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Magic in the MirrorstoneMagic in the Mirrorstone
Bewertung:
(3.8)
Von: Patrick Pricken
Alias: Berandor
Am: 28.06.2008
Autor:Magic in the Mirrorstone
Typ:Anthologie
VerlagWizards of the Coast / Mirrorstone
ISBN/ASIN:978-0-7869-4732-4
Inhalt:295 Seiten Hardcover
Sprache:Englisch

Vorwort

»Magic in the Mirrorstone« ist eines der Bücher aus dem relativ neuen Mirrorstone-Verlag, einem Tochterunternehmen von WotC. In diesem Buch hat Steve Berman 15 phantastische Kurzgeschichten versammelt. Ich werde im Folgenden kurz auf jede Kurzgeschichte eingehen, aber erst ein paar Gesamteindrücke: Das Lektorat ist sehr gut, mir sind nur einige wenige Fehler aufgefallen. Die Schrift ist recht groß und gut zu lesen. In den 15 Geschichten gibt es 10 weibliche und 6 bzw. 7 männliche Hauptfiguren (zwei Geschichten haben mehrere Hauptfiguren und eine einen wahrscheinlichen Jungen in der Erzählerrolle), für diejenigen, die das interessiert (z.B. mich). Ein gutes Verhältnis, finde ich. Und nun zu den Storys.

 

Ich entschuldige mich vorab, dass ich die Geschichten mit Schulnoten bewerte. Aber sie in das Gate-System umzurechnen hätte bei der Nachkommastelle eine willkürliche Festlegung zufolge.

 

Eugie Foster: Princess Bufo marinus (sic), Also Known As Amy

Ein in der Schule gehänselter Junge findet einen magischen, weiblichen Frosch und freundet sich mit ihr an. Die Geschichte ist ganz nett geschrieben, aber totale Wunscherfüllung für Jungs, denn der Held muss wenig tun, um sich zu etablieren und auch noch eine Freundin dabei zu gewinnen.

Schulnote: befriedigend (3-)

 

Cecil Castelluci: Lights, Camera, Action

Ein Kinderstar verändert die Realität durch Drehbuchabweichungen bei einem Blockbuster. Auf der Metaebene ein nettes Plädoyer für Bösewichte, aber als Geschichte an sich zu einfach in der Konfliktlösung.

Schulnote: befriedigend (3)

 

Ann Zeddies: Ten Thousand Waves

Ein asiatischer Junge erfährt von seiner Fähigkeit, den Wasserdrachen zu rufen. Dieser moderne Mythos (nicht im Lovecraft-Sinn) ist sehr gut lesbar und tiefgründig, ohne zu predigen. Ein echter Lichtblick in dieser Anthologie.

Schulnote: sehr gut (1-)

 

Craig Laurence Gidney: Mauve’s Quilt

Eine der Geschichten mit zwei Hauptfiguren, einem Jungen in der Jetztzeit und einem schwarzen Mädchen in der Vergangenheit. Allerdings nicht nur verwirrend durch den unklaren Stil, sondern auch völlig ohne wirkliche Konflikte oder Spannung. Ziemlicher Mist, wird nur durch die traumähnliche Anlage des ganzen als Quasi-Märchen gerettet.

Schulnote:: ausreichend (4-)

 

Cassandra Clare: Have You Ever Seen a Shoggoth?

Natürlich aus der Ich-Perspektive, da sich aber Szenen auf dem Jungenklo abspielen, ist der Erzähler wahrscheinlich männlich. Klassische Lovecraft-Anordnung, nur nicht zwangsweise als Brief und nicht so umfangreicher Stil. Aber sehr lesbar.

Schulnote: gut (2)

 

Lawrence M. Schoen, The Amulet of Winter

Die schlechteste Geschichte im ganzen Buch. Ein Dieb schleicht sich in einen Magierturm und erlebt eine Überraschung. Ein riesenlanger Anfang, der schon zum Einschlafen animiert, bevor die Geschichte endlich richtig losgeht. Dieser Teil ist dann aber verschenkt und das Ende bescheuert. Am besten mit einem anderen Text überkleben, hier stimmt weder Charakter, Plot, Konflikt noch Stil.

Schulnote: mangelhaft (5)

 

Sean Manseau: Veronica Brown

Ein schüchternes und dickliches Mädchen tritt gegen ein Seemonster an. Beim ersten Lesen war ich etwas überrascht, aber wenn wir ehrlich sind, dann sind Kinder und Teenager eigentlich Monster mit der Kapazität zu ziemlich üblen Taten. Da wird hier nicht zurückgeschreckt. Leider manchmal ein wenig zu beschreibend und damit nicht so mitreißend.

