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Erbe der Runen 1 - Die Nebelsängerin
Bewertung:
(3.5)
Von: Peter Basedau
Alias: Zanan
Am: 17.04.2008
Autor:Monika Felten
Typ:Roman - Fantasy
VerlagPiper Verlag
ISBN/ASIN:978-3-4492-26613-0
Inhalt:320 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Deutsch

Die Nebelsängerin

Ein geheimnisvolles Amulett aus vergangenen Zeiten führt die junge Ajana in eine fremde Welt. Dort droht große Gefahr. Seit die Magie der Nebel schwindet, die eine Elbenpriesterin gewoben hat, herrscht Krieg zwischen den Stämmen von Nymath und den Uzoma, dem finsteren Volk, das die Elben einst verbannten. Die mächtige Festung der Vereinigten Stämme droht dem Ansturm der dunklen Krieger zu erliegen.

 

Vorab

Monika Felten legt hier nach der Saga von Thale ihre zweite Romanreihe vor. Das Erbe der Runen verwebt verschiedene bekannte Themen der Fantasyliteratur und nutzt dabei reale und fiktive Vorlagen. So finden wir die Elben Tolkiens, Elemente aus der irischen und germanischen Mythologie, den Wechsel einer Person aus der realen in die Fantasywelt Nymaths.

 

Aufmachung

Der solide Einband zeigt uns vor einem Hintergrund aus Runenzeichen das Mondsteinamulett Ajanas. Darunter erkennt man eine Bergkette, die durchaus dem Standort der Festung gleichkommen könnte. Wir finden alsbald eine hilfreiche Landkarte von Nymath, dem Land in dem Die Nebelsängerin spielt. Zusätzlich wurden im Anhang ein Glossar mit den wichtigsten Personen und Örtlichkeiten, eine kurze Erklärung der Stämme und darüber hinaus die Liedtexte zur Begleit-CD der ursprünglichen Hardcoverausgabe beigefügt. Hinzu kommen ein Einführungskapitel zum zweiten Teil der Serie, Die Feuerpriesterin, und eine Erklärung der Runenmagie sowie der Runen des Amuletts. Sehr viel Service, von dem sich einige Verlage und Autoren etwas abschauen könnten.

 

Allgemeiner Inhalt

Das Erbe der Runen beginnt mit zwei Einleitungen. Zunächst erhalten wir Kunde von den Geschehnissen in Nymath in längst vergangenen Tagen – aus einer Zeit der Dürre und Not, der Ankunft des sogenannten Dunklen Gottes. Hier wird die Wanderung der fünf Stämme Nymaths kurz skizziert und damit sozusagen eine Basis für die gegenwärtige Handlung geschaffen. Nach dieser Einleitung, die eine Zeit vor gut 575 Jahren ins Gedächtnis ruft, beginnt der Roman damit, die Protagonisten vorzustellen - all jene, die im Laufe des Romans eine wichtige Rolle spielen sollen. Dann springen wir mit der Handlung von der realen in die fiktive Welt und zurück, bis Ajana schließlich nach Nymath kommt.

Di bereits genannte Hauptheldin, Ajana Evans, erhält kurz vor ihrem 16. Geburtstag die Mitteilung einer irischen Anwaltskanzlei, dass sie die letzte und einzige Erbin einer alten Dame namens Mabh O'Brian sei. Das verwundert sowohl sie als auch ihre Eltern, doch der Anwalt und ein alter Karton ihres Vaters können ein wenig Licht in dieses Dunkel bringen. Schließlich erhält sie als Erbe ein Amulett - ein Schmuckstück mit einem besonderen Stein, der von einigen Runenplättchen umgeben ist. Dazu findet sie die Noten von einem Lied, welches ihr ohnehin schon in der letzten Zeit im Kopf herumgeistert. Natürlich kommt alles so, wie der Leser es vermutet: als Ajana dieses Lied nun vollständig auf dem Klavier spielt, wird sie von einem magischen Nebel in die Welt von Nymath getragen.

Dort herrscht Krieg, denn die finsteren Krieger der Uzoma drohen, Nymath mit Krieg zu überziehen. Der magische Nebel, der die Länder bislang schützte, hat sich im Laufe der Zeit aufgelöst. Einst gewoben von der Nebelsängerin, hatte er die Anhänger des Dunklen Gottes von den Grenzen ferngehalten, doch das Erscheinen der Zauberin blieb in den letzten Jahrhunderten aus und so fiel es einer Grenzfestung zu, die dunklen Krieger abzuwehren. Gestärkt durch Magie und dämonische Wesen, bereiten die Uzoma jetzt den entscheidenden Angriff vor, den das letzte Aufgebot Nymaths kaum aufhalten wird.

Ajana wird mitten in dieses Chaos hineingeworfen, entgeht nur knapp einem schrecklichen Schicksal, da sie zunächst in die Hände Uzoma fällt. Nach und nach lernt sie (wie auch wir) jedoch Situation und Persönlichkeiten vor Ort kennen. Mit Hilfe der Elbenprinzessin Inahwen und der weisen Magun erfährt sie alsbald (S. 200+) von ihrem Schicksal: die Kunst des Nebelgesangs neu zu erlernen. Denn nur dadurch wird das Reich vor den dunklen Horden der Uzoma und der finsteren Magie des Dunklen Gottes zu schützen sein. Doch um dieses Wissen zu erlangen, muss Ajana und eine ausgewählte Gruppe von Begleitern tief ins Innere des Gebietes der Uzoma vordringen, um mit dem Geist jener Frau zu sprechen, die einst den ersten Nebel wob.

 

Fragen, Hinweise, Gesuche

Ich werde hier einige Dinge auflisten, die mir an dem Roman aufgefallen sind, Dinge, die man selbst unter die genannten Punkte einordnen kann:

 

Geschichte und Geschichten - sehr auffällig sind die Parallelen zu Tolkiens Werken, die augenscheinlich (vgl. Sindarin-Benutzung) auch so gewollt waren. Namen, Gegner, Flugechsen, die "Gefährten" und deren Aufgabe - vieles lässt die Erinnerung nach Mittelerde wandern. Dazu dann noch ein Hauch irische Mythologie und germanisches Runengut. Dass die Elben vor langer Zeit aus dem alten Irland in die Welt von Nymath kamen, lasse ich mal vorsichtshalber unkommentiert.

 

Helden - junge Leute, die im Angesicht der Gefahr über sich hinauswachsen gibt es zu Hunderten. Ihnen schließen sich hier Ajana, Keelin und Maylea an. Gerade bei Ajana würde man sich aber einen Hauch mehr an dargestelltem Wissen aus der realen Welt wünschen. Letztlich dürfte sie mit 16 Jahren schon ein wenig von der Zivilisation des 20. Jahrhunderts erfahren haben und eine Menge davon in der zweiten Heimat anwenden können - bzw. zumindest ab und an daran denken. Sie kommt ja nicht wie Maylea aus einem früh-mittelalterlichem Amazonendorf.

 

Interaktionen - "Du hast viel durchgemacht" und ähnliche Formulierungen tauchen an verschiedenen Stellen (und zum Teil auch unnötig oft) auf, verleihen dem Ganzen insbesondere nach der historischen Einleitung einen sehr modernen Anstrich. Das erinnert schlagartig - ohne eine Meinung dazu zu äußern - an Szenen aus den gängigen Seifenopern a la "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten". Vielleicht ist das ein Zeichen der modernen Fantasy, die mit den Fans wächst, doch stört es meines Erachtens den Flair der ansonsten sorgsam aufgebauten Geschichte.

 

Namen - viele Fantasy- und "echte" Namen tauchen auf, doch bei einigen sollte man auch genauer hinschauen. Erin (der Vorname des Rechtsanwalts) ist beispielsweise der gälische Name Irlands bzw. dessen Personifikation in Form einer Göttin. Im Glossar wird Mabh (eine Variante der mythischen Krieger-Königin von Connacht) oder die Lavincis mit Aussprache erläutert, doch Cirdan, Cyllamdir, Sean Ferll und andere bleiben offen. Da ist Einheitlichkeit gefragt.

 

Runen - diese werden im Anhang extra erläutert, nur fragt man sich natürlich, wieso eine Elbin, die vor 500 Jahren nach Irland kommt, germanische Runen benutzen sollte? Um 1500 waren selbst die Ogham - Schriftzeichen, die die Druiden und Gelehrten dort mitunter benutzten, schon kaum noch verständlich. Die "zeitgenössischen Germanen" hatten längst die lateinische Schrift angenommen. Der Punkt ist, dass Dinge verknüpft werden, die sachlich kaum zusammengehören und so wiederum den Flair des Buches an sich stören. Eigene Runen hätten dem leicht abhelfen können.

 

Fazit:

Monika Felten versteht es geschickt, die Charaktere in die Handlung einzuflechten und die Helden tiefgehend darzustellen. Gleiches gilt für die Welt von Nymath, deren Entstehungsgeschichte und gegenwärtigen Zustand. Problematisch ist dabei, dass man das Gefühl nicht los wird, dass einiges einfach zu langatmig geschrieben ist. So fehlt es ein wenig an Spannung, wenngleich es mitunter an "Action" nicht fehlt. Die eingestreute Handlung mit der Priesterin Vhara, die dem Dunklen Gott dient und die Uzoma antreibt, helfen ein wenig über diese Längen hinweg. Wer den Herrn der Ringe nicht gelesen hat und sich auch sonst mit irischer bzw. germanischer Mythologie nicht auskennt, dem werden die vielen Gleichnisse zum Vorgenannten auch nicht stören - den geübten Fantasyleser allerdings schon. Natürlich steht es jedem frei, diese Themen neu zu verwenden, die Konzentration in Das Erbe der Runen ist allerdings eher bemerkenswert. Dennoch liest sich der Roman als solcher recht gut, macht Lust auf den 2. Band und wird sicher eine Leserschaft ansprechen, die sinnliche Themen und Darstellungen in einer Fantasywelt bevorzugen.

 

 

Monika Felten - Bibliographie

Die Saga von Thale (Trilogie)

- Elfenfeuer

- Die Macht des Elfenfeuers

- Die Hüterin des Elfenfeuers

 

Das Erbe der Runen (Trilogie)

- Die Nebelsängerin

- Die Feuerpriesterin

- Die Schattenweberin (HC)