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The Haunted Lands 2 - Undead
Bewertung:
(4.3)
Von: Peter Basedau
Alias: Zanan
Am: 23.03.2008
Autor:Richard Lee Byers
Typ:Roman Fantasy
System:D&D
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-4783-6
Inhalt:344 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Englisch

Undead...

Was als versuchte Machtübernahme eines ambitionierten Magiers begann, entwickelte sich zu einem brutalen Bürgerkrieg, der eine monströse Auswahl und Anzahl untoter Kreaturen erschuf.

Während die Untoten seit jeher Teil des Lebens in Thay waren, sind sie nun, nach einem 10 Jahre andauernden Krieg, so zahlreich, dass ihre Anzahl die der Lebenden übersteigt.

 

Vorab

Zum Autor und seinen bisherigen Werken wurde in der Rezension zum ersten Teil der Haunted Lands – Trilogie bereits einiges geschrieben. Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war: aufgrund des Wechsels der Editionen von D&D, von der 3.xE zur 4E, gibt es gravierende Einschnitte in das gesamte Setting der Vergessenen Reiche. Dies soll uns nur insofern kümmern, als Undead als erster Roman die Zeit des Umbruch beschreibt, denn die Handlung springt in das Jahr der sogenannten Spellplague*, 1385 TZ.

Die Grand History of the Realms bzw. die diversen Onlineartikel bei den Wizards haben allerdings bereits einiges vom Inhalt bzw. dem Ausgang der Romanreihe geschildert, was natürlich den Leser der Serie sicher verärgern dürfte.

 

Aufmachung

Wiederum ziert ein Bild von Greg Ruth das Cover, welches uns bei Undead die ausgestreckten Zombiearme der untoten Armee zeigt. Das Buch entspricht der üblichen Druckqualität von WotC. Für jene, die sich mit der Region nicht so auskennen, wurde diesmal eine Landkarte von Thay einschließlich der wichtigsten Handlungsplätze eingefügt. Positiv ist ebenfalls eine Liste der handelnden Personen im “Anhang”, da man bei den exotischen Namen und Titeln durchaus mal den Überblick verlieren kann.

 

Allgemeiner Inhalt

Nachdem in Unclean der Krieg des Konzils der Zulkire gegen den Nekromanten Szass Tam begann, überspringt Undead nun 10 Jahre und führt uns in die Zeit um die Spellplague. Wir erfahren in einigen wenigen Rückblenden wie der Krieg bisher verlaufen ist und Byers bleibt bei seinen bereits in Unclean vorgestellten Haupthelden, dem Kampfmagier Aoth Fezim, dem Barden Bareris, dem Assassinen Malark und dem Paladingeist Mirror. Zu ihnen gesellt sich später die Vampirin Tammith, jene junge Frau, die Bareris in Unclean retten wollte.

Undead ist geprägt von ständigen Kämpfen, Verrat und schweren Entscheidungen seitens der Hauptakteure. Oft ist der Sieg für die eine oder andere Seite zum Greifen nahe, ehe kühle Vorausplanung oder aber das Schicksal (m.a.W.: die Spellplague) die jeweilige Schlacht zu einem unerwarteten Ende führt.

Wiederum zeigt sich Byers als sehr belesen - sowohl was den Hintergrund als auch was das Regelwerk betrifft und seine Vorliebe für das Libris Mortis tritt erneut zu Tage. Niemand fällt aus der Rolle, nichts nimmt wirklich Überhand und die Sterblichkeitsrate unter den Hauptakteuren hält sich diesmal doch in Grenzen.

 

Inhalt (Vorsicht, hier gibt es Informationen, die den Lesespaß arg reduzieren!)

Die folgenden Zeilen richten sich vor allem an jene, die das Buch nicht lesen aber über die Handlung und die Spellplague informiert werden wollen.

