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V-Wars 1 – Die blutrote Königin
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 16.04.2015
Autor:Jonathan Maberry, Alan Robinson
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Heute
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-578-6
Inhalt:120 Seiten, Hardcover, 16x24
Preis:19,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Die Menschheit wurde von einem Virus befallen, dem Eis-Virus, das die globale Bevölkerung in zwei Lager spaltet – in Menschen und Vampire. Die Menschen versuchen eine friedliche Lösung zu finden, mit dem Ziel, eine Koexistenz aufzubauen. Doch die Vampire planen, sich an die Spitze der Nahrungskette zu setzen … Die Welt steht vor dem Abgrund und die Ereignisse haben ihren Anfang genommen, die als die Vampirkriege in die Geschichtsbücher eingehen werden. Die „Chroniken der Vampirkriege“ zeichnen die Schrecken der letzten Tage der uns bekannten Welt nach …

 

Meinung:

Vampirgeschichten gibt es mittlerweile in einer schier endlosen Zahl an Varianten in den verschiedensten Medien, natürlich auch im Bereich der Comics. Dabei stechen einige aus der breiten Einheitsbreimasse hervor, andere eben nicht. „V-Wars“ merkt man schon nach wenigen Seiten an, das es zu den Ersteren gehört, denn bei „V-Wars“ handelt es sich – auch wenn es der Titel zunächst nicht vermuten lässt – um eine ziemlich komplexe Geschichte mit anspruchsvollem Inhalt, die mit einer frischen und ungewöhnlichen Idee einhergeht. Sicherlich erfindet „V-Wars“ dabei das Rad nicht neu, aber die Macher haben sich gekonnt der zahllosen Geschichten und Klischees bedient und daraus eine mehr als packende Story gestrickt… und das nicht ohne auch ihre persönliche Note zu hinterlassen.

 

Interessant ist dabei, das V-Wars zunächst den momentan sehr populären erzählerisch anspruchslosen Splatter-Comic zu bedienen scheint, was aber wirklich täuscht, denn schon nach wenigen Seiten wird dem Leser klar: V-Wars ist viel mehr als das, V-Wars ist eine bebilderte rhetorische Fahrt durch ein komplexes Thema – nämlich dem des Rassenhasses. Hört sich irgendwie banal an, aber im Prinzip geht es bei V-Wars genau darum, auch wenn das Drumherum anders aussieht. Bei V-Wars sind Vampire nämlich nicht zwangsläufig die fiesen Blutsauger die man so kennt, sondern schlichtweg durch einen antarktischen Virus Infizierte, die sich körperlich verändern, aber dabei nicht zwangsläufig Menschen fressen. Im Gegenteil, viele Vampire leben ihre Leben ganz normal weiter, oder versuchen das zumindest und genau da setzt die Geschichte an. Die Menschen nämlich haben Angst vor den Vampiren, egal ob sie nun Killer sind oder nicht, sie sind eben andersartig. Auf der anderen Seite gibt es eben auch Vampire die radikal sind und die Klischees vollends bedienen. Aber dasselbe gilt für die Menschen.

Interessant ist, wie der Autor an das Thema herangeht, denn man kann große Analogien zu den Rassenhass-Problemen in Amerika (oder auch überall auf der Welt) erkennen. Dazu kommt eine gute Portion konspirative und manipulative Regierungsmachenschaften und schon eskaliert die ganze Geschichte.

 

Dabei erlebt der Leser die V-Wars aus der Sicht von Dr. Luther Swann, seines Zeichens Vampirspezialist und Berater der Regierung. Er begleitet die V-8, eine Spezial-Einsatztruppe, die gegen Vampirzellen vorgeht und dabei moralische Schranken mit den Füssen tritt. Swann verzweifelt mehr und mehr an seiner Arbeit und merkt, das nicht die Vampire die eigentlichen Monster sind – zumindest nicht alle. Dann ist da noch die Reporterin Nitobe die erkennen muss, dass Einschaltquoten eben nicht alles sind und dass sich echter Journalismus um die Aufdeckung von Wahrheiten und die Aufklärung der Öffentlichkeit dreht. Auch hier ein gar nicht so gut versteckter Seitenhieb auf die heutige Presse und das Journalistentum.

 

Natürlich darf aber auch der Splatter nicht fehlen und den gibt es bei V-Wars ebenso, wie in vielen anderen thematisch ähnlichen Comics. Allerdings verkommt er hier nicht zum Mittel zum Zweck, sondern dient vielmehr der Unterstützung, um den grauenvollen Hintergrund der V-Wars deutlich zu machen.

 

Und letztendlich können sich auch die Artworks sehen lassen. Die Illustrationen von Alan Robinson bestechen durch sauber gezeichnet Linien und detailreiche Panels. Auch Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen stimmen weitestgehend, auch wenn es hier und da mal kleinere Ausrutscher in Sachen Mimik gibt. Aber das Gesamtbild stimmt einfach und wird durch einige heftige Splashpages abgerundet.

 

Fazit:

Oh nein, nicht schon wieder eine Splatter-Vampir-Story... Quatsch mit Soße, V-Wars ist das bei weitem nicht. Zwar gibt es explizite und recht brutale Artworks, aber diese dienen tatsächlich der Unterstützung der Geschichte. Diese entpuppt sich als tiefgängig komplex und anspruchsvoll, ist im Großen und Ganzen ein Berg- und Talfahrt durch politische und gesellschaftliche Probleme, die auf das Vampirismus-Thema reflektiert werden. Hört sich schräg an, ist es auch, entpuppt sich aber als enorm lesenswertes Graphic Novel, welches auch noch schick gezeichnet ist. Ausgezeichnet!