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Bartimäus 1 - Das Amulett von SamarkandDas Amulett von Samarkand
Bewertung:
(4.8)
Von: Gordon Gurray
Am: 07.12.2005
Autor:Jonathan Strout, Übersetzer: Katharina Orgaß, Gerald Jung
Typ:
System:Roman, Fantasy
Verlagcbj / Randomhouse
ISBN/ASIN:3-570-12775-3
Inhalt:560 Seiten, Gebundenes Buch
Sprache:Deutsch

Das Amulett von Samarkand

"Dämonen sind überaus heimtückisch, also: Finger weg von Dämonen!"

 

Inhalt:

Bartimäus ist ein Dschinn, ein Dämon. Seit mehr als 5000 Jahren geistert er durch die Geschichte unserer Welt und hatte bei zahlreichen Ereignissen die Finger oder gar die ganze Hand im Spiel gehabt. Bartimäus ist jedoch nicht der einzige Dschinn der existiert. Tatsächlich gibt es tausende verschiedener Arten. Von den niedrigsten Minidämonen bis hin zu den mächtigsten Afriten gibt es zahlreiche Varianten, die die unterschiedlichsten Fähigkeiten besitzen. Und dann gibt es die Zauberer, die die Dämonen beschwören. Die Zauberer, in der Regel Menschen, benutzen die Dämonen in dem sie sie beschwören und in ihre Dienste zwingen, was durchaus auch tödlich für den Zauberer ausgehen kann. Durch die Beschwörungen können die Zauberer fast alles mittels Magie bewirken (in Wirklichkeit erledigen dies die Dämonen) und umso erfahrener sie sind, desto mächtigere Dämonen können sie beschwören. Dabei sind die Zauberer zumeist arrogant und machthungrig und zu allem Übel bilden sie auch noch die Regierung von England (und auch anderen Ländern) und betrachten die normalen Menschen eher als niedere Wesen. Ein Minister der Regierung ist Arthur Underwood, dessen Lehrling Nathanael echt was auf dem Kasten hat, aber von seinem Meister arg unterschätzt wird. Als ein anderer Zauberer namens Lovelace den jungen Lehrling aufs Tiefste demütigt, schwört dieser Rache und, obwohl er es eigentlich noch nicht können dürfte, beschwört er schon bald seinen ersten Dschinn – Bartimäus – der dem verhassten Lovelace ein Amulett entwenden soll, um diesem eins auszuwischen. Doch Nathanael ahnt nicht was es mit dem Amulett auf sich hat und was er mit dem Diebstahl anrichtet und schon bald geraten er und der zynische Bartimäus, der an seinen Meister gebunden ist, in üble und intrigante Machenschaften, die von dem machthungrigen Lovelace inszeniert wurden.

 

Zum Inhalt und zum Stil:

Schon mit den ersten Seiten überzeugt das Erstlingswerk des Engländer Jonathan Strout, denn es beginnt erfrischend und spritzig und der Leser merkt sofort den oftmals schwarzen Humor, der sich hinter dem Wesen des Bartimäus versteckt, welcher spitzzüngig und schlagfertig an alles herangeht. Liest man den Klappentext und die ersten Seiten, so kommt man schnell zu der Überzeugung, das Bartimäus auf ein Stück des "Harry Potter"-Kuchens abzielt und in die gleiche Bresche schlägt, doch schnell wird man eines Besseren belehrt, denn Bartimäus ist so ganz anders als Potter. Zwar gibt es Parallelen, aber diese bewegen sich eher auf einer Grundbasis, als auf einer detaillierten Ebene. Wie Harry Potter spielt auch Bartimäus im England unserer Zeit und es gibt tatsächlich Magie, Zauberei und fantastische Wesen. Und viel mehr Gemeinsamkeiten zu Potter gibt es dann auch nicht mehr, denn wo Potter sich zu einer bunten, fantastischen Welt entwickelt, bei dem das "Gute" immer glänzt, wandelt Bartimäus in einer zwielichten Welt. Die durchweg machtgierigen Zauberer nämlich, die auch die Regierung stellen, unterdrücken die Normalos, was vielen nicht gefällt. Es gibt sogar einen Widerstand, der es den Zauberern schwer macht. Diese Differenziertheit bedeutet jedoch nicht, das die Bartimäus-Welt schlechter ist als die von Potter, nein, sie ist eben anders und vor allem düsterer. Zwar zielt das Buch in allererster Linie auf ein jugendliches Publikum (eine weitere Parallele zu Potter) und soll ab 10 Jahren lesbar sein, doch im direkten Vergleich zu Potter (und diesen muss man als Referenz ziehen) ist Bartimäus einfach düsterer und vor allem brutaler. Mord und Totschlag kommen hier ebenso vor, wie im täglichen Leben, aber der Autor verzichtet dabei sicherlich bewusst auf detaillierte und brutale Beschreibungen. Das ganze Szenario ist halt düsterer und politischer, denn als Erwachsener erkennt man schnell, das Strout in seinem Buch gewisse Themen anschneidet, die uns heute Sorgen machen. Dabei driftet das Buch aber nicht ab, sondern es gelingt dem Autor von der ersten bis zur letzten Seite absolut spannend seine Fantasy-Geschichte um den Jungen Nathanael und den Dschinn Bartimäus zu erzählen. Grandios witzig sind dabei die Erzählungen des Dschinns, die aus seiner eigene Sicht geschehen (fast schon Berichterstattungscharakter), die immer wieder von zynischen und wortgewandten Fußnoten durchzogen werden, in denen der Dämon spitzfindige Kommentare loslässt oder ein wenig von historischen Ereignissen plaudert.

