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The Empyrean Odyssey 2 - The Fractured Sky
Bewertung:
(3.9)
Von: Peter Basedau
Alias: Zanan
Am: 14.02.2009
Autor:Thomas M. Reid
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:0-7869-4807-9
Inhalt:312 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Englisch

Aliisza lachte. “Wenn alles gesagt und getan ist, werde ich ohnehin nur einer Person dienen!“ Mir, fügte sie in Gedanken hinzu.

 

Vorab

The Fractured Sky ist der zweite Band der „Himmlischen Odyssee“ und erzählt die für die Welt des Settings wichtige Mittelphase, also das „wie konnte das passieren“ im Götterzwist. Ähnlich wie in der Lady Penitent / Die Büßerin – Trilogie ist letztlich der Ausgang der Serie bereits bekannt, wenn man denn die entsprechenden Quellenbücher oder Foren kennt.

Die ungewöhnlichen Helden der Reihe, gute wie böse, ziehen weiter durch die Ebenen und müssen sich dabei nicht nur ihren jeweiligen Gegnern stellen, sondern auch ihrem eigenen Gewissen und dem Zwist innerhalb der bunt zusammengewürfelten Gruppen. Dabei lernen wir ganz andere Seiten von den sonst eher als genial und äußerst „gut“ gezeichneten Engeln* kennen, doch dieser Trend ist nicht neu. Gerade in den letzten Trilogien schwinden die vormals dogmatischen Grenzen zwischen den Gesinnungen und zweidimensionale Charaktere erhalten ein natürlicheres Gesicht.

 

Aufmachung

Jeff Nentrup zeichnete wie bereits zu The Gossamer Plain ein stimmungsvolles Cover. Vor einem stürmisch-roten Himmel zerbricht das Haus der Triade* und Allisza sieht zu, wie sich dieses Drama entfaltet. Dem Roman fehlt eine Namensliste oder ein Karte, doch beides ist bei der relativ geringen Anzahl an Protagonisten auch kein Verlust. Gewohnt gute WotC – Qualität.

 

Alle Übersetzungen im Text stammen aus der Feder des Rezensenten und sind nicht zwangsläufig offiziell.

 

Allgemeiner Inhalt

The Fractured Sky schließt nahtlos an The Gossamer Plain an, die vier Hauptakteure beginnen ihre Jagd auf den Cyric–Priester* Zasian Menz und dessen Verbündete. Nachdem sie Zasian den Zugang zum Haus der Triade* ermöglicht haben, flieht dieser im Körper des Sturmdrachen* Tekthyrios und eine Hetzjagd über diese Ebene, den alle Ebenen verbindenden Weltenbaum und schließlich bis nach Dweomerherz, das Reich der Göttin Mystra*, beginnt. Der Astral Deva* Tauran kann den Marquis Cambion Kaanyr Vhok* sowie dessen Geliebte Aliisza* davon überzeugen, den Cyricanhänger auch in dieser, den Dämonen so feindlich gesinnten Welt, zu verfolgen. Er bindet Kaanyr mit einem Zauber an sich, während die Alu-Dämonin* dem Deva aus freien Stücken folgt. Ihr Sohn, der Halb-Drow-Halb-Dämon Kael, ein göttlicher Streiter Torms*, bleibt natürlich auch an Taurans Seite, doch schnell stößt der Engel auf Widerstand. Dies liegt nicht nur an der Wahl seiner Begleitung, sondern der Tatsache, dass das Haus der Triade von einer starken Unruhe erschüttert wird, da zwei seiner Götter im Zwist liegen. Tyr will Tymora* einen Platz im Haus der Triade anbieten, doch dem widerspricht Helm. Dieser Streit manifestiert sich in einer Haus-der-Triade – globalen Katastrophe, denn Stürme enormen Ausmaßes verwüsten die fliegenden Inseln dieser Ebene. Als seien dies nicht genug Probleme, stellt sich Taurans Freund, Micus, ebenfalls gegen den Deva, da er an dessen Motiven zweifelt und ihn vom „rechten Pfad“ abweichen sieht – augenscheinlich der Einfluß der Dämonen! Während Tauran um Anerkennung seiner Begleitung und Aufgabe kämpft, arbeitet Zasian an der Ausführung seiner Pläne. Er muss im Haus der Triade eine mächtige Dienerin Shars* befreien und mit dieser den Weltenbaum erreichen. Von dort hat er Zugang zu Mystras Reich und damit sein Gott eine Chance, die verhasste Rivalin auszuschalten. Taurans Rennen gegen die Zeit und den drohenden Untergang der bekannten Welten beginnt.

