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The Next Generation - Doppelhelix 3 - Roter Sektor
Bewertung:
(2.7)
Von: Marc Drozella
Alias: Xiam
Am: 12.07.2012
Autor:Diane Carey
Typ:Roman
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-01302
Inhalt:341 Seiten, Softcover
Preis:12,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Wie die verdrehten Stränge mutierter Chromosomen erstreckt sich eine perfide Verschwörung fremder Mächte durch den gesamten Alpha-Quadranten, genauso wie über mehrere Jahre Sternenflottengeschichte. Nun schlägt sie im Romulanischen Imperium zu. Die gesamte Herrscherfamilie steht kurz davor, durch eine mysteriöse Infektion ausgelöscht zu werden und der mit Sicherheit folgende Erbfolgekrieg würde den gesamten Quadranten—also auch die Föderation—in Mitleidenschaft ziehen. Eine Katastrophe dieses Ausmaßes lässt niemand geringeren die Initiative ergreifen, als Botschafter Spock und den alternden Dr. Leonard McCoy, zwei Männer, die bereits vor langer Zeit die Galaxie gerettet haben und sich standhaft weigern, sich auf ihr Altenteil zurück zu ziehen. Unterstützt werden sie von einem jungen Sternenflottenoffizier, den das Schicksal scheinbar völlig gegen seinen Willen zu einem Helden der Föderation gemacht hat.

 

Über die Autorin

Diane Carey dürfte eingefleischten Fans der Star Trek Romanreihe keine Unbekannte sein, denn mit ihren über 30 Romanen, die sie im Laufe von mehr als 20 Jahren verfasst hat, ist sie eine der erfahrensten Autoren im Star Trek Universum. Dabei ist Carrey gar keine Vollzeit-Schriftstellerin. 1954 in Flint, Michigan, geboren, arbeitet Carrey hauptberuflich als Eventmanagerin und Hochzeitsplanerin und schreibt ihre Romane in ihrer Freizeit. Viel Passion und eine unverkennbare Leidenschaft für das Star Trek Universum lassen sich daraus ableiten. Mittlerweile gehört Carrey wie ihr Ehemann Greg Brodeur zum festen Autorenstab, der das Star Trek Universum im Auftrag von CBS in den Romanen weiter entwickelt. Carrey schreibt für verschiedenen Romanreihen, von der Originalserie bis hin zu Enterprise, vor allem aber für die Classic-Serie und Deep Space Nine. 1992 wurde sie für den Prometheus Award nominiert.

 

Überblick

Die Handlung von Roter Sektor erstreckt sich über den Zeitraum von 15 Jahren. Ensign Eric Stiles und sein Team haben, frisch von der Akademie graduiert, den Auftrag erhalten, das Botschaftspersonal der Föderation, darunter den berühmten Botschafter Spock, von einem Planeten Namens Pojjan zu evakuieren, als es von der dortigen Regierung ausgewiesen wird. Nachdem die Pojjani sich zunächst vergeblich um eine Mitgliedschaft in der Föderation bemüht hatten, ist die Stimmung der Einheimischen gegen sämtliche Außenweltler gekippt, denn die Pojjani machen die diese für neuerdings auftretende, erdbebenartige Naturkatastrophen—sogenannte Konstriktoren—verantwortlich. Zwar gelingt die Evakuierung, doch Stiles selbst stürzt auf dem Planeten ab und gerät in Gefangenschaft.

Die Hoffnung auf Rettung ist gering, denn der gesamte Sektor wurde zu einem Roten Sektor erklärt, so dass sowohl die Föderation als auch das Romulanische Imperium keine Schiffe und kein offizielles Personal nach Pojjan entsenden dürfen. Doch Stiles ist nicht allein. Er hat einen romulanischen Mitgefangenen namens Zevon, angeblich ein entfernter Verwandter der Imperatorin, der mit der Zeit eingesteht, dass die Konstriktoren durch wissenschaftliche Experimente der Romulaner verursacht wurden und den sein Gewissen angesichts der in die Milliarden gehenden Opfer der Naturkatastrophen quält.

Gemeinsam arbeiten Stiles und Zevon seit Jahren an einer Methode, die Konstriktoren vorherzusagen und die Bevölkerung zu schützen und sind dabei den brutalen Missbräuchen und Übergriffen ihres pojjanischen Gefängniswärters schutzlos ausgeliefert, als Stiles schließlich von Dr. McCoy gerettet wird. Zurück in der Föderation—nicht ohne Zevon zu versichern, das romulanische Herrscherhaus über seine Gefangenschaft auf Pojjan in Kenntnis zu setzen—muss Stiles erkennen, dass eine regelrechte Heldenlegende um seine Person gebildet hat, mit ihm als dem jungen Offizier, der dem berühmten Botschafter Spock die Flucht ermöglichte.