Schulnote: gut (2)

 

Nina Kiriki Hoffmann: The Jewel of Abandon

Und weiter im Text mit den dunklen Teenies. Ein Mädchen hat einen Ring, der ihr die Gegenwart oder die Zukunft zeigt – allerdings nur negatives. Die Idee ist sehr gut, aber der Stil holpert doch manchmal sehr. Auch werden die Motivationen nicht so klar. Hätte noch eine Überarbeitung bedürft, um richtig gut zu werden.

Schulnote: befriedigend (3)

 

Jim C. Hines: School Spirit

Eine goblinische Schülerin einer Magierakademie und ihre Zimmergenossin treten gegen einen bösen Magier an. Eine sehr schöne, lustige, skurrile Geschichte. Daumen hoch!

Schulnote: sehr gut (1)

 

Tiffany Trent: Blackwater Baby

Ein ehemaliger Priester rettet ein Vampirbaby und will es in Sicherheit bringen. Eine sehr schöne Geschichte, die leider manchmal etwas zu einfach wird und sich zu sehr auf die Idee verlässt. Aber mit einem Charakter, über den man in den »Hallowmere-Chroniken« mehr lesen kann. Das kann dann als Roman entweder richtig schlecht werden oder doch noch den letzten Sprung nach oben schaffen.

Schulnote: gut (2)

 

J.D. Everyhope: Old Crimes

Ein Mädchen aus einer kaputten Familie begegnet einem aztekischen Rachegeist. Diese Geschichte versucht düster zu sein, zeichnet aber gleichzeitig Karikaturen einer bösen Familie, um die moralischen Konflikte nicht zu schwer zu machen. Noch dazu mit einem manchmal bemüht antiken Stil geschrieben, der eher langweilt als fesselt.

Schulnote: ausreichend (4+)

 

Gregory Frost: The Fortunate Dream

Ein junger Mann folgt seinem Traum und wird dabei erwachsen. Totaler Mist: Kein wirklicher Konflikt, keine Spannung, kein gar nichts. Nur grammatisch korrekte Sätze. Allerdings nur zehn Seiten im Vergleich zum Winteramulett mit 20, darum nur der halbe Schmerz.

Schulnote: mangelhaft (5)

 

E. Sedia: Out of Her Element

Ein an Schwindsucht erkranktes Mädchen freundet sich mit einem Feuersalamander an. Der Heartbreaker dieser Anthologie: Eine ganz tolle Idee, die leider durch inkonsequente Charakterisierung und einen manchmal unbeholfenen Stil stark abgeschwächt wird. Schaaade!

Schulnote: befriedigend (3)

 

Holly Black: Virgin

Ein Straßenmädchen versucht, einen Straßenjungen aus seiner Reserve zu locken. Tolle Großstadtgeschichte über Obsession, Träume und das Leben auf der Straße. Sehr gut geschrieben, , die Hauptfigur lebt in einer WG aus Hausbesetzern ohne dass die Autorin den Zeigefinger hebt, und eine sensible Botschaft haben wir auch noch. Die beste Geschichte der Anthologie.

Schulnote: sehr gut (1)

 

Beth Bernobich: Pig, Crane, Fox: Three Hearts Unfolding

Ein „Prinz der Straße“ versucht, drei königliche Prüfungen abzulegen, um reich zu werden. Auch eine sehr gelungene Geschichte aus einer Welt mit Geistern, Königen und Straßenbanden. Es gibt ein paar Momente, in denen der Autor zu deutlich auf bestimmte Dinge hinweist oder die Lösung etwas zu einfach macht. Ansonsten wenig auszusetzen.

Schulnote: gut (2+)

 

Fazit

:

Magic in the Mirrorstone ist eine Anthologie wie viele andere: Es gibt ein paar (richtig) gute und ein paar (richtig) schlechte Geschichten. Wer nicht nur polierte Edelware will, kann hier gut lesen (natürlich muss man sich mit jugendlichen Helden abfinden, aber zum Glück – zu Beginn fürchtete ich das noch – nicht mit zu viel Emo-Mist – also nicht zu viel „die Welt ist schlecht und niemand versteht mich“! Auch eignet sich das Buch vielleicht ganz gut zum Reinschnuppern für einige der Autoren, die ja auch mit Fantasy-Reihen unterwegs sind. So würde ich jetzt bei Tiffany Trent vielleicht, bei Holly Black bestimmt, mal reinschauen.