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Anansi Boys
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 10.11.2008
Autor:Neil Gaiman
Übersetzer:Karsten Singelmann
Typ:Roman – Fantasy
VerlagHeyne (Randomhouse)
ISBN/ASIN:3453265300
Inhalt:448 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,00 €
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Fat Charlies Vater ist tot. Das ganze könnte eine ganz normale traurige Sache sein, wäre da nicht die Tatsache, dass Charlies Vater niemand anderes als der alte afrikanische Spinnengott Anansi ist. Und als ob das nicht bereits genug Überraschung wäre, stellt sich auch noch heraus, dass Charlie einen Bruder hat, der auf den Namen Spider hört und anscheinend über unglaubliche Fähigkeiten verfügt. Und ehe Charlie weiß, was los ist, ist Spider bereits in seinem Leben und krempelt es vollkommen um. Und am Ende ist nichts mehr so, wie es vorher war.

 

Schreibstil & Übersetzung:

Wie viele andere dachte auch ich zuerst, dass Anansi Boys die direkte Fortsetzung des grandiosen „American Gods“ ist. Doch das ist so nicht richtig - Anansi Boys ist maximal als Spin-Off zu bezeichnen, wenn überhaupt.

Neil Gaiman ist bekannt dafür, dass er fast schon auf konfuse Art und Weise von einem Handlungsfaden zum nächsten springen kann… und das beweist er bei Anansi Boys zu anfang zweifellos, denn das erste Kapitel wirkt wie eine Aneinanderreihung von verschiedenen Plots. Doch aus einem unerklärlichen Grund fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen und das wird dann auch belohnt. Und zwar ab dem Moment, in dem Fat Charlies Bruder Spider in seinem Leben auftaucht und dieses vollkommen umkrempelt.

Jetzt entwickeln sich zwei beständige Handlungsstränge. Auf der einen Seite wird Charlie in eine uralte Fehde verwickelt, die sein Vater - der Spinnengott Anansi - begonnen hat, will aber lieber wieder in sein altes, normales Leben zurück. Auf der anderen Seite steht sein Bruder Spider, dessen bisher sorgloses Leben nun ebenfalls im Wandel ist, und der die Früchte seiner Taten erntet - und das gefällt ihm nicht besonders.

Das Ganze ist schon recht interessant und auch spannend geschrieben, natürlich ganz im typischen Neil Gaiman Stil, wobei der Autor in Sachen Brutalität und Grausamkeit deutlich zurückgeschaltet hat.

 

Der Übersetzer hat seine Sache scheinbar recht gut gemacht. Zwar liegt mir die englische Version nicht vor, aber die Erzählung ist sehr flüssig und gut zu lesen, was gerade bei Gaiman Romane schon eine Leistung darstellt.

 

Fazit:

Mir hat „Anansi Boys“ recht gut gefallen, wenn auch nicht so gut wie „American Gods“. Anfangs wirkt die Story durch die lose Aneinanderreihung von verschiedenen Plots noch recht konfus, aber spätestens mit dem Auftauchen von Charlies Bruder Spider ändert sich das und schnell fokussiert sich die Erzählung auf zwei sehr gute Handlungsfäden, die sich immer wieder kreuzen und letztendlich zusammengeführt werden.

„Anansi Boys“ ist quasi ein modernes Märchen, das für Gaiman Verhältnisse sogar als recht harmlos bezeichnet werden kann, denn die blutigen Grausamkeiten, die der Autor schon so oft und so gerne präsentiert hat, sucht man in diesem Roman weitestgehend vergebens. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass der Roman deswegen schlecht ist. Ganz im Gegenteil, gerade die Abwesenheit dieser Brutalität gibt der Story einen besonderen Touch.

Ein weiteres tolles Buch von Neil Gaiman, das aber nicht als sein bestes Werk bezeichnet werden kann.