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Marvel Noir: X-Men 1
Bewertung:
(3.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 24.04.2010
Autor:Autor: Fred van Lente, Zeichner: David Calero
Übersetzer:Bernd Kronsbein
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Marvel Noir Universum
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:DNOIR002 (Verlagsinterne Nummer)
Inhalt:128 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale X-Men Noir 1-4
Preis:14,95 EUR
Sprache:Deutsch

Nach dem gelungenen "Marvel Noir: Spider-Man" kommt nun der nächste Band aus dem dunklen alternativen Marveluniversum.

 

Inhalt:

New York 1937. Zeppeline schweben über der Metropole, deren Unterwelt von der Bruderschaft mit stahlharten Fäusten beherrscht wird. Um sich von all der Korruption und dem Siegeszug des Verbrechens abzulenken, liest man die Pulp Geschichten von Bolivar Trask oder geht in eines der angesagtesten Kasinos der Stadt. Als die Leiche von Jean Grey gefunden wird, wir dein junger Detective darauf angesetzt und muss sich mit einem der großen Probleme der Stadt abgeben - den X-Men - die angeblich eine gefährliche Bande bilden und aus einem Erziehungsheim in Westchester stammen. Doch die X-Men sind schwer zu fassen und als der junge Detective ihnen näher kommt, muss er erkennen, das nicht alles so ist, wie der Eric Magnus, sein Chef bei der Mordkommission, ihm glauben machen will. Und dann ist da noch der mysteriöse Angel, der als echter Engel mit Cape die Bewohner der Stadt beschützt. Aber was hat es mit ihm auf sich?

 

Zu Story, Schreibstil & Artwork:

Im Gegensatz zu dem wirklich grandiosen Spider-Man Noir, kann die Story von "X-Men Noir" (im Folgenden XMN genannt) nicht gänzlich überzeugen, denn sie entfaltete sich nur schwer und zähflüssig. Zwar hat die Erzählung grundsätzlich ein paar tolle Ideen, die auch genug Potential hätten, doch der Autor Fred van Lente, der mit seinen "Marvel Zombies" Geschichten (siehe z.B. Review zu MZ 3) durchaus überzeugen konnte, nutzt hier die Möglichkeiten nicht vollkommen aus. Zu verworren erscheinen die einzelnen Szenen und man tut sich als Leser mitunter schwer, dem Plot zu folgen. Interessant sind aber die verschiedenen Charaktere platziert und inszeniert. Eric "Magneto" Magnus als Chief der Mordkommission beispielsweise oder gar die X-Men als mysteriöse und vor allem geächtete Bande. Hier werden die X-Men aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet und gerade das ist der interessante Teil des Comics. Wer bei XMN eine echte Superhelden-Story erwartet, ist sowieso gänzlich fehl am Platze. Bei "Spider-Man Noir" hatte Peter Parker zumindest ein wenig Ähnlichkeit mit dem eigentlichen Spider-Man, aber bei XMN sind diese Ähnlichkeiten fast gänzlich verschwunden. Sicher, die Mutanten haben immer noch ihre besonderen Fähigkeiten, aber wirklich schlagkräftig erscheinen sie dabei nicht. Vor allem fehlt der Geschichte aber der echte Tiefgang und das ist schade, denn XMN hätte viel mehr sein können. So hebt es sich nicht wirklich nennenswert aus der Masse des Durchschnitts heraus.

 

Die Artworks haben ein ähnliches Problem. Prinzipiell sehen sie recht schick aus und erzeugen auch ein sehr stilvolles und passendes Ambiente, das den Noir-Charakter des Settings hervorragend herüber bringt. Auf der anderen Seite sind gerade Gesichtszüge und Mimik oftmals zu grob oder zu dunkel. Dadurch wird es häufig sehr schwer, die verschiedenen Protagonisten auseinander zu halten, was das Lesen noch zusätzlich erschwert.

Überhaupt haben die Panels schon recht unterschiedliche Qualitäten. Bei einigen Illustrationen sind sehr feine Details zu erkennen, andere sind deutlich gröber. Zeichner Calero scheint hier keine beständige Linie gefunden zu haben. Dafür gibt es dann aber auch wieder einige Panels, die richtig klasse aussehen - beispielsweise die fette Explosion ziemlich am Ende des Bandes (ich will hier nicht zu viel verraten)

 

Qualität & Ausstattung:

XMN kommt als Softcover mit Faltklappen und ist 128 Seiten stark. Die Qualität der Produktion ist wie immer hervorragend und auch die Übersetzung ist gelungen. Allerdings stören die durchweg ge-xten Schimpfwörter ein wenig, aber höchst wahrscheinlich wurde dies ganz bewusst von Autor und Zeichner so präsentiert und im Deutschen einfach nur übernommen. Abgeschlossen wird der Band von einer Geschichte über die so genannten Sentinels von Bolivar Trask und einer sehr umfangreichen Skizzen- und Cover-Galerie.

 

Fazit:

Nach dem wirklich gelungenen Spider-Man Noir habe ich mich auf diesen Band sehr gefreut, doch leider war die Enttäuschung nach dem Lesen eher groß. XMN überzeugt nicht wirklich, bietet zwar gute Ansätze und Ideen, hat durchaus Potential, das alles wird aber nicht gut genutzt oder gar umgesetzt. Die Story ist zu schleppend und zu verworren, obwohl die verschiedenen Charaktere des Marvel/X-Men-Universums ganz gut platziert worden sind.

Einen ähnlichen Eindruck hinterlassen die Artworks, die zwar im Großen und Ganzen schick aussehen und das Noir-Feeling gut rüberbringen, aber auf der anderen Seite auch teilweise zu düster und zu grob sind, so das man Charaktere nicht immer unterscheiden kann. Auch das hätte man besser machen können.

Schade, denn hier wurde eine tolle Idee verhunzt und so ist dieser Band nur echten X-Men Hardcore-Fans zu empfehlen. Ich persönlich würde eher zu "Spider-Man Noir" greifen und/oder auf die kommenden Noir-Bände warten (Daredevil und Wolverine).