Zehn Jahre später. Unbeeindruckt von seinem Ruhm hatte Eric Stiles seinen Dienst in der Sternenflotte getan und schließlich—inzwischen zum Lieutenant-Commander aufgestiegen—das Kommando über einen Kamfunterstützungstender erhalten. Die Beziehungen zwischen Romulanischem Imperium und Föderation sind auf einem erneuten Tiefpunkt angekommen. Nahezu täglich kommt es zu Grenzverletzungen durch scheinbar verrückt gewordene romulanische Kommandanten, die nicht selten in brutalen Gefechten enden. Das Gerücht geht um, dass eine unheilbare Seuche sämtliche Angehörige des romulanischen Herrscherhauses infiziert habe, und diese die Föderation verantwortlich machten. Dr. McCoy, der zusammen mit Dr. Beverly Crusher von der Enterprise an einem Gegenmittel forscht und kurz vor dem Durchbruch steht, braucht nur noch einen lebenden, nicht infizierten Angehörigen der Herrscherfamilie, um ein Serum herzustellen. Doch leider scheinen alle Verwandten der Imperatorin bereits krank zu sein. Oder vielleicht doch nicht alle?

 

Fazit

Wie aus der Handlungsübersicht bereits deutlich wird, ist der Roman sehr gradlinig geschrieben. Die Handlung erfährt, außer ganz zum Schluss, keine Wendungen, die den Leser überraschen. Bereits ab einem Drittel des Buches weiß man als Leser eigentlich, wohin die Reise geht. Dennoch ist das Buch nicht unspannend. Die Handlung zieht ihre Spannung lediglich nicht aus einem überspannenden Handlungsbogen sondern vielmehr aus szenischer Spannung heraus. Wie schaffen die das jetzt wieder? Welchen Weg werden sie nun einschlagen? Alles in allem meiner Meinung nach aber nicht so ganz befriedigend.

Die Ausgestaltung der Figuren ist leider sehr eindimensional. Wir haben mit Botschafters Spock und Doktor McCoy zwei handlungstragende Figuren, die wir alle bereits seit Jahrzehnten kennen. An diesen Figuren lässt sich bestens erkennen, dass eine vielschichtige Charakterisierung ihre Romanfiguren nicht zu Carreys Stärken gehört. Mr. Spock ist rational und logisch und manchmal unter der Oberfläche ein bisschen emotional, Doktor McCoy ist bissig und ironisch und ein genialer Wissenschaftler—und das war es. Mehr bekommt der Leser von diesen beiden Figuren nicht. Das ist bedauerlich, denn gerade mit diesen bereits vielschichtig ausgearbeiteten Charakteren hätte man mehr anfangen können. Mit Eric Stiles entwickelt Carrey in Ihrem Roman hingegen eine eigene Figur. Wie bereits angemerkt beginnt die Handlung, als Stiles gerade 21 und von der Akademie abgegangen ist. Am Ende des Buches ist es Stiles 36 und die Karriereleiter bis zum Lieutenant-Commander aufgestiegen. Eine wahrnehmbare charakterliche Entwicklung hat er jedoch nicht durchgemacht. Gerade in seinen „negativen“ Eigenschaften sollte sich eine Entwicklung abzeichnen. Stiles ist jedoch immer noch wie zu Beginn unsicher, von seinen eigenen Fähigkeiten nicht überzeugt und zögerlich. Schade, auch hier hat es die Autorin versäumt, das volle Potential zu nutzen.

Auch Dialoge gehören scheinbar nicht zu Carreys stärken. Tatsächlich gehört es zum Handwerkszeug eines Schriftstellers zu wissen, wann man etwas deutlich ausspricht (oder die Figuren aus sprechen lässt) und wann man den Leser sich seine eigenen Gedanken machen lässt. In Roter Sektor überkommt mich jedoch immer wieder das Gefühl, dass die Autorin befürchtet, ihren Lesern könnten Nuancen entgehen, wenn sie nicht immer wieder deutlich darauf hinweist. Das empfindet man anfangs nicht als schlimm, irgendwann fragt man sich jedoch, welches Bild ein Schriftsteller von seiner Leserschaft hat, wenn er ihnen die einfachsten Rückschlüsse nicht zutraut, sondern stattdessen die Figuren wirklich jeden Mist dialogisch durchkauen lässt.

Alles in allem muss ich leider eingestehen, dass ich Roter Sektor von der Handlung her zwar sehr ansprechend finde, handwerklich jedoch nicht für besonders gut gemacht halte. Von einer Autorin, die bereits auf über 20 Jahre Erfahrung und mehr als 30 veröffentlichte Romane zurückblickt, sollte man als Leser mehr erwarten. Vielleicht gibt es jedoch einen Grund, warum Carrey nicht hauptberuflich sondern in ihrer Freizeit schreibt, denn ihr unterlaufen leider einige Fehler, die eher einen Anfänger zuzutrauen sind. Dem Roman ist von der ersten bis zur letzten Seite anzumerken, dass hier kein professioneller Vollblut-Schriftsteller am Werk war.

Warum der Roman übrigens in der TNG-Reihe erschienen ist, das wissen wohl auch nur die Auftraggeber und die Autorin selbst. Bekannte Charaktere aus dem TNG-Universum spielen, von Beverly Crusher einmal abgesehen, bestenfalls die Rollen von Statisten. Tatsächlich handelt es sich eigentlich um einen Roman aus der Classic-Serie, der schlicht und ergreifend in der Zukunft spielt.