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The Sellswords 3 - Road of the Patriarch
Bewertung:
(3.7)
Von: Björn Arnold
Alias: Wormys_Queue
Am: 24.03.2007
Autor:R.A. Salvatore
Übersetzer:---
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-4075-2
Inhalt:346 Seiten, Hardcover(Rough Cut)
Sprache:Englisch

Der Inhalt (Achtung, Spoiler!):

Eigentlich handelt es sich bei „Road of the Patriarch“ um zwei Bücher in einem. Die in „Promise of the Witch-King“ parallel zueinander entwickelten Handlungsfäden, zum einen das Wirken Jarlaxles in den Landen am Bloodstone Pass, zum anderen die innere Entwicklung des Assassinen Artemis Entreri, werden im Abschlussroman der Trilogie getrennt voneinander zu Ende geführt, was damit zu tun hat, dass Artemis, um sich selbst zu finden, wieder in seine alte Heimat zurückkehrt.

Doch der Reihe nach (und ab hier herrscht Spoilergefahr):

 

Nachdem die beiden ungleichen Partner die Gefahren glücklich bewältigt haben, die ein altes Erbe des Hexenkönigs Zhengyi heraufbeschwor, werden ihnen als Dank für ihre Heldenhaftigkeit einige der höchsten Ehren des Königreichs Damara zuteil. Doch wäre Jarlaxle nicht er selbst, wenn er sich auf seinen Lorbeeren ausruhen wollte. Tatsächlich strebt er nach wie vor nach einem festen Oberflächenstützpunkt für die Bregan d'Aerthe und in einem Anfall von Hybris glaubt er, diesen Stützpunkt in dem momentan noch herrschaftslosen Vaasa zu finden. Dieser Plan, der die Ausrufung Artemis Entreris zum König von Vaasa beinhaltet, stößt natürlich bei König Gareth von Damara auf wenig Gegenliebe. Kurz entschlossen sammelt dieser seine alten Freunde, mit denen er schon den Hexenkönig besiegen konnte, um sich und steht kurz darauf mit einer Armee vor den Toren der Replik von Castle Perilous. Genau diesen kritischen Moment sucht sich Artemis aus, um Jarlaxle auf wahnwitzig anmutende Weise nachdrücklich daran zu erinnern, dass er nicht einfach nur ein Bauer auf dem Schachbrett des Dunkelelfen ist. Die Situation droht zu eskalieren, doch Jarlaxle läuft wie gewohnt zur Höchstform auf, sobald er auf Messers Schneide balancieren muss.

 

Der zweite Teil wird durch die Rückkehr Artemis’ in seine Heimatstadt Memnon, in der die Priester Selûnes die wahren Herrscher sind, eingeleitet. Seine Begleiter Jarlaxle und Athrogate werden Zeuge, wie der Assassine sich langsam von ihnen abwendet und völlig in der Suche nach seiner Vergangenheit und den wahren Gründen für die damaligen Ereignisse aufgeht. Für einen kurzen Moment allerdings verbinden sich die Schicksale der drei nochmals miteinander, als nämlich Artemis die Wahrheit herausfindet und einen Racheplan in die Tat umzusetzen beginnt, der die Stadt in ihren Grundfesten zu erschüttern droht.

 

Fazit:

Leider kann R.A. Salvatore das mit dem zweiten Teil der Trilogie erreichte schriftstellerische Niveau nicht ganz halten. Die Actionszenen sind rasant wie immer, dass sie vergleichsweise selten vorkommen und daher das Tempo dieses Romans überraschend niedrig ist, schadet diesem auch nicht im Geringsten. Und nach wie vor ist es lobenswert, dass Salvatore sich endlich einmal Mühe mit der Charakterisierung seiner Figuren gibt, so dass selbst eine der bis dahin typisch nervigen Salvatore-Exoten, der Zwerg Athrogate, an Tiefe gewinnt, wo er zuvor nur als wandelndes Stereotyp zu bezeichnen war. Bezeichnend dafür eine ganz starke Szene zwischen Artemis und Gareth, in der eine Diskussion um den Herrschaftsanspruch des Paladinkönigs einen Höhepunkt erzeugt, der an Atmosphäre und Dichte locker mit den besten Kampfszenen Salvatores mithalten kann.

Die Schwäche des Romans ist also eine andere und ergibt sich direkt aus der oben angesprochenen Zweiteilung des Romans. Der erste Teil, der die Handlung um Zhengyis Erbe zum Abschluss bringt, ist insgesamt gut gelungen und wird konsequent zu seinem folgerichtigen Ende fortgeführt. Der zweite Teil, der die Selbstfindung des Assassinen abhandelt (anders kann man es leider nicht nennen), wirkt dafür merkwürdig gezwungen. Das mag zum Teil daran liegen, dass sich die Selûnepriester mehr als unglaubwürdig verhalten (zumindest in einer Welt, in der die Götter greifbaren Einfluss nehmen wie den Vergessenen Reichen und in der die „One-Step-Rule“ gilt, sollte ihr Verhalten nahezu unmöglich sein), was der Geschichte insgesamt nicht gut tut. Mein Hauptkritikpunkt ist allerdings ein anderer. In einer Welt, in der Gut und Böse mehr sind als rein philosophische Konzepte, wirkt es sehr störend, wenn als Begründung für die böse Gesinnung einer so interessanten Person wie der Artemis Entreri das langweilige Argument „Er hatte eine schwere Kindheit“ herhalten muss. Ein Argument, das für den Zwergen Athrogate in ähnlicher Form wiederholt wird, was dem ganzen die Krone aufsetzt und speziell der Person Artemis viel von ihrer bisherigen Faszination nimmt.

So wird aus einem Roman, der der würdige Abschluss einer großartigen Trilogie hätte werden können, „nur“ einer der besseren Salvatore-Romane. Was keinen Fan vom Lesen abhalten sollte, was aber, gemessen an den Meriten des Vorgängerromans, natürlich etwas enttäuschend ist.