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Power Cards - Divine Power
Bewertung:
(4.0)
Von: Stefan Koller
Alias: Windjammer
Am: 24.04.2010
Autor:
Typ:Rollenspielzubehör
System:D&D 4e
Setting:Generisch
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-5542-8
Inhalt:Je 100 Power Cards
Sprache:Englisch

 

Anmerkung: Lesern, die mit der Produkt-Idee der „Power-Cards“ unvertraut sind, möchte ich die Lektüre einer früheren Rezension von mir nahelegen, die Ihr unter dem Bewertungsblock verlinkt findet. Dort erfahrt ihr alles über die Produktaufmachung und den Informationsaufbau der Karten. Die dazugehörigen Rezensionsrubriken („Einleitung und Produktaufmachung“, „Aufbau der Karten“) treffen auf alle bisher erschienen Sets der „Power Cards“ zu, weshalb ich diese Rubriken hier nicht wiederhole. Der Rest der Rezension ist völlig neu.

 

Inhalt der Kartensets

Im vorliegenden Set werden die neuen Mächte für die göttlichen Klassen, die im Erweiterungsband „Divine Power“ behandelt wurden, nachgeliefert: Wir bekommen Mächte für Kleriker, Paladine, Avenger und Invoker. Das heißt, man bekommt pro Kartenset einen Satz von 100 Karten, der von Stufe 1 bis 29 alle im Buch abgedruckten Mächte beinhaltet. Nicht beinhaltet sind Mächte, die auf einzelne Legendäre Pfade zugeschnitten sind. Dafür erhält man einen kleinen (im Schnitt: 8 Karten großen) Satz an Leerkarten, die man selber beschriften kann. In der Regel erhält man hier an Freikarten: 1 „at-will“-Macht, 2 Begegnungsmächte, und jeweils 1 bis 2 „daily“- und „utility“-Mächte. Die Anzahl der Leerkarten ist somit massiv geringer als in früheren Sets (zum PHB 2 bekam man in der Regel 15 - 20 Leerkarten pro Kartensatz!). Auf der 100. Karte des Sets findet sich eine Werbung für den D&D-Insider. Eine Anleitung, wie man aus dieser ansonsten eher nutzlosen Packungsbeilage doch noch eine wertvolle Spielhilfe bastelt (eine sogenannte „Wild Card“), findet ihr unter der bereits erwähnten (nebenan verlinkten) Rezension zu einem früheren Kartenset verlinkt.

Auf die diversen Mächte der einzelnen Klassen werde ich hier nicht eingehen, sondern auf Coldwyns ausgezeichnete und ausführliche Rezension des zugrundeliegenden Buches „Divine Power“ verweisen (die ich ebenfalls oben verlinkt habe). Ich teile Coldwyns Einschätzung, dass insbesondere Paladine von den neuen Mächten am meisten profitieren und Kleriker eher stiefmütterlich behandelt wurden. Hinweisen muss ich aber auch darauf, dass nach Erscheinen seiner Rezension eine neue Errata zum PHB1-Kleriker erschienen ist (Anfang März 2010), die den Vergleich zwischen dem PHB1-Klerikern und den „Divine Power“-Builds noch mal etwas relativiert. Kleriker-Spieler sollten sich insofern auf jeden Fall die neuesten Errata gründlich zu Gemüte führen, bevor sie sich für oder wider einen der neuen Kleriker-„Builds“ entscheiden.

 

Bewertung:

Die Grundfrage ist wie immer: Für wen kann man dieses Produkt empfehlen? Zunächst einmal dürften Leute mit DDI-Abonnement und einem tauglichen Farbdrucker völlig aus der Zielgruppe fallen. Weiters ist es fraglich, ob Leute, die unabhängig davon bereits über das zugrundeliegende Buch Divine Power verfügen, diese Karten brauchen. Neue oder aktualisierte Regelinhalte winken ihnen nicht, denn offizielle Errata sind nicht in das Produkt eingeflossen. Wer gerne mit aktuellen Regeln spielt, muss also bei diesen Karten das eine oder andere noch nachbessern, da die Errata-Angaben mit Buchseitenangaben indiziert sind, die Karten aber nicht auf die Seite des Buches verweisen, von der sie stammen, ist das eine leider mühselige Angelegenheit.

Mehr noch, wie schon bei früheren Kartensets sind deren (über das erste Spielerhandbuch hinausgehende) Regelinhalte nicht durch eine Packungsbeilage erklärt. Man kommt also um einen Kauf des Buches „Divine Power“ ohnehin nicht herum (was schade ist, da oft eine halbe A4-Seite ausreicht, um die neuen Klassen-Builds und deren „Keywords“ vollständig zu erklären). Wie schon bei früheren Kartensets ist eindeutig zu bemängeln, dass die Packung auf diesen Sachverhalt nicht hinweist – sondern suggeriert, dass Leute, die nur das PHB 1 besitzen, die Karten vollwertig nutzen können. Zum Kennenlernen neuer Klassenbuilds (die wie üblich durch neue Mächte vorgestellt werden) eignen sich die Karten deshalb nur teilweise.

Daraus ergibt sich, dass die Karten letztendlich nur für Leute sinnvoll sind, denen eine Klasse ganz besonders am Herzen liegt und die relativ sicher wissen, dass sie einen Charakter dieser Klasse auch über eine längere Kampagne spielen werden. Nur zum Ansehen und in das Regal stellen eignen sich die Karten denkbar schlecht, da sie grafisch nicht ansprechend sind und kompromisslos auf ihre Funktionalität am Spieltisch konzipiert wurden.

 

Viele der Grundüberlegungen, die Rezensenten zu früheren Kartensets geäußert haben, bleiben natürlich auch hier relevant. Der Kunde sollte sich überlegen, ob ihn die Karten grafisch ansprechen oder ob er lieber aus anderen Quellen schöpft, um sich „Power“-Karten zu basteln bzw. auszudrucken. Ein gravierender Unterschied zu den DDI-Karten besteht weniger beim Layout als bei der Herstellungsqualität (Druckqualität und Laminierung der Karten). Hinweisen möchte ich noch mal darauf, dass extrem wenige Leerkarten in den Sets enthalten sind. Man muss sich also klar sein, dass man zwar mehr Mächte als in früheren Sets bekommt, aber im Gegenzug weit weniger Spielraum hat, die Leerkarten zu nutzen, um daraus Karten für brandneue Mächte aus dem „Dragon“-Magazin zu zaubern. Wer die Karten für Letzteres nutzen möchte, sollte sich also eher das Vorgängerset für seine Klasse zulegen (also die „Power-Cards“ für das erste Spielerhandbuch).

Abschließendes Fazit:

Die Power Cards sind ein gutes Produkt, welches man nicht unbedingt braucht, wenn man auf die neuen Mächte aus Divine Power bereits aus anderen Quellen wie dem Buch selbst oder dem D&D Insider zurückgreifen kann. Wer gezielt zusätzliche Mächte für lediglich ein bis zwei der göttlichen Klassen sucht, erhält hier jedoch eine sehr gute Ressource, die Ausbaumöglichkeiten seiner Charaktere zu erweitern. Gerade Spieler, die sich auf eine der göttlichen Klassen in einer längeren Kampagne festgelegt haben, sollten sich diese sehr schön und stabil gestaltete Zusatzkomponente zur 4. Edition nicht entgehen lassen. Meine relativ hohe Note von 4.0 bezieht sich auch ausschließlich auf die Nutzbarkeit des Produkts für diese Zielgruppe. Alle anderen Kundengruppen mögen die Note um 1.0 bis 2.0 senken.