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Kap. 8: Die Waffen der Drow - Teil 1

Vendui jal!

 Nun, um Euch nicht ständig mit trockener Geschichte und Religion zu langweilen, möchte ich heute ein wenig über die magischen Kleinigkeiten berichten, für die unser Volk so berühmt ist. Wie ich darauf komme? Vor drei Tagen, als ich in meiner Residenz in Ched Nasad weilte, sah ich, wie eine Lolthpriesterin einen ihrer Sklaven mit einer Fangpeitsche abstrafte. Sicherlich hatte er es verdient ... allerdings, um eine der Damen der Dunklen Mutter zu einem Zornausbruch zu verleiten fehlt allerdings auch nicht viel. Aber dieser Vorfall brachte mich auf den Gedanken, Euch ein wenig mit den interessantesten Dingen in Sachen Waffen und dergleichen zu informieren. Da wir gerade beim Thema Lolth sind, sollten wir mit den sogenannten Fangpeitschen (Whip of Fangs) beginnen. Diese Waffen, wenn man sie so nennen will, bestehen aus einem Griff aus Adamant, aus dem mehrere Tentakeln oder Arme herausragen. Diese sind magische Schlangen welche geistig mit der Trägerin in Verbindung stehen und jeden angreifen, der der Peitsche zu nahe kommen. Ich denke, ich habe schon fünf- oder sechsköpfige Peitschen gesehen, doch die meisten dieser Waffen haben weniger Arme. Meines Wissens sind sie eine Art Graduierungssymbol, d.h., wenn die Priesterinnen ihre Ausbildung abgeschlossen haben, bekommen sie entweder in den jeweiligen Akademien, oder aber von ihren Matronen Fangpeitschen als neues Statussymbol. Allerdings benötigen sie dazu stets die Einwilligung von Lolth und aus diesem Grund halten die Priesterinnen diese Waffe für ein Geschenk der Dunklen Mutter.

 

Natürlich sind Fangpeitschen in den meisten Fällen recht wirksame Mittel, um Untergebene abzustrafen. Allerdings, nach meiner Auffassung, eignen sie sich absolut nicht im Kampf Mann gegen Mann. Schließlich kann man die Köpfe, wenn man weiß wie, abschlagen und so die Waffen recht schnell unbrauchbar machen. Daher benutzen viele Priesterinnen im Nahkampf Streitkolben, Schwerter und Langdolche, nicht selten auch zwei Waffen gleichzeitig. Wo wir gerade bei diesen normalen Waffen sind, Drow benutzen fast immer Waffen aus eigener oder Duergarproduktion, letztere genießen den Ruf von besonders guter Qualität zu sein. Dabei bevorzugen Drow Adamant und Mithral als Material, welches sich hervorragend verzaubern läßt, wenn es nicht schon durch die Strahlung im Unterreich besondere Qualität erworben hat.

 

Aber zurück zu den magischen Waffen. Ohne Frage ist die bösartigste und zugleich effektivste Waffe in den Händen der Drow die sogenannten alartae und ulartae (Höhere und Meisterfangarmruten - Greater / Master Tentacle Rods). Geschaffen von den Priestern Ghaunadaurs und nur von diesen zu bekommen - auf die eine oder andere Art - stellen sie die tödlichsten Kombinationen von Waffen und Zaubern her, die ich je gesehen habe. Einfachere Varianten haben drei sogenannte Tentakelarme, die auf Befehl des Besitzers hin jedes Ziel innerhalb von 3 Meter Radius angreifen können. Alartae haben hingegen sechs, ulartae zehn Arme. Je nachdem, welche Farbe die Arme haben ist die Wirkung eines Treffers unterschiedlich, denn neben dem eigentlichen Schlag kommen noch Nebenwirkungen hinzu, die von Betäubung, Erblindung und Verlangsamung bis hin zu permanenten inneren und äußeren Verletzungen reichen, die nur durch Wunschzauber wieder behoben werden können. So das Ziel des Angriffs denselben überlebt.

 

Laßt mich heute mit den berüchtigten Todeslanzen schließen. Viele Wächter an den Stadttoren, oder auch jenen der hochrangigen Häuser, benutzen diese etwa zehn Fuß langen Lanzen (oder etwas kürzere Speere), die mit einer recht potenten Magie verzaubert sind. Nur ziemlich erfahrene Magier beherrschen das Geheimnis ihrer Herstellung und geben es auch nicht preis. Ich wurde mehrere Male Zeuge des Einsatzes solcher Lanzen und kann also aus eigener Erfahrung berichten. Ein Haus hatte damals mehrere formorische Riesen eingesetzt, um ein anderes Haus zu attackieren und dabei benutzten die Verteidiger die Speerform dieser Waffe gegen diese Monster. Die Waffe traf den Riesen im Brustkorb und sofort bildete sich um die Wunde eine Eisschicht, so als ob durch den Treffer zusätzliche Magie freigesetzt wurde, die das Blut gefrieren ließ. Dann schossen plötzlich dunkle Tentakeln aus dem Schaft gleich hinter der Spitze der Waffe und gruben sich in die Brust des Monsters, welches daraufhin laut aufschrie und in die Knie ging. So war es dann ein leichtes Opfer für die nun ausschwärmenden Drowverteidiger, die effizient ihre Arbeit verrichteten.

