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The Tales of the Last WarThe tales of the Last War
Bewertung:
(2.8)
Von: Mathias Jäger
Alias: Hunter
Am: 07.09.2008
Autor:Keith Baker, Edward Bolme, James Wyatt & more
Typ:Kurzgeschichtensammelband
System:D&D
Setting:Eberron
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0786939862
Inhalt:339 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Inhalt

Kaum ein Ereignis hat die aktuelle Welt von Eberron so sehr geprägt wie die 100 Jahre des Letzten Krieges. Im vorliegenden Buch befinden sich neun Kurzgeschichten, von ebenso vielen Autoren, die sich thematisch alle mehr oder weniger stark um den Letzten Krieg drehen. Wie bei solchen Geschichtensammlungen üblich, ist nicht jede Story herausragend und auch der Stil der Autoren schwankt sehr.

 

Cover und Bindung

Das Buch kommt in düsteren Beige- und Brauntönen daher und zeigt, über Vorder- und Rückseite sowie über den Buchrücken hinweg, eine fliegende Festung. Die Zeichnung gefällt mir sehr gut und stimmt auf das Kommende ein. Das Buch ist gut gebunden und der Einband zeigte auch nach dem Lesen – trotz teilweise sehr unliebsamer Behandlung von meiner Seite – keine Knicke.

 

Death at Whitehearth von Keith Baker

Die erste Geschichte vom Eberron-Schöpfer Keith Baker ist Besitzern des Abenteuers Schatten des Letzten Krieges bereits bekannt, da sie dort als Extra das Abenteuer abschließt. Die Geschichte erzählt die Erlebnisse der Hauptcharaktere der Trilogie Die Träumende Finsternis vor Beginn der Reihe. Der Tag der Klage ist gerade vorbei und die Freunde sind in das Klageland zurückgekehrt, um nach Überlebenden in der Weißschmiede zu suchen. Dabei werden sie von den Erinnerungen an diesen Ort eingeholt.

 

Eine solide Geschichte mit soliden Charakteren, die ihren vollen Wert aber erst dann entfaltet, wenn man die dazugehörigen Romane gelesen hat. Für Besitzer des oben genannten Abenteuers ist es schade, dass man die Geschichte bereits kennt.

 

Death before dawn von Paul Crilley

Der Krieg neigt sich seinem Ende zu und eine Delegation aus Thrane soll zu Friedensverhandlungen mit der fliegenden Festung Argonth nach Wroat gebracht werden. Inmitten von breländischem Territorium und geschützt durch breländische Truppen wird die Delegation jedoch ermordet und Sergeant Col, der zur Untersuchung eingesetzt wird, wird schließlich selbst zum Tatverdächtigen. Auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten muss er den wahren Mörder finden.

 

Crilley hat sich einen sehr interessanten Ort für seine Geschichte ausgesucht und auch die Thematik wäre an sich sehr spannend, doch leider kommt keine Spannung auf. Col stolpert ziellos von einer Gefahr in die nächste und der Kreis der Verdächtigen ist so klein, dass dem Leser lange vor dem breländischen Agenten klar ist, wer hinter dem Mordanschlag steckt.

 

The blade of the flame von Tim Waggoner

Auf der Flucht vor dem Krieg und seiner eigenen Vergangenheit findet sich der frisch gebackene Priester der Silbernen Flamme, Diran, in einem kleinen Ort in Q’Barra wieder. Hier wurde eine junge Prostituierte von einem Dämon befallen und Diran soll ihn ihr wieder austreiben. Doch noch bevor es dazu kommen kann, wird der Kleriker vom Krieg eingeholt.

 

An Tim Waggoners Stil erkennt man gut den erfahrenen Autor. Auf wenigen Seiten schafft er es, seinen Charakteren einen eindeutigen Touch zu geben, die Gegend lebendig zu beschreiben, Spannung aufzubauen und nebenbei noch etwas Psychologie zu betreiben. Sicherlich keine typische Eberron-Geschichte, aber mit Abstand eine der Besten in dieser Sammlung.

 

Distant fires von Aaron Rosenberg

Ein Mann erwacht, nackt, in einem vollkommen verbrannten Raum und kann sich nicht daran erinnern, wo und wer er ist. Desorientiert verlässt er das Gebäude und wird prompt von Hobgoblins gefangen genommen und zu anderen potentiellen Sklaven gesteckt. Rasch kann er sich jedoch befreien und wird von den anderen Gefangenen beauftragt, einen mächtigen Magier zu finden, der normalerweise die Stadt bewacht, aber spurlos verschwunden zu sein scheint.

 

Die Geschichte ist nicht neu, nicht originell und die Identität des Hauptcharakters für den Leser nach vier Seiten geklärt. Bleiben nur mehr die Hobgoblins, welche gerade revoltieren und in Cyre die Städte schleifen. Die Angreifer bleiben jedoch einfache Bösewichte ohne Motive und einem nicht Eberron-Kenner bleibt der Grund für die plötzliche Invasion verschlossen.