Szass Tam hat, wie zu erwarten war, das Land mit seinen nie schwindenden Untotenarmeen überschwemmt und steht kurz davor, die Herrschaft an sich zu reißen. Die Zulkire sind, wie von Roten Magiern gewohnt, nicht selten uneins und haben gelegentlich die Seiten gewechselt. Nun stehen sie mit dem Rücken zur Wand und mobilisieren ihre letzten Aufgebote. Der Nekromantenlord hat die Zulkir of Divination*, Yaphyll, in seine Gewalt gebracht und zwingt sie dazu, ihm die Zukunft zu weissagen. So will er eine Entscheidungsschlacht herbeiführen, da er des Wartens auf die Regentschaft müde geworden ist. Natürlich ist die Botschaft Yaphylls kryptisch genug, insbesondere zu Ereignissen, die alsbald die Reiche verändern werden. Szass Tam erhält jedoch genug Informationen, um eine Schlacht am Keep of Sorrows zu planen, bei der ihm der dortige Hohepriester Kossuths – ein Mann der mehrfach die Seiten gewechselt hat – diesmal unwissentlich zum Sieg verhelfen soll. Hezass Nymar unterbreitet dem Konzil der Zulkire einen fast perfekten Plan und schwört, diesmal auf ihrer Seite zu bleiben. Doch er kann dies nicht einhalten, da Tammith, die noch unter Xingax und damit Tams Beeinflussung steht, den Hohepriester am Vorabend der Schlacht zum Vampir macht. Dadurch ist er gezwungen, während der Schlacht untätig zu bleiben und die Truppen des Konzils, welche wiederum einem Heer der untoten Abscheulichkeiten gegenüberstehen, werden beinahe aufgerieben, wenn nicht Mystras Tod* die Spellplague ausgelöst hätte. Tams mächtiger Death Moon Orb* zerspringt in seiner Hand, das escalantische Heer Nymars wird gänzlich von der azurblauen Feuerwand verschlungen und viele der Untoten erlangen die Freiheit vom Willen ihres Meisters. Chaos regiert auf dem Schlachtfeld und im Reich.

Tammith wird durch die Spellplague ebenfalls vom Willen Xingax befreit, Aoth gerät in die magische Feuerwand und ist wohl einer der ersten sogenannten Spellscarred*: blaues Feuer leuchtet von nun an in seinen Augen und erlaubt im Dinge zu sehen, die sonst nur mit magischer Hilfe erkennbar sind (Stichwort “Wahrer Blick”*).

Szass Tam untersucht die Spellplague mit Hilfe von Magie und erfährt, dass sowohl die Weave* als auch die Shadow Weave* außer Kontrolle geraten sind – er wie auch andere Zulkire wussten “sofort”, dass Mystra tot ist. Jene Göttin also, die die Magie in den Vergessenen Reichen im Gleichgewicht gehalten hat. Er muss diesen Versuch fast mit dem Leben bezahlen, da ein Entropic Reaper* erscheint und Tam in seinem derzeitigen Zustand arg in Bedrängnis bringt. Byers versteht es im Folgenden sehr gut, darzulegen wie Magie bislang funktioniert hat und wie sie in Zukunft angewandt wird.

In der Region selbst erfahren wir nun von Städten, die ihrer Einwohner beraubt wurden, dafür aber aus dem Boden gelöste, fliegende Felsen mit einzelnen Häusern besitzen, und von Magiern, die mit ihren zuletzt gezauberten Sprüchen eins geworden sind.