 

Aber genug für heute, ich denke mein alter ego muß wie immer auch noch einige Sätze fallen lassen ...

 


Vendui jal!

 Drowwaffen sind, einfach gesagt, mit das Beste, was man neben elfischen und zwergischen Produkten erwerben kann. Genaugenommen sind sie meist beides. Duergar und Drow schließen sich nämlich oft zusammen und treffen Handelsvereinbarungen auf diesem Gebiet. Duergarstahl gilt als der Beste im Unterreich und am bekanntesten (nun, uns jedenfalls) ist der aus Gracklstugh, Der Stadt der Klingen. Über die Herstellungsmethoden und auch die Materialien gibt es allerdings seit jeher Streit. Und dies hat sich mit der neuen Edition mitnichten geändert. Bislang galt (AD&D), daß Drowwaffen, zumeist aus Adamant hergestellt, in jenem Moment gnadenlos zu zerfallen beginnen, von dem an sie dem Licht der Sonne ausgesetzt wurden/werden. Selbes gilt für Rüstungen. Über Duergarstahl, vermutlich eine Adamant-Mithril-Legierung, ist dergleichen nicht bekannt, auch nicht über die Duergarwaffen und deren Sonnenverträglichkeit.

 

Was das Zerfallen der Drowwaffen angeht, so gibt es eine rollenspielerisch-technische, wie auch eine hintergrundsgebundene Erklärung. Die erste ist relativ einfach: Drowwaffen sind/waren meist besonders gut, aus exzellentem Material und hochgradig verzaubert, es gibt Schwerter mit +6 Boni, +4 und +5 sind keine Seltenheit. Was davon unterreichsbedingt und/oder magisch ist, sei dahingestellt und wird auch meist nicht erläutert. Solche Waffen den "normalen" Spielern in die Hände fallen zu lassen ist sehr stark schädigend für die Gruppe und daher hat man den Zerfallsfaktor eingebaut. Gleiches gilt für Rüstungen. Drowkettenhemden, i.P. Elfenkettenhemden mit einer grundsätzlich um 1 besseren RK, können Verzauberungen von bis zu +5 tragen und wären in den Händen eines Diebes an der Oberfläche einfach unbezahlbar. Zumal sie, wenn man die Quellen kennt, weit häufiger zu bekommen sind als "normale" Elfenkettenhemden.

 

Was den Hintergrund angeht, so kam man auf die pseudomagisch-magnetische Strahlung im Unterreich. Diese nennt sich Faerzress und sorgt dafür, daß die Waffen und Rüstungen auf nichtmagischem Weg Boni bekommen, die sonst nur magische Dinge tragen. Je besser das Material und die Quelle des Faerzress, desto besser (und teurer) die Waffen. Ein Langschwert +6 ist im Handelsort Mantol-Derith für 100.000 GM zu haben. Bringt man sie jedoch aus dem Einflußgebiet des Faerzress, oder zumindestens des Unterreichs heraus, so verlieren die Waffen allmählich ihre Boni und, durch den Herstellungsprozess "bedingt", vertragen diese Waffen kein Sonnenlicht mehr. Dies gilt natürlich nicht für Zauber oder dergleichen, die Sonnenlicht imitieren.

 

Was die 3E angeht, tja, da beginnen die Fragen erst so richtig. Aus irgendeinem Grund kann man nämlich alles bisher Gesagte (und somit einen Großteil des Materials, was über die Drow geschrieben wurde) ad acta legen. Drowrüstungen wie auch Waffen zerfallen nämlich nicht mehr. Jedenfalls ist so der letzte Erkenntnisstand, den die Wizards preisgaben. Wieso und warum? Wer weiß!?! Wahrscheinlich hat es damit zu tun, daß in der 3E nun weit mehr Magie im Spiel ist als zuvor und auch an der Oberfläche Waffen auftauchen, die mit hohen Boni versehen sind. Anzumerken ist hier, daß alle bislang erwähnten Drow keine Adamantwaffen und -rüstungen benutzten, sondern solche aus Mithral. (Anmerkung: Mithril und Mithral ist dasselbe: das erste die deutsche, das zweite die englische Version)

 