 

Inhalt

(Vorsicht, hier gibt es Informationen, die den Lesespaß arg reduzieren!)

Die Jagd auf Zasian nimmt einen Großteil des Buches ein, als Nebenhandlung läuft der innere Zwist vor allem der gut gesinnten Engel ab, die die Handlungen ihrer Schutzgottheiten kaum nachvollziehen können und mit ihrem Glauben an Recht und Ordnung an ungeahnte Grenzen stoßen. Tauran – nach tausendjährigem Dienst für Tyr – verliert das Vertrauen in die Rechtmäßigkeit des Handelns seines Gottes, was ihn in den Augen seines Freundes Micus zum Abtrünnigen werden lässt. Tauran hinterfragt sein eigenes Urteilsvermögen ein ums andere Mal, kommt jedoch zudem Schluss, dass das zerstörerische Element, welches mit Zasian ins Haus der Triade eindrang, der Grund für den Kampf der Götter ist. Um Dieses Element zu beseitigen, benötigt er die Hilfe ähnlich gearteter Kreaturen, in diesem Falle von Kaanyr Vhok und Aliisza. Während ihm seine alte Kameradin, die Astral Deva Eirwyn, zustimmt und rät, wie bisher seinen eigenen Weg zu gehen und auf seine Erfahrung zu vertrauen, will sich Tauran dennoch dem Konzil des Hauses der Triade offenbaren, da er mit deren Verständnis rechnet. Doch das Konzil ist zerstritten, denn keiner kann sich wirklich das Verhalten der Götter erklären, noch maßt sich jemand an, es als etwas anderes als „richtig“ zu interpretieren. Dahingehend ist Taurans Idee äußerst unwillkommen, um nicht zu sagen blasphemisch. Zudem wurde er bei seinem Austausch mit Eirwyn belauscht und seine Kritik an der Rechtmäßigkeit von Tyr Handlungen offenbar. Das Konzil handelt wie Taurans Freund Micus ‚ultra-konservativ’ und setzt alle vier fest, und entmündigt Tauran, mit Kaanyr einen verbindlichen Pakt schließen zu dürfen.

Die vier können jedoch entkommen als der Zwist zwischen den Göttern die Welt weiter erschüttert. Sie verfolgen Zasian auf eigene Faust, werden jedoch selbst von Micus gejagt. Der Cyric – Priester hat seinen ersten Erfolg bereits verbucht, denn er konnte eine mächtige Assassine Shars befreien, die Schattenmystikerin Kashada. Mit ihr Letzterer und dem ihm unterwürfigen Halbdrachen* Myshik legen sie Spuren aus, die für Tauran recht einfach zu finden sind. Dies ist dem Engel bewusst und er ahnt, dass Zasian einen Plan verfolgt, zu dem er die Anwesenheit des Engels und seiner Begleiter benötigt. Um diese Reihenfolge zu unterbrechen und selbst die Initiative zu übernehmen, beschließt Tauran, das „Allsehende Auge zu befragen, den Gott Savras. Dazu verlassen die vier das Haus der Triade und versuchen über den Weltenbaum* (Yggdrasil) nach Dweomerherz zu gelangen, die Welt der Götter der Magie. Doch auf diesem Weg stoßen sie wiederum auf Zeugnisse von Zasians Anwesenheit. Unterdessen hat Tyr dem Engel seine göttliche Gunst entzogen, so dass sich die Helden vor allem auf Kael (der Torm verehrt) und die Magie und Schwertkunst der Dämonen verlassen müssen. Auch endet der Zwist zwischen Helm und Tyr blutig, denn Helm fällt im Kampf und der „Himmel“ im Haus der Triade bricht. Der dogmatische Kampf zwischen den Anhängern der Gottheiten nimmt exzessive Formen an, die an die frühmittelalterliche Inquisition und deren „automatische Rechtmäßigkeit“ erinnern:

 

Eirwyn, eine Astral Deva im Dienste Helms („The Watcher“) kommt vor das Konzil, um die Stimme für Tauran zu erheben, als ihr Folgendes verkündet wird:

 

„The moment the Watcher fell before Tyr’s blade,“ the High Councilor said from his position at the middle of the raised dais, “it was decreed that all who had been loyal to Helm would be offered a place under the Maimed God’s (i.e. Tyr, d.A.) protection and guidance. Those who refuse would be found guilty of abetting Helm’s own crimes and punished accordingly.”

