Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Geschichten aus der Nightside 3 - Wer die Nachtigall hört
Bewertung:
(3.4)
Von: Ingo Schulze
Alias: Greifenklaue
Am: 07.03.2008
Autor:Simon R. Green
Übersetzer:Oliver Hoffmann
Typ:Roman, Mystery
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:978-3867620260
Inhalt:206 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

Wer die Nachtigall hört

Ein drittes Mal begleiten wir Simon R. Greens Figur John Taylor durch die Nightside. „Wer die Nachtigall hört“ heißt der Fall, den Feder & Schwert auf 206 Seiten vorlegt. Ein Detektivroman in der düsteren Schattenseite der Großstädte, der Nightside, in der John Taylor seine abenteuerlichen Fälle durchlebt.

 

„Ich bin John Taylor!“ „Echt? Gratuliere. Jetzt verpissen Sie sich und spielen Sie mit dem Verkehr.“

 

John Taylor hat gerade ein Kraftwerk – eigentlich das Kraftwerk – der Nightside zerstört, weswegen die Autoritäten der Nightside nicht gerade gut auf ihn zu sprechen sind und ihm Walker, die dunkle Nightside-Version des Texas Rangers, auf die Fersen gesetzt haben. Allerdings ist das für ihn lange kein Grund, sich zu verstecken, stattdessen reißt er in seiner Stammkneipe, dem Strangefellows, einen neuen Klienten auf, naja, eigentlich kein Wunder, da seine Sekretärin Cathy hier auch als Tänzerin jobbt.

 

Ein Sündenbabel, und die Getränkepreise sind horrend.

 

In dem Fall geht es um die Sängerin Rossignol, nach deren Auftritten der ein oder andere schon mal Selbstmord begeht, so abgrundtief traurig singt sie. Insofern führt Johns Weg in Calibans Höhle, wo man sich aber erst einmal reinschmuggeln muss... Allerdings versucht es John diesmal direkt und schlägt sich nicht nur rein, sondern presst dem Türsteher auch noch das Passwort heraus. Den Oger dahinter erledigt er hingegen mit einem klassischen Tritt in die Weichteile.

 

Es gibt jede Menge Fabelwesen, vor allem weibliche, deren Gesang Schrecken und Tod bringen kann.

 

So hat er Gelegenheit, als erstes ihren Roadie und Ex-Manager Ian zu sprechen, eine echt geteilte Persönlichkeit. Auch er macht sich Sorgen um sie, ist aber froh, sie bei den Cavendishs untergebracht zu haben, denn er weiß, dass seine Kleine Karriere machen wird. Doch seitdem sie hier singt, hält sie sich nur noch hier auf, kommt nicht mehr raus und singt nur noch melancholisches Liedgut. Anhänger hat sie trotzdem zahlreiche, Gothics gibt es auch in der Nightside.

 

Promis erkannte man immer an der Art, wie ihre Köpfe auf der Suche nach Fotografen hin und her rucken.

 

Und ebenjene sind so gar nicht daran interessiert, dass sich John um den Fall kümmert – ebensowenig wie die Cavendishs und ihre Handlanger, die John eiskalt erwischen. Zum Glück hat John aber alte Feinde, die ihm im Notfall beistehen...

 

Die Seitengasse war überraschend sauber und aufgeräumt, ja sogar gut beleuchtet, allerdings überraschte ich ein halbes Dutzend der Reinigungsaffen bei einem höchst illegalen Würfelspiel. Affen können echt fies werden, wenn man ihre Glückssträhne stört.

 

Während es Autor Simon R. Green in den ersten beiden Bänden wirklich gelingt, bei seiner phantastischen Sightseeingtour durch die Nightside zu überraschen, lassen die überraschenden und skurrilen Ideen hier leider deutlich nach. Klar, ein paar gibt es auch weiterhin, aber erstmals verspürte ich deutliche Längen beim Lesen und nur ein ernüchternes Aha-Erlebnis, wo einem davor der Mund offen stehen blieb.

 

„Etwas Zuckendes am Spieß! Pastete aus Kreaturen, deren Namen Sie nicht einmal buchstabieren können! Fast Food, das so schnell ist, daß es Ihnen wieder aus dem Arsch kommt, ehe sie sich’s versehen!“

 

Als Genre ist es ein echter Phantastik-Detektivroman mit absurden Elementen irgendwo zwischen Film-Noir-Detektivgeschichten und Psych oder Monk. Dazwischen immer ein guter Schuß schwarzer Humor, obwohl auch der diesmal etwas kürzer kommt. Seine Hauptfigur John Taylor entwickelt der Autor gut fort, zeigt auch neue Facetten auf – John zeigt erstmals einige Schwächen in seiner coolen Fassade, aber drumherum bleiben die Nebencharaktere ungewohnt blaß.

 

Er sah aus wie ein Mann, der ganz klare Vorstellungen davon hat, wie man mit Problemen umgeht. Diese Vorstellungen umfassten wahrscheinlich stumpfe Gegenstände.

 

206 Seiten in gelungenem Layout – bei den Umschlägen macht Feder & Schwert keiner was vor – für 10,95 Euro. Simon R. Green gehört sicherlich zu den Autoren, für die es sich lohnt, das Geld zu investieren.

 

Der Barmann war irgendein Elf. Ich kann sie nie unterscheiden.

 

Fazit:

Ohne Frage ist „Wer die Nachtigall hört“ ein überdurchschnittlicher Phantastikroman von Simon R. Green, aber im Vergleich zu seinen bisherigen Romanen doch deutlich schwächer, und das gleich an einigen Baustellen: Der Plot ist vorhersehbarer als sonst, die Nebenfiguren sind etwas blasser und das Sightseeing in der Nightside bietet weniger skurrile Ideen als bisher.