Die Helden erkennen unterdessen ihre Chance, wenigstens einen Herrn der Untoten zu zerstören. In einem Kommandounternehmen dringen sie in Xingax Burg ein und überraschen den Atropal Scion. Nach einem schweren Kampf, in dem Tammith nur knapp mit dem (Un-)Leben davonkommt, können sie Xingax besiegen und so Tam einer wichtigen Quelle für sein Heer berauben. Der Nekromantenlord ist allerdings nicht untätig und sucht seinerseits den Assassinen und engen Vertrauten der Zulkir Dmitra Flass auf. Diesem Meister über das Informations- und Spionagenetzwerk des Konzils offenbart Tam seine Pläne und gewinnt somit einen Verbündeten direkt am Pulsschlag seiner Gegner. Doch Szass Tam geht noch einen Schritt weiter. Mit einem blutigen Ritual beschwört er den Gott Bane* (“You don’t lack for gall, necromancer!”) und schließt einen Pakt mit dem Dunklen Lord, der ihm zum Sieg verhelfen soll. Auch wenn Bane nicht alle Wünsche Tams erfüllt, so gibt er ihm genügend Kenntnis von der neuen Art der Magieanwendung, um seinen Nekromanten einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Zudem erscheint ein Avatar Banes auf dem Konzil der Zulkire und deutet auf eine Gelegenheit zum Beenden des Krieges – ohne freilich zu sagen, wer am Ende siegen wird.

Die Schlacht an den Hängen zwischen Thralgard Keep und dem Keep of Sorrows soll nun endgültig die Zukunft Thays entscheiden und zunächst sieht alles wieder nach einem Sieg des Konzils aus. Doch Tam und seine nun im Vorteil liegenden Magier rufen eine Wesenheit herbei, gegen welche die Zulkire respektive ihr Heer machtlos sind, ein dream vestige*. Die Schlacht kippt und das Konzil muss fliehen. Nicht nur vom Schlachtfeld, sondern letztlich auch aus der Stadt der 1000 Tempel, Bezantur. Die mächtigsten Roten Magier verlassen ihre Heimat. Szass Tam schickt ihnen noch ein Heer untoter Seemonster nach, doch mit Hilfe der geflohenen Priester und beschworener Dämonen (Wastriliths) behalten die Zulkire hier die Oberhand. Die verbliebenen Schiffe fahren gen Escalant, Szass Tam lässt sie vorerst gewähren.

Das Schicksal der Haupthelden sei hier nicht weiter angesprochen...

 

Setting & Rollenspiel

Wie bereits erwähnt, bekommen wir hier zum ersten Mal die Geschehnisse der Spellplague präsentiert. Inwieweit die Ereignisse sich im Kanon der “neuen” Vergessenen Reiche widerspiegeln bleibt abzuwarten, denn der Autor hatte sicher schon einen Großteil des Romans geschrieben als ihm der Editionswechsel mitgeteilt wurde.

Generell scheint es keine wirklichen Probleme für die Kleriker zu geben und jene von Cyric, Bane, Mask, Umberlee und Kossuth sind allesamt noch aktiv. Magier haben Probleme, die man augenscheinlich “relativ einfach” beheben kann - ein wenig Willenskraft und Übung vorausgesetzt. Dahingehend ist das Armageddon in den Reichen wohl eher dem Veränderungswillen der Designer zu schulden, denn einer (un-)nötigen Umstellung auf die neue Edition.

Byers weiß auch in Undead sehr gewandt mit Wort und Regelwissen umzugehen, insbesondere Tammith Beschreibung um das Wesen und Denken eines Vampirs sind ein interessanter Lesestoff. Wir hoffen natürlich, dass im letzten Band der Serie, Unholy, nicht weiter in die etwas zu kreative Monsterpalette gegriffen wird, Libris Mortis schenkt uns schon genügend Absonderlichkeiten.

(Vergleiche auch Rezension zu FR – The Haunted Lands I – Unclean)

 

Fazit:

Mit Undead legt Richard Lee Byers noch mal nach. Wir werden unaufhaltsam von einem Schauplatz zum nächsten gebracht, nie setzt Langeweile ein. Kaum ein Autor zuvor hat die Roten Magier so dargestellt, wie sie das Setting wohl gewollt hat: zynisch, kalkulierend, brutal und nicht zuletzt fast allmächtig. Störend wirkt nur das zum Teil unnötige, unerwartete und letztlich unerklärte Morden unter den Zulkiren selbst. Dennoch ist der Roman ein Muss für jeden Thayfreund und jene, die wissen wollen wie die Spellplague in Natura aussieht.