 

The veiled Charge von David A. Page

Alrek, ehemaliger Offizier der cyrischen Armee ist auf der Flucht vor seiner Vergangenheit und sucht Abstand zu seiner zerstörten Heimat. Darum sitzt er mit seiner Begleiterin im Gepäckwagen der Blitzbahn zu den Mror-Festen. Doch plötzlich kommt es zu einem Zwischenfall und Alrek muss feststellen, dass sie beide nicht die einzigen blinden Passagiere an Bord sind.

 

Der Stil der Geschichte ist gut, jedoch wird etwa die Hälfte des Platzes von einem einzigen – nicht einmal übermäßig spannenden – Kampf eingenommen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Dafür kommen das Hintergrundwissen und die Charakterisierungen der Personen etwas zu kurz.

 

The weight of water von Edward Bolme

Karrnische Trupps überfallen die aundairschen Versorgungskarawanen nach Thaliost. Die dort stationierte Garnison, allen voran die Drachenfalken-Reiter, steht knapp vor dem Verhungern. Commander Vargone erhält den Auftrag die karrnischen Trupps zu finden und auszuschalten. Dazu wird ihm der junge Mönch Teron zur Seite gestellt. Auch wenn der Commander zu Beginn mit dem intelligenten und kreativ denkenden Burschen nicht zurecht kommt, so erkennt er, spätestens als ganz Aundair vor dem Untergang steht, dessen Wissen und Können an.

 

Ungewöhnlich, dass einmal ein Mönch im Mittelpunkt steht. Allerdings sehr gut und teilweise auch zum Schmunzeln anregend umgesetzt. Die Charaktere sind einfach, aber klar dargestellt. Die Geschichte ist spannend und nicht unbedingt vorhersehbar.

 

War machines von Ian Burton-Oakes

Eine Expedition, welche die Inseln an der Küste Xen’driks untersuchen sollte, ist verschollen und eine Einheit von Kriegsgeschmiedeten wird losgeschickt, um nach ihnen zu suchen. Rasch ist die Expedition auch gefunden, jedoch scheinen deren Mitglieder in einem ewigen Schlaf gefangen.

 

Der Autor versucht hier eine spannende Geschichte zu erzählen, den Leser über den Krieg zwischen den Riesen und den Quori zu informieren und zu guter Letzt noch Einblick in die Psyche der Kriegsgeschmiedeten zu geben. Zumindest die Geschichte bleibt dabei etwas auf der Strecke.

 

Call of the Silver Flame von James Wyatt

In der Nekropole Atur geht ein Vampir um und ein Exorzist der Silbernen Flamme, ein Sentiel Marshal vom Haus Deneith und eine elfische Schurkin haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zur Strecke zu bringen. Das Ganze wäre natürlich viel zu einfach, ginge es dabei nicht auch um die Vergangenheit von einem der drei Charaktere und um die Liebe.

 

James Wyatt merkt man seine jahrelange Arbeit mit D&D und seine Mitarbeit an der Eberron-Welt an. Die Charaktere, ihre Hintergründe und die Stadt Atur sind ebenso detailliert und genau beschrieben wie die Fähigkeiten der Vampire. Die Geschichte ist nichts spektakulär Neues, aber hier sieht man, dass eine gut geschriebene Story einen bekannten Inhalt aufwiegen kann.

 

Flight of the Righteous Indignation von Ari Marmell

Das Luftschiff Righteous Indignation bahnt sich gerade seinen Weg durch den Aschgrauen Nebel, der das Klageland umgibt, als ein Monster, welches zur Fracht gehört, aus seinem Käfig ausbricht. Eine gnadenlose Jagd, sowohl von Seiten des Monsters als auch von Seiten der Besatzung, beginnt. Die Chancen stehen schlecht für die Crew, zumal es scheint, als würde jemand das Monster unterstützen.

 

Eine saubere Horrorgeschichte mit vielen Toten und vielen Beschreibungen von herumspritzendem Blut. Das Ganze eingebettet auf ein Luftschiff inmitten eines dichten Nebels: herrlich. Nur das Ende ist alles andere als befriedigend.

 

Fazit:

Als erster Negativpunkt ist anzumerken, dass ich mir etwas andere Geschichten unter dem Titel Tales of the Last War erwartet hätte. Nur vier Geschichten spielen wirklich im Krieg und nicht irgendwo anders auf Eberron oder nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages.

 

Der zweite Kritikpunkt liegt in der teils recht mangelhaften Qualität der Geschichten. Das könnte vor allem von den vielen unbekannten Autoren herrühren. Nur zwei Namen (Baker und Wyatt) werden sofort mit Eberron in Verbindung gebracht und nur ein weiterer (Waggoner) kann, laut der im Buch angegebenen Bibliographien, auf etliche Veröffentlichungen zurückgreifen. Zusammen mit der Geschichte von Edward Bolme bilden diese Vier auch die Kronen des Sammelbandes.

 

Das Buch ist sicherlich kein Pflichtkauf, aber wer ein Eberron-Fan ist und sich damit abfinden kann, dass von neun Geschichten nur vier sehr gut sind, macht hierbei auch nicht allzu viel falsch.