Zurück zu den Dingen die Zanan beschrieben hat. Zu viele Werte darf ich hier aus verständlichen Gründen nicht nennen, außer den Tentacle Rods wurde auch noch nichts konvertiert. Fangpeitschen wie alartae und ulartae greifen von sich aus und unabhängig von der Priesterin bzw. dem Priester an. Dahingehend kann es durchaus sein, daß Fangpeitschen schlechtere ETW0s bzw. ABs als die Priesterin oder die Klerikerin haben. Diese letztgenannten Waffen leiden zudem unter dem Nachteil, daß ihre Köpfe mit RK und TP versehen sind und demzufolge verletzlich. Das macht sie in einer Schlacht recht unnütz und Zanan quittierte dies bereits. Nach AD&D dürfen übrigens alle Priester von Drowreligionen jedwede Sorte von Waffen verwenden. Eilistraeedamen bevorzugen Schwerter, aber sind in ihrer Wahl auch nicht eingeschränkt. Arachnen, die specialty priests von Lolth, benutzen zumeist Kurzschwerter, Langdolche, Streitkolben, Wurfspeere und Handarmbrüste, letztere beide mit dem üblichen Schlafgift versehen. Drow sind dafür bekannt, den Zweiwaffenkampf zu pflegen und dahingehend sind Priesterinnen auch nicht eingeschränkt. Fangpeitschen haben im Schnitt 1w4+1 Kopf, nur einmal taucht eine siebenköpfige Peitsche in der Literatur auf - in den Händen von Vendes Baenre.

 

Die ganzen Arten der Tentacle Rods zu beschreiben dürfte schon den ganzen nächsten Beitrag füllen und dies wäre wahrscheinlich höchst inoffiziell. Sie sind ein Produkt der Ghaunadaur-Priester und funktionieren nur in den Händen böser Priester und mit einem passenden Ring. Es gibt drei Unterteilungen, Lesser, Greater und Master Tentacle Rods, die sich durch Anzahl der Fangarme, dem Schaden den diese verursachen, den Zaubern und Wirkungen die damit verbunden sind und ihrem eigenen ETW0 unterscheiden. Warum nun mehrfach gesagt wird, daß diese Waffen so gefährlich sind? Nun, lest folgendes und fröstelt:

 

Ein Bernsteinfarbener Alartae besteht aus einem zwei Fuß langen Griff, aus dessen Ende sechs, acht Fuß lange peitschenhafte Enden hängen. Hat man den passenden Ring nicht aufgesteckt, so ist diese Waffe nichts anderes als ein normaler Flegel für Reiter. Trägt man den Ring jedoch, so verwandeln sich die Arme in bernsteinfarbene Bänder, die sich bis zu zehn Fuß Länge ausdehnen können. Benutzt man diese Waffe im Kampf, so schlagen die Arme blitzschnell jeweils mit einem eigenen ETW0 von 7 zu, ohne das man sie abwehren kann. Ein Treffer verursacht 6 Schadenspunkte pro Arm und sollten drei dieser Arme dasselbe Ziel in einer Runde treffen, so ist dieses betäubt und erleidet - 4 auf alle folgenden Angriffswürfe (drei Runden). Treffen den Unglücklichen alle sechs Arme innerhalb einer Runde, so wird sowohl er wie auch seine Seele "verbrannt" und er erleidet 4W4 zusätzliche SP, von denen 1W6 permanent sind. Alle Gegenstände, die das Opfer dabei trug oder dabei hatte, müssen einen RW gegen magische Feuer bestehen oder werden zerstört ...

 

Die Eigenschaften der anderen Fangarmruten sehen ähnlich aus, ulartae oder Master Tentacle Rods vereinen die Wirkung von verschiedenen alartae in sich und sind daher um so tödlicher. Mächtig? Oh ja. Zu mächtig? Nun, wer in den Analen der Reiche und den magischen Kompendien gesucht hat, wird weit interessanteres gefunden haben. Nur in solch geballter Kraft ist es selten.

 

Bislang wurden nur im Greyhawk - Abenteuer The Return to the Temple of Elemental Evil die Tentacle Rods erwähnt, natürlich in abgeschwächtem Muster. Denn offenbar lieben es die Wizards, ihren Helden alles mögliche zuzugestehen, aber den Gegner hier und da gern ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen.

 

Todeslanzen sind, wie gesagt, entweder Lanzen oder Speere und verursachen, neben dem normalen Waffen- auch zusätzlichen Kälteschaden. Zudem besteht die Chance, daß die der Waffe innewohnende Macht des Zaubers Energy Drain entlockt wird, die mehrfach darin gespeichert wurde. Um solche Lanzen herzustellen, bedurfte es bei AD&D Magier der Stufe 18+.

 

Quellen:

"Die Drow aus dem Unterreich", "Menzoberranzan - Boxed Set", "Demihuman Deities", 3E - "The Return to the Temple of Elemental Evil", "The Harrowing" (adventure im Dragon 01/02 2001), "FRCS"