 

Layout & Übersetzung:

Das Buch kommt im gebundenen Format und umfasst 540 Seiten. Der Text ist jedoch recht groß gedruckt und auch die Zeilenabstände sind groß, was das lesen angenehm macht. Ohne Umschlag ist das Buch komplett schwarz und wird auf dem Buchrücken von einem edlen goldenen Bartimäus-Schriftzug geziert. Das Schutzcover, welches in der vorliegenden Rezensionsausgabe noch fehlte, wird ein altes Fenster zeigen, in dem Bartimäus, das Amulett in den Klauen haltend, in Form eines Wasserspeiers (Gargoyle) hockt (siehe Bild). Die Übersetzung scheint gut gelungen zu sein, zumindest was den erfrischenden und humorvollen Stil von Jonathan Strout betrifft. Auch das Lektorat ist hervorragend, denn es sind mir so gut wie keine Fehler aufgefallen.

 

Hintergründe zum Buch und zum Autor:

Jonathan Strout arbeitet schon lange Zeit als Lektor für Jugendbücher bis er sich hinsetzte, um Bartimäus zu schreiben, welches der Auftakt zu einer Trilogie ist. Schon nachdem die ersten 90 Seiten niedergeschrieben waren, hatte seine Agentin das Buch in 28 Länder verkauft und auch die Filmrechte erfolgreich an Miramax vermittelt. Schon wenige Wochen nach Erscheinen, hat sich das Buch weltweit zu einem Bestseller entwickelt.

 

Fazit:

Bartimäus und das Amulett von Samarkand ist ein echter Kracher, der hoffentlich, und das wünsche ich dem Autor, auch in Deutschland einschlägt wie eine Bombe. Die spannende Geschichte um den Dschinn Bartimäus, der durch eine Beschwörung unter der Knute des jungen Dreikäsehochs Nathanael steht und dessen Befehle ausführen muss, entwickelt sich innerhalb von wenigen Seiten zu einem dichten Plot, der brillant erzählt und humorvoll in Szene gesetzt ist. Der Autor versteht es seine Geschichte, welche von Ideenreichtum nur so strotz, hervorragend zu präsentieren. Zwar sind die zahlreichen Fußnoten (die zynische Kommentare des Dschinns darstellen) ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch schon nach wenigen Seiten will man die humorvollen Kommentare nicht mehr missen. Auch wenn ein Vergleich mit Harry Potter unumgänglich ist, so kann man definitiv sagen, das die Parallelen nur gering sind und Bartimäus keineswegs als billiger Abklatsch anzusehen ist, im Gegenteil, meines Erachtens ist Bartimäus ein ganz eigenständiges Werk und glänzt in meinen Augen weitaus mehr als Potter, was nicht zuletzt daran liegt, das die dargestellte Bartimäus-Welt düsterer und nicht so ordentlich getrennt ist, wie die des Potter. Bartimäus zielt auf ein jugendliches Publikum, dennoch werden auch Erwachsene mit Sicherheit einen Heidenspaß an diesem Buch haben, denn es ist erwachsen genug geschrieben. Auch der Preis von 18,90 € ist für ein gebundenes Buch okay. Meiner Meinung ein absolutes Lese-Muss für jeden Fantasy-Fan in diesem Jahr!