“Tyr has spoken, Eirwyn, … Your loyalty to Tauran is not only misplaced, but criminal.”

 

In Dweomerherz befragen die vier Helden die Zukunft, indem sie in einer Art Labyrinth jeweils einzeln ihren Wunsch nach Wissen über die Zukunft nachgehen. Aliisza verspätet sich bei ihrer Rückkehr und fällt auf ihrer Suche nach dem Ort des kommenden Götterkampfes Micus in die Hände. In einer Kuppel hoch über der Stadt des Allsehenden Auges kommt es zum Zusammentreffen aller Beteiligten und letztlich hat Zasian sein Ziel erreicht. Augenscheinlich folgten Tauran und die seinen dem Plan des Cyric–Priesters und das Schicksal nimmt seinen Lauf, wenn auch mit einigen unerwarteten Wendungen.

 

Fazit:

Hauptproblem bleibt hier wie auch bei der Lady Penitent – Trilogie die Tatsache, dass die Götter handeln, als seien sie Sterbliche - mitunter bar jeden göttlichen Verstandes. Ganz nach dem Vorbild der griechischen Mythologie. Nachteilig ist zudem, dass die Vorgaben des Verlages hinsichtlich der Änderungen am Setting sehr klar waren, bereits im Voraus (The Grand History of the Realms) erläutert wurden und daher der Überraschungsfaktor eher gering ist. Was im Gegensatz zu The Gossamer Plain allerdings enttäuscht, ist das sehr ungewöhnliche Handeln der Hauptakteure (nicht zuletzt aller Engel) wie auch das Ende des Romans. Denn den Gedankengängen des Autors kann man nur schwerlich folgen, wer hier letztlich die Rolle welchen Gottes einnahm und warum diese überhaupt anwesend oder betroffen waren, bleibt ein Rätsel. Die Engel handeln sehr dogmatisch und verstörend naiv – gerade für nahezu unsterbliche Kreaturen mit Tausenden von Jahren an Erfahrung. Ob dies vom Autor so gewollt war, bliebe zu erörtern, zeigt er uns doch so einen Aspekt auf, den man solch rechtschaffenen Wesen mitunter nicht zutrauen würde.

Alles in allem ist The Fractured Sky ein lesenswerter Roman, der uns auf unterhaltsame Weise durch eine nicht direkt zu Faerûn gehörende Welt der Forgotten Realms führt. Lesern, die die Geschichte um die sich verändernde Götterwelt Faerûns nicht kennen, werden sicher genügend Spannungspotential finden, doch ob sie bis zum November 2009 warten können, um das Ergebnis des Götterzwistes zu erfahren?

 

 

Anmerkungen

Thomas Reid kennt sich als Autor verschiedener Quellenbücher gut mit dem Regelwerk aus und dahingehend gehört er zu denjenigen Schriftstellern, die nicht über die Ziellinie hinausschießen und den Charakteren Freiheiten gewähren, die den Regeln nicht entsprechen. Zudem gibt er uns vielerlei Details zum Ablauf des „Göttersterbens“ kurz vor und während der sogenannten Spellplague – hier jedoch abseits von Faerûn.

Die einzelnen Götterwelten Faerûns wurden im Forgotten Realms Campaign Setting (3,0E) bzw. dem Players’ Guide to Faerûn (3,5E) dargestellt und erläutert. Bilder zu den einzelnen Wesen finden sich über den angegebenen Link im Monster Manual. Aliisza und Kaanyr Vhok wurden ausführlich in dem AD&D – FR – Abenteuerband Hellgate Keep vorgestellt und beschrieben.

 

 

Alu-Dämon – Nachkommen von dämonischen Succubi und Sterblichen, die niedere Dämonen mit Zauberfähigkeiten sind. Allisza wird in Hellgate Keep als Magieirn der 12. Stufe angegeben. Die Englische Bezeichnung ist alu-fiend, die aus AD&D stammt. Diese „lesser tanar’ri“ wurden offiziell nicht in D&D 3E konvertiert. Als einzige Unterart der ansonsten stets chaotisch-bösen Dämonen war es möglich, dass Alu-Fiends auch chaotisch-neutral sein konnten.

 

Astral Deva – Eine Unterart der Engel, die rechtschaffen-gut sind und gleichgesinnten Göttern dienen. (Im Bild der Angels die Gestalt im Vordergrund.)

 

Cyric – Der chaotisch-böse Gott des Verrats, der Hinterhältigkeit und des Mordes, Todfeind von Mystra.

 

Dweomerherz – Das göttliche Reiche (Ebene) der Götter der Magie Faerûns.

 

Engel – Eine Art von Kreaturen im D&D – System, die gutgesinnten Göttern und mitunter auch Helden dienen. Sie leben in den Reichen ihrer Götter. (siehe: Angels im MM – Link.)

 

Halbdrache – Nachkomme der Liason eines Drachen (hier Blauer Drache) mit einem Menschen (vgl. MM – Bild).

 

Haus der Triade – Die Ebene der Göttertrias von Ilmater, Tyr und Helm, gleichzeitig auch Heim von Torm und Siamorphe. Als Tyr Tymora ins Haus einladen will, geht Ilmater (in Sunes Reich) und Helm hinterfragt die Entscheidung Tyrs. Beide Götter glauben (augenscheinlich) an die eigene Unfehlbarkeit ihrer Handlungen und es kommt zum letztlich blutigen Kampf.

 

Helm – rechtschaffenneutraler Gott, „Der Wächter und Beschützer“

 

Marquis Cambion – Wie Alu-fiends eine Unterart der Dämonen, die aus einer Liason eines Dämonen (in Kaanyrs Fall der Marilith) mit einem Sterblichen hervorgeht. Marquis Cambions waren in AD&D eine eigene Unterart der Dämonen, wurden in 3E zu Halbdämonen (MM bzw. Expedition to the Demonweb Pits. Nach Underdark / Das Unterreich ist Kaanyr Vhok ein Kämpfer 7 / Schurke 2 / Magier 6.

 

Mystra – Die neutral-gute Göttin der Magie Faerûns.

 

Shar - Die mächtige, neutral-böse Göttin der Nacht und "des Verlustes", auch die Nachtsängerin genannt. Todfeindin Mystras und Herrscherin über das Schattennetz, die dunkle Seite der Magie.

 

Sturmdrache – Eine Drachenart, die gut gesinnt ist und unter anderem auf den Ebenen der Götter beheimatet ist.

 

Torm – Ein rechtschaffen-guter Gott der Treue, Pflichterfüllung und Ergebenheit.

 

Tymora – Die chaotisch-gute Göttin des Glücks.

 

Tyr – Der rechtschaffen-gute Gott des Rechts.

 

Weltenbaum – Ähnlich dem Baum aus der germanisch-nordischen Mythologie (hier wie da Yggdrasil), der die Welten verbindet, ist der hiesige Weltenbaum ein Konstrukt, mit dem man die verschiedenen Ebenen der Welt dieses Settings bereisen kann, so man nicht auf Zauber zurückgreift. Jede Ebene stellt eine eigene Welt dar, wobei Faerûn eine weltliche, materielle Ebene ist, auf der die Menschen und andere Wesen leben. Jedes Götterreich ist ebenfalls eine Ebene, so wie die „Neun Höllen“ der Teufel oder der „Abgrund“, in dem die Dämonen beheimatet sind.

 

 

Thomas M. Reids - Forgotten Realms Bibliographie

 

Novels

 

The Empyrean Odyssey – Trilogy

 

- The Gossamer Plain

- The Fractured Sky

- The Crystal Mountain (November 2009)

 

The Scions of Arrabar - Trilogy

 

- The Sapphire Crescent

- The Ruby Guardian

- The Emerald Scepter

 

War of the Spider Queen

 

- Insurrection (WotSQ Book II)

 

Greyhawk Classics

 

- The Temple of Elemental Evil

 

Sourcebooks

- Core Epic Level Handbook (mit Andy Collins & Bruce Cordell)

- FR Anauroch (mit Greg Vaughan & Skip Williams)

- FR Champions of Valor (mit Sean K. Reynolds)

- FR Shadowdale (mit Rich Baker & Eric L. Boyd)

- FR Shining South