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The Sellswords 1 - Servant of the Shard
Bewertung:
(4.1)
Von: Björn Arnold
Alias: Wormys Queue
Am: 12.11.2006
Autor:R.A. Salvatore
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:0-7869-3950-8
Inhalt:371 Seiten, Paperback
Sprache:Englisch

Servant of the Shard

Story (Achtung Spoiler):

Servant of the Shard erschien bereits als Teil Drei der Reihe „Paths of Darkness“ und setzt die Handlung um Artemis Entreri und Jarlaxle fort. Artemis ist aus dem Underdark entkommen und hat endlich seinen Erzfeind Drizzt im Duell besiegt (so glaubt er zumindest). Nach der Rückkehr in seine Wahlheimat gäbe es also eigentlich keinen Grund, unglücklich zu sein, wäre er nicht in Begleitung der Bregan d'Aerthe nach Calimport gekommen, die dort die Basadoni-Gilde übernommen haben und Artemis als Strohmann für ihre Geschäfte benutzen. Und so hat sich der Kampf ums Überleben, den der Assassine im Underdark täglich führen musste, nur an die Oberfläche verlagert.

 

Besonders Kimmuriel und Rai'Guy, die beiden Unterführer Jarlaxles, hassen Artemis mit aller Inbrunst, derer ein Drow fähig ist, und so sinnt Entreri nach Mitteln und Wegen, sich vor den magischen Fähigkeiten dieser beiden zu schützen. Das ganze wird dadurch verschlimmert, dass Jarlaxle langsam unter die Kontrolle des Kristallsplitters Crenshinibon zu fallen scheint und mit seinen zunehmend expansionistischen Plänen nicht nur das Inkognito der Bregan d'Aerthe, sondern indirekt auch Artemis' persönliche Sicherheit zu gefährden beginnt. Denn Rai'guy, der gerne selbst die Macht Crenshinibons für sich in Besitz nehmen würde, und Kimmuriel, dem vor allem die Existenz der Bregan d'Aerthe wichtig ist, sind nicht gewillt, Jarlaxles Veränderung hinzunehmen, und schmieden Pläne für eine Übernahme der Organisation.

 

Auch Artemis steht der Veränderung Jarlaxles mehr als misstrauisch gegenüber. Aber er weiß auch zu gut, dass der Drow der einzige ist, der sein eigenes Überleben garantieren kann. Und so beginnt er ein eigenes Spiel um den höchsten Einsatz – um sein Leben –, der ihn genau zwischen die Fronten der einander bekämpfenden Drow stellt, ganz nach dem Rat, den Dwahvel Tiggerwillies, die kleine Halblingsfrau, die einzige Person, der Artemis so etwas wie freundschaftliche Gefühle entgegenbringt, ihm gegeben hat: „when all is a facade, wound within webs of deception, the truth is what you make of it." Doch das ist erst der Beginn eines gefahrvollen Weges, der ihn bis in die Höhle eines alten roten Drachens führen wird.]

 

 

Fazit:

[„Layer after Layer“, „ a web within a web“, diese beiden Zitate stellen nahezu den Kern des vorliegenden Romans dar. R.A. Salvatore spinnt ein Netz aus Intrigen, in dem sich seine Protagonisten zu verstricken drohen, und, was manchen vielleicht verwundern mag, er tut das auf durchaus kunstvolle Weise. Werden Drizzt und seine Gefährten oft (und teilweise sicher zu Recht) als viel zu plakativ dargestellt beschrieben, sind Artemis und Jarlaxle in diesem Roman sehr schön charakterisiert. Speziell am Assassinen beweist der Autor, dass er durchaus in der Lage ist, vielschichtige Charaktere zu formen. Die Handlung darf sich entwickeln und eilt in der zweiten Hälfte des Romans von einem Höhepunkt zum nächsten. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass Salvatore sich seit seinen Anfängen als Schriftsteller sehr weiterentwickelt hat, zu seiner natürlichen erzählerischen Begabung ist inzwischen auch ein gesundes Maß an Technik dazugekommen.

 

Eigentlich gibt es nur zwei Dinge, die man kritisieren könnte. Salvatore lässt in einigen Einschüben Drizzt zu Wort kommen. Dabei fällt er wieder seiner alten Schwäche anheim, seinen Lesern Dinge erklären zu wollen, die diese schon ganz gut dem eigentlichen Roman entnehmen konnten. Allerdings setzen die Gedanken des guten Helden Drizzt einen Kontrapunkt zu der doch sehr düsteren Gedankenwelt des Assassinen, deshalb fällt das nicht ganz so stark ins Gewicht.

Viel störender ist allerdings die Tatsache, dass Artemis sich andauernd genötigt sieht, andere Personen verbal zu bedrohen. Mal abgesehen davon, dass das eigentlich nicht nötig sein sollte, da laut seiner Beschreibung Artemis eine Aura der Bedrohung ausstrahlt, der sich eigentlich niemand entziehen kann, wirkt das an mancher Stelle etwas aufschneiderisch, was Artemis als Charakter ansonsten eigentlich sehr fern liegt.

Dass er ganz am Schluss sogar zu etwas wie Mitgefühl in der Lage ist, stellt einen Stilbruch zum Rest des Romans dar und lässt sich eigentlich nur verstehen, wenn man auch die Nachfolgebände dieses Zyklus’ gelesen hat. Hätte man sich sicher an dieser Stelle auch sparen können, vor allem da der Grund für seinen Mitgefühlsnachweis sehr konstruiert und unglaubhaft wirkt.

 

Insgesamt aber ein sehr spannender, unterhaltsamer Roman, in dem Salvatore beweist, dass er mehr kann, als nur Actionszenen zu beschreiben. Letzteres kommt bei weitem nicht zu kurz, stellt aber nicht mehr den einzigen Stützpfeiler des Romans da, was der Gesamtqualität sehr zu Gute kommt.

Kleiner Warnhinweis am Rande: Zwar ist Servant of the Shard als Band Eins der Reihe „The Sellswords“ tituliert, hat aber mit den beiden Nachfolgeromanen inhaltlich nur sehr wenig zu tun. Zum Verständnis der beiden anderen Romane, vor allem der Charaktere, mag er in manchen Details ganz hilfreich sein, man muss ihn aber nicht unbedingt gelesen haben, um der Handlung folgen zu können.