Story (Achtung Spoiler):

Der zweite Teil der Sellswords-Serie beginnt mit dem Kampf der beiden ungleichen Gefährten gegen den Leichnam in Damara, in dessen Schloss die zwei eingedrungen sind, nur um festzustellen, dass es leichter ist, hinein- als wieder hinaus zu gelangen. Doch was tut man nicht alles, wenn man von zwei Drachen nett um seine Mithilfe "gebeten" wird. Und während Artemis Entreri, der in diesem Kampf seinen magieabsorbierenden Handschuh verliert, zum wiederholten Male sein Schicksal verflucht, das ihn an Jarlaxle gefesselt hat, scheint dieser um so mehr aufzublühen, je größer die Gefahr ist, in der er schwebt.

Fast zur selben Zeit gerät der Händler Wingham, ein Halbork aus Palishchuk in den Besitz eines alten, magiedurchtränkten Buches, das er seiner Nichte Arrayan Failin überlässt, die sich sofort daran macht, das Buch auf seine Fähigkeiten hin zu untersuchen. Doch wird sie von der Macht des Buches überwältigt, das nun seinerseits ihre magischen Kräfte benutzt, um eine Burg zu erschaffen, eine detailgetreue Replik von Castle Perilous, dem Stammsitz Zhengyis.

Jarlaxle und Artemis Entreri machen sich auf zum Vaasan Gate und schließen sich dort einer Gruppe von Helden an, die ausgesandt wird, dem Geheimnis hinter dieser Burg auf die Spur zu kommen und die davon ausgehende Gefahr zu bannen. Doch als würde es nicht reichen, dass sich die Gruppe einer unbezwingbar erscheinenden Gefahr gegenüber sieht, verfolgen die einzelnen Mitglieder ihre ganz eigenen Ziele. Während Palishchuk von den Kreaturen des Schlosses angegriffen wird, entbrennt in der Burg eine Schlacht an mehreren Fronten, und Artemis, der mit seinen Gefühlen für die schöne Arrayan zu kämpfen hat, befindet sich genau in ihrer Mitte.

Fazit:

Es wurde oft - und nicht zu Unrecht - behauptet, dass Salvatore sich keine Mühe mit der Charakterisierung seiner Charaktere gebe. Wer aber tatsächlich glaubt, dass er es einfach nicht könne, wird mit diesem Roman eines besseren belehrt, in dem mit dem Assassinen Artemis Entreri ein sehr komplexer und vielschichtiger Charakter diese Komplexität auch ausleben darf. Dass diese Vielschichtigkeit nur dank eines magischen Spielzeugs, das ihm von Jarlaxle vermacht wurde, an die Oberfläche gelangt, mag man bedauern, es tut ihr aber letztendlich keinen Abbruch. Und da der Ablauf Jarlaxles Charakter als Puppenspieler entspricht, passt er irgendwie dann doch ganz gut in die Geschichte hinein. Dass Artemis genau in dem Moment, als er seine ganze Kaltblütigkeit und gefühllose Brutalität braucht, in emotionalen Verwirrungen steckt, verleiht der wie üblich sehr kurzweiligen und spannenden Handlung eine zusätzliche Würze, die den Roman über die gewohnte Salvatore-Kost hinaushebt.

Natürlich kann R.A.Salvatore seinen Hang zu verrückten Charakteren auch diesmal nicht ganz ausschalten, und so bekommt man mit dem Zwerg Athrogate ein morgensternschwingendes Reimemonster serviert, das an Nervigkeit kaum zu übertreffen ist - sogar Artemis verliert ab und an die Contenance, was man normalerweise ja eher selten erlebt.

Dennoch aber zählt dieser Roman wohl mit zum besten, was man von Salvatore bisher lesen durfte, so dass auch die nicht ganz so eingefleischten Fans sicher auf ihre Kosten kommen werden. Ich war jedenfalls sehr positiv von diesem Roman überrascht, nachdem ich angesichts des schon sehr guten Vorgängerromans keine weitere Steigerung mehr erwartet hatte. Man darf gespannt sein, ob diese Qualität auch im Nachfolgeband "Road of the Patriarch" gehalten werden kann.