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Die Avatar Chronik 2 - Tantras
Bewertung:
(4.4)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 07.12.2005
Autor:Richard Awlinson (Scott Ciencin)
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Forgotten Realms/Vergessene Reiche
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:3-935282-56-7
Inhalt:408 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Deutsch

Tantras

Der erste Teil dieser Buchbesprechung - die Inhaltsangabe - stammt von Stephan "Talwyn" Schobloch und wurde von ihm für die englische Ausgabe des Romans geschrieben (auch im DnD-Gate nachzulesen). Die Rezension, beginnend mit dem zweiten Absatz, stammt vom u.g. Redakteur.

 

Inhaltsangabe

Der zweite Roman der Avatar-Trilogie trägt den Titel "Tantras", stammt wie schon sein Vorgänger "Shadowdale" aus der Feder von Scott Ciencin und ist die konsequente Fortsetzung der Geschichte, die in "Shadowdale" ihren Anfang nahm.

Die Protagonisten Midnight, Kelemvor, Adon und Cyric haben herausgefunden, dass sich die erste der Schicksalstafeln in der Handelsstadt Tantras befindet, und wollen nun dorthin reisen, um das Artefakt zu suchen. Leider werden ihnen von allen Seiten Steine in den Weg gelegt, so dass sich Midnight und Adon am Anfang des Buches in einem Gerichtsverfahren in Schattental verteidigen, in dem es um den vermeintlichen Mord an Elminster, dem Gelehrten, geht.

Das Verfahren nimmt seinen Lauf, und schon bald steht das harte Urteil fest: Der Tod am Galgen. Nur mit Cyrics Hilfe können die beiden Abenteurer dem Tod entgehen und fliehen schon wenig später Hals über Kopf aus Schattental. Kelemvor, der nicht an die Unschuld seiner Kameraden glaubt, wechselt indes die Seiten und führt eine Gruppe von Soldaten an, die die entflohenen Mörder zur Strecke bringen soll.

Es beginnt eine Hetzjagd quer durch die Talländer, welche die vier Protagonisten schließlich in die Stadt Scardale führt, welche von Soldaten der bösen Zhentarim angegriffen wird, einer Organisation unter der Kontrolle des dunklen Gottes Bane. Midnight, Kelemvor und Adon schaffen es, aus dem Chaos des Kampfes zu entkommen und verlassen die Stadt schließlich mit einem Schiff in Richtung Osten.

Wenige Tage später legt das Schiff in Tantras an. Dort finden die Helden schnell heraus, wer der neue Regent der Stadt ist: Torm, der Gott der Pflicht und Loyalität, welcher seit Beginn der Zeit der Sorgen in der Stadt residiert. Anfangs scheint die Anwesenheit des guten Gottes die Suche der Gruppe zu erleichtern, doch schon bald stellen die verbleibenden drei Helden fest, dass die Priester von Torm nicht gerade hilfreich bei der Suche nach den Tafeln sind, sondern vielmehr alle diejenigen terrorisieren, die nicht zu Torm beten - ohne dass der Gott selbst von diesem Treiben etwas wüsste.

Nach einer langen Suche in der Stadt finden die Protagonisten schließlich die begehrte Tafel des Schicksals, nicht zuletzt durch die Hilfe Elminsters, der keineswegs so tot ist, wie die Bewohner von Schattental glaubten. Auch ein weiterer alter Bekannter taucht in Tantras wieder auf - nämlich Cyric, der zum Entsetzen seiner ehemaligen Kameraden nun auf Seiten der Truppen von Bane steht und das Kommando über einige Zhentarim innehat.

Schließlich findet auch "Tantras", wie schon das erste Buch der Trilogie, seinen Höhepunkt in einer großen Schlacht, die jedoch diesmal einen etwas göttlicheren Stil hat (im wahrsten Sinne des Wortes).

 

Rezension

"Tantras" setzt genau dort an, wo "Schattental" endete, und setzt dem ausgezeichneten ersten Band noch einen drauf. Scott Ciencin, der Autor, der sich hinter dem Synonym Richard Awlinson verbirgt, scheint sich "eingeschrieben" und seinen eigenen Schreibstil gefunden zu haben. Zwar ist sein Stil immer noch einfacher als der manch anderer bekannter Autoren, dennoch schafft er es - vielleicht auch gerade deshalb - mit Leichtigkeit, den Leser in seinen Bann und somit in seine spannende und nervenaufreibende Story zu ziehen. Was in "Schattental" begann, nimmt nun epische Ausmaße an, und erst jetzt beginnt der Leser zu erahnen, wie weltbewegend die Ereignisse der Trilogie für die Vergessenen Reiche sein werden oder zumindest sein können. Vielen D&D-Spielern mag bekannt sein, was aus Mitternacht, Kelemvor und Cyric geworden ist, aber hier erfahren sie, wie es dazu gekommen ist. Dabei schafft es Scott Ciencin, seinen Charakteren absolut glaubwürdig Leben einzuhauchen und gibt jedem einzelnen einen unikaten Charakter. Kelemvor, der nach der Entfernung seines Fluchs einen starken Persönlichkeitswechsel durchmacht, ist ebenso glaubwürdig und tiefgehend wie der Kleriker Adon, der ja schon im ersten Teil den Glauben an seine Göttin Sune verloren hatte und nun ebenso eine starke Verwandlung mitmacht. Aber auch Mitternacht und vor allem Cyric erleben äußerst interessante Wandlungen, die wahrscheinlich bedeutender sind als alles andere im Buch.

 

Das Buch ist schmuck aufgemacht, so wie der erste Band in der deutschen Ausgabe auch. Feder & Schwert hält sich hier, ganz im Gegenteil zu anderen Verlagen, stark an die Layoutvorgaben des amerikanischen Originals, was auf jeden Fall eine gute Sache ist. Die Übersetzung ist sehr gut, und es sind nur wenige Fehler zu entdecken.

 

Fazit

"Tantras" ist ein hervorragendes Buch, das den Titel Nachfolger zu "Schattental" wahrlich verdient hat, denn es ist sogar noch einen Tick besser als das Erstlingswerk des Autors. Die Story ist knackig und schnell und lässt vor allem darauf schließen, wie episch sich der Plot im letzten Band entfalten wird. Schon jetzt erfahren die Protagonisten starke Wandlungen in ihrer Persönlichkeit und zeigen dabei einen Tiefgang, der selten in Fantasyromanen zu lesen ist. Dennoch hapert der Schreibstil des Autors noch an einigen Stellen aufgrund seiner spürbaren Einfachheit. Aber nichtsdestotrotz ist das Buch hervorragend und absolut lesenswert. Bleibt nur zu hoffen, das der dritte Teil die Trilogie würdevoll beendet.

 

Info

Das amerikanische Originalbuch, das diesem Roman zugrunde liegt, ist mittlerweile schon fast zehn Jahre alt und damals noch bei TSR erschienen, den einstigen Erfindern des D&D-Spiels. Die Story um den Niedergang der Götter, die die Vergessenen Reiche so drastisch und grundlegend verändert hat, ist lange Zeit nur jenen Fantasy- und VR-Fans vorbehalten gewesen, die in der Lage sind, englisches Material zu lesen. Der Verlag "Feder und Schwert" (F&S) hat sich nun aber daran gemacht, ein paar der erfolgreicheren TSR/WotC-Romane ins Deutsche zu übersetzen und sie somit den zahlreichen VR-Anhängern in Deutschland nahe zu bringen. (Neben der Avatar-Serie erscheint z.B. auch z.Z. die "Ratgeber und Regenten"-Trilogie bei F&S, Anm. d. Red.)