Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
The Twilight War Anthology - Realms of War
Bewertung:
(4.4)
Von: Peter Basedau
Alias: Zanan
Am: 07.04.2008
Autor:Philip Athans (editor)
Übersetzer:n/a
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0786949342
Inhalt:337 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

"Kämme deine Füsse, Soldat!"

 

Vorab

Realms of War ist eine von Philip Athans herausgegebene Anthologie über 1000 Jahre kriegerischer Auseinandersetzungen in Faerûn, verteilt auf 12 Kurzgeschichten. Die Einordnung in die Twilight War - Serie von Paul S. Kemp ist irreführend, denn nur die einleitende Kurzgeschichte bezieht sich wirklich auf die Geschehnisse in Sembia.

Die Autoren sind zumeist von anderen Romanen her bekannt, lediglich Jaleigh Johnson, Susan J. Morris und Mark Sehestedt sind relative Neulinge, und erhalten hier sozusagen erneut die Gelegenheit, ihr Talent zu beweisen.

 

Zur zeitlichen Einordnung: gegenwärtig haben wir das Jahr 1375 der Talzeitrechnung / Dale Reckoning (TZ / D.R.).

 

Aufmachung

 

Wie in den beiden bislang erschienenen Twilight Wars - Büchern zeichnete Raymond Swanland das Cover, welches ein 337seitiges Buch einhüllt. Aufgrund der Vielzahl der Schauplätze wurde auf Landkarten verzichtet, der Leser erhält im Anhang einen kurzen Überblick über die Autoren und deren bisherige Arbeit.

 

Allgemeiner Inhalt

 

Ein Überblick des Inhalts soll genügen, um genügend Appetit zu wecken, die Qualität der einzelnen Beiträge selbst zu erkunden.

 

Continuum (Paul S. Kemp, - 365 TZ)

 

Mit Paul S. Kemp springen wir zunächst in die Vergangenheit: in das Jahr – 365 TZ. Netheril ist noch existent und wir erfahren, wie der Sharpriester Rivalen Tanthul, einer der Prinzen von Shade, zum Ableben seiner Mutter Alashar beigetragen hat. Diesen Fakt muss er natürlich vor seinem Vater und seinen Brüdern geheim halten, was ihm augenscheinlich auch 1000 Jahre lang gelingt.

Dann springen wir in die Zeit des Shadowstorm, der auch das Haus Cales, welches zurzeit nur dessen Lebensgefährtin Varra bewohnt, bedroht. Die mit einem Kind Cales Schwangere flieht und trifft auf eine Karawane, die alsbald überfallen wird. Auf ihrer vom Shade-Prinzen Brennus per Zauber überwachten Flucht kommt sie auf eine Lichtung, die interessante Geheimnisse birgt.

 

(Anmerkung: Kemp ist einer der Besten im Geschäft. Mehr muss man nicht sagen. Die Rezensionen zu seinen beiden Romanen der Twilight War - Trilogie finden sich auf diesen Seiten.)

 

Weasel’s Run (Lisa Smedman, - 68 bis - 65 TZ)

 

Ein Barde erzählt uns die Geschichte von Weasel, einem Spriggan, der sich in die Kämpfe der Lightfooted und Stronghearted Halflings gegen die dem barbarischen Gott Malar folgenden Ghostwise Halflings anschließt. Das sorgt natürlich für ein wenig Aufsehen bei den Haarfüßlern, doch Weasel ist ein erfahrener Scout. Letzteres verhindert aber nicht, dass er dem üblen Werwolf-Priester, "Das Biest", in die Hände fällt und dieser ihn für den nächsten Tag als Jagdbeute bestimmt. Auf seiner Flucht begegnet der Spriggan allerlei Waldkreaturen und muss all sein Können aufbieten, um nicht in den Fängen der Werwölfe zu landen.

 

(Anmerkung: Lisa Smedman beweist Einfallsreichtum und zeigt ein fundiertes Wissen über die Reiche, deren Geschichte sowiedie Kreaturen, die sie benutzt. Jetzt wissen wir auch, dass Dryaden gut 1400 Jahre alt werden können!)

 

The Last Paladin of Ilmater (Susan J. Morris, 902 TZ)

 

Im Chondalwood im Süden Faerûns müssen die Druidin Jaeriko und die Assassine Maze in eine Festung eindringen, um jemanden zu entführen. Ihr Auftraggeber, der General von Reth, zwingt die beiden Frauen zu der Aktion und beide sind mitnichten glücklich darüber – und auch nicht über die Zusammenarbeit miteinander. Der Sohn des Generals von Arrabar ist das Ziel, letzterer ein augenscheinlich abtrünnig gewordener Paladin Ilmaters. Durch die Geisel soll der General zur Aufgabe gezwungen werden, doch am Ende hat eine weitere Frau noch ein Wort mitzureden.

 

(Anmerkung: Susan J. Morris zeichnet ihre Charaktere hervorragend ("Assassin, remember?") und auch die Geschichte ist ansprechend umgesetzt. Man möchte durchaus mehr von der Dame lesen.)

 

Black Arrow (Bruce Cordell, 1095 TZ)

 

Sarshel ist eine Stadt, die von Hobgoblinhorden bedroht wird. Bruce Cordell erzählt uns eine typische Geschichte von Kriegshelden, die in verzweifelten Situationen über sich hinauswachsen und heroische Taten vollbringen. In diesem Fall hängt das Schicksal der Stadt davon ab, dass drei Scouts in einen außerhalb der Stadtmauern liegenden, verlassenen Magierturm eindringen, um das feindliche Heer auszuspähen. Natürlich haben die Hobgoblins den Turm eingenommen und man kann ihn nur unter Aufbietung großer Kräfte zurückerobern. Es sei denn, man benutzt den geheimen Ausfalltunnel, den der Aristokratensohn Jotharam Fear kennt. Kurzerhand entschließt sich ein Hauptmann der Verteidiger Sarshels, dem jungen Mann seinen größten Wunsch zu erfüllen und ihn mitkämpfen zu lassen. Doch die Mission mit jenem Hauptmann 'Lord Archer' und der Kämpferin Calmora verläuft ganz anders als Jotharam sich das ausgemalt hat.

 

(Anmerkung: Ein solides Abenteuer um Heldentum im Angesicht der Niederlage. Cordell ist ein alter Kämpe in Sachen FR - Romane und kann auch mit dieser Geschichte überzeugen. Einzig der "einfallslose" Name des Hauptmanns und neuere Bezeichnungen wie "bunker" stören ein wenig.)

 

Too many princes (Ed Greenwood, 1333 TZ)

 

Der Erzmagier persönlich bringt einen seiner Favoriten in die Anthologie, den Kämpfer Mirt. Über beide Ohren mitten im Krieg um Amn steckend, ist der Söldner in einer Burg mit einigen Adligen eingeschlossen. Der anrückenden Armee kann Mirt nicht ausweichen, denn Magie hält ihn gefangen und ein Mörder geht um und tötet die Adligen bzw. deren Gäste. Zudem ist Mirts Auftraggeber, Wesir Ongalor, ein rundum böses Menschenkind, welches alles und jeden ausnutzt, um seine Pläne durchzusetzen. Der Ausspruch: "Leichen pflastern seinen Weg" wäre eine glatte Untertreibung. Wer allerdings gedacht hätte, dass hier nur amnische Interessen eine Rolle spielen, wird schnell eines Besseren belehrt, denn das Ende der Geschichte ist so wendungsreich wie ungewöhnlich.

 

(Anmerkung: Greenwood liefert gewohnt gute FR-Hausmannskost. Man hat zunächst den Eindruck, sich in einer fantastischen Version von Der Name der Rose wiederzufinden, in der Mirt und seine Söldner mehr Zuschauer denn handelnde Personen sind. Leider endet die Geschichte mit etwas, was viele Kritiker der FR gerne hervorheben, wenngleich der Autor auch dies perfekt in Szene gesetzt hat.)

 

The Siege of Zerith Hold (Jess Lebow, 1358 TZ)

 

Am Fuße der High Peaks in Tethyr liegt Zerith Hold, eine Burg die von den Elestam's Crusaders verteidigt wird. Die Goblinhorden um König Ertyk Uhl fallen immer wieder in die Ländereien ein und liefern sich schließlich bei Zerith Keep eine entscheidende Schlacht mit den menschlichen und elfischen Verteidigern. Drei Charaktere nehmen auch hier eine zentrale Rolle ein: der halbelfische Halbstahldrache Jivan Tammsel und Lord Pudrun, beides Crusader, sowie der Elf Rysodyl Boughstrong. Wenn man sich die Schlacht um Helm's Deep / Helms Klamm vorstellt, hat man ein gutes Bild, was Lebow uns hier präsentiert. Nur anders als in Rohan lässt hier der Entsatz auf sich warten...

 

(Anmerkung: Nicht ganz so einfalls- und abwechslungsreich wie die bisherigen Geschichten, bietet uns die Belagerung der Burg Zerith jedoch ein typisches Bild im Kampf der Menschen und Elfen gegen die eher barbarischen Mitbewohner des Kontinents.)

 

Mercy’s Reward (Mark Sehestedt, 1359 TZ)

 

Hart an die östliche Grenze Faerûns schickt uns dieser Autor - nach Rashemen und die Ebenen dahinter. Ein Abgesandter aus Cormyr fällt auf seiner Flucht aus der gerade durch die Tuigan zerstörten Zitadelle Rashemar einem 'bösen Geist' namens Vurzhad in die Hände, augenscheinlich einem barbarischen Druiden. Von einer Gruppe Tuigan, der Yamun Kahan Horde, befreit, flieht er mit diesen vor dem Geist über die Ebenen nach Osten, doch Vurzhad lässt sich nicht einfach abschütteln und ist sehr nachtragend. Eingefügt in diese Rahmenhandlung sind einige Erlebnisse des Gesandten während seiner Flucht aus der Zitadelle.

 

(Anmerkung: Nach langer Zeit wieder etwas über die Tuigan und aus Rashemen, noch dazu spannend aufgearbeitet. Die Geschichte erfüllt genau das, was man von ihr erwartet: das Interesse an weiterer Literatur des Autors zu wecken, in diesem Falle an dem FR - Roman Frostfell.)

 

Redemption (Elaine Cunningham, 1368 TZ)

 

An den Westküsten Faerûns liegt das Reich von Tethyr und schon lange kämpfen hier die Menschen und die Wildelfen gegeneinander - insbesondere aufgrund der Eroberungsgelüste der Ersteren. Die Autorin bringt zwei ihrer beliebtesten Helden zurück ins Geschehen, die wildelfische Assassine Ferret und den recht skrupellosen Elfen Elaith Craulnober. Nach der Exekution eines tethyrischen Hauptmanns braucht Ferret jemanden, der die Aufmerksamkeit der Menschen von den Wildelfen ablenkt. Für diesen Plan holt sie Elaith aus Tiefwasser und mit Hilfe einiger anderer, ebenfalls eher untypischer Elfen, versuchen sie die Menschen zu täuschen.

 

(Anmerkung: Ähnlich wie Greenwood beherrscht Frau Cunningham den Umgang mit den Elfen sehr gut. Insbesondere mit jenen, die eben nicht das typische Bild wiedergeben. Eine Muss-Lektüre für all jene, die in den Spitzohren die elitären und naturliebenden Wesen a la Tolkien vermuten.

Wieder rundum sehr empfehlenswert, wenngleich der Titel doch sehr irreführend ist.)

 

Changing Tides (Mel Odom, 1369 TZ)

 

Odom lässt uns den 'Waldläufer' Rytagir Volak auf einer Schatzsuche begleiten, die ihn in die Tiefen der Sea of the Fallen Stars führt. Dort vermutet er zu Recht das Wrack der Azure Kestrel, ein Schiff welches vor gut 300 Jahren sank. Während Rytagir in erster Linie auf der Jagd nach Wissen - also historischen Schriftrollen und Büchern - ist, wollen die Seeleute natürlich den Goldschatz heben. Dabei treffen sie allerdings auf die Seeelfen um die Prinzessin Irdinmai, die an solchen Unternehmungen Anstoß nehmen. Was dies mit Krieg zu tun hat? Kaum etwas. Wenn da nicht ein Wesen namens Iakhovas die sogenannte Sharksbane Wall in der Alamber Sea zerstört hätte und die dort eingesperrten Sahuagin freigekommen wären.

 

(Anmerkungen: Unterwasserabenteuer wie -geschichten sind eher selten. Odom versteht es jedoch, dieses ungewöhnliche Genre sehr ansprechend umzusetzen und sowohl die Gefahren dort unten darzustellen, wie auch die Regeln nicht aus den Augen zu verlieren. Mal was anderes, aber äußerst interessant.)

 

Chase the Dark (Jaleigh Johnson, 1370 DR)

 

Zurück nach Amn, in ein Land, in dem die Verwendung arkaner Magie unter Strafe steht. Devlen Torthil, ein sogenannter Charlatan, arbeitet für eine Söldnertruppe, die unter ihrer Anführerin Morla nach einer Schlacht versucht, ihre Truppen zusammenzuführen. Der Krieg gegen die Ogermagi Sythillis und Cyrvisnea läuft schlecht. Nicht zuletzt deshalb, weil jene Magie ohne jede Beschränkung einsetzen. Die Kuriere Morlas werden stets und ständig abgefangen, selbst wenn Devlen, ein ausgestoßener Magier ab und an eine Ablenkungsaktion unternimmt - die einzigen Aufträge, zu denen er herangeholt wird. Dabei will er doch auch nur eines: seine Heimat beschützen.

Dann schickt Morla ihn auf eine Mission, die keine Ablenkung mehr ist.

 

(Anmerkungen: Diese Geschichte bietet mehr einen Einblick in die Persönlichkeit eines Ausgestoßenen, der trotz aller Missachtung seinen Dienst leisten will und seinem Land in Zeiten wie diesen helfen möchte. Was eher langweilig hätte werden können, wird von Jaleigh Johnson in eine zum Ende hin spannende Handlung eingeflochten.)

 

Bones and Stones (R.A. Salvatore, 1370 TZ)

 

Die Schlacht um Mithril Hall ist vorüber, die Orkhorde um Obould unter schweren Verlusten vorübergehend abgewehrt. Der 'Schlachtenwüter' Pwent sucht auf dem Schlachtfeld nach den gefallenen Mitgliedern seiner so genannten Knochenbrecherbrigade. Währenddessen streift mit ähnlichem Anliegen der Orkkrieger G'nurk über denselben Blutacker, auf dem seine Tochter Tinguinguay liegt. Die beiden Trauernden stehen sich schließlich Auge in Auge gegenüber und wer Pwent kennt, der weiß was nun folgt. Oder auch nicht?

 

(Anmerkung: Die Geschichte deutet an, wie sich die Einstellung der Kriegsparteien in Zukunft wohl gestalten könnte, den Orks also ein neue Rolle in den Reichen zufällt. Es ist dahingehend interessant, den eher eingleisigen Gedankengängen Pwents wie auch den Ansichten G'nurks zu lauschen. Die Kommentare des Säbelschwingers hätten jedoch nicht sein müssen.)

 

Second Chance (Richard Lee Byers, 1375 TZ)

 

Der Krieg um die Macht tobt in Thay und noch ist nicht abzusehen, ob das Konzil der Zulkire gegen den Nekromanten Szass Tam bestehen wird. In den Gebieten, die sich Tam angeschlossen haben, gehen die Herrscher gegen die Anhänger des Feuergottes Kossuth vor, die sich dem Schutze Thays und damit dem Kampf gegen den Nekromanten verschrieben haben. Nahe Delhumide wird eine Tempelfestung Kossuths belagert und ein junger Krieger, den im ersten Kampf die Furcht vor den Untoten Tams zur Desertion brachte, fällt in die Hände seiner Feinde. Dort findet sich aber auch der Spion Bareris Anskuld, ein Mitglied der Greifenlegion, die gegen Szass Tam kämpft. Er bringt den jungen Mann dazu, seine Taten zu überdenken und zu seinem Orden, den er in der Panik des ersten Kampfes verlassen und somit verraten hat, zurückzukehren - mit einer Kriegslist im Gepäck. Wird Kemas seine zweite Chance nutzen?

 

(Anmerkung: Byers erzählt uns ähnlich wie schon in Unclean und Undead eine kurze Episode aus dem Krieg, der Thay über 10 Jahre lang bis zum Einsetzen der Spellplague verwüsten wird. Gekonnt verflicht er wiederum Regelwerk und eine gute Geschichte und schafft so einen Anreiz, die genannten Romane ebenfalls in die Hand zu nehmen.)

 

 

Fazit:

 

Die aktuelle Garde der FR - Autoren kann sich sehen lassen. Ob alteingesessen oder 'unerfahren', diese Schriftsteller erwecken die Vergessenen Reiche zum Leben und machen Lust, ihnen auf ihren Pfaden zu folgen. Wer sich einen ersten Eindruck holen möchte, macht bei Realms of War wahrlich keinen Fehlgriff, denn selten genug findet sich eine solche, rundum gute Anthologie.

 

Forgotten Realms Bibliographie

 

Die Zahl der Autoren ist zu umfangreich, um hier auf jeden einzelnen einzugehen. Nicht wenige sind auf diesen Seiten ohnehin schon mit Rezensionen vertreten und man kann dort entsprechende Informationen einholen, inklusive Links zu ihren Produkten, Autorenseiten bzw. den Candlekeep - Boards, wo sie sich öfters zu Wort melden.