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The Next Generation 2 - Widerstand
Bewertung:
(3.3)
Von: Nico Kevin Bracht
Alias: Cut
Am: 17.06.2010
Autor:J.M. Dillard
Übersetzer:Bernd Perplies
Typ:Roman
System:---
Setting:Das Star Trek Universum (nach dem Kinofilm Star Trek „Nemesis“)
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-941248-62-5
Inhalt:277 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,80 € (B
Sprache:Deutsch

Vorbemerkung:

„Widerstand“ schließt an die in „Tod im Winter“ begonnene Handlung an. Es handelt sich um den 2. Band der bei CrossCult erscheinenden Buch-Reihe, die die Handlung der Serie „Star Trek – The Next Generation“ (TNG) nach den Ereignissen des Kinofilms „Star Trek – Nemesis“ weitererzählt.

Diese ursprünglich bei Pocket Books erschienene Buchreihe gipfelt dann letztendlich in der Crossover-Trilogie „Star Trek – Destiny“, in der ein zentrales Thema des Star Trek Universums zu einem Ende gebracht wird.

 

Anders als bei „Tod im Winter“ handelt es sich bei „Widerstand“ um ein klassischeres TNG-Abenteuer, das sich hauptsächlich an Bord der U.S.S. Enterprise (-E) abspielt. Wie der Titel (und auch das Cover) schon vermuten lassen, stehen die Borg im Vordergrund der eigentlichen Abenteuer Handlung, während sich das Buch selber stark mit der Charakterfindung und- entwicklung auf der Enterprise befasst.

 

Der Autor, der Inhalt und der ganze Rest

„Widerstand“ wurde wie sein Vorgängerroman „Tod im Winter“ von einem etablierten Star Trek Autoren, J.M. Dillard, geschrieben. Dillard hat schon seit Jahren immer wieder Romane abgeliefert, die im Star Trek Universum spielen und genießt unter den Fans von Star Trek-Literatur eigentlich einen guten Ruf.

 

Eines gleich vorne weg: „Widerstand“ gefährdet diesen Ruf! Die Handlung ist schnell zusammengefasst und erinnert (leider nicht nur zu Beginn des Buches) frappierend an den Inhalt des Kinofilms „Star Trek – Der Erste Kontakt“:

 

Picard, immer noch Kommandant der Enterprise, wird plötzlich wieder von Albträumen geplagt, die ziemlich exakt der Eröffnungssequenz von „Der Erste Kontakt“ entsprechen. Picard merkt, dass er auch im wachen Zustand hin und wieder die Stimme des Borg-Kollektivs hören kann. Er wendet sich sofort an die Sternenflotte, weil ihm klar wird, dass die Borg, in der Nähe der Position der Enterprise, wohl ein neues Schiff konstruieren und damit die Föderation angreifen wollen.

Aus nicht nachvollziehbaren Gründen verweigert die Sternenflotte, zu allem Überfluss auch noch in Person von Admiral Janeway, Picard die Erlaubnis, mit der Enterprise sofort einzuschreiten. Vielmehr wird ihm befohlen, auf Seven of Nine zu warten und mit ihr zusammen den Ort auf zu suchen, an dem er glaubt, das neue Borgschiff vorzufinden.

Picard ist sich jedoch sicher, dass die Zeit zu knapp ist, um auf das Shuttle mit Seven zu warten und die Borg nur durch sofortiges Handeln gestoppt werden können. Also setzt sich Picard (einmal mehr) über die Befehle des Sternenflotten Kommandos hinweg und nimmt Kurs auf die Borg.

Natürlich ist Janeways Einschätzung, die Borg wären durch die Ereignisse um die Rückkehr des Raumschiffs Voyager aus dem Delta-Quadranten vernichtet worden (siehe die letzten beiden TV-Episoden der Serie „Star Trek – Voyager“: Endspiel I und II) falsch, und es ist an Picard, einmal mehr, die Föderation vor dem schlimmsten aller Schicksale zu retten.

 

Neben dieser an sich schon nicht all zu neu anmutenden Geschichte, die auch nicht wirklich durch neue Winkelzüge zu überraschen vermag (ja, Locutus ist auch wieder mit dabei!), versucht der Autor eine weitere Handlungsebene zu etablieren, die sich mit der Neubesetzung vakanter Positionen auf der Enterprise beschäftigt und Augenmerk auf die Etablierung und Entwicklung der Beziehungen der Crew untereinander hat. So haben mit Riker und Troi, der etatmäßige Erste Offizier und der Schiffscounsellor die Enterprise in Richtung U.S.S. Titan verlassen (Rikers erstes eigenes Schiff!). Außerdem hat Commander Data, der bereits als Rikers Nachfolger feststand, die Ereignisse aus „Nemesis“ mit dem Leben bezahlen müssen und ist nunmehr auch nicht mehr mit von der Partie. Die Möglichkeit, die bereits im Kinofilm „Nemesis“ angelegte „Wiedergeburt“ Datas voranzutreiben, verschließt Dillard nicht nur sich selber, sondern, in dem Picard und LaForge der Stillegung B4s zustimmen, auch zukünftigen Autoren der Reihe.

Commander Worf soll die nunmehr erneut vakante Stelle des Ersten Offiziers einnehmen, weigert sich jedoch zunächst. Dillard versucht dieses Verhalten mit den Ereignissen aus der Serie Deep Space 9 zu begründen, in der Worf die Liebe zu seiner (späteren) Ehefrau Jadzia Dax über seine Pflichten als Offizier stellt und um sie zu retten, das Rettung eines cardassianischen Informanten unterlässt. Doch hier fangen die Probleme schon an. Die Darstellung von Worf in diesem Kontext gelingt Dillard leider überhaupt nicht. Er wirkt nicht wie ein stolzer, klingonischer Krieger, sondern eher wie ein störrisches Kind. Warum sich Picard über 200 Seiten bemüht, den Klingonen davon zu überzeugen sein Stellvertreter an Bord des Flaggschiffs zu sein, ist unergründlich.

 

Tatsächlich sind die Darstellungen der bekannten Figuren durch die Bank weg nicht so, dass man sie als stimmig und charakterlich nachvollziehbar einordnen würde. Dr. Crusher bläst sich etwa dem neuen Sicherheits-Chef gegenüber in einer Art auf, die absolut nicht zu ihrem Charakter passt. Dies sind nur einige Beispiele. Auch LaForge bleibt sehr blass und an allen Ecken und Enden merkt man schon hier, wie sehr die Figur Datas zur Chemie der Serie TNG beigetragen hat. Data fehlt der Geschichte vorne und hinten.

 

Doch auch die vom Autoren neu erschaffenen und eingeführten Figuren vermögen mich nicht zu überzeugen, sei es, weil ihre Lebenserwartung nicht sehr hoch war, oder weil die Hintergründe der Figuren nicht ins TNG Szenario passen. So braucht man sich an den neuen Sicherheitsoffizier Battaglia nicht zu gewöhnen, da er leider sehr schnell ein Opfer seines Jobs wird. Während Battaglia noch sympathisch genug wirkte, um mit ihm warm zu werden, so halte ich schon die Konzeption von der Nachfolgerin Deanna Trois für wenig sinnvoll: ein vulkanischer (!) Schiffs-Counsellour ist für mich ein schlechter Witz.

T’Lana, die Deanna Troi ersetzen soll, bringt neben einer gesunden Portion vulkanischer Sturheit auch noch eine dicke Ablehnung gegen Worf mit an Bord. Sara Nave, eine junge neue Navigatorin, nimmt nunmehr den Platz auf der Brücke ein, den sonst Wesley Crusher, Ro Laren oder Lt. Hawke inne hatten.

 

Inhaltlich plätschert „Widerstand“ in relativ bekanntem Fahrwasser dahin.

Die Borggeschichte ist lesbar, aber bietet nichts, was nicht in dieser oder ähnlicher Form da gewesen wäre.

 

Als sich Picard ein weiteres Mal zu Locutus wandelt, wollte ich das Buch schon fast weglegen, habe dann aber doch weitergelesen und bin doch noch einer innovativen Idee des Autoren begegnet. Diese Idee beschert Dr. Crusher einen starken Auftritt im durchaus spannenden Showdown des Buches und dem Großteil der Crew ein Happy-End.

 

Das Buch:

Das Buch selber zeigt einen Ausschnitt von Picards Gesicht (evtl. einem jungen Picard, der Ähnlichkeiten mit Shinzon aufweißt...) in dessen Auge sich ein Borgimplantat abzuzeichnen beginnt. Hier wurde das Titelbild der US-Originalausgabe verwendet und nicht wie bei „Tod im Winter“ ein neues angefertigt.

 

Zur Qualität der Verarbeitung des Buches gilt das, was ich immer wieder gesagt habe: Bei Cross Cult Romanen ist alles in bester Ordnung. Gutes Druckbild, gutes Papier und stabile Bindung. So soll es sein.

Einzig der Preis von 12,80 € ist für meinen Geschmack etwas zu hoch. Das mag aber daran liegen, dass ich mich noch sehr gut daran erinnern kann, für den Großteil meiner Star Trek Roman Sammlung Preise zwischen 8,90 DM bis 14,90 DM für extrem dicke Schmöker bezahlt zu haben.

Mit deutlich unter 300 Seiten Umfang ist „Widerstand“ nun auch nicht grade ein besonders dicker Wälzer.

 

Die Handlung von „Widerstand“ umfasst lediglich 270 Seiten, der Band enthält aber noch einige Seiten mit einer von Julian Wangler verfassten Aussicht auf die Entwicklung der Borg.

 

Auf einen Teaser, also ein paar Seiten aus einem anderen Star Trek Roman, wurde bei „Widerstand“ verzichtet.

 

Das Fazit:

„Widerstand“ ist die Fortsetzung der Reisen des Raumschiffes Enterprise unter Captain Picard, nachdem dieser fast die Hälfte seiner Kommandocrew verloren hat. Einzig die Gegner bleiben gleich und so schickt J.M.Dillard die neuformierte Crew der Enterprise-E quasi in eine Neuauflage des Kinofilms „Der Erste Kontakt“. Neben der Borghandlung wird versucht, ein paar neue Gesichter auf der Enterprise zu etablieren und ein paar alte Gesichter neuen Aufgabenbereichen zu zu führen. Die Darstellung beider Bereiche blieb dabei hinter meinen Erwartungen zurück.

Zwar lässt sich „Widerstand“ dank großzügig eingebauter Action-Sequenzen und eines durchaus spannendes Finales zügig herunterlesen, aber das richtige TNG-Feeling will bei der Lektüre bei mir nicht aufkommen. Zu groß sind die Ähnlichkeiten in der Handlung mit bereits da gewesenem und zu wenig überzeugen mich die neuen Figuren, die eingeführt werden oder die Darstellung der bekannten Personen.

Wer plant, die epische Star Trek Trilogie „Destiny“ zu lesen, sollte die ganze Relaunch Reihe gelesen haben. Auch in „Widerstand“ sind wieder einige neue Gesichter zu finden und einzelne Mosaiksteinchen enthalten, die für die Destiny-Trilogie gebraucht werden.

Für Gelegenheitsleser ist dieses Buch nichts, schon weil die Hälfte der TNG Protagonisten fehlt und man schmerzlich merkt, dass selbst ein alter Star Trek Hase wie Dillard nicht in der Lage ist, Data in einem TNG Roman adäquat zu ersetzen.