um die Stadt Slamohrad in Moravod und ist eine Mischung aus klassischem Fantasy-Stadt-Abenteuer gepaart mit einer Menge Detektivarbeit und Horrorelementen.

 

Kapitel 1 dient dazu als Einführung. Hier wird einer der Spieler auch direkt mit einer weiteren Beson-derheit von „Smaskrifter“ konfrontiert, denn das Abenteuer spielt nicht nur in der Realität, sondern durchaus auch in den Träumen der Abenteurer. Im späteren Verlauf werden die Grenzen dabei sehr verschwimmen…

Da sich alles um Slamohrad dreht, gehen Kapitel 2 und 3 näher auf die Stadt ein. Kapitel 2 ist dabei eine umfangreiche Stadtbeschreibung, während in Kapitel 3 kleinere Episoden innerhalb der Stadt abgehalten werden, um die Spieler noch mehr mit dieser vertraut zu machen und so langsam auf die Hauptstory hinzuführen. Wobei „Hinführen“ hier das falsche Wort ist, denn „Smaskrifter“ ist vollkom-men frei und überlässt es den Spielern, was sie tun (oder nicht tun) wollen…bis auf ein paar Ausnah-men.

 

Die letzten drei Kapitel bilden dann die Hauptstory inklusive großem Finale. Wie schon gesagt, das Abenteuer läuft hier häufiger auf verschiedenen Ebenen ab: In der realen Welt und in der Traumwelt, mit fließenden Grenzen.

 

Aber was ist nun die Hauptstory?

 

Um eben nicht die Pointe zu nehmen, nur so viel: Slamohrad ist nicht das, als was es erscheint, und mit dem Betreten der Stadt nehmen die Charaktere, ohne dass es ihnen anfänglich bewusst ist, an einem uralten Konflikt teil. Erst nach und nach wird ihnen (vielleicht) klar, was in der Stadt eigentlich vor sich geht.

 

Da es keinerlei Zeitlimit bei „Smaskrifter“ gibt, kann man es sogar so spielen, dass die Geschehnisse und das Aufdecken des Geheimnisses über Jahre gestreckt werden können. Zwischenzeitlich können die Charaktere durchaus andere Sachen machen; solange sie nach Slamohrad zurückkommen, können sie den Geschehnissen nicht entfliehen…und wollen es wahrscheinlich auch nicht, denn wenn sie erst anfangen, das Geheimnis aufzudecken, sind sie auch quasi gezwungen, es zu lösen und zu ver-nichten, denn wer möchte schon einen fast unbannbaren Fluch auf sich haben?

 

Fazit:

Wer „Smaskrifter“ für „nur“ ein Abenteuer hält, wird den Rhein auch als Bach ansehen. „Smaskrifter“ ist eine Kampagne und nach meiner Auffassung eine der vorbereitungsintensivsten, die ich je in den Händen gehalten habe. Wer „Smaskrifter“ einfach mal so spielen will…vergesst es!

 

Wird einfach nicht funktionieren und wird dem Ganzen auch nicht gerecht. Aber es ist nur eine Sache der Vorbereitung durch den Spielleiter, denn auch die Spieler müssen sich vorher im Klaren sein, was da auf sie zukommt. Da wäre zum einen die Komplexität der Zusammenhänge, die entweder sorgfältig dokumentiert werden müssen oder ein regelmäßiges Spielen erfordern. Zum anderen müssen die Spieler auch bereit sein, zu akzeptieren, dass mit ihren Charakteren Dinge passieren, auf die sie kei-nen direkten Einfluss haben.

 

Ist man dafür gewappnet, erhält man hier eine tolle Kampagne abseits ausgetretener Abenteuerwege. Ob in einem Guss durchgespielt, immer wieder ein bisschen mit Zwischenstationen…wen Smaskrifter einmal in seinen Bann gezogen hat, kann sich ihm nicht mehr entziehen, im wahrsten Sinne des Wor-tes.

 

Ein anderer Rezensent hat „Smaskrifter“ in meinen Augen sehr treffend mit „Twin Peaks“ verglichen. Ich denke, dieser Aussage ist nichts hinzuzufügen.

 

Ist „Smaskrifter“ jetzt eine Empfehlung zum Kauf?

 

Aber auf jeden Fall!

 

Egal, ob man Midgard als System spielt oder ob man überhaupt das komplette Abenteuer je spielen wird. Denn „Smaskrifter“ kann man in jedes Fantasy-Setting legen und ansonsten auch einfach nur Teile, Rätsel, etc. für andere Abenteuer verwenden.

 

„Smaskrifter“ hat bei der Vielzahl an Abenteuern, die in meinen Regalen stehen, einen Ehrenplatz inne, obwohl ich es aus Zeitmangel wohl nie vorbereiten und leiten werde. Würde ich im Lotto gewinnen, meinen Job an den Nagel hängen und hätte dementsprechend Zeit (und die Mitspieler)…“Smaskrifter“ wäre neben „The Ebon Mirror“ (d20) das erste, was ich leiten wollte. Und mal im Ernst, für 18,95 € ist das hier ein echter Glücksgriff!

 

Also, kaufen und ich verbleibe mit einem passenden Zitat aus „Twin Peaks“: [i]Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.[/i]