 

Anmerkungen

(Vergleiche auch Rezension zu FR – The Haunted Lands I – Unclean)

 

Bane – der Lord der Dunkelheit, Gott der Tyrannei und Unterdrückung, einer der mächtigsten Götter des Pantheons von Faerûn.

Death Moon Orb – ein mächtiges magisches Artefakt im Besitz von Szass Tam.

Divination – eine Schule der Magie, in der es um Erkenntniszauber geht. Eigentlich eher eine Domäne der Kleriker, dient Diviniation in erster Linie dazu, Informationen über Gegenstände, Personen oder Ereignisse in Erfahrung zu bringen, sei es in der Vergangenheit, der Gegenwart, oder der Zukunft.

Dream Vestige – ein körperloses untotes Wesen, geboren aus den Alpträumen eine ganzen Stadt. Jede seiner Berührungen raubt dem Opfer seine Intelligenz und letztlich wird es völlig vom dream vestige verschlungen (Libris Mortis).

Entropic Reaper – eine untote Kreatur aus dem Chaos des Limbo, dessen Berührung mit seiner Sense den sicheren Tod für jedes Lebewesen bedeutet (Libris Mortis).

Mystras Tod – der Mord an der Göttin der Magie löst die Spellplague aus, da sie das Magische Netz, welches Faerûn umgibt, im Gleichgewicht gehalten hat. Dieser wachenden Hand beraubt, läuft die Magie im wahrsten Sinne des Wortes Amok und wird als sogenannte Zauberplage in die Geschichte eingehen.

Spellplague – die Zauberplage zeigt diverse Auswirkungen, die alles Leben in Faerûn und darüber hinaus verändern wird. Sie dient den Wizards als Mittel zum Zweck, eine (unnötige) Anpassung des Settings der Vergessenen Reiche an die neue Edition von D&D, die 4E.

Spellscarred – ”die von der Plage berührten” sind Personen oder Kreaturen, die augenscheinlich direkten Kontakt mit der Flammenwand hatten. Ihnen werden besondere Fähigkeiten zuteil, die natürlich nicht immer von Vorteil seien müssen.

Wahrer Blick – ein Zauber, der dafür sorgt, dass man die Dinge so sieht wie sie wirklich sind. Illusionen oder Verwandlungen werden beispielsweise als solche erkannt.

Weave / Shadow Weave - das Netz der Magie, welches Faerûn umspannt und durch welches alle Zauberkundigen ihre persönliche Magie kanalisieren. Warum der Ausfall Mystras in erster Linie die arkanen Magieanwender betrifft wurde noch nicht geklärt. Das Schattennetz ist eine Erschaffung Shars, der Göttin der Nacht und erbitterten Feindin Mystras. Als quasi Negativ-Abbild der Weave gerät es während der Spellplague ebenfalls aus dem Gleichgewicht... und Shar verliert damit ihren Einfluss darauf.

 

NB: Alle oben genannten deutschen Begriffe für die Spellplague, Spellscarred und die Weaves sind nicht offiziell und dienen hier nur der Erläuterung.

 

Richard Lee Byers - Forgotten Realms Bibliographie

The Haunted Lands

Unclean

Undead

Unholy (März 2009)

Realms of the Dead (Anthologie 2010)

 

War of the Spider Queen

Dissolution (WotSQ I)

 

Year of the Rogue Dragons

The Rage

The Rite

The Ruin

 

Sembia - Gateway to the Realms

The Halls of Stormweather (Anthologie)

Shattered Mask (Sembia III)

 

The Priests

Queen of Depths (The Priests IV mit Voronica Whitney-Robinson)

 

The Rogues

The Black Bouquet (The